Gesammelte Werke. Sinclair Lewis

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Gesammelte Werke - Sinclair Lewis

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      Die Europäer sind noch schlechter.

      Es schadet gar nichts, an einem warmen Tag ein Glas Bier zu trinken, aber jeder, der Wein anrührt, ist auf dem geraden Weg zur Hölle.

      Die Jungfrauen sind nicht mehr so jungfräulich, wie sie früher waren.

      Kein Mensch braucht Gefrorenes aus der Drogerie; Obstkuchen ist gut genug für alle.

      Die Farmer verlangen zuviel für ihren Weizen.

      Die Besitzer der Speichergesellschaft erwarten zuviel für die Gehälter, die sie bezahlen.

      Es würde gar keine Sorgen und keine Unzufriedenheit mehr auf der Welt geben, wenn alle so schwer arbeiteten wie Pa beim Roden unseres ersten Farmlandes.

      4

      Carolas Heldenverehrung wurde zu einem höflichen Nicken, das höfliche Nicken wurde zum Wunsch nach Flucht, und als sie nach Hause ging, hatte sie Kopfschmerzen.

      Am nächsten Tag sah sie Miles Bjornstam auf der Straße.

      »Ich bin g'rad aus Monatana zurückgekommen. Es war ein großartiger Sommer. Ich hab' mir die Lungen zum Platzen voll mit Rocky-Mountain-Luft gefüllt. Jetzt kann ich wieder die großen Herren von Gopher Prairie ärgern.« Sie lächelte ihm zu, und die Perrys verblaßten, die Pioniere verblaßten, bis sie bloß noch Daguerreotypien in einer schwarzen Nußbaumkredenz waren.

      Zwölftes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      1

      An einem Novemberabend, als Kennicott unterwegs war, wollte sie, mehr von Höflichkeit als von einem Wunsch getrieben, die Perrys wieder besuchen. Sie waren nicht zu Hause.

      Wie ein Kind, das niemand zum Spielen hat, streifte sie durch den dunklen Korridor. Unter einer Bürotür sah sie einen Lichtstreifen. Sie klopfte. Als jemand öffnete, murmelte sie: »Wissen Sie vielleicht, wo die Perrys sind?« Sie merkte, daß es Guy Pollock war.

      »Es tut mir sehr leid, Frau Kennicott, aber ich weiß es nicht. Wollen Sie nicht hereinkommen und bei mir warten?«

      »A–aber –« stammelte sie, während sie daran dachte, daß es in Gopher Prairie nicht anständig sei, einen Herrn zu besuchen; während sie beschloß, nein, sie werde bestimmt nicht eintreten; und während sie hineinging, sagte sie:

      »Ich wußte gar nicht, daß Sie Ihr Büro hier haben.«

      »Ja, Büro, Stadthotel und Landschlößchen in der Picardie. Aber das Schloß und das Stadthotel können Sie jetzt nicht sehen. Die sind beide hinter der Tür dort. Sie bestehen aus einem Feldbett, einem Waschtisch, meinem zweiten Anzug und der blauen Krawatte, die Ihnen so gut gefallen hat.«

      »Sie wissen noch, daß ich das gesagt habe?«

      »Natürlich. Ich werd's auch immer wissen. Bitte, versuchen Sie's mit diesem Stuhl.«

      Sie sah sich in dem unfreundlichen Büro um – ein armseliger Ofen, Regale mit Gesetzbüchern, ein Schreibtischsessel voller Zeitungen, die vom vielen Sitzen ganz zerfetzt und grau geworden waren. Nur zwei Dinge waren da, die von Guy Pollock sprachen. Auf dem grünen Filz des Schreibtisches stand zwischen Formularen und einem schmutzigen Tintenfaß eine Cloisonnévase. Auf einem Hängeregal stand eine Reihe Bücher, die für Gopher Prairie ungewöhnlich waren: Lyrik in Liebhaberausgaben, schwarz und rot gebundene deutsche Romane, ein Charles Lamb in gepreßtem Saffian.

      Guy setzte sich nicht. Er lief im Büro umher wie ein Windspiel auf der Spur; ein Windspiel mit vorne auf der schmalen Nase sitzenden Augengläsern und einem seidigen, kleinen braunen Schnurrbart. Er hatte eine wollene Golfjacke an, die an den Ärmeln abgewetzt war. Es fiel ihr auf, daß er sich deshalb nicht entschuldigte, wie Kennicott es getan haben würde.

      Er machte Konversation: »Ich habe gar nicht gewußt, daß Sie mit den Perrys so intim befreundet sind. Champ ist das Salz der Erde, aber ich weiß nicht, ich kann mir nicht vorstellen, wie er sich mit Ihnen über symbolische Tänze oder Verbesserungen des Dieselmotors unterhält.«

      »Nein. Er ist eine gute Haut, Gott segne ihn, aber er gehört ins Nationalmuseum neben General Grants Degen, und ich bin – ach, ich glaube, ich suche ein Evangelium, das Gopher Prairie bekehren kann.«

      »Wirklich? Zu was bekehren?«

      »Zu irgend etwas Ausgesprochenem. Ernsthaftigkeit oder Leichtfertigkeit, oder beides. Es wäre mir ganz egal, ob es ein Laboratorium wäre oder ein Fasching. Aber es ist nichts weiter als sicher. Sagen Sie mir, Herr Pollock, was stimmt mit Gopher Prairie nicht?«

      »Stimmt mit Gopher Prairie etwas nicht? Oder stimmt vielleicht mit Ihnen und mit mir etwas nicht? (Darf ich um die Ehre bitten, feststellen zu dürfen, daß mit uns beiden etwas nicht stimmt?)«

      »(Ja, danke.) Nein, ich glaube, es liegt an der Stadt.«

      »Weil den Leuten das Eislaufen mehr Spaß macht als Biologie?«

      »Aber ich interessiere mich nicht nur mehr für Biologie, als die Lustige Siebzehn, sondern auch fürs Eislaufen! Ich würde ebenso gern mit den Leuten eislaufen oder rodeln oder Schneeball werfen, wie ich mich mit Ihnen unterhalte.«

      (»O nein!«)

      »(Ja!) Aber sie wollen zu Hause bleiben und sticken.«

      »Vielleicht. Ich will die Stadt nicht verteidigen. Es ist bloß – Ich bin ein überzeugter Zweifler an mir selbst. (Wahrscheinlich bilde ich mir etwas darauf ein, daß ich nicht eingebildet bin.) Aber, Gopher Prairie ist nicht so besonders schlecht. Es ist wie alle Dörfer in allen Ländern. Die meisten Orte, die den Duft der Erde verloren, aber den Duft von Patschuli – oder von Fabrikrauch – noch nicht erworben haben, sind ebenso argwöhnisch und selbstgerecht. Manchmal mache ich mir Gedanken darüber, ob die Kleinstadt, mit einigen netten Ausnahmen, nicht ein sozialer Blinddarm ist? Eines Tages werden diese langweiligen Marktflecken vielleicht ebenso veraltet sein wie Klöster. Ich kann mir vorstellen, daß der Farmer und sein Lagerverwalter am Ende des Tages mit der Einschienenbahn in eine Stadt fahren, die viel reizvoller ist als irgendeine der Utopien von William Morris – Musik, eine Universität, Klubs für Nichtstuer wie mich. (Herrgott, wie gern hätte ich einen richtigen Klub!)«

      Sie fragte impulsiv: »Warum leben Sie hier?«

      »Ich habe die Dorfvergiftung.«

      »Das klingt gefährlich.«

      »Das ist es auch. Viel gefährlicher als der Krebs, den ich bestimmt mit fünfzig Jahren haben werde, wenn ich mit diesem Rauchen nicht aufhöre. Der Dorfbazillus ist der Krankheitserreger, der – er hat außerordentliche Ähnlichkeit mit dem Hakenwurm – er fällt ehrgeizige Leute an, die zu lange in der Provinz leben. Sie können ihn epidemisch finden bei Rechtsanwälten, Ärzten, Geistlichen und bei Kaufleuten mit College-Erziehung – bei allen Leuten, die einen Blick in die denkende und lachende Welt geworfen haben, aber in ihren Sumpf zurückgekehrt sind. Ich bin ein vollkommenes Beispiel dafür. Aber ich will Sie nicht mit meinen Schmerzen

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