Rheinfall. Daniel Badraun

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Rheinfall - Daniel Badraun

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      «Wie sieht es mit den Sicherheitsvorkehrungen für Mada me aus?» Die Videojournalistin von «Tele Top» fuchtelt furchterregend mit ihrem Mikrofon herum.

      «Sie werden sicher verstehen, dass wir diese Massnahmen für uns behalten.»

      Mit einem Knall öffnet sich die Tür des Salons. Alle Köpfe drehen sich in die gleiche Richtung. Im Türrahmen steht ein Zimmermädchen, kreideweiss, die Augen weit aufgerissen vor Schreck. «Monsieur! Ich wollte Madame den Salat bringen, aber … Die Zimmertür stand weit offen, Möbel waren umgeworfen, Schubladen herausgezerrt und der Inhalt war im Zimmer verstreut und … Madame Duval ist verschwunden!»

      In einem dunklen Büro in Schaffhausen stehen zwei junge Männer am Fenster. Sie tragen grüne Overalls mit der Aufschrift «Multitel». Hinter einem massigen Schreibtisch aus dunklem Holz sitzt ein älterer Herr mit Glatze und Bauch. Das Brummen des Verkehrs dringt gedämpft von der Strasse herauf.

      Das Telefon läutet. Einmal, zweimal. Dann hört es auf. Einer der Männer am Fenster schaut auf die Uhr. «Eine Minute.» Wieder klingelt das Telefon. Einmal, zweimal, dreimal.

      Peter Hofer hinter dem Schreibtisch räuspert sich. «Sie wird also lesen.»

      Die beiden jungen Männer schauen auf die Strasse hinunter.

      «Dann wollen wir uns mal reinhängen, Jungs!»

      Hofer öffnet ein Mäppchen und legt ein eng beschriebenes Blatt vor sich auf die lederne Schreibunterlage.

      «Findet heraus, in welchem Hotel sie wohnen wird, welche Zimmernummer sie hat, einfach alles. Du, Manuel, wirst im Hotel arbeiten. Du, Steff, wirst ihr auf Schritt und Tritt folgen. Habt ihr noch Fragen?»

      Als die beiden draussen sind, tupft sich Hofer den Schweiss von der Stirn.

      Ein kalter Wind weht vom Berg hinunter. Sie fröstelt ohne Jacke. Langsam folgt sie der Passstrasse oberhalb von Silvaplana.

      «Nur weg von den Lichtern», denkt sie, «nur weg.»

      Um Viertel vor sechs hatte sie eine der Tabletten genommen, die ihr Jean-Pierre hingelegt hatte. Sofort fühlte sie sich schwer, in ihrem Kopf öffnete sich ein schwarzes Loch.

      «Das wird dich beruhigen», hatte Jean-Pierre geflüstert.

      Sie nahm noch wahr, wie er die Tür schloss, dann fiel sie rückwärts in die tiefe Leere. Doch diesmal dauerte es nur kurze Zeit. Viel zu schnell tauchte sie wieder auf, und da war diese Übelkeit. Sie würgte, irgendwie kam sie bis ins Badezimmer, dort erbrach sie sich. Keuchend blieb sie neben der stinkenden Kloschüssel liegen, unfähig sich zu rühren.

      Dann hörte sie, wie der Zimmerschlüssel umgedreht wurde, sie wollte nach Jean-Pierre rufen, brachte aber nur ein Krächzen über die Lippen. Durch die halb geöffnete Türe sah sie zwei Paar Beine vorbeigehen, hörte das Knarren des Diwans, dann wurde die Tür der Minibar geöffnet. Vorsichtig richtete Marguerite sich auf.

      «Mann, die ist aber gut gefüllt!»

      «Lass das, Robert!»

      «Für einen Drink aus der Bar wird die Zeit doch reichen, denke ich.»

      «Vielleicht sollten wir erst nachschauen, ob sie wirklich schläft.»

      «Die hat was genommen, die ist hinüber.»

      Zwei Männerstimmen, die sie noch nie gehört hatte. Was suchten zwei Deutsche in ihrer Suite? Und woher hatten sie den Schlüssel?

      Marguerite Duval war plötzlich hellwach. Die Morddrohung! Die beiden Männer waren hier, um sie zu töten!

      Vorsichtig schob sie die Tür des Badezimmers auf, tastete sich durchs Entree zur Tür der Suite, nahm den Schlüssel, der innen steckte, mit und schloss von aussen ab. Sie hastete zum Lift am Ende des Flurs, dort überlegte sie es sich anders und öffnete die Tür zur Treppe, die wohl nur von den Angestellten benutzt wurde. Sie stieg hinunter, landete in der Küche, dann in einem langen, dunklen Gang. Immer wieder hörte sie Rufe, das Echo von Schritten hinter sich. Endlich fand sie eine Tür, die ins Freie führte, sie lief den Hang hinunter, bis sie ausser Atem die Strasse am See erreichte.

      Dort blieb sie stehen und winkte den vorbeifahrenden Autos, bis endlich ein kleiner Fiat mit italienischen Nummernschildern anhielt.

      Der Mann hatte ununterbrochen geplaudert, er erzählte, dass er als Schreiner arbeite und am Feierabend zurück nach Italien zu seiner Familie fahre. Marguerite schaute in die Nacht hinaus, unfähig, irgendetwas zu entscheiden.

      Dann sah sie in Silvaplana das Strassenschild. Julierpass, Chur. «Hier können Sie mich rauslassen, herzlichen Dank fürs Mitnehmen.»

      Sie ging auf die Häuser zu, durchquerte eilig das Dorf.

      Und nun hastet sie durch das Dunkel den Pass hinauf, viel zu leicht gekleidet für diesen kühlen Abend im Engadin.

      Später hört sie zwei Kurven unter sich quietschende Reifen. Ein Auto nähert sich mit hoher Geschwindigkeit. Marguerite Duval versteckt sich hinter einem Baum und wartet. Ein olivfarbener Landrover rast vorbei.

      ZWEI

      Der milde Abend legt sich über Schaffhausen, kaum jemand arbeitet noch. Langsam schlendert sie über den Fronwagplatz, nimmt hier ein Auge Schaufenster auf, streift dort flüchtig eine Gruppe Passanten. Dann taucht sie ab in eine enge Gasse, wendet sich nach links, dann wieder nach rechts.

      Das «Adria» ist ziemlich voll. Sie schaut sich um, niemand da, den sie kennt, so setzt sie sich an die Bar, mustert kurz ihren Nachbarn rechts, bestellt dann bei Giancarlo einen Tee.

      «Na, gut gearbeitet?»

      Über den Rand des Glases fixiert sie den Mann mit den kurzen schwarzen Haaren neben sich. «Wie man’s nimmt.»

      «Und? Wie nimmst du’s?» Er lächelt gewinnend, ohne eine Antwort zu erwarten.

      «Ich bin Freddy, eigentlich heisse ich Alfred», er macht eine Pause und schaut in die Höhe, es sieht aus, als habe er lange geübt dafür, «aber ich bitte dich – Alfred!» Dann ein heiseres Lachen. «Und du?»

      Bevor sie etwas sagen kann, haut er die flache Hand auf den Tresen. «Warte, lass mich raten!»

      Sie wartet gespannt. «Wenn ich dich so anschaue … Sally oder Jasmine?»

      Kopfschütteln.

      «Deine Haare … Jessica oder Sarah?»

      «Kalt!»

      «Und dein Gesicht … Madonna? Laura? Tatjana? Steffi?»

      «Eiskalt!»

      Er bestellt sich einen weiteren Espresso, sie hebt ihr Teeglas. «Zum Wohl, Freddy!»

      «Zum Wohl, Mona Lisa! Nun sag schon …»

      «Margrittli!»

      Er macht eine Grimasse. «Margrittli? Du willst mich auf den Arm nehmen …»

      «Wie tönt Margrit?»

      «Streng.

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