Im Dialog mit dem Körper. Susanne Kersig
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Stimmige Therapieentscheidungen mit dem inneren Körperwissen treffen
Die Bedürfnisse hinter einer Erkrankung entdecken und ernst nehmen
Körperdialoge aus der Perspektive der Therapeutin / des Therapeuten
Ein achtsames Beziehungsmodell für die Mind-Body-Medizin
Freiraum, schöpferisches Zuhören und Intuition
Empfehlungen für die eigene Praxis
Das Siegel der Wahrheit ist die Einfachheit.
HERRMANN BOERHAAVE (1668–1738)
Professor der Medizin und Chemie
Vorwort zur Neuausgabe
Dieses Buch handelt davon, wie man zu stimmigen und kreativen Erkenntnissen über den ganz eigenen Weg zur Gesundheit findet. Einsichten, die nicht nur im Geist, sondern auch im Körper etwas verändern, die man nicht nur denkt, sondern auch spürt. Wir alle kennen solche Momente als »Aha-Erlebnisse«. Danach fühlen wir uns wohl, in Übereinstimmung mit uns selbst und haben Klarheit darüber, wie wir uns verhalten wollen. Ich möchte Ihnen im Folgenden einen systematischen Weg zu solchen Einsichten zeigen und dabei die Themen behandeln, die ich für die Aktivierung der Selbstheilungskräfte und einen ganzheitlichen Weg zur Genesung für wesentlich halte.
Seitdem dieses Buch zum ersten Mal erschienen ist, sind weitere spannende Forschungsergebnisse über die Wirksamkeit unserer Gedanken, Gefühle und unseres Verhaltens auf unseren Körper und unsere Gesundheit erschienen. So hat Dr. Lissa Rankin in ihrem lesenswerten Buch Warum Gedanken stärker sind als Medizin (Rankin, 2014) hierzu viele wissenschaftliche Erkenntnisse zusammengetragen. Lange Zeit waren dies Aspekte, die ja eng mit unseren Selbstheilungskräften verbunden sind, durch die Erfolge der modernen Medizin in den Hintergrund der Aufmerksamkeit getreten. Nun führt uns aber die Wissenschaft immer mehr vor Augen, wie groß der Einfluss unserer Gedanken, Gefühle und Beziehungen auf unseren Körper ist, häufig sogar stärker als der von Medikamenten.
Auch die amerikanische Psycho-Onkologin Kelly Turner forscht zu diesen Fragestellungen. Sie hat 200 Personen interviewt, die entgegen aller Prognosen und oft ohne schulmedizinische Behandlung von ihrem Krebs nachhaltig geheilt wurden. In Ihrem Buch 9 Wege in ein krebsfreies Leben fasst sie die neun wichtigsten Faktoren, die nach Meinung der Betroffenen die unerwartete Krebsheilung unterstützt haben, zusammen. Interessant und für sie selbst auch überraschend war dabei, dass mit Ernährungsumstellung und Nahrungsergänzungs- bzw. Naturheilmitteln nur zwei der Faktoren physische Maßnahmen betrafen. Alle anderen waren psychologischer Natur: der eigenen Intuition folgen, Verantwortung für die eigene Gesundheit übernehmen, unterdrückte Emotionen zulassen, positive Emotionen verstärken, soziale Unterstützung zulassen, die spirituelle Verbindung vertiefen und starke Gründe für das Leben haben.
Was Lissa Rankin und Kelly Turner herausgefunden haben, können Sie anhand dieses Buches in die Praxis umsetzen. Ich habe diese Neuausgabe um die entsprechenden neueren wissenschaftliche Erkenntnisse ergänzt.
Seit dem ersten Erscheinen des Buches haben zahlreiche SeminarteilnehmerInnen, PsychotherapeutInnen, KörpertherapeutInnen, ÄrztInnen und PatientInnen das Buch gelesen, die Methoden angewendet und mir dazu Rückmeldungen gegeben. Das äußerst positive Echo hat mich sehr berührt.
In Vorträgen, die ich in Kliniken dazu gehalten habe, kam mir besonders von Seiten des therapeutischen Teams aber auch immer wieder eine Kritik oder Frage entgegen: »Verstärken Sie mit Ihrem Ansatz nicht auch die Schuldgefühle von Betroffenen?« Die Kehrseite davon, dass der Einfluss der Psyche auf unsere Gesundheit immer bekannter wird und wir zunehmend zur Selbstverantwortung aufgerufen werden, sind nämlich Schuld- und Versagensgefühle, besonders im Zusammenhang mit chronischen Erkrankungen. Nicht selten müssen sich Betroffene von ihrer Umgebung anhören, ihre Erkrankung sei wohl »psychisch« bedingt. Häufig ist eine solche Stigmatisierung durch das Umfeld belastender als die Symptomatik selbst. Kaum jemand wird aber freiwillig krank. Und nur weil Psyche und Lebensstil einen großen Einfluss auf unsere Gesundheit haben, sind nicht alle Symptomatiken auch psychisch bedingt. Es spielen fast immer mehrere Faktoren bei der Entstehung von Krankheiten eine Rolle, wie zum Beispiel Umwelteinflüsse, Viren, Bakterien, genetische und soziale Faktoren, die allesamt nur bedingt unter unserer Kontrolle stehen. Dieses Buch möchte, auch wenn es Mut macht, Verantwortung zu übernehmen und eigene Wege zu gehen, nicht zu einer omnipotenten Kontrollvorstellung von Gesundheit beitragen. Wir können viel für dafür tun, haben aber letzten Endes nicht alles im Griff. Die Corona-Pandemie ist dafür ein anschauliches Beispiel.
Wenn wir das implizite Körperwissen für unsere Genesung mit ins Boot holen, werden wir zurückhaltender darin, die Symptome anderer zu interpretieren. Die Beispiele in diesem Buch demonstrieren immer wieder, wie überraschend die tiefere Bedeutung ist, die ein Symptom für die betreffende Person hat. Von außen können wir dies fast nie nachvollziehen. Wir sollten uns daher lieber auf das Zuhören konzentrieren, statt andere zu interpretieren oder gar zu stigmatisieren.
Neben den bereits erwähnten neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen in der Mind-Body-Medizin habe ich diese Neuausgabe meines Buches von 2014 ergänzt um:
ein Kapitel über das Thema »Unterstützung erhalten«
gesprochene Meditationsanleitungen zum Download
und einen Gesundheitsplan aus der Sicht des idealen Inneren Arztes, der idealen Inneren Heilerin,