Das Collier der Lady Ira. Mara Laue
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»Verdammt!«, entfuhr es Craig. »Ich dachte, der wäre dort absolut sicher.«
»Sehen wir davon ab, dass es absolute Sicherheit nicht gibt, Sir: Ich bin Profi. Ich sehe von Berufs wegen Dinge, die anderen nicht auffallen.« Glen deutete auf die Bücherregale und die Schränke. »Jeder Einbrecher vermutet einen Safe erst einmal hinter einem Gemälde oder Wandbehang, weil die Dinger dort am häufigsten versteckt sind, und wird sich deshalb alle Zimmer ansehen, in denen Bilder hängen. Als Erstes aber Ihr Büro und andere Räume, die wie Arbeitszimmer aussehen. Dieser Bibliothek wird man zunächst keine Beachtung schenken. Wie viele Zimmer hat das Manor?«
»Siebenundzwanzig. Plus fünf Badezimmer und drei Gästetoiletten. Und natürlich die Kellerräume und die ehemaligen Stallungen, die heute Lagerräume und Garagen sind.«
Glen nickte. »Wenn Diebe endlich auf die Idee kommen, dass ein Safe in diesem Raum sein könnte, werden sie ihn erst einmal hinter den Bücherregalen oder in einem Geheimfach in irgendeinem der Schränke vermuten, weil das nach den Bildern und Wandbehängen die nächsten üblichen Verdächtigen für Safeverstecke sind. Die Uhr macht einen sehr massiven und schweren Eindruck. Dass sie auf Rollen steht, die so in ihren Boden eingearbeitet sind, dass man sie unter der Zierblende nicht sehen kann, darauf kommt man so schnell nicht. Außerdem ist der Zeitfaktor ein guter Schutz. Diebe haben es eilig. Wenn sie nicht innerhalb von Minuten lohnende Beute gefunden haben, geben sie auf. Und«, Glen deutete in die Runde, »bei den teilweise antiquarischen Werken hier wird man sich eher an den Büchern bedienen, statt Zeit mit der Suche nach einem gut versteckten Safe zu vergeuden. Immer vorausgesetzt, die Diebe kämen an den Alarmanlagen vorbei, die Sie überall installiert haben.« Er blickte Craig an. »Weiß jemand von der Existenz dieses Safes?«
Craig schüttelte den Kopf. »Außer der Firma, die ihn vor zwanzig Jahren dort eingebaut hat – niemand. Das heißt«, er wiegte den Kopf, »meine Tochter Brenda weiß natürlich auch, dass er sich dort befindet. Aber erstens habe ich zu ihr schon seit Jahren keinen Kontakt mehr.« Er seufzte. »Sie gibt mir die Schuld am Tod ihrer Mutter, aber das war ein Unfall.«
Glen verspürte einen leichten Stich im Herzen und eine Welle von Mitgefühl für Ian Craig. Er konnte gut nachempfinden, wie der Mann sich fühlte. Seit dem Autounfall, der seine Frau Davina das Leben gekostet hatte, gab seine Schwägerin Blair ihm die Schuld daran und verfolgte ihn nimmermüde mit ihrem Hass.
»Zweitens«, fuhr Craig fort, »kennt sie den Öffnungscode nicht, denn ich benutze keine Allerweltskombination oder irgendeine leicht zu erratende oder zu recherchierende Ziffernfolge wie meinen Geburtstag oder den meiner Frau oder Tochter oder die in Zahlen umgewandelten Buchstaben meines Namens – oder was die Leute sonst so an leichtsinnigen Kombinationen wählen.« Er nickte Glen zu. »Wenn Sie sich bitte umdrehen würden, denn ich habe nicht vor, Sie die Zahlen sehen zu lassen, die ich eintippe.«
Glen gehorchte. Anhand der leisen Töne, die die gedrückten Tasten von sich gaben, konnte er erkennen, dass die Kombination aus elf Ziffern bestand und entweder zweimal dieselbe Taste doppelt gedrückt wurde oder zwei unmittelbar nebeneinanderliegende Tasten, weil der Abstand zwischen den anderen Tönen länger war.
»Aber um ehrlich zu sein«, ergänzte Craig, »ist natürlich nicht ausgeschlossen, dass jemand, der mich sehr gut kennt, trotzdem auf diese Kombination kommt, wenn er oder sie Zeit genug hat, alle infrage kommenden Möglichkeiten auszuprobieren.« Er seufzte. »Wie Sie schon sagten: Absolute Sicherheit gibt es nicht. – Hier ist es.« Craig reichte ihm eine hölzerne Schatulle.
Glen öffnete sie. Lady Iras Collier strahlte ihm in seinem ganzen Glanz entgegen, gebettet auf einen samtartigen roten Stoff. Ein wunderschönes Schmuckstück, das jeden Penny wert war, den der Gutachter dafür veranschlagt hatte.
»Ich würde es mir gern in Ihrem Büro genauer ansehen, Sir«, bat Glen.
»Bitte.« Craig führte ihn zurück.
Glen nahm aus seiner Aktentasche die Lupenbrille, setzte sie auf und bewunderte das Collier in der Vergrößerung, durch die deutlich zu erkennen war, dass jedes Einzelteil Handarbeit war, denn alle hatten individuelle Merkmale, die das geübte Auge erkennen konnte.
»Sind Sie Juwelier oder so was?«, wollte Craig hörbar verblüfft wissen.
»Nein. Ich muss nur überprüfen, ob die individuellen Details des Schmuckstücks mit denen auf den Detailfotos, die der Gutachter gemacht hat, identisch sind.«
»Genügt Ihnen das Gutachten nicht?« Das klang deutlich empört.
»Nur bedingt.« Glen blickte Craig an. »Meine Versicherung vertraut bei einer so hohen Versicherungssumme nicht blind einem Gutachten. Auch Gutachter sind nur Menschen und nicht gegen Versuchungen gefeit. Und haben vielleicht Angestellte, die die Gunst der Stunde nutzen, um sich unrechtmäßig zu bereichern.«
Craig räusperte sich. »Sie haben ja mit einem ganz schönen Sumpf zu tun.«
Glen nickte und widmete sich wieder der Prüfung. »Sie ahnen nicht, auf was für Ideen Menschen kommen, um sich illegal zu bereichern.«
Craig setzte sich und ließ Glen nicht aus den Augen. Der verkniff sich ein genervtes Seufzen. Er mochte Gesellschaft nicht und zog das Alleinsein vor. Genau deshalb hatte sein Schwager Carson Stewart, der sein bester Freund und gleichzeitig Boss war, ihm diesen Job gegeben, der Glen zu Kontakten mit Menschen zwang. Andernfalls hätte er sich in seinem Haus eingeigelt, in Selbstmitleid gebadet und sich irgendeine Tätigkeit gesucht, bei der er zu Hause arbeiten konnte.
Anfangs hatten die Narben nicht nur hässlich, sondern richtig übel ausgesehen: Dicke, rötliche Gräben, deren Ränder sich aufwölbten und seine Züge ins Groteske verzerrten; immerhin war die Haut bis auf den Knochen aufgerissen gewesen. Ein Wunder, dass die plastische Chirurgin die Muskeln und vor allem die Nerven fast vollständig hatte zusammenflicken können. Inzwischen waren die Narben zu bleichen, aber noch breiten und unübersehbar tiefen Rillen verblasst, was zwar nicht mehr übel, aber immer noch hässlich aussah. Und wenn er lächelte, wurde der Anblick wieder grotesk. Deshalb hatte er sich angewöhnt, nach Möglichkeit gar nicht zu lächeln. Wenn er das doch einmal tat, dann nur mit der linken Gesichtshälfte.
Es gab nur sehr wenige Menschen, in deren Gegenwart er sich sicher genug fühlte, um richtig zu lächeln. Carson war einer von ihnen. Rowan Lockhart und ihr Co-Trainer und Ehemann Rory Lennox waren die beiden einzigen anderen. Und wann hatte er zum letzten Mal richtig gelacht? Er konnte sich nicht erinnern. Das war in jedem Fall vor Davinas Tod gewesen. Ebenso lange war es her, dass er sich glücklich gefühlt hatte. Wenn Shade nicht wäre …
Er spürte Craigs Blicke auf sich und fühlte sich belauert. Zwar konnte er verstehen, dass der Mann ihn und vor allem das kostbare Collier nicht aus den Augen ließ, aber es hätte genügt, nur anwesend zu sein und nebenbei irgendetwas anderes zu tun, statt Glen anzustarren. Er blendete das Starren aus. Auch eine Fähigkeit, die er beim Kampfkunsttraining gelernt hatte: sich auf das Wesentliche zu fokussieren und alles andere zu ignorieren.
Nach einer Weile hatte Craig wohl ein Einsehen und las sich den Versicherungsvertrag durch. Glen atmete auf.
Eine halbe Stunde später legte er das Collier zurück in die Schatulle. »Alles in Ordnung. Dem Vertragsabschluss steht von unserer Seite aus nichts im Weg.«
Craig