Geh's noch Gott?. Paulus Terwitte
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Was ist dieses gute Leben? Es besteht darin, dass ich versuche und mich entscheide, nicht mehr auf dem Standpunkt der Selbstsucht zu stehen.
Hat das Leben mehr zu bieten? Warum habe ich immer das Gefühl, dass mir etwas fehlt?
Wer liebt, der kann nie sagen: „Es ist genug.“ Zur Liebe gehört die Unersättlichkeit, gehört dieser Überschuss Hoffnung. Zur Liebe gehört, dass sie immer schon weiterdenkt. Und darum gehört es mit zum Leben, dass in meinem Leben immer eine Ahnung ist, es könnte noch mehr sein, besser sein und größer sein. Für mich als gläubiger Mensch setzt hier der tiefe Sinn meines Glaubens an, weil mein Glaube an Gott meine Ungeduld zähmt. Denn Gott ist die Fülle, nicht mein Kloster. Gott ist die Fülle, nicht meine Brüder hier. Gott ist die Fülle, nicht die Kirche ist die Fülle, nicht die Welt, nicht Deutschland … Kein Mensch muss mir Gott ersetzen. „Ich verzeihe dir, dass du mir mein Gott nicht sein kannst“, sage ich zum Leben. „Ich verzeihe dir, dass du mir mein Gott nicht sein kannst“, sage ich zu einem Menschen, den ich liebe. Und dadurch wird es eine realistische Beziehung. Diese gegenseitige Überforderung macht viele Menschen kaputt. Viele Ehen kranken daran, dass die Partner einander überfordern und sich vergötzen, dass Kinder von Eltern vergötzt werden, dass Jugendliche das Leben vergötzen und dass viel zu viel erwartet wird. Und dann kommt eine riesen Enttäuschung: Es ist ja doch alles sehr alltäglich, wenn man dann mal zusammengezogen ist. Es ist ja doch sehr alltäglich, wenn man dann endlich seinen Traumberuf erreicht hat. Es ist alles sehr alltäglich, wenn man dann endlich das Hobby auslebt, von dem man immer geträumt hat. Ja, da ist eben auch sehr viel Alltag dabei, und der könnte doch noch besser, schöner, anders sein. Ja, es könnte alles noch ein bisschen besser sein.
Diese Ahnung, dass alles noch ein bisschen besser sein könnte, wird dadurch gezähmt, dass man das Ganze auf Gott wirft und sagt: „Du, ich mach schon mal das Meine, ich mach das schon mal so, wie ich kann. Das könnte noch ein bisschen besser sein, aber ich lege es zunächst mal in deine Hand, so gut ich kann.“ Mir hat mal ein Arzt gesagt, früher seien die Menschen zu ihm gekommen und hätten gesagt: „Können Sie meinen Schmerz ein bisschen lindern?“ Heute kommen die Leute und sagen: „Sie müssen mich gesund machen!“ Dieser Erwartung, dass ich dieses Mehr immer sofort kriegen muss, gehört zu einer konsumistischen Welt, zu einer Welt, in der sozusagen Fülle konsumiert und gekauft werden kann, wo einem vorgegaukelt wird, in den super Film zu gehen, den super Urlaub zu machen, die super Wohnung zu kriegen. Und dann ist man in dieser Wohnung und merkt: „Die könnte aber doch da noch ein bisschen anders und hier noch ein bisschen anders sein.“ Auf diese super Erwartung folgt eine ständige Art von Unzufriedenheit, dass man immer noch nicht die Fülle erreicht hat. Jetzt hat man die super Tapete an die Wand geklebt, jetzt hat sie doch nicht die ganz richtige Farbe – was ein Mist aber auch!
Es gehört zum Erwachsenwerden und zum Reifwerden, dass ich in der Lage bin, diese Sehnsucht nach dem Mehr, nach dem Vollkommenen, nach dem ganz Guten und dem ganz Schönen dadurch zähme, dass ich diese Erwartung an Gott richte: Du bist der Vollkommene. Du bist die Schönheit. Der gläubige Mensch ist der bescheidene Mensch. Er sagt: „Wenn Gott die Fülle ist, dann bin ich auch mit dem Wenigen zufrieden, was ich habe. Wenn Gott die Fülle der Liebe ist, dann muss meine Liebe zu dir nicht so super-hyper-vollkommen sein. Dann kann ich das Meinige tun, und ich muss nicht ständig denken: Ich mach’s noch nicht richtig und noch nicht richtig genug. Und auch du musst mir gegenüber nicht so vollkommen sein.“
Ich bin davon überzeugt, dass wir diese Unzufriedenheit darüber, dass alles noch ein bisschen mehr, größer und schöner sein könnte, dann besiegen, wenn wir Frieden in einer erwachsenen und kreativen Beziehung zu Gott finden. Wenn ich weiß, dass er mir zuströmt, wenn ich es zulasse, dass er aus seiner Fülle mir mitteilt und ich wie eine Art Satellitenschüssel von ihm empfange, um davon dann ein bisschen weiterzugeben – das gibt mir zumindest eine sehr große Gelassenheit, mit den Dingen umzugehen, die immer ein bisschen unvollkommen sind und die noch nicht so sind, wie ich sie gerne hätte.
Wir können diese Unzufriedenheit darüber, dass alles noch ein bisschen mehr, größer und schöner sein könnte, dann besiegen, wenn wir Frieden in einer erwachsenen und kreativen Beziehung zu Gott finden.
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