Nach Corona – Unsere Zukunft neu gestalten. Franz Alt

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Nach Corona – Unsere Zukunft neu gestalten - Franz Alt

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Dänemark wurde ein »Cluster-5-Virus« von Tieren auf Menschen übertragen. Deshalb mussten dort zehn Millionen Nerze getötet werden. Die Tiere wurden in Massentierhaltung in engen Nerzfarmen gezüchtet, während sie sonst ihren Lebensraum in der freien Natur haben. Exotische Tiere werden gejagt, gefangen, auf Tierbörsen gehandelt. Auch in Deutschland gibt es einen illegalen Handel mit exotischen Tieren. Geschützte und seltene Tiere erzielen einen hohen Preis. Jetzt ist die Politik gefragt. Nur ein Verbot der Haltung in artfremdem Raum kann dazu verhelfen, langfristig Pandemien zu vermeiden.

      Es müssen dafür Milliarden von Euro aufgewendet werden, um Korallenriffe wieder herzustellen, Wälder aufzuforsten und Regenwälder sowie Räume für Wildtiere zu schützen. Zurzeit aber verlieren wir pro Jahr eine Milliarde Bäume, und wir rotten jedes Jahr beinahe eine drei Viertel Million Tier- und Pflanzenarten aus. Es gab einmal 6000 Milliarden Bäume, heute haben wir noch circa 3000 Milliarden. Immerhin haben 50 Regierungen – darunter auch die deutsche – Anfang Januar 2021 in Paris erklärt, bis 2030 dreißig Prozent des Planeten unter Naturschutz stellen zu wollen. Immerhin ein erster Schritt in die richtige Richtung.

      8. Was lernen wir aus der Corona-Krise?

      Diese Frage kann man so beantworten wie die Queen von England: »Better days will come.« Die Dame ist 95 Jahre alt, hat schon viel gesehen und erlebt und muss es folglich wissen.

      In ihrem weltweit gefeierten Gedicht »Und die Menschen blieben zu Hause«, das Stefano Di Cristofaro und Paul Pereda zu einem schönen Kindermalbuch illustriert haben, schreibt die Autorin Kitty O’Meara: »Und die Menschen blieben zu Hause. Und sie hörten einander zu und lasen Bücher – und ruhten sich aus – und spielten Spiele – und sie lernten, auf eine neue Art zu leben – und kamen zur Ruhe. – Und sie hörten genauer hin. – Manche meditierten – manche beteten – manche tanzten. – Manche begegneten ihren Schatten. – Und die Menschen begannen, anders zu denken. Und die Menschen heilten. – Und in Abwesenheit der rücksichtslosen, gefährlichen und herzlosen Lebensweisen der Menschen begann die Erde zu heilen. Und als die Gefahr vorüber war und die Menschen wieder zusammenkamen, betrauerten sie ihre Verluste und trafen neue Entscheidungen, und sie träumten von neuen Ideen und schufen neue Lebensweisen, um die Erde vollständig zu heilen, so wie auch sie geheilt worden waren.«

      In einem Interview sagt die Autorin: »Das Virus bringt uns zwar eine Krankheit, aber wir haben die Möglichkeit, uns lebendiger als je zuvor zu fühlen. Wir können uns ausruhen. Wir können uns hinsetzen und den Vögeln zuhören, wir können kreativ werden, etwas Neues lernen.«

      Schön und gut so. Denn das kann jede und jeder selbst entscheiden. Gerade in den dunkelsten Stunden unseres Lebens ist es manchmal möglich, unser hellstes Licht zu entdecken. Wir können die machtvolle Energie dieser Wendezeit für eine Zeitenwende nutzen. Eine bessere Welt liegt immer auch in unseren eigenen Händen.

      Während der Corona-Einschränkungen entdeckten viele Menschen das Spazierengehen wieder. Seit etwa zehn Jahren gehe ich jeden Abend eine knappe Stunde in den Wald. Die Erfahrung, die ich dabei machen durfte: Gehen hilft dem Geist, schenkt Zeit, Erlebtes zu verarbeiten, und bringt Ruhe für wichtige Entscheidungen. Oft fehlt es uns ja an Geist. Und manchmal sind wir von allen guten Geistern verlassen. Deshalb kann auch keine Be-geisterung zustande kommen.

      Der Lockdown lockte – so habe ich es im Schwarzwald fast täglich erlebt – viele Menschen in den Wald. »Das Waldbruttospazieraufkommen hat sich durch Corona verzehnfacht« (Axel Hacke), mindestens. Und im Wald pfeift mir das Käuzchen zu: »Du schon wieder?« Den Wald erlebe ich als großartigen Ersatz für die Freiheit, die wir in Corona-Zeiten nicht hatten. Der Wald tut uns einfach gut. Dadurch, dass Bäume ätherische Öle an die Luft abgeben, wird unser Immunsystem gestärkt. Waldbaden wirkt positiv auf das vegetative Nervensystem, der Blutdruck sinkt, und Stress wird abgebaut.

      Also: Die Zeit wird kommen, in der wir uns wieder zuwinken und in der das Lächeln ohne Maske größer sein wird als der Abstand. Es werden dann Wochen und Monate großer Dankbarkeit sein.

      Aber was haben die Politik, die Wirtschaft und die Gesellschaft mit Corona gemacht, und was hat Corona mit uns allen gemacht?

      Häufig wurde gegen die Corona-Beschränkungen ähnlich polemisiert wie gegen die Einschränkungen gegen die Klimaerhitzung: »Corona-Diktatur« rufen die Kritiker der Corona-Maßnahmen, und »Öko-Diktatur« meckern die Kritiker der Maßnahmen für mehr Klimaschutz.

      In der Corona-Krise waren und sind sich allerdings die meisten Menschen einig, dass wir mit Rücksicht auf die anderen unsere Freiheit einschränken müssen. Freiheit kann nicht heißen, dass ich das Recht habe, andere krank zu machen.

      Wie aber ist das bei der Klimakrise? Dürfen wir SUVs fahren oder fliegen, auch wenn andere deshalb krank werden, flüchten müssen oder sterben? Dürfen wir weiter so viel Fleisch essen wie heute, auch wenn andere dafür hungern oder fliehen müssen? Müssen wir, um die Klimaerhitzung noch zu stoppen, nicht genauso Rücksicht nehmen und Einschränkungen unserer Freiheit akzeptieren, wie wir das in der Corona-Krise taten und tun? Wie sieht eine Ethik aus, die sowohl an die Zukunft wie auch an das große Ganze denkt?

      Freiheit ohne Verantwortung ist ethisch blind und deshalb krank, sie ist verantwortungslos und asozial. Sie liefert sich den blinden Kräften des Unbewussten aus, den dumpfen Kräften des Egoismus und der Gewalt. Wirkliche Freiheit ist immer verantwortete Freiheit. Die Geistigkeit des Menschen beinhaltet wahre Freiheit und Verantwortung. Viktor Frankl, Überlebender von Auschwitz, nennt sie die »Trotzmacht des Geistes«. »Trotzmacht des Geistes« – das ist die Krönung des Menschseins, seine Gottähnlichkeit. Diese »Trotzmacht des Geistes« finde ich im Psalm 8 des Alten Testaments wieder: »Du, Gott, hast den Menschen gottgleich gestaltet, mit Glanz und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt, hast ihn eingesetzt über deine Schöpfung.« »Deine Schöpfung«: Das heißt anerkennen, dass die Natur nicht von uns geschaffen wurde, sondern von einer höheren geistigen Macht.

      Die Naturgesetze sind nicht von uns gemacht. Die Tatsache, dass das Eis schmilzt, wenn die Temperatur über null Grad steigt, ist ein Naturgesetz, das nicht von unserer Spezies erfunden wurde. An diesem Phänomen können Menschen Gott sei Dank nichts ändern. Es ist einfach dumm, diese Erkenntnisse zu leugnen. Diese Erkenntnisse erfordern freilich Demut. Im selben Alten Testament heißt es: »Macht euch die Erde untertan«, was aber in Wahrheit bedeutet: »Macht euch der Erde untertan.« Wir Menschen können aber sehr wohl dafür sorgen, dass immer weniger fossile Rohstoffe verbrannt und diese schließlich komplett durch erneuerbare Energien ersetzt werden. Die »Trotzmacht des Geistes« ist die herrlichste Gabe des Himmels.

      Gott hat uns als seine Ebenbilder erschaffen. Wir sind vielleicht das Beste, was ihm je einfiel. Wir sind ihm geradezu gefährlich ähnlich. Er hat uns einen cleveren Kopf mitgegeben zum Lernen, zum Träumen, zum Denken und Verstehen, aber auch zum Fehlermachen. Das ist unser Schicksal. Wir sind als Freie geboren. Mit unserer Freiheit hat Gott alles riskiert. Die berühmte Frage »Wie kann Gott das zulassen?«, wird immer wieder gestellt, wenn wir Menschen etwas vergeigt haben. Das ist eine typische Projektion. Wir brauchen einen Sündenbock, um unsere eigene Verantwortung zu verdrängen. Nicht Gott baut Atombomben, sondern wir. Nicht Gott ist für die Klimaerhitzung verantwortlich, sondern wir. Nicht Gott führt Kriege, sondern wir. Alle Gründe für das Insektensterben haben mit unserer Zivilisation zu tun. Wir Menschen sind die Ursache des Massenaussterbens.

      In den meisten Weltregionen und Weltreligionen ist es absolut unverständlich, dass im christlichen Mitteleuropa Träume als »Schäume« gelten. In Neu-Delhi sprach vor mir Indiens Präsident Abdul Kalam auf einer Welt-Wind-Konferenz. Hunderten begeisterten Jugendlichen rief er zu: »Träumt, träumt, träumt. Bevor Träume wahr werden, müssen wir träumen.« Aus Träumen werden Gedanken, und aus Gedanken werden Taten.

      Die asozialen Freiheits-Dogmatiker der sogenannten Querdenker-Bewegung riefen in der Zeit

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