Der Millionär von nebenan. M.J. O'Shea
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»Ich bin startklar«, sagte Sasha etwa eine Stunde später am Handy. »Ich bin immer noch nicht begeistert davon, aber meine Sachen sind gepackt.«
Er knirschte mit den Zähnen, war jedoch entschlossen, den Sommer zu genießen, egal wie sehr er seinen neuen Job verabscheute.
Joanne ignorierte Sashas wenig erfreuten Tonfall. Ebenso wie seine Wortwahl. Sie konzentrierte sich auf den Teil mit dem startklar und ignorierte ganz bequem den Rest. »Fantastisch. Ich schicke dir einen Firmenwagen, um dich abzuholen« sagte sie, bevor sie hörbar ins Telefon gähnte. Die meiste Zeit über konnte Sasha ausblenden, dass sie in zwei Monaten ein Kind zur Welt bringen und sich alles verändern würde. Aber in Momenten wie diesen, wenn sie zu müde war, um Joanne Kingsley zu sein, traf es ihn am härtesten.
»Ich hätte auch den Bus nehmen können«, meinte Sasha. Nicht, dass der Gedanke, mit vier Koffern und Lancelots Transportbox mit dem Bus in die Hamptons zu fahren, besonders reizvoll war, aber er bekam ein schlechtes Gewissen, weil er ihr mit seinem Widerstand nur noch stärker zugesetzt hatte. Ihm hatte er auch nichts gebracht. Den Ärger hätte er ihnen beiden ersparen können.
»Auf keinen Fall. Jordan wird dich abholen. Ich nehme an, deine Habseligkeiten werden alle ins Auto passen?«
Sasha hatte ihr immer noch nichts von der Katze erzählt und erfreute sich ein wenig an dieser kleinen Form der Rebellion. »Ja, das sollte passen.«
»Jordan wird in dreißig Minuten da sein«, sagte Joanne. »Danke, dass du eingewilligt hast, Sash. Ich weiß, dass du Harry nicht sonderlich magst. Du musst ihn nur richtig kennenlernen, versprochen.« Joannes Worten haftete ein leiser Unterton an, den Sasha nicht einordnen konnte, aber er entschied, nicht weiter darüber nachzudenken. Sie war seit Monaten nicht sie selbst gewesen.
»Ich werde mein Bestes geben, das weißt du doch.« Sasha gab nie weniger als sein Bestes, auch wenn es ihn große Überwindung kostete.
»Halt mich auf dem Laufenden, Süßer«, sagte Joanne. »Ich bin zwar ab Montag zu Hause, aber nicht tot. Ich werde verrückt, wenn ich nicht wenigstens etwas Ablenkung bekomme.«
»Versuch es mal mit Sudoku«, stichelte Sasha. »Oder beschäftige dich mit Reality-Soaps wie den Kardashians.«
»Klar, ganz bestimmt. Ruf mich auf jeden Fall an, damit ich wenigstens einmal am Tag deine Stimme hören kann. Andernfalls verfrachte ich meinen fetten Hintern in ein Auto und komme dich holen, solltest du es nicht tun.«
Das klang genauso wie seine Drohung an Mateo. Vielleicht waren sie engere Freunde, als er gedacht hatte. »Ich halte dich auf dem Laufenden. So wie immer.«
Sasha verbrachte die letzten dreißig Minuten seines kurzen Sommers in der Stadt damit, mit Mateo zu quatschen und das Schokoladeneis zu vernichten – Mateos Cousine Raina mochte ohnehin keine Schokolade, oder? Dieser Dienst an der Menschheit war allemal besser, als es verderben zu lassen. So lautete jedenfalls die Version, an der er festhalten würde. Weniger Gedanken machte sich Sasha über die Tatsache, dass er den Sommer an einem Badeort, nur wenige hundert Meter vom Strand entfernt, verbringen würde, zusammen mit einem Haufen Modefreaks. Schon deshalb wäre es wohl keine gute Idee, sich dermaßen mit Schokoeis vollzustopfen. Aber egal, er würde es bei all dem Stress mit seinem neuen Job sowieso abtrainieren.
»Sag Raina, dass ich alle zwei Wochen vorbeikommen und nach der Wohnung sehen werde«, sagte er. »Keine Partys und ich möchte auch nicht, dass ihre Freunde in meinem Zimmer schlafen.«
»Ja, ja, außerdem Finger weg von der Plattensammlung. Wie konnte ich mich bloß mit solch einem Hipster anfreunden? Einem spießigen Hipster noch dazu.« Mateo lachte. »Keine Partys«, äffte er ihn mit verstellter Stimme nach.
»Ich will nur nicht, dass meine Sachen beschädigt werden, außerdem bin ich kein Hipster«, murrte Sasha. »Ich mag eben die Klangqualität von Schallplatten.«
»Und während er das sagt, trägt er abgeschnittene Jeans und eine Hornbrille.« Mateo verdrehte die Augen und schnipste. »Und damit schließe ich meine Beweisführung ab.«
Als Antwort stürzte sich Sasha auf Mateo. Sie lachten und kitzelten sich gegenseitig, bis der Nachbar unter ihnen mit dem Besenstiel an die Decke hämmerte – seine übliche Reaktion, wenn sie etwas anderes taten, als laut zu atmen.
»Es ist ja nicht so, als ob wir Sie nicht hören könnten, wenn Sie jeden Samstagabend unanständig werden, Mr. Schmidt«, rief Sasha Richtung Fußboden. »Ohhhh, Erika«, stöhnte er übertrieben.
Mateo lachte und schlug Sasha auf die Schulter. »Ich bleibe noch fünf Tage hier, weißt du? Mach mir keinen Ärger.«
»Und ich bin noch hier bis...« Sashas Handy piepste mit einer Nachricht des Fahrers, dass er angekommen war. »Jetzt, wie es scheint. Das ist mein Startsignal.«
»Ich kann nicht glauben, dass du gehst«, schmollte Mateo.
»Bald bist du noch viel weiter weg, also darfst du dich nicht beschweren. Du kommst besser im Herbst zurück«, drohte Sasha ein letztes Mal. »Ich will keinen Abschiedsanruf aus dem durchnässten Norden bekommen.«
»Gibt es so etwas wie Abschiedsanrufe überhaupt?«, fragte Mateo. »Ich dachte, der Sinn von Abschiedsbriefen wäre, dem Gespräch aus dem Weg zu gehen.«
Sasha zuckte mit den Schultern. Das mochte stimmen. Er scherte sich nicht um Spitzfindigkeiten, solange Mateo zu ihm zurückkam. Er konnte den heißen kanadischen Eishockeyspieler mit dem Ahornsirupfetisch gerne mitbringen, wenn er bloß nach Hause kam. »Komm schon, Matty. Hilf mir, meine Taschen zum Auto zu bringen, dann umarmen wir uns zum Abschied und ich werde nicht mal eine Sekunde lang weinen.«
Sasha war nicht sicher, wer von ihnen das weniger glaubte – Mateo oder er selbst.
Ein paar Minuten und einige verstohlene Tränen später – zum Glück von ihnen beiden – saß Sasha auf dem Rücksitz eines Firmenwagens vom Label Harrison Kingsley. Genau genommen war es Joannes privates Auto. Sie hatte noch nie ihren Wagen Angestellten zur Verfügung gestellt. Dafür besaß das Label genügend andere Wagen, die weniger individuell ausgestattet waren und mit Sicherheit keine derartigen Annehmlichkeiten wie den Lavender Mint Kombucha von Joannes Lieblingsmarke aus Connecticut mit sich führten, an dem Sasha gerade nippte.
Ihm ihren Luxuswagen zu leihen, war vermutlich ihre Art, sich zu entschuldigen, weil sie ihn aus der Stadt verbannt hatte, um sich den ganzen Sommer lang mit ihrem Bruder herumzuschlagen. Sasha würde einem geschenkten Gaul nicht ins Maul schauen, egal, welch schlechtem Gewissen er entstammte. Lancelot war nicht mehr in seiner Transportbox, sondern saß zufrieden schnurrend auf Sashas Schoß, während Sasha ihm mit seiner freien Hand den kleinen Bauch kraulte. Alles in allem hätte er es schlechter treffen können.
»Wir werden in einem Schloss wohnen, Lancelot. Das ist genau passend für dich, nicht wahr?« Lancelot schnurrte noch lauter, als er seinen Namen hörte. »Ich weiß noch nicht, wie ich mich dort einfügen soll, aber ich werde mein Bestes geben. Du wirst natürlich perfekt sein, wie immer.«
Sasha sann über ein Leben in den Hamptons nach. Dann dachte er an Harrison – den großen, muskulösen, hinreißenden, dunkelhaarigen Harrison. Hätte Sasha nicht gewusst, dass er der kalte, arrogante Modekönig war, von jedermann gleichzeitig geliebt und gehasst, könnte er ihn sich gut auf einer Farm vorstellen, wie er Kühe hütete, auf einem Pferd saß mit einem engen Hemd und einem Hut auf seinem ach so perfekten Kopf.
Sasha erschauerte. Gott, der Mann war