Clash. Belle Aurora

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Clash - Belle Aurora The Left Turn

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Glaubst du, dass du das meistern kannst?“

      Ich meisterte schon mein ganzes Leben. Mittlerweile ging es schon gar nicht mehr nur ums Meistern. Es ging darum, dass ich etwas tun musste. Aus meiner Komfortzone ausbrechen, weil es das Richtige war.

      „Ganz ehrlich …“ Ich wusste nicht, warum ich das laut aussprach. „Etwas Gesellschaft zu haben wäre schön.“ Das Ganze rundete ich mit einem matten leisen Lachen ab. Ja. Ich war lächerlich. Noahs Gesichtsausdruck wurde weich. Oh nein, ich konnte Mitleid nicht ausstehen. Warum hatte ich das nur gesagt? Dumm, dumm, dumm.

      Gott sei Dank räusperte sich Noah und wechselte das Thema. „Welche Art von Musik hörst du gern?“

      Ich dachte an die Abende mit Nanna, ans Essen kochen, während der Schallplattenspieler lief. Einige meiner liebsten Erinnerungen beinhalteten den alten Plattenspieler und ich antwortete fröhlich: „Doris Day, Paul Anka, Nancy Sinatra.“ Ich gab einen zufriedenen Laut von mir. „ABBA.“ Micah sah mich an, als könnte das nicht mein Ernst sein. Ich wich seinem bohrenden Blick aus und schob mir die Brille hoch. Dann fing ich an zu erklären. „Wissen Sie, ich bin bei meiner Nanna aufgewachsen. Sie kommt aus einer anderen Generation und hat mich entsprechend erzogen.“

      Noah lächelte, zog aber die Augenbrauen zusammen. „Was weißt du über Rockmusik.“

      „Gar nichts“, gab ich offen zu und zuckte mit den Schultern. Ich hatte überhaupt keine Ahnung von Rockmusik.

      Micah sah mich skeptisch an. „Wenn ich Ihnen also sagen würde, dass Sie die persönliche Assistentin von Left Turn …“

      Oh wie cool, eine Position als Assistentin. Das war gar nicht schlimm. Mein Magen entspannte sich bei dieser Information. Das konnte ich. Meiner Nanna zu helfen, hatte mich zu einer Expertin im Assistieren gemacht. Das war perfekt. Ich blinzelte erst Micah und dann Noah an. Sie schienen von mir eine Aussage zu erwarten. „Das ist schön.“ Mehr konnte ich gar nicht sagen. „Ist die Band … neu?“, erkundigte ich mich zaghaft.

      Mit dieser Frage erntete ich gleich zweimal einen ungläubigen Gesichtsausdruck.

      Noah erstickte fast an einem Lachen. „Äh, nicht wirklich. Sie sind …“ Er dachte einen Augenblick nach. „Etabliert.“

      „Cool“, war alles, was mir dazu einfiel. Ich nickte bestärkend.

      Der hübsche, tätowierte Noah sah aus, als wollte er schon wieder loslachen, als er sagte: „Ich habe noch ein paar Fragen, dann sind wir fertig.“ Er setzte sich aufrecht hin. „Deine letzte Anstellung ist schon ein paar Jahre her. Was hast du neben dem Studieren in der Zwischenzeit noch gemacht?“

      Die Frage traf einen Nerv, aber das war nicht seine Schuld. Ich brauchte einen Moment, bis ich antworten konnte. „Meine Nanna hat Demenz. Ich habe mich die ganze Zeit um sie gekümmert.“ Mehr konnte ich dazu nicht sagen.

      Noah schien zu verstehen, denn sein Gesichtsausdruck wurde sanft. „Du würdest also sagen, dass du eine verantwortungsvolle und fürsorgliche Person bist?“

      Ich neigte den Kopf etwas und verzog die Lippen, während ich darüber nachdachte. Das traf es perfekt. „Ja, das würde ich.“

      „Und wenn es mit dieser Bewerbung nicht klappt, hast du dann einen Plan B?“, bohrte Noah nach.

      Es fühlte sich an, als hätte ich einige Probleme in meinem Charakter. Ich war ein Routinemensch. Ich liebte nichts mehr, als ruhige Sonntagnachmittage, genau wie alle anderen introvertierten Menschen. Ich liebte es, zu lesen und zu schreiben. Gesellschaft zu haben war mir nicht besonders wichtig. Und letztlich war ich manchmal zu ehrlich. Genau wie jetzt gerade. „Ich habe keinen.“ Ich biss mir auf die Lippe, um nicht noch mehr von mir preiszugeben, was die Leute eindeutig nichts anging. Noah machte noch ein paar Notizen, während Micah mich neugierig betrachtete. Ich lächelte ihn an und er lächelte beinahe unsicher zurück. Dann blickte Noah kurz zu ihm.

      „Ich glaube, wir haben alles, Emily“, sagte er.

      Micah nickte. „Ja. Ich glaube auch, das ist alles, was wir wissen müssen.“

      Oh nein. Hatte ich es versaut? Ich seufzte innerlich. Na dann.

      „Vielen Dank noch mal“, sagte ich, warf mir den Rucksack über die Schulter und verließ den Raum. Im Warteraum sah ich mir die anderen Bewerber an und es versetzte mir einen Stich. Überall nur schöne Menschen. Nein. Ich würde diesen Job nicht kriegen. Und das war schon in Ordnung. Ich musste einfach versuchen, etwas anderes zu finden.

      Ich rührte gerade meine kochenden Nudeln um, als das Handy klingelte. Unbekannter Anrufer. Ich zögerte. Normalerweise ging ich nicht dran, wenn ich die Nummer nicht kannte. Verflucht, ich ging normalerweise gar nicht ans Handy, aber es könnte das Krankenhaus sein, also nahm ich ab.

      „Hallo?“

      „Hallo, spreche ich mit Emily?“

      Ich wischte mir die Hände an einem Küchenhandtuch trocken und legte mir das Handy richtig ans Ohr. „Ja? Wer ist da bitte?“

      „Ich bin es, Noah, von dem Bewerbungsgespräch gestern.“

      He-Man Noah!

      „Oh, Hallo.“ Ich lächelte. Das war aber nett von ihm, mich persönlich über die Absage zu informieren, statt nie mehr etwas von sich hören zu lassen. „Wie geht es dir?“

      „Gut, danke der Nachfrage.“ Ich konnte das Lächeln in seiner Stimme hören. „Ich rufe nur an, um dich etwas zu fragen.“

      „Oh?“ Ich runzelte die Stirn. Ich dachte, wir hätten gestern alles Nötige besprochen. „Und das wäre?“

      Noah machte eine kleine dramatische Pause. „Bist du bereit?“

      Mein Herz machte keinen Satz, sondern stellte das Schlagen komplett ein. Ich ließ das Handtuch fallen.

      „Wie bitte?“

      Er klang leicht amüsiert. „Du hast den Job, Emily. Wenn du ihn willst, gehört er dir.“

      Ich konnte es nicht glauben, lehnte mich an die Arbeitsplatte hinter mir und schluckte hart. Dann fragte ich langsam und ungläubig: „Sind die anderen Bewerber alle gestorben oder so was?“

      Noah lachte. Laut und lange. „Äh, nein, sie leben noch.“ Sein Gelächter kam endlich zum Versiegen. „Wie ist deine Antwort, Emily?“

      Was würde ich wohl sagen? War er verrückt geworden? „Ja“, wisperte ich. Ich legte die Hand vor den Mund und fing an zu lachen. Ich hob den Kopf und sah zur Decke, dann ließ ich die Hand sinken und stellte mich aufrecht hin. „Ja. Ich will den Job.“

      Als Noah mir eröffnete, was ich verdienen würde, fiel ich fast in Ohnmacht. Ich erstickte beinahe an meiner eigenen Zunge und lachte leicht hysterisch auf. Oh Gott. Ich konnte endlich wieder frei atmen. Meine Geldsorgen waren vorüber. Ich würde Nanna fürchterlich vermissen, aber dieser Job war ein Segen.

      Als Erstes rief ich im St. Judes an.

      Kapitel 2

       Suspicious Minds

      

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