Nach Corona – Unsere Zukunft neu gestalten. Franz Alt
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Mich ärgert schon der Name der verqueren Querdenker, weil ich auf 3sat vier Jahre lang die Zukunftssendung »Querdenker« geleitet und moderiert habe. Die wirklichen Querdenker, die dabei zu Wort kamen, hießen: Michail Gorbatschow, der Dalai Lama, der Reform-Theologe Eugen Drewermann, der Boatpeople-Retter Rupert Neudeck, der Ökobauer Karl-Ludwig Schweisfurth, die Entwicklungshelferin Rosi Gollmann, der Solararchitekt Rolf Disch, der ökologische Jesus, der Friedensnobelpreisträger und Banker der Armen Muhamad Yunus, der Solarpolitiker Herrmann Scheer, der Verkehrsplaner Heiner Monheim, der Umweltpolitiker Klaus Töpfer, die Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross. Die meisten von ihnen waren nicht nur Quer-Denker, sondern vor allem Quer-Handler. Doch die heutigen sogenannten Querdenker sind eher eine Mischung von Neonazis, Impfgegnern, Corona-Leugnern, Esoterikern und AfD-Anhängern.
Wirkliche Querdenker sind für mich Leute, die innovativ sind, etwas für die Gemeinschaft und für das Gemeinwohl vorausdenken und sich dafür auch in der Öffentlichkeit einsetzen. Doch die heutigen sogenannten Querdenker sind zukunftsblind und wissenschaftsfeindlich. Eher Wirrköpfe als wirkliche Querdenker.
Manchmal finden auch bei Politikern überraschende Lernprozesse statt. So hat der CSU-Politiker und Entwicklungsminister Gerd Müller mitten in der Corona-Krise den Vorschlag gemacht: »Milliardäre, öffnet eure Geldbeutel.« Er meinte: Superreiche Krisengewinnler sollen sich freiwillig an der Finanzierung der Krisenbewältigung beteiligen. Müllers Analyse: »In der Krise machen die Digitalkonzerne und die Finanzwirtschaft riesige Gewinne, während die kleinen Geschäfte in unseren Innenstädten unter der Corona-Krise leiden.«
Der CSU-Politiker sagte, allein Amazon-Chef Jeff Bezos sei in den vergangenen Monaten um mehr als 70 Milliarden Dollar reicher geworden, und fügte hinzu: »Das Nettovermögen von Mark Zuckerberg stieg an einem einzigen Tag … um acht Milliarden Dollar.« Er schlage vor, dass Milliardäre in einen Solidaritätsfonds einzahlen, etwa bei den Vereinten Nationen.
Auch andere große Digitalkonzerne, wie Google, Facebook und Apple, sollten sich stärker für das Gemeinwohl engagieren. Diese zahlten bisher in Europa, aber auch in Entwicklungsländern kaum Steuern.
Noch 2021 sollte eine Digitalsteuer international eingeführt werden. Auch Finanzminister Scholz und sogar die neue US-Regierung zeigen sich aufgeschlossen für diesen Vorschlag. Und ich wette, dass auch über 90 Prozent der Leserinnen und Leser dieses Buches dem Vorschlag zustimmen. Stimmt’s?
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