Nach Corona – Unsere Zukunft neu gestalten. Franz Alt

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Nach Corona – Unsere Zukunft neu gestalten - Franz Alt

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Abstand zwischen Europa und Afrika wird kleiner. Die Lebenserwartung steigt, die Sterblichkeitsrate von afrikanischen Müttern und Kindern sinkt. Es entstehen mehr innerafrikanische Handelsbeziehungen. Die afrikanische Mittelschicht wächst. Europäische Medien befassen sich zu wenig mit den positiven Veränderungen in Afrika. Afrika kam mit seinen langen Pandemie-Erfahrungen besser durch die Corona-Krise als Europa. »Europa hätte von Afrika lernen können«, sagt die frühere Ministerpräsidentin von Senegal, Aminata Touré, dem »Spiegel«.

       Äthiopien hat im Jahr 2019 innerhalb von zwölf Stunden 345 Millionen Bäume gepflanzt. Davon inspiriert und von der kenianischen Umweltpolitikerin und Friedensnobelpreisträgerin Wangari Muta Maathai beeindruckt, gründete der damals neunjährige Felix Finkbeiner die Kinder- und Jugendorganisation »Plant-for-the-Planet«; sie hat in den letzten zwölf Jahren über sechs Millionen Bäume gepflanzt (s. S. 150 ff.). Ihr Ziel: 1000 Milliarden Bäume pflanzen! Wir können »Eine Kultur der Freude bauen« (Rony Lüthi).

       Eine kleine kirchliche Jugendorganisation in Kenia hat, finanziell unterstützt von einer bayerischen Kirchengemeinde, eine Million Bäume gepflanzt. Der Organisator, Engelbert Groß, ein deutscher Theologie-Professor, schrieb über das Ergebnis: »Die Gegend war durch enorme Waldrodungen zur Halbwüste geworden. In den Jahren zwischen 1985 und 1997 haben wir eine Million Bäume gepflanzt. Heute sind die Bäume groß gewachsen und haben ein dichtes Blätterwerk. Das Klima in der Region hat sich durch den neuen Bewuchs verändert. Es gibt mehr Regen, die Flüsse führen mehr Wasser, die Ernten sind ertragreicher. Die Einkommen der Menschen sind gestiegen. Früher gab es in dieser Gegend eine weiterführende Schule. Heute gibt es sechs davon … Unsere Bäume gedeihen prächtig. Sie dienen nicht nur den Menschen, sondern auch den Tieren. Sie spenden Schatten, und in der Trockenzeit können die Blätter an die Ziegen, Schafe und Kühe verfüttert werden.« Solche Beispiele können wir millionenfach wiederholen.

       Im Januar 2021 beschlossen 50 Staaten auf dem »One Planet Summit« in Paris, Afrika dabei zu helfen, eine »große grüne Mauer« in der Sahelzone zu errichten, eine Wand aus Milliarden Bäumen vom westafrikanischen Senegal bis zum ostafrikanischen Dschibuti aufzuforsten, ein 15 Kilometer breiter und 8000 Kilometer langer Wald.

       Zugleich wurde beschlossen, bis zum Jahr 2030 dreißig Prozent der Land- und Meeresfläche unseres Planeten unter Schutz zu stellen.

       Afrika und die Sonne! Unser südlicher Nachbar kann ein Kontinent der Hoffnung werden. Deshalb habe ich in einem »Offenen Brief an Papst Franziskus und an die Bischöfe aller Konfessionen« vorgeschlagen s. S. 280), dass sich die Kirchen und alle Weltreligionen an die Spitze einer weltweiten Aufforstungs-Aktion stellen. Kein Netzwerk ist weltweit so gut aufgestellt wie das der Kirchen. Wälder sind die Zierde der Erde. Sie bieten ein Obdach für Kriechtiere und Vögel, für Insekten und Menschen und Nahrung in Hülle und Fülle.

       Die ganz große Hoffnung für die Zukunft heißt »Fridays for Future«. Weltweit treibt die Ignoranz der Alten eine ganze Generation auf die Straße.

       Die G20-Staaten einigten sich auf die gerechte Verteilung des knappen Impfstoffs gegen Corona – auch an die armen Länder des Südens.

       Der Verkauf von Elektro-Autos ist in Deutschland von 2019 auf 2020 um mehr als das Doppelte gestiegen, der Verkauf von Diesel- und Benzin-Autos um 44 Prozent zurückgegangen. Erstmals werden in der EU mehr E-Autos gekauft als Diesel. Noch einige Jahre zuvor war die Antwort der deutschen Autowirtschaft auf die Zukunft des Autos: Diesel-Manipulation statt Innovation. In Norwegen fahren im Jahr 2020 bereits 60 Prozent aller neu gekauften Autos elektrisch.

       Die Regierung des klassischen Kohle-Landes England hat beschlossen, bis 2025 komplett aus der Kohle auszusteigen und ab 2030 keine Benzin-Autos mehr produzieren zu lassen. Englands Premierminister Boris Johnson kündigte am 8. Dezember 2020, am fünften Jahrestag des Pariser Klimaschutzabkommens an, sein Land werde die Treibhausgase »schneller als jede andere führende Wirtschaft der Welt reduzieren. Damit übernehmen wir heute die weltweite Führung.« Seine Regierung strebe an, die CO2-Emissionen bis 2030 im Vergleich zu 1990 um mindestens 68 Prozent zu verringern. Bislang waren 57 Prozent Reduktion vorgesehen.

       Corona hat die deutsche Wirtschaft hart getroffen. Doch viele Unternehmer glauben, dass sie ihre Marktposition gehalten oder sogar verbessert haben – mit Ausnahme der Autofirmen. »Der Spiegel« titelte: »Deutsche Industrie wird gestärkt aus der Pandemie hervorgehen.«

       2020 ist das Glücksniveau der Deutschen trotz Corona- be­dingter Einschnitte kaum gesunken. 80 Prozent der Befragten gaben an, sie seien froh, während der Corona-Krise in einem Land wie Deutschland zu leben. Die meisten Deutschen vermuten, dass sie 2021 wieder genauso zufrieden sein werden wie vor der Pandemie.

       Die Wähler in den USA haben Donald Trump abgewählt. Der neue US-Präsident Joe Biden und seine Vize-Präsidentin Kamala Harris haben angekündigt, dass die stärkste Volkswirtschaft der Welt bis 2035 im Strombereich klimaneutral sein werde. Joe Biden ist der erste Klima-Präsident der USA. Biden und Harris haben mit dem Thema Klimaschutz die Wahl am 3. November 2020 gewonnen. Präsident Trump war ein Klimawandel-Leugner. Mit John Kerry ist nun erstmals ein »Sonderbeauftragter für das Klima« berufen, der als Außenminister unter Präsident Obama das Nuklear-Abkommen mit dem Iran, aber auch das Pariser Klimaschutz-Abkommen vorantrieb.

       Laut der Albert-Schweitzer-Stiftung verpflichten sich die Lebensmittel-Discounter Aldi-Süd und Aldi-Nord zu mehr Tierwohl für Hähnchen in ihrem Sortiment. Schon 350 Konzerne haben sich der Masthuhn-Initiative der Stiftung angeschlossen, darunter auch Nestlé. Die Stiftung hofft, dass sich weitere Konzerne anschließen. Sie setzt auf mehr Tierwohl und auf eine vegane Lebensweise.

       Im Dezember 2019 wählte das finnische Parlament die 34-jährige Sanna Marin zur jüngsten Regierungschefin der Welt. Ihre Koalition besteht aus fünf Parteien, die allesamt von Frauen geführt werden, welche um die 35 Jahre alt sind. Im finnischen Parlament sitzen etwa gleich viele Frauen und Männer. Eine größere Balance zwischen Männern und Frauen auf allen Ebenen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ist die zentrale Voraussetzung für eine bessere Welt. Wenn es uns gelingt, die feminine und die maskuline Schöpferkraft, die in beiden Geschlechtern schlummert, zu integrieren, schaffen wir die eigentliche Voraussetzung für eine bessere, ökologische und friedlichere Welt. 6000 Jahre Patriarchat hat unsere Welt dorthin gebracht, wo wir heute stehen: an den Abgrund! Die Natur sieht immer Ausgewogenheit, Vielfalt und Balance vor, nicht Einseitigkeit, Einfalt und Ungleichgewicht. Alle Umfragen zeigen: Vor allem Frauen und Jugendliche fordern von ihren Regierungen mehr Umwelt- und Klimaschutz.

       Keiner der 30 Dax-Vorstände in Deutschland wurde Ende 2020 von einer Frau geführt. Deutsche Chefetagen sind so einseitig männlich besetzt wie ein Männergesangsverein. Die Unterrepräsentation von Frauen in Politik und Wirtschaft wurde bisher als so selbstverständlich hingenommen wie ihre Überrepräsentation im Niedriglohnsektor, bei der Hausarbeit und bei der Armut. Doch 2020 hat die Große Koalition eine Frauenquote beschlossen. Für die 600 größten Konzerne heißt das: In Vorstände mit mehr als drei Mitgliedern müssen sie künftig mindestens eine Frau berufen. Noch lange keine Gleichberechtigung, aber immerhin ein Durchbruch zu diesem Ziel.

       In Belarus haben 2020 vor allem mutige Frauen den Diktator Lukaschenko ins Wanken gebracht; seine Wahlmanipulation war offenkundig. Die eigentliche Wahlsiegerin Swetlana Tichanowskaja sagt: »In unseren Köpfen hat eine Revolution stattgefunden … Uns sind förmlich Flügel gewachsen.« Sie ist überzeugt: »Die friedliche Revolution wird siegen.« Die gewaltfreie Revolution in Belarus hat ein Gesicht: Es ist weiblich, hat funkelnde Augen, ist mutig, freundlich und entschlossen zugleich. Es strahlt Kraft und Klugheit aus. Die Heldentaten der friedlich demonstrierenden Belarussinnen und Belarussen werden zu fortschrittlichen Ergebnissen führen. Hoffentlich auch bei den Helden des arabischen Frühlings, der auch nach zehn Jahren nicht vergessen ist. 2011 verdichtete sich der Abscheu gegenüber Repression

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