Im Bann des Eichelhechts. Axel Hacke

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Im Bann des Eichelhechts - Axel Hacke

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sich daheim in die Vitrine stellen möchte, und immer, wenn man es sieht, denkt man: Ach, damals in Rimini, dieser Abend auf der Piazza, das gute Essen dort, die Besuche und auch die Besuche«, und« danach tranken wir noch eine Flasche auf dem Balkon – und«

      Das Schreiben schließt mit einem Satz, der uns in eine Art sprachliches Nirwana führt, jeder Bedeutung enthoben, ein dadaistisches Manifest ist geradezu eine behördliche Mitteilung dagegen.

       -jedes das sconforto .das mit Gerechtigkeit von

       Teilengen tal gekennzeichnet wurde ‚behob

      zutreffenden Kunden in der nützlichen Zeit.

      Und was finden wir in einem Bungalow auf Madeira?

      Ich lese: Jeder Wohnsitz hat einen Raum mit einer sortierten Königin.

      Ich lese weiter: Die Küche wird mit allen notwendigen Electro-Hausangestellten ausgerüstet.

      Oder hier, Poole in Südengland, wohin Frau P. und Herr M. reisten.

      Der Tee/Kaffee, die die Ausstattung machen, die frische Kiste Mini – für die frische Milch. (Die Milch wird alle Tage geliefert, wenn Sie mehr bitte machen müssen, unentschlossen sind zu verlangen). Der Haartrockner (die Grundassistentenschublade Frisösen). … Das Bad von dem demi-cadratin-suit e mit den Schmeichelhaften Artikeln der Toilette … Das Ersatzbettzeug wird auch zu keinem zusätzlichen Preis geliefert Sie es zu finden in den Lagerungsgefäßen tief in der Garderobe.

      Im griechischen Thassos fand Herr S. sogar folgende Notiz.

      Es gibt eine Person im Schrank in Ihrem Zimmer, zu dem nur Sie Zugang haben.

      Welche Person mochte das sein? Ein Grundassistent? Eine sortierte Königin? Der Electro-Hausangestellte? Die Super Frau?

      S. versichert, er habe nachgeschaut, aber es sei niemand da gewesen. Was die Sache noch geheimnisvoller macht: Wo war die Person? Unsichtbar verborgen in den Lagerungsgefäßen? Handelte es sich um einen Nicht-Einwohner, wie es sie in der Tempelanlage des Jupiter Anxur in Terracina südlich von Rom gibt, wo jeder auf einem Schild lesen kann:

       INPUT DIE VORTEILE DER NUR BAR SERVICE TAKE:Nicht-Einwohner 1,00 €Bewohner nur an Feiertagen 1,00 €

      Wir müssen aber nun der Tatsache ins Auge sehen, dass ein Aufenthalt in Sprachland nicht frei von Gefahren ist, mag sein, dass wir plötzlich mit einem Verdruß in Verbindung stehen, mag auch sein, dass man die Bänder nicht richtig an den Enkeln befestigt hat. Doch kann man gewiss sein, dass im Fall von Bedrohungen für Schutz gesorgt ist, jedenfalls lesen wir im Merkblatt des Camping Municipal du Soleil von La Rochelle in Frankreich:

       In der Eventualität, wo sich ein Vorfall in diesem Fall ereignete, ist es unbedingt den Campern gebeten, in der Anwendung die durch die Macht des Lagers gegebenen Anweisungen zu legen, die den Alarm auslösen wird:

      1) In der Meldung der Macht des Lagers gehorchen.

      2) Sich sofort zu Fuss bis zum Zentrum des Campings gehen, neben dem (Holzkohl) Grill; bitte dem blau markierten Weg Folgen.

      3) Sich gruppiert bewegen, den Anweisungen der Mächte bis zum Turnanstalt »Falorni«.

      Jawohl, im Ernstfall wird hier durchgegriffen, das kann man wohl sagen, aber es geht hier, bitte sehr, nur um Eventualitäten, in denen Vorfälle sich in gewissen Fällen ereignen. So etwas ist sehr selten.

      Ansonsten einfach immer die Turnanstalt »Falorni« im Auge behalten.

      Falls jemand Hunger hat: Frau B. meldete aus Dreieich, sie habe das Wohnzimmer betreten, als ihr Mann und der kleine Sohn gerade eine ZDF-Dokumentation über die Eisfelder Grönlands sahen. Fasziniert von den Bildern sei sie in der Tür stehen geblieben und habe mitgeschaut, »ein akustisch offenbar suboptimaler Standort«. Jedenfalls habe sie vernommen, wie ein Schweizer Grönland-Forscher auf die Frage, ob ihm bei der einsamen Arbeit im eintönigen Eis nicht langweilig werde, wörtlich antwortete: Nein, hier gebe es Currywurstbuden, eine Mutter und ein Kind sind da vorbeigelaufen, und dazu gibt es auch viele seltene Pflanzen.

      Currywurstbuden?

      In Grönland?

      Na ja, er hatte gesagt: Karibuspuren.

      Und nie vergessen: Für all das, für jede Gefahr, jeden Alarm und jede Anweisung der Mächte, werden wir entschädigt, zum Beispiel so, wie es meiner Leserin H. bei Airbnb verheißen wurde.

      Am Morgen wachen wir auf zum Lied der großen Titten, die auf dem Baum vor dem Zimmer stehen und in der Nacht können Kühe unter den Fenstern grasen.

      Natürlich erhebt sich hier, wie überall, die Frage: Wie konnte es zu einer solchen Übersetzung kommen? Des Rätsels Lösung: Im Italienischen, aus dem übersetzt wurde, ist die Rede von il canto delle cinciarelle, dem Gesang der Blaumeisen. Der Übersetzungsautomat überträgt das alles in der Regel erst einmal vom Italienischen ins Englische, wo die cinciarella, die Meise also, tatsächlich tit heißt, und wenn man tit dann weiter ins Deutsche überträgt … Das Adjektiv groß ist dann allerdings einer klassischen freudschen Fehlleistung zuzuschreiben, denn Blaumeisen sind immer klein.

      Und auch dies hier noch!

      Man sollte in Erinnerung behalten, was auch Leser H. an einer Bushaltestelle auf Teneriffa ganz unverhofft ins Gedächtnis gerufen wurde: Dort stand Destino Destiny – Schicksal. Das heißt: Am Ende aller Reisen landen wir alle am gleichen Ziel, el destino – im Spanischen ein Wort mit mehreren Bedeutungen: einmal der Zielbahnhof, aber auch das Schicksal. Man muss sich also beim Übersetzen entscheiden. Im Englischen wäre der Zielbahnhof the final destination, »das Schicksal« aber eben the destiny. Und genau an dieser Zweigstelle ist der Übersetzer jenes Haltestellenschildes auf Teneriffa falsch abgebogen (falsch aber nur, wenn man an einer korrekten Übersetzung interessiert ist, richtig hingegen, wenn man nach Sprachland möchte): Im Laufe der langen Reise ist destino irgendwie und ohne dass es jemand wirklich bemerkt hätte, zu destiny geworden und damit dann im weiteren Verlauf des Übersetzens vom Englischen ins Deutsche zum Schicksal, zur großen, letzten und immer geöffneten Lebenshaltestelle.

      Und diese Haltestelle befindet sich in Sprachland.

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      Aber was haben wir nicht alles erlebt auf unserem Weg hierher?!

      Wir trafen die Super Frau und den Grundassistenten, wir begegneten Bewohnern, Nicht-Einwohnern und der sortierten Königin, wir folgten den Anweisungen der Mächte, wir wurden in der nützlichen Zeit behoben und lauschten dem Lied der großen Titten.

      Diagreeably, würde ich sagen.

       REISEN 3

      Denke ich ans Reisen, fällt mir ein katholisches Kirchenlied ein, das gerne zu Weihnachten gesungen wird.

      Es beginnt so:

      Menschen, die ihr wart verloren,

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