Rheinfall. Daniel Badraun

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Rheinfall - Daniel Badraun

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blonden Haare waren immer zu sehen. Und wenn einer hier oben steht, kann er genau beobachten, was in der Gruppe passiert. So wird das nie klappen.»

      Ein Boot legt an. Leute kommen an Land, schnatternd gehen die Japaner an Bord.

      Felix stellt sich ans Geländer, schaut zu, wie das Boot ablegt, und zündet sich eine Zigarette an. Er sieht, wie das Boot durch die Strömung Kurs auf den Felsen hält, der mitten im tosenden Wasser des Rheinfalls steht. «Dann machen wir es dort drüben, dort ganz oben.»

      Freddy schaut hinauf zur Schweizerfahne auf dem Felsen. «Wenn jemand hinter Marguerite Duval her ist und sieht, dass sie zum Aussichtspunkt hinüberfährt …»

      «… dann kann er es sich leisten, hier zu warten und einen Kaffee zu trinken, denn es ist nicht anzunehmen, dass sie wegschwimmt!»

      «Genau. Komm mit!»

      Und dann erzählt Freddy bei einem Kaffee am Panoramafenster des Restaurants, wie er sich das Ganze vorstellt.

      Margrittli sitzt an der Bar und trinkt einen Tee, als der Anruf kommt.

      «Bar Adria, Giancarlo!»

      Der Kellner hört kurz zu. Dann schaut er Margrittli fragend an. Diese schüttelt den Kopf.

      «Nein, tut mir leid, sie war heute noch nicht hier …! Gut, ich werde es ihr ausrichten …! Genau, auf Wiederhören.»

      «Danke, Giancarlo. Was hat er gesagt?»

      Der Kellner nimmt einen gelben Lappen und wischt über die Theke. «Ich soll dir, wenn du kommst, ausrichten, dass du unbedingt hier bleiben und auf einen gewissen Freddy warten musst. Es sei dringend, hat er gesagt.»

      «Das geht schneller, als ich gedacht habe.»

      Giancarlo reibt weiter auf der gleichen Stelle herum.

      «Kannst du nicht aufhören? Diese Putzerei macht mich nervös!»

      «Ich mache mir Sorgen um dich, Margrittli. Diese Typen sind nichts für dich. Das habe ich schon gestern Abend gedacht. Die sind vielleicht gefährlich. Ich hab das so in der Nase, verstehst du? Ich bin doch dein Freund, ich an deiner Stelle würde …»

      Margrittli steht auf. «… aussteigen, wolltest du das sagen?» Sie legt das Geld für den Tee auf die Theke.

      «Genau!» Giancarlo lächelt erleichtert.

      «Dazu ist es zu spät. Ich will doch nur …» Margrittli schüttelt den Kopf.

      «Du bist ganz schön starrköpfig, weisst du das?»

      «Das hat mein Vater auch immer gesagt.» Sie lächelt. «Dann verschwinde ich jetzt am besten.»

      Giancarlo hat mit Putzen aufgehört. «Und was sage ich diesem Freddy, wenn er kommt?»

      Margrittli öffnet die Türe der Bar. «Sag ihm, dass ich angerufen habe und ihm ausrichten lasse, ich sei beim Einkaufen, werde aber bald kommen, klar?»

      Giancarlo nickt, trocknet sich die Hände und steckt das Geld ein.

      Während Jean-Pierre Murat nachmittags um zwei den Walensee entlangfährt, Pietro Soldini zur gleichen Zeit in einem Strassencafé in Stein am Rhein sitzt und die Zeitung liest, Felix und Freddy den Rheinfall verlassen und Margrittli zum Einkaufen geht, betritt ein junger Mann das Hotel Chlosterhof in Stein am Rhein. Er schaut sich in der leeren Halle um, geht dann hinüber zum Portier.

      «Ich habe angerufen. Maier ist mein Name, Manuel Maier.»

      Der Portier blättert eifrig in seinem Buch, schüttelt dann bedauernd den Kopf. «Tut mir leid, Herr Maier, hier ist keine Reservation unter diesem Namen eingetragen.»

      Wieder schaut sich der junge Mann um. «Ich habe kein Zimmer reserviert, ich bin der neue Mitarbeiter. Herr Direktor Bucher hat gesagt …»

      «Ach so, genau, der Herr Direktor hat mir von Ihnen erzählt.» Der Portier zieht die Brauen zusammen, macht sich gross, winkt dann den jungen Mann nahe zu sich heran. «Eines müssen Sie zuerst lernen, Maier, der Personaleingang ist hinter dem Gebäude. Aber wenn Sie nun schon mal hier sind, können Sie gleich mitkommen.»

      Er führt den neuen Angestellten in ein Nebenzimmer und schiebt ihm ein Formular zu. «Wenn Sie dieses Blatt hier bitte ausfüllen würden. Die üblichen Formalitäten. Ich werde Sie dann in Ihre Tätigkeit einführen.»

      Margrittli steht im Warenhaus Schwanen und beobachtet die Leute. Ausverkauf! Ständig dröhnen neue Sonderangebote auf die Kaufwilligen ein. Im Rausch wühlen sie sich durch Kisten, stürzen sich auf neue Ständer, die herbeigekarrt werden, klammern sich an Kleiderbügeln fest, damit sich niemand an ihren Schnäppchen vergreifen kann.

      «Turnschuhe für den Herrn, nur in dieser Stunde für die Hälfte des angeschriebenen Preises, ab sofort in unserer Sportartikelabteilung!»

      Einige Männer setzen sich in Bewegung, laufen an Margrittli vorbei, die sich für lange Mäntel interessiert. Sie hat schon mehrere probiert, doch scheinen ihr alle etwas zu eng. Endlich findet sie etwas, ein auffälliges gelbes Exemplar, das an Hässlichkeit kaum zu überbieten ist. Sie schlüpft hinein, das Ding passt, dann wühlt sie sich durch einen Stapel Kopftücher, die wohl kaum jemand mit gesundem Farbempfinden kaufen würde, fischt sich ein giftgrünes quadratisches Exemplar heraus, packt noch eine grosse Sonnenbrille dazu und geht zur Kasse.

      Auch hier herrscht ein unglaubliches Gedränge, und so reagiert Margrittli kaum, als sie angerempelt wird. Erst als der Mann neben ihr seinen Kopf hinunterneigt und zu flüstern beginnt, zuckt sie zusammen.

      «Ich muss dringend mit Ihnen sprechen, schauen Sie bitte geradeaus, es muss niemand merken, dass wir uns kennen.»

      Auch Margrittlis Stimme ist kaum hörbar: «Meine Mutter hat mir verboten, mit fremden Männern zu sprechen, gerade im Ausverkauf sei das sehr gefährlich.»

      «Wir kennen uns, Frau Durrer.»

      Margrittli dreht den Kopf zur Seite, starrt dann wieder geradeaus. «Hallo! Sie sind der nette Hundebesitzer von gestern Abend. Haben Sie Ihren Lucky inzwischen gefunden?»

      «Das erzähle ich Ihnen später. Bezahlen Sie Ihre Waren, dann treffen wir uns in der Multimediaabteilung, es ist wichtig.»

      «Und wenn ich nicht komme?»

      «Denken Sie an Marguerite Duval.»

      Doch bevor Margrittli etwas antworten kann, ist der Fremde bereits in der Menge verschwunden.

      FÜNF

      Marguerite Duval erwacht. Ihr Kopf ist angenehm leer. Von diesem Zustand kann sie nicht genug bekommen. So schwebend und leicht. Die Augen, die sie fast geschlossen hält, lassen nur schmale Lichtstreifen eindringen, nur Licht, keine Bilder. Sie weiss, dass sie nichts muss, dass man sie in Ruhe lassen wird.

      Es ist wie früher, sie ist krank, die Rollläden sind heruntergelassen, im Kinderzimmer ist es dämmrig, gemütlich, ab und zu kommt die Mutter herein, wechselt die Essigumschläge an den Beinen oder bringt ihr etwas zu trinken ans Bett, ohne viel zu fragen, ohne etwas von ihr zu wollen. Am Abend tritt der Vater ins Zimmer, sie spürt seine rissige Hand auf ihrer Stirn,

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