Zufrieden alt werden. Volker Fintelmann

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Zufrieden alt werden - Volker Fintelmann aethera

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Zeit anfangen? (Ganz zu schweigen davon, wie die Frage der Überbevölkerung bzw. der Ernährung all dieser Menschen gelöst werden soll.) Ist es wirklich erstrebenswert, so lange weiterzuleben?

      Diese sich damit verbindenden Fragen sollen hier gar nicht vertieft werden, leiten jedoch unmittelbar über in die Beschreibung des Lebensabschnitts, der jetzt ausführlich dargestellt werden soll und dessen tiefe Sinnhaftigkeit dabei deutlich werden wird.

       Wann beginnt das Alter?

       das 42. Lebensjahr

      Aus einer biografischen, evolutionären Sicht auf den Menschen beginnt der eigentliche Abschnitt des Alters bereits mit dem 42. Lebensjahr. Von der Geburt bis zum 21. Lebensjahr reichen Kindheit und Jugend, vom 21. bis 42. Lebensjahr die eigentliche Zeit der Reife oder des Erwachsenseins, vom 42. bis zum 63. Lebensjahr dann das, was wir hier in diesem Buch das Alter nennen, wobei schon darauf hingewiesen wurde, dass wie eine Oktave ein weiteres Lebensjahrsiebt bis zum 70. Jahr die ideell-typische Biografie abrunden kann.

       körperliche Leistungsfähigkeit

      Es gibt Phänomene, die diese aus der Anthroposophie kommende Anschauung auch lebenspraktisch nachvollziehbar machen. Dazu gehört die Tatsache, dass kaum ein Sportler jenseits des 40. Lebensjahres noch Leistungen erbringen kann, die ihn entweder an seine eigenen früheren Leistungen anknüpfen oder ihn mit vergleichbaren Leistungen Jüngerer Schritt halten lassen. Im Leistungssport ist der 40-Jährige die absolute Ausnahme. Wer selbst Sport getrieben hat, wird die Erfahrung gemacht haben, wie sehr Schnelligkeit, Reflexverhalten, aber auch leibliche Elastizität jenseits des 40. Lebensjahres nachlassen und wie stark man zum ersten Mal davon berührt wird, dass der Körper beginnt, dem Widerstand zu leisten, was aus seelischen Intentionen gefordert wird. Begriffe wie »Senioren« oder »Alte Herren« für bestimmte Altersgruppierungen sind im Sport normal und werden nicht als geringschätzig erlebt.

       Altersweitsichtigkeit

      Auch beginnt etwa ab der Mitte des 5. Lebensjahrzehnts die sogenannte physiologische Altersweitsichtigkeit, die dann eines Tages eine Lesebrille erfordert. Diese ist quasi die erste Prothese, derer wir uns im Alter bedienen. Dass jeweils ganz individuelle Unterschiede bestehen, wann eine solche Hilfe notwendig wird oder wann die körperliche Leistungsfähigkeit so nachlässt, dass dies auch im sportlichen Bereich bemerkbar wird, ist selbstverständlich.

      Aus der Geschichte können wir auf ein weiteres Phänomen schauen, das den Gesichtspunkt, das Alter beginne um das 42. Lebensjahr, unterstützt. Im Römischen Reich musste man erst ein Senex werden, um in den Senat berufen zu werden und Senator sein zu können. Das Eintrittsalter hierfür war das 42. Lebensjahr. Erst zu diesem Zeitpunkt gestand man Menschen zu, aus ihrer Lebenspraxis und -erfahrung fähig zu sein, für die Geschicke der Gesellschaft oder des Volkes handeln zu können. Alter und Weisheit waren damals zusammengehörende Begriffe, und erst aus einer gewissen Weisheit heraus schien der Mensch befähigt, Verantwortung für andere zu übernehmen, wenn er vorher schon gelernt hatte, Verantwortung für sich selbst zu tragen.

      Das ist ein ganz entscheidender Gesichtspunkt, um die eigentliche und erste Aufgabe des Alters im Entwicklungsgang des Menschseins zu verstehen. Sind die bisher gelebten 42 Jahre ganz der eigenen Entwicklung, der Gestaltung des Selbst gewidmet gewesen, wendet sich nun dieser Blick vom Ich zum Wir, vom Selbst zur Welt. Mitverantwortung, Mitgestaltung der Welt und vor allem ein Blick auf zukünftige Zeiten und Generationen und deren Leben, das wir in vielfältiger Weise vorbereitend beeinflussen können und müssen, prägen nun den weiteren Lebensgang jedes einzelnen Menschen. Wie eindrücklich ist doch das Bild für diesen Lebensabschnitt, einen Baum zu pflanzen, unter dessen Schatten man selbst nicht mehr ruhen wird.

       individuelle Zukunftskräfte

      Aber auch für sich selbst hat der Mensch jetzt neue Verantwortung und Aufgaben. Bildet er doch in diesem dritten großen Lebensabschnitt seines Erdenganges an den persönlichen und individuellen Zukunftskräften, die er einmal über die Schwelle des Todes hinaus in ein Jenseits tragen wird, in welchem er geistig-seelisch ebenso real sein und leben wird wie zwischen Geburt und Tod leiblich-seelisch-geistig. In dem Bild zweier gegensinnig gerichteter Kurven der geistigen und leiblichen Existenz des Menschen kann der jeweilige Ab- und Aufschwung beider Entitäten sehr einfach veranschaulicht werden (siehe die Abbildung auf der folgenden Seite). Es gehört zu den wichtigsten Schnittstellen des menschlichen Lebens, ob sich um das 42. Lebensjahr herum die geistige Entwicklung von der nun absteigenden Linie der körperlichen Entwicklung abheben und mehr und mehr unabhängig von dieser verlaufen kann.

       leibliche und geistige Entwicklung

      Die Dissoziation leiblicher und geistiger Weiterentwicklung jenseits des 42. Lebensjahres bildet das ganze Problemfeld dieses Lebensabschnittes, wobei ja die Seele und das seelische Leben so etwas wie das Bindeglied, das Vermittelnde von beiden darstellt.

       zwei Entwicklungsrichtungen

      Wir werden also im weiteren Gang der Darstellung auf diese zwei Entwicklungsrichtungen gesondert schauen müssen, um ihnen die jeweilige Berechtigung zuzuschreiben und nicht die eine oder die andere Richtung als das Wesentliche zu vereinseitigen. Das soll in den folgenden Kapiteln zu den drei Jahrsiebten vom 42. bis zum 63. Lebensjahr erfolgen. Für die Zeit nun schwerpunktmäßig geistiger Entwicklung hat der schwäbische Theologe und Mystiker Friedrich Christoph Oetinger (1702–1782) folgendes Epigramm hinterlassen:

       Gott gebe mir

       den MUT, das zu ändern, was ich ändern kann,

       die GELASSENHEIT, Dinge zu ertragen, die ich nicht ändern kann,

       und die WEISHEIT, das eine von dem anderen zu unterscheiden.

      Diese drei Seelenfähigkeiten sind wie Überschriften für die nun folgenden drei Jahrsiebte vom 42. bis zum 63. Lebensjahr.

       Jahrsiebte und Planetenwirkungen

      Vielleicht kann für den an einem solchen Thema Interessierten noch der Zusatz angefügt werden, dass der Mensch in seiner Verbindung mit den Kräften der Welt, zu denen vor allem auch die Wandel- und Fixsterne gehören, in diesen neun Schritten der jeweiligen Jahrsiebte unter dem besonderen Einfluss jeweils eines Planeten steht. Im 1. Jahrsiebt sind es die Kräfte des Mondes, mit deren Hilfe das Ich die stoffliche Seite des »Modellleibs« individualisiert, im 2. Jahrsiebt Merkur, durch den im Besonderen die Lebenskräfte verwandelt werden, im 3. dann Venus, die die empfindende Leiblichkeit für den individuellen Anteil der Seele aufnahmebereit macht. Das 4. bis 6. Lebensjahrsiebt werden dann ganz durchdrungen, ja, durchwärmt von der Kraft der Sonne. Die letzten drei Jahrsiebte, die uns nun im Speziellen beschäftigen werden, stehen unter den Einflüssen von Mars, Jupiter und Saturn.29 Dabei ist der Blick auf die leibliche Entwicklung in ihrem Durchdrungensein von Seele und Ich gerichtet. Schaut man auf die mehr geistige Seite der Entwicklung, so könnte auch eine umgekehrte Reihenfolge der planetarischen Wirksamkeiten aufgezeigt werden.

       Das 42. bis 49. Lebensjahr – Marszeit

      

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