Prüfhandbuch Explosionsschutz. Forum Verlag Herkert GmbH
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1.7.2 Vermeidung der Explosionsübertragung
Die Explosionsübertragung kann z. B. durch druckfeste Kapselung (mit geringer Spaltweiten) vermieden werden.
Die Vermeidung der Zündquelle kann durch erhöhte Sicherheit, z. B. durch konstruktive Sicherheit, durch die Überwachung der Zündquelle oder durch Begrenzung der Energie (z. B. Eigensicherheit), erfolgen.
Alle Schutzmaßnahmen müssen immer mit Maßnahmen zur Begrenzung der Oberflächentemperatur kombiniert getroffen werden.
Dies ist in den Normenreihen EN 60079 und EN 80079 nachzulesen.
1.8 Elektrische Zündschutzarten {Zündschutzarten, Zündschutzarten für elektrische Geräte}
Folgende elektrische Zündschutzarten gibt es und werden in den folgenden Teilkapiteln beschrieben:
• | EN 60079-2: Überdruckkapselung „p“ |
• | EN 60079-6: Flüssigkeitskapselung „o“ |
• | EN 13463-3: Druckfeste Kapselung „d“, wurde überführt in EN 60079-1 |
• | EN 60079-7: Erhöhte Sicherheit „e“ |
• | EN 60079-5: Sandkapselung „q“ |
• | EN 60079-18: Vergusskapselung „m“ |
• | EN 60079-7: Zündschutzart „n“, „nA“, „nC“, „nR“, „nP“ |
• | EN 60079-11: Eigensicherheit „i“ |
1.8.1 Überdruckkapselung „p“ (EN 60079-2)
Bild 1: Überdruckkapselung „p“ (Quelle: Inburex Consulting GmbH)
Bei der Zündschutzart „Überdruckkapselung“, Ex „p“, beruht die Funktionsweise, darauf, dass das Eindringen einer explosionsfähigen Atmosphäre in das Gehäuseinnere verhindert wird. Ein geringer Überdruck im Gehäuse oder im Raum gegenüber der Umgebung, zusammen mit einer Begrenzung der Oberflächentemperatur, verhindert dieses. Der Überdruck wird mittels eines Zündschutzgases, z. B. außerhalb des explosionsgefährdeten Bereichs, angesaugter Umgebungsluft, aufgebaut.
Hierfür muss der Spülstrom überwacht werden und es ist eine initiale Spülung zur Inbetriebnahme oder nach der Unterbrechung des Überdrucks erforderlich.
Anwendungsbeispiele hierfür sind große Antriebe, Schaltschränke oder ganze Betriebsräume.
1.8.2 Flüssigkeitskapselung „o“ (EN 60079-6)
Bild 2: Flüssigkeitskapselung „o“ (Quelle: Inburex Consulting GmbH)
Bei dieser Zündschutzart wird das elektrische Betriebsmittel, gekapselt in einem vollständigen Ölbad, betrieben, um es von einer explosionsfähigen Atmosphäre zu trennen. Zu beachten ist die maximale Oberflächentemperatur der Gehäuseaußenseite.
Dies gilt z. B. für Leistungsschalter, Transformatoren und Getriebe.
1.8.3 Druckfeste Kapselung „d“ (EN 60079-1)
Bild 3: Druckfeste Kapselung „d“ (Quelle: Inburex Consulting GmbH)
Bei der Zündschutzart „Druckfeste Kapselung“ wird das Eindringen eines explosionsfähigen Gemisches und damit der Bildung einer explosionsfähigen Atmosphäre im Inneren eines elektrischen Betriebsmittels sowie deren Zündung hingenommen.
Verhindert wird hingegen, dass Flammen und zündfähige Gase vom Inneren in die Umgebung des Betriebsmittels ausdringen, sodass sich eine Explosion nicht aus dem Gerät heraus entwickelt.
Dieses wird durch dickwandige und i. d. R. geflanschte Gehäuse erreicht. Der Spalt des Flansches kühlt die Flammen durch seine Masse, sodass die Explosion sich nicht weiterentwickelt.
1.8.4 Erhöhte Sicherheit „e“ (EN 60079-7)
Bild 4: Erhöhte Sicherheit „e“ (Quelle: Inburex Consulting GmbH)
Bei dieser Zündschutzart wird der Zündschutz durch besonderes Augenmerk auf das Auftreten elektrischer Fehler, wie z. B. Kurzschlüsse und daraus resultierende Oberflächentemperaturen, im Inneren des Betriebsmittels gelegt. In Kauf genommen wird hierbei, dass ein explosionsfähiges Gemisch eindringt und damit eine explosionsfähige Atmosphäre im Inneren eines elektrischen Betriebsmittels bildet, da die innere elektrische Auslegung nicht zu einer Zündung der Atmosphäre führen kann.
Beispiele hierfür sind Motoren, Klemmkästen oder Verteiler.
1.8.5 Sandkapselung „q“ (EN 60079-5)
Bild 5: Sandkapselung „q“ (Quelle: Inburex Consulting GmbH)
Bei dieser Zündschutzart wird das Gehäuse des Betriebsmittels vollständig mit Sand gefüllt und darf nicht geöffnet werden. Somit wird das Eindringen eines explosionsfähigen Gemisches verhindert.
Grundsätzlich ist die maximale Oberflächentemperatur des Betriebsmittels mit der zu erwartenden Zündtemperatur abzustimmen und einzuhalten.
Dies ist z. B. bei Kondensatoren oder Transformatoren einsetzbar.