Der Millionär von nebenan. M.J. O'Shea
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»Hallo«, grüßte er. »Vermisst du mich schon? Ich bin noch nicht einmal in den Hamptons angekommen.«
»Natürlich vermisse ich dich. Ich werde von Hormonen geplagt und muss die nächsten acht Wochen in meinem Appartement verbringen.« Sie gab ein ersticktes, gequältes Stöhnen von sich. Sasha konnte sie verstehen, denn er kannte Joanne. Sie hatte sich schon seit Jahren Kinder gewünscht, aber Harrison Kingsley war ihr Baby und der Zeitpunkt war nie passend gewesen. Sie und ihre Partnerin Jemma hatten schließlich den Schritt gewagt, aber anscheinend verspürte sie Entzugserscheinungen von der Arbeit.
»Noch kann ich zurückkommen, weißt du. So lange hat das Packen nicht gedauert.« Sasha hoffte, dass sie ja sagte, aber er bezweifelte es.
»Eigentlich habe ich angerufen, weil ich einen Auftrag für dich habe. Nur zwischen uns beiden, verstehst du?«
Sasha kannte diesen Tonfall. Für gewöhnlich setzte sie ihn ein, wenn er sich für sie um ihren Bruder kümmern sollte, und er kam nie gut dabei weg. Er wartete, bis sie die Bombe platzen ließ. »Was gibt es, Jo?« Er gab sich große Mühe, nicht Was willst du dieses Mal? zu fauchen, auch wenn er genau das dachte.
»Du weißt über den Applebaum's-Vertrag Bescheid, oder?«
»Applebaum's?« Sasha verzog das Gesicht. Es war nicht so, dass er per se etwas gegen Kaufhäuser mit Schnäppchen und fast schon ordinär billigen Angeboten hatte... okay, hatte er doch. Sie erinnerten ihn daran, wie er aufgewachsen war. Sein Leben war nicht schlecht und seine Kindheit nicht unglücklich verlaufen, sie passten nur einfach nicht zu ihm. Applebaum's und dergleichen, das war nicht er. »Die Kaufhauskette?«
»Ja. Erinnerst du dich, dass ich vor ein paar Wochen ein Treffen mit George Applebaum hatte?«
Sasha gefiel nicht, in welche Richtung dieses Gespräch lief. »Ich erinnere mich.« Er war es gewesen, der das Treffen in ihren iCalendar eingetragen und sich gewundert hatte, was um alles in der Welt der Grund dafür sein konnte.
»Applebaum möchte eine Harrison Kingsley-Abteilung in seinen Läden aus unserer Ästhetisch, aber erschwinglich-Serie. Ich bin dafür, denn es ist ein guter Einstieg in den kommerziellen Markt.«
Sasha gefiel nicht, was Joanne da sagte. »Wo ist der Haken?«, fragte er. Abgesehen davon, dass Applebaum's und Harrison Kingsley nicht zusammenpassten. Joanne hatte wahrscheinlich noch nie ein Applebaum's von innen gesehen, Sasha hingegen schon viele. Es passte einfach nicht zusammen.
»Harrison ist von dem Plan nicht gerade begeistert.«
Was wahrscheinlich bedeutete, dass jede elitäre, versnobte, arrogante Zelle in Harrisons Körper schrie: »Nie im Leben werde ich Chinohosen und Pullover mit V-Ausschnitt in der hintersten Ecke jedes Einkaufszentrums im Mittleren Westen verscherbeln.« Auch wenn Sasha nichts gegen Applebaum's generell hatte, konnte er Harrisons Ärger nachvollziehen. Und dann war da noch sein eigener Ärger darüber, in diese unangenehme Position gebracht worden zu sein.
»Was erwartest du von mir?«, fragte er, auch wenn er die Antwort bereits kannte.
»Ich will, dass du ihn überredest. Du bist unglaublich darin, andere zu überzeugen. Harrison Kingsley kann nicht expandieren, ohne den kommerziellen Markt abzudecken.«
Großartig. Nicht nur, dass er schlecht sagen konnte, dass er von Joannes Idee ebenfalls nichts hielt, er konnte auch nicht anmerken, dass er unmöglich Erfolg haben würde. Vom Aufgeben hielt sie rein gar nichts. Wenn seine Chefin also glaubte, er hätte aufgegeben, bevor er es überhaupt versucht hatte, wäre sie nicht gerade erfreut. Aber das würde ihn trotzdem nicht davon abhalten, sein Missfallen über die Lage zu äußern, in die sie ihn manövriert hatte.
»Joanne, ich kann nicht glauben, dass du mich in solch eine Situation bringst. Er wird mir nicht zuhören, sondern wütend werden, und ich sitze den ganzen Sommer bei ihm fest.«
»Ich denke, mit dem richtigen Argument wird er sich umstimmen lassen. Und ich erwarte, dass du es findest, Sasha. Du hast mich noch nie enttäuscht.«
»Und wenn ich es dieses Mal doch tue?«
»Mit diesem Deal sichern wir unsere Zukunft, das weißt du ebenso gut wie ich. Ein Nein akzeptiere ich nicht.«
»Ich lege jetzt auf«, sagte Sasha. Ihm war nach Schreien zumute, aber wenn man eines nicht tat, dann Joanne Kingsley anzuschreien. Egal wie nett sie augenscheinlich war, sie war immer noch die Königin, und niemand schrie die Königin an. »Ich glaube, meinem Kater wird schlecht, und ich kann mir nicht vorstellen, dass du möchtest, dass er dir ins Auto kotzt.«
»Du hast einen Kater?«, fragte sie. »Mit im Auto? Und du nimmst ihn mit zu meinem Bruder?«
»Ja. Ist das ein Problem?«, wollte Sasha wissen. Vielleicht war sein Tonfall ein wenig zu scharf, aber schließlich war er gerade dem sprichwörtlichen Wolf zum Fraß vorgeworfen worden. Es war an der Zeit zurückzuschlagen.
Joanne kicherte leise und damit war Applebaum's vergessen. Sasha wusste nicht, ob er das der Vorstellung von Harrison mit einer Katze zu verdanken hatte oder ihren Hormonen, die sie vergesslich machten, in jedem Fall war er dankbar dafür.
»Überhaupt nicht«, meinte sie.
Danach legte Sasha auf und schaltete den Klingelton aus. Für den Rest der Fahrt hatte er sich etwas Ruhe verdient – wie lange das auch andauern mochte. Was auch immer ihn am Ende der Reise erwartete, war mit Sicherheit das Gegenteil von entspannend. Ihm blieb also nicht mehr viel Zeit.
Kingsley Court sah aus, als stammte es aus einem Märchen – oder aus einer anderen Realität, die Sasha nicht erfassen konnte. Er hatte zwar die letzten beiden Jahre mit den Reichen und Berühmten bei Modenschauen und Fotoshootings verbracht, aber das war irgendwie... unwirklich. Am Ende des Tages waren all der Pomp und Glitter und die teuren Stoffe verschwunden und er war wieder in seiner kleinen Bude, die er sich mit Mateo teilte. Opulenz hatte ihm noch nie so entgegengestarrt wie aus diesem riesigen, bedrohlichen Bauwerk, das nur ein paar hundert Meter vom Strand entfernt stand und von aufwendigen, fast einschüchternden, aber nicht minder beeindruckenden Gärten umgeben war.
»Oh mein Gott«, hauchte Sasha. Er überlegte, ob es unangebracht war, wenn er ein Foto von seiner neuen Unterkunft schoss und es seiner Mom und seinem Dad schickte. Sie würden vermutlich nicht einmal wissen, was sie davon halten sollten, dass ihr kleiner Junge in einem Haus wie Kingsley Court wohnte. Um ehrlich zu sein, wusste er es selbst nicht.
Sasha stieg aus dem Auto, das ihn aus Manhattan hergebracht hatte – dem Auto, das ihn in eine andere Welt transportiert hatte. Seine Knie zitterten und er musste sich zwingen, das Dach des Wagens loszulassen. Er reckte den Hals und blickte auf.
Natürlich war das Haus riesig, denn nichts anderes wäre eines Harrison Kingsleys angemessen. Es war aus Backsteinen erbaut und umsäumt von perfekten Gärten und einer tadellos gepflegten Kiesauffahrt. Ihm war, als würde ihn das Haus verschlucken und in sich aufnehmen. Sasha konnte kaum den Himmel sehen.
Kingsley Court musste vier Stockwerke haben, stellenweise vielleicht sogar fünf. Es gab mehrere Nebengebäude und wenn Sasha genau hinsah, konnte er einen der für die Hamptons typischen Holzwege erkennen, die über die Dünen runter zu den Stränden führten. So sehr ihm auch vor der Zeit mit Harrison graute, hatte er an der Umgebung nichts