Das Collier der Lady Ira. Mara Laue

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Das Collier der Lady Ira - Mara Laue Ein Edinburgh-Krimi mit Glen Kincaide

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      Morven saß zusammen mit Nathan Durie im Verhörzimmer einem Häufchen Elend gegenüber. Ken Harrington hatte geweint. Sein Gesicht war gerötet und um die Augen herum leicht geschwollen. Falls er tatsächlich so gebrochen war, wie er wirkte, würde er gestehen, seine Frau erdrosselt zu haben. Dass die Tatwaffe noch nicht gefunden worden war, wollte nichts heißen. Der von der Rechtsmedizin ermittelte Todeszeitpunkt zwischen acht Uhr dreißig und neun Uhr und Harringtons Anruf bei der Polizei um neun Uhr achtunddreißig hatte ihm mehr als genug Zeit gegeben, das Corpus Delicti unauffindbar zu entsorgen.

      Laut Obduktionsbericht und der Spurenanalyse stammten Faserspuren, die sich durch die Strangulation am Hals abgelagert hatten, von einem nagelneuen weißen Polypropylenseil, wie man es in jedem Baumarkt und Supermarkt kaufen konnte. Dass sich keine anderen Spuren und auch keine DNA außer der des Opfers an den Fasern gefunden hatten, deutete in doppelter Hinsicht auf eine vorsätzliche Tat hin. Offenbar hatte Harrington das Seil frisch gekauft, vermutlich nur für diesen Mord. Außerdem trug er, als Morven und ihr Team am Tatort eingetroffen waren, immer noch Lederhandschuhe, die er nicht ausgezogen hatte, obwohl es nicht so kalt war, dass man Handschuhe tragen musste – schon gar nicht in einem geheizten Raum. Außerdem hatte er behauptet, seiner Frau den Puls gefühlt zu haben. Das war mit Handschuhen nicht möglich.

      »Mr Harrington, es sieht nicht gut für Sie aus«, eröffnete Morven das Verhör. Er blickte sie an, als hätte sie in einer fremden Sprache gesprochen und er kein Wort verstanden. »Sie haben für den Todeszeitpunkt Ihrer Frau kein Alibi. Theoretisch hätten Sie lange vor Ihrem Anruf bei der Polizei im Geschäft sein und die Tat begehen können. Sie hatten in der Zwischenzeit genug Gelegenheit, die Waffe und Ihre Kleidung mit den verräterischen Spuren der Tat zu beseitigen.«

      Harringtons Augen füllten sich mit Tränen, die ungehindert seine Wangen hinunterliefen. Er schüttelte den Kopf, langsam zunächst, dann immer heftiger. »Ich habe ihr nichts getan!«, heulte er los. »Ich habe sie doch geliebt!« Er verbarg das Gesicht in den Händen und schluchzte.

      Durie schnaubte. »Sie haben Ihre Frau mehrfach geschlagen, und zwar so sehr, dass Nachbarn die Polizei gerufen haben und Ihre Frau sogar zweimal im Krankenhaus behandelt werden musste. Das nennen Sie Liebe?« Er schüttelte den Kopf. »Dann möchte ich nicht erleben, wie Sie Ihre Feinde behandeln.«

      Harrington antwortete nicht.

      »Sie haben Ihre Frau mit Eifersucht verfolgt, die nach Aussagen Ihrer Nachbarn und Verwandten völlig unbegründet war«, fuhr Durie fort. »Das soll Liebe sein? Ich sage Ihnen mal was von Mann zu Mann. Wenn man eine Frau liebt, vertraut man ihr und bezichtigt sie nicht völlig grundlos der Untreue. Erst recht schlägt man sie nicht. Das tun nur Schlappschwänze.«

      Morven zuckte bei der Verachtung in Duries Stimme zusammen, musste ihm aber Recht geben. Harrington reagierte immer noch nicht.

      »Und ich sage Ihnen noch was, was Ihnen wahrscheinlich nicht gefallen wird. Eifersucht ist kein Ausdruck von Liebe, sondern von mangelndem Selbstwertgefühl des Eifersüchtigen und vor allem von mangelndem Vertrauen. Hätten Sie mal an sich gearbeitet, um Ihre Eifersucht und deren Ursachen in den Griff zu bekommen, wäre Ihre Frau noch am Leben.«

      Das erzeugte endlich eine Reaktion. Harrington riss die Hände vom Gesicht und starrte Durie an. »Aber ich habe sie nicht umgebracht! Ich war das nicht! Das schwöre ich bei Gott, Jesus, Maria und allen Heiligen!« Er hob die Hand zum Schwur – und brach zusammen. Er legte beide Arme verschränkt auf den Tisch, vergrub sein Gesicht in der Armbeuge und weinte zum Gotterbarmen.

      Morven empfand gegen ihren Willen Mitleid mit ihm. Außerdem glaubte sie ihm. Er müsste schon ein extrem guter Schauspieler sein, um auf Kommando echte Tränen produzieren zu können und eine solche Verzweiflung vorzutäuschen. Ausgeschlossen war das zwar nicht; Morven hatte schon einmal mit einem eiskalten Verbrecher zu tun gehabt, der eine ähnliche Show geboten hatte, die sich als Fake entpuppte. Aber der hatte nicht schon vor der Vernehmung geweint.

      Doch wenn Harrington seine Frau nicht umgebracht hatte – wer dann?

      »Bitte beruhigen Sie sich, Mr Harrington«, sagte sie sanft. »Können Sie uns ein paar Fragen beantworten? Wenn Sie wirklich unschuldig sind, können Sie uns vielleicht helfen, den wahren Täter zu finden.« Sie holte ein Päckchen Papiertaschentücher aus der Hosentasche und schob es ihm hin.

      Er nahm es, zog mit zitternden Fingern ein Taschentuch heraus, wischte sich die Tränen ab und schnäuzte sich. Starrte erst auf die Tischplatte vor sich und warf Morven nach einer Weile mit gesenktem Kopf einen flackernden Blick zu. Schließlich nickte er. »Fragen Sie.« Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.

      »Danke. Zunächst ein unbedeutendes Detail. Sie haben vor Ort ausgesagt, dass Sie Ihrer Frau den Puls gefühlt haben.«

      Harrington runzelte die Stirn, ehe er nickte.

      »Der Verdächtige hat genickt«, diktierte Durie dem laufenden Aufnahmegerät.

      »Ja«, bestätigte Harrington.

      »Aber bei unserem Eintreffen haben Sie Handschuhe getragen.«

      Wieder ein Stirnrunzeln. Schulterzucken. »Habe ich das?«

      »Haben Sie«, bestätigte Morven. »Mit Handschuhen kann man aber keinen Puls fühlen. Sind Sie sicher, dass Sie Ihrer Frau den Puls gefühlt haben?«

      Harrington starrte auf die Tischplatte, knetete das Papiertaschentuch und runzelte erneut die Stirn. »Ja«, antwortete er nach einer Weile. »Ich habe einen Handschuh ausgezogen.«

      »Und ihn dann wieder angezogen?«, hakte Durie nach. »Das ist zumindest ungewöhnlich.

      Kopfschütteln. »Daran erinnere ich mich nicht. Aber das muss ich wohl getan haben.« Harrington sah auf. »Ist das wichtig?«

      »Wir versuchen nur, die Dinge logisch nachzuvollziehen«, beruhigte ihn Morven.

      »Ich mag nicht gerne Dinge anfassen. Ohne Handschuhe fühle ich mich …« Er zuckte mit den Schultern. »Also, ich habe den vermutlich wieder angezogen. Als Reflex.«

      Das war zumindest eine nachvollziehbare Erklärung, die aber noch zu prüfen sein würde.

      »Hatte Ihre Frau Feinde?«, wollte Morven wissen.

      Harrington schüttelte den Kopf, erinnerte sich aber wohl daran, dass seine Aussage aufgezeichnet wurde und ein Kopfschütteln oder Nicken als Antwort nicht genügte. »Nicht, dass ich wüsste«, fügte er hinzu. »Zumindest hat sie nie so was erwähnt.«

      »Keinen Streit mit nervtötenden Kundinnen oder Kunden, die mit ihrer Arbeit unzufrieden waren?«, hakte Durie nach. »Manche sind ja so anspruchsvoll, dass sie sich über alles aufregen.«

      Harrington nickte und schüttelte erneut den Kopf. »Klar, das kam ab und zu vor. Aber Gwyn hat nie erzählt, dass jemand sie bedroht hätte.«

      »Was ist mit der Konkurrenz?«, fragte Morven. »Wie wir inzwischen wissen, hat Ihre Frau als Goldschmiedin einen hervorragenden Ruf. Sie hat sogar zweimal einen Designerpreis gewonnen. Das hat doch bestimmt so manchen Neider auf den Plan gerufen.«

      Harrington zuckte mit den Schultern. »Vielleicht. Wenn ja, hat sie darüber nicht geredet.«

      Morven schüttelte innerlich den Kopf. Wenn sie einen Partner gehabt hätte, sie hätte ihm als Erstem von solchen Vorkommnissen berichtet. Das gehörte für sie zu einer Partnerschaft. Man tauschte sich aus, wie

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