Der Millionär von nebenan. M.J. O'Shea
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Das Label war tatsächlich im Wachstum. Joanne verfolgte große Ziele. Sie brauchte neue Leute und Sasha wäre perfekt geeignet, welche für sie zu finden. Das wäre besser als...
»Nein, das überlasse ich Padma. Das ist die beste Entscheidung. Harry hatte seit Jahren keinen richtigen Assistenten mehr. Er braucht jemanden wie dich, um auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben.«
Er brauchte mehr als das.
»Ich bin kein Designer, wollte nie Designer werden. Ich will auch nicht für einen Designer arbeiten. Ich will für dich arbeiten.«
Sasha und Joanne wussten beide, dass diese Diskussion zu nichts führen würde.
Tatsächlich wäre jemand wie er in der Werkstatt in den Hamptons von Nutzen. Harrison brauchte nicht noch einen weiteren Designer mit den Händen voller farbiger Stifte und dem Kopf in den Wolken. Davon hatte er schon ein ganzes Atelier voll.
Er brauchte jemanden, der seine Arbeit von der ausgefallenen Avantgarde weglenkte, hin zu der eleganten und doch frischen Mode für jeden Anlass, für die Harrison Kingsley stand. Harrison brauchte Joanne. Oder, na ja, Sasha. Das Problem war, dass er nie im Leben auf Sasha hören würde, egal wie viel Erfahrung Sasha mittlerweile auch gesammelt hatte. Das hatte er oft genug bewiesen. Sasha wollte nicht den Rest des Sommers damit verbringen, noch weitere Beweise zu erbringen.
Joanne schaute Sasha lange an. »Du hast den besten Blick in der Branche und dies ist deine Chance, es zu beweisen. Du musst mich in meiner Abwesenheit vertreten. Außerdem werde ich Harry sagen, er soll auf dich hören, sonst bekommt er es mit mir zu tun.«
Der Gedanke, Harrison Kingsley Harry zu nennen, brachte Sasha fast zum Lachen. Er hatte es bisher nur Joanne sagen hören, niemanden sonst. Kein anderer würde es wagen. Zumindest niemand, den Sasha kannte.
Sasha unternahm einen letzten Versuch. »Er wird nicht auf mich hören, egal wie sehr du ihn als große Schwester maßregelst.« Joannes Gesichtsausdruck verriet ihm, dass er den Bogen überspannt hatte. Ihre Augen verengten sich und ihre Kiefermuskeln spannten sich an.
»Hör mal. Wenn du eines Tages Creative Director eines Labels sein willst, dann musst du wissen, wie du temperamentvollen Designer-Divas deinen Willen aufzwingen kannst.« Sasha wollte schon protestieren, aber sie hob die Hand. »Ja, mir ist bewusst, dass du dann einen anderen Titel als Assistent tragen wirst, aber es gibt keinen besseren Weg, das zu lernen, als bei meinem Bruder. Er ist stur, er ist fordernd und meistens eine Nervensäge. Aber er wird dir alles beibringen, was du wissen musst, um mit schwierigen Künstlern umzugehen. Eine bessere Übung kannst du dir nicht wünschen.«
Sasha wusste, dass er keine Chance hatte, und ihm war ebenfalls bewusst, dass Joanne recht hatte. Ihm stand eine Feuerprobe bevor und er konnte nur hoffen, dass er sie bestehen würde. »Du hast recht, Jo. Ich kann viel von Harrison lernen.«
»Ich habe immer recht, Süßer. Wann wirst du das endlich begreifen?« Sie zwinkerte ihm zu, damit er wusste, dass es als Scherz gemeint war. Ein halber.
»Das habe ich schon an dem Tag begriffen, als ich dieses Büro zum ersten Mal betreten habe.« Sasha stand auf und reichte Joanne die Hände. »Besorgen wir dir und Baby Kingsley Mittagessen, bevor ich mich auf den Weg mache, um zu packen. Ich nehme an, ich muss am Montag anfangen?«
Joanne zuckte zusammen. »Eigentlich braucht Harry dich schon heute Abend.«
Es machte keinen Sinn zu protestieren. Von Anfang an war ihm klar gewesen, dass es in diesem Job keine geregelten Arbeitszeiten geben würde – es glich eher einem Vierundzwanzig-Stunden-Job. Sasha hielt es für das Beste, einfach zu nicken. Ihm stand ein langer, langer Nachmittag bevor.
In der U-Bahn war es stickig und überfüllt.
So war es immer von Mitte April an und es wurde noch stinkender und unangenehmer, je weiter der Frühling in den Sommer überging. Sasha bevorzugte es, stehen zu bleiben, anstatt auf einer Sitzbank mit zahllosen Menschen von ihren Taschen, Gerüchen und Gesprächen in die Ecke gedrängt zu werden. Das bedeutete aber nicht, dass er nicht trotzdem bedrängt wurde. Selbst stehend fühlte man sich während der Rush Hour in der U-Bahn wie eine Ölsardine.
Vielleicht würde er sich irgendwann an die vielen Menschen auf so engem Raum gewöhnen, auch wenn es etwas vollkommen anderes war als die sechs Hektar Land an einer Landstraße, die seine Familie in einem Ort von der Größe einer Briefmarke besaß. Sasha mochte es da, wo er herkam – das tat er wirklich. Aber mitten im Nirgendwo in Kansas konnte er nicht den Job machen, den er wollte, daher New York. Größtenteils gefiel ihm die Stadt, auch dass die U-Bahn ihn überall hinbrachte, aber an die Züge selbst würde er sich nie gewöhnen können.
Er kämpfte sich durch die Massen aus der U-Bahn-Station hinaus und machte sich auf den Weg zu seinem winzigen Appartement im dritten Stock in Alphabet City, das er sich mit seinem Freund Mateo teilte, um Miete zu sparen. Vermutlich hätten sie auch nach Brooklyn oder Queens ziehen können, um günstiger zu wohnen, aber keiner von ihnen wollte Manhattan verlassen. Sasha träumte davon, eines Tages in einem Loft wie dem von Joanne zu leben. Das konnte passieren.
Nein, es würde passieren.
Er würde nicht für immer ein Assistent bleiben.
Im Moment war er zufrieden damit, mit dem besten Freund, den man sich wünschen konnte, in einem Appartement zusammengepfercht zu sein. Zumindest für einen letzten Nachmittag.
Sasha hatte Mateo während seines ersten Monats bei Harrison Kingsley bei einem Fotoshooting kennengelernt, das in einem Appartement in einem umgebauten Lagerhaus stattgefunden hatte und vermutlich mehr kostete, als er in seinem ganzen Leben je verdienen würde. Sasha war umhergeeilt, um wie üblich sicherzustellen, dass alles glattlief. Normalerweise war Joanne bei Shootings nicht anwesend, aber falls sie doch erschien, musste alles perfekt sein.
Mateo war an diesem Tag für das Make-up zuständig gewesen. Sasha und er waren ins Gespräch gekommen, hatten Telefonnummern ausgetauscht und nach ein paar platonischen Verabredungen zum Kaffee festgestellt, dass sie dazu bestimmt waren, beste Freunde zu werden. Anfangs hatte Sasha geglaubt, dass mehr zwischen ihnen entstehen könnte, aber das hatte sich schnell geändert. Mateo war wie ein Bruder für ihn.
»Schnuckelchen, ich bin zu Hause!«, rief Sasha, als er die Tür öffnete. Die Fenster waren geöffnet und es roch nach Schokoladenkeksen. Mateo war zu Hause und er musste unter Stress stehen. Er hatte einmal erzählt, dass er schon sein ganzes Leben lang ein Stress-Bäcker war, eine Angewohnheit, die er von seiner Großmutter übernommen hatte. »Was ist los, Matty?«
Mateo streckte den Kopf aus seinem Schlafzimmer – wenn man den Raum denn so bezeichnen konnte. Beide Schlafzimmer waren gerade groß genug für ein Bett und etwas Platz, damit man sich um das Bett herum zum Kleiderschrank durchmogeln konnte. Dafür hatten sie ein gemütliches, helles Wohnzimmer und eine richtige Küche. Das war es wert. Mateos dichtes, dunkelbraunes Haar war wirr, als wäre er mehrmals mit den Händen hindurchgefahren, und seine Augen waren weit aufgerissen. Er sah aus wie... na ja, Sasha wusste nicht genau, wie er aussah. Verwirrt. Fassungslos. Als wäre sein gesamtes Leben auf den Kopf gestellt worden. Sasha kannte das Gefühl.
»Ich habe den Job«, sagte er. Seine Stimme war leise, nur ein Hauch. Perplex.
»Den Job? Den Job?« Sashas Mund klappte auf.
Mateo nickte und Sasha eilte durch den Raum, um ihn zu umarmen.
»Ich