Das Collier der Lady Ira. Mara Laue

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Das Collier der Lady Ira - Mara Laue Ein Edinburgh-Krimi mit Glen Kincaide

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ungefähr gegen neun Uhr platzte Mr Harrington ins Geschäft und machte eine Szene, weil er glaubte, seine Frau wäre mit einem anderen Mann zusammen.« Fiona Gall schüttelte den Kopf. »Er hat alles durchsucht, wo sich ein Mensch hätte verstecken können. Aber denken Sie bloß nicht, dass er an die Unschuld seiner Frau geglaubt hat, als er keinen nackten Mann im Kleiderschrank fand.« Ihre Stimme triefte vor Sarkasmus, und sie verzog angewidert das Gesicht. »Stattdessen hat er ihr unterstellt, ihr Lover wäre schon gegangen, und er hätte ihn bloß verpasst. Und obwohl ich ihm versichert habe, dass ich die ganze Zeit mit seiner Frau zusammen war und wir wirklich nichts anderes getan haben, als den Fehler zu suchen, hat er das nicht geglaubt und mir ins Gesicht gesagt, dass ich lüge, um seine Frau zu decken.«

      »Haben Sie?«, hakte Durie nach.

      »Himmel, nein!« Fiona Gall hob abwehrend beide Hände. »Für so was gebe ich mich nicht her.« Sie schüttelte den Kopf. »Das würde ich nicht mal für meine beste Freundin tun.«

      Womit sie klargestellt hatte, dass sie nur die Angestellte ihrer Chefin, aber nicht ihre Freundin gewesen war.

      Sie blickte Morven und Durie bedrückt an. »Ich glaube, er hätte sie geschlagen, wenn ich nicht da gewesen wäre.« Sie schnaufte. »Wäre ja nicht das erste Mal gewesen. Mrs Harrington hat schon manches Mal ein blaues Auge gehabt. Und sie hat sich nur nicht scheiden lassen aus Angst, dass er sie dann umbringt.«

      »Hat sie das gesagt?«

      Fiona Gall nickte. »Mehrfach. Und an dem besagten Abend habe ich das auch mit eigenen Ohren gehört. ›Wenn du einen anderen hast oder mich verlässt, bringe ich dich um!‹, hat er gedroht. Und die Faust gegen sie geschüttelt. Wie gesagt: Ich bin mir sicher, dass er sie geschlagen hätte, wenn ich nicht da gewesen wäre.« Sie nickte heftig, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen.

      Das warf ein neues Licht auf die Sache. Harrington hatte seine Frau vielleicht nicht selbst umgebracht, könnte aber durchaus jemanden dafür engagiert haben. Zum Beispiel Mr John MacDonald.

      »Was ist mit diesem MacDonald?«, fragte Morven aus diesem Gedanken heraus. »Hatten Sie den Eindruck, dass es ein echter Auftrag ist oder nur ein Vorwand?«

      Fiona Gall blickte sie verständnislos an. »Vorwand – wofür?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe nie mit dem Mann persönlich zu tun gehabt. Er war nur einmal da, um mit Mrs Harrington den Auftrag zu besprechen, und da war ich gerade in der Mittagspause. Und sie hat mir nichts weiter darüber gesagt, außer dass er ein Schmuckstück in Auftrag gegeben hat, dessen Anfertigung eine Weile dauern würde.«

      »Um was für ein Schmuckstück handelte sich?«, hakte Durie nach.

      »Das weiß ich nicht. Mrs Harrington hat mich in die Kundenaufträge nur eingeweiht, nachdem sie das jeweils bestellte Schmuckstück fertig hatte. Dann hat sie es mir gezeigt und nach meiner Meinung gefragt. Aber vorher durfte niemand etwas Konkretes wissen und es erst recht nicht ansehen, bevor es nicht fertig war.« Fiona Gall zuckte mit den Schultern. »Sie war in dem Punkt ein bisschen abergläubisch. Und ich habe auch nie nachgefragt. Ging mich ja nichts an. Aber ich glaube, es muss entweder eine mehrreihige Halskette oder ein dicht an dicht mit kleineren Edelsteinen besetztes Armband gewesen sein, denn andere Anfertigungen dauern – dauerten bei Mrs Harrington in der Regel nicht ›eine Weile‹ in dem Sinn, den sie gemeint hat.«

      »Von welchem Zeitraum sprechen wir?«, erkundigte sich Durie.

      »Mindestens vier Wochen. Und das auch nur, wenn sie die benötigten Zutaten – Materialien – vorrätig hatte oder sie leicht zu besorgen waren. Zum Beispiel das Besorgen eines schwarzen Opals dauert seine Zeit, weil diese Steine nicht nur selten sind, sondern sehr verschieden in der Qualität und natürlich im Grad ihrer Dunkelheit.« Sie lächelte flüchtig. »Denn im Gegensatz zu ihrer Bezeichnung sind schwarze Opale niemals vollständig schwarz. Sie haben immer diesen für Opale typischen perlmuttartigen Farbschimmer, sonst sind es keine Opale. Und natürlich mussten das Material auch schon weitgehend verarbeitungsfertig, also vorgeschliffen sein. Wenn sie zum Beispiel einen Rohdiamanten selbst komplett schleifen musste, dauerte das seine Zeit. Sie hat auch ein Zertifikat als Edelsteinschleiferin und die entsprechenden Gerätschaften in der Werkstatt.«

      Morven empfand einen Anflug von Ungeduld. Sie wollte keinen Vortrag in Edelsteinkunde und deren Verarbeitung, sondern hatte einen Mord aufzuklären.

      Fiona Gall musste ihr das wohl ansehen oder spüren, denn sie wurde ernst und räusperte sich, was verlegen klang. »Aber es gibt Akten über jeden Spezialauftrag«, kam sie wieder zum eigentlichen Thema zurück. »Die sind im Computer hinterlegt. Weil Mr MacDonald seine Bestellung an dem Abend abholen wollte, muss das Schmuckstück ja fertig gewesen sein. Mrs Harrington hat immer akribisch dokumentiert, was die Kunden wünschen, damit hinterher niemand behaupten kann, dass sie etwas nicht so gemacht hat, wie sie beauftragt wurde.«

      »Kam das vor?«, wollte Durie wissen.

      Fiona Gall nickte. »Mindestens einmal, aber das war vor meiner Zeit. Und seitdem hat sie diese Akten geführt, wie sie mir mal sagte. Und von jedem fertigen Schmuckstück hat sie natürlich auch Fotos gemacht und die der Akte beigefügt.« Sie lächelte flüchtig. »Falls mal ein Stück noch im Laden oder später beim Kunden gestohlen wird, hätte sie der Polizei mit dem Foto helfen können.«

      Morven fand das sehr vorausschauend, denn nicht alle Menschen fotografierten für ebenso einen Fall ihre Wertsachen. »Hatte Mrs Harrington Feinde oder Neider, die ihr das Leben schwer gemacht haben?«, stellte sie eine der üblichen Routinefragen.

      »Außer ihrem Mann, der meiner Überzeugung nach ihr größter Feind ist – war, wüsste ich niemanden. Sie hat immer ordentliche – nein: beste Arbeit geleistet, und die Kundschaft war immer sehr zufrieden; zumindest soweit ich weiß. Falls mal jemand unzufrieden war, habe ich das nicht mitbekommen.«

      »Wie es aussieht, wurde im Geschäft nichts gestohlen, obwohl dort eine Menge Wertsachen quasi auf dem Präsentierteller liegen«, sagte Durie. »Können Sie sich vorstellen, wer außer dem Ehemann ein Motiv haben könnte, Ihre Chefin zu töten?«

      Fiona Gall schüttelte den Kopf. »Niemanden.« Sie zuckte mit den Schultern. »Wir haben auch nicht so besonders viel miteinander geredet. Ich war vorn im Laden und sie die meiste Zeit in der Werkstatt. Ab und zu saßen wir beim Tee zusammen, wenn wir Pause gemacht haben. Und da haben wir dann ein bisschen geplaudert. Aber Mrs Harrington hat außer ihrem Mann nie jemanden erwähnt, mit dem sie Ärger hatte. Aber das will ja nichts heißen.«

      In der Tat. Persönliche Probleme, sofern sie einem nicht auf der Seele brannten, besprach man nicht mit Angestellten.

      »Noch mal zurück zu dem Termin mit Mr MacDonald«, bat Durie. »Sie sind sich wirklich sicher, dass Sie den eingetragen haben?«

      »Ja.« Fiona Gall nickte nachdrücklich. »Hundertprozentig. Ich habe den Eintrag noch am Donnerstagmorgen gesehen, als ich für nächsten Mittwoch einen Beratungstermin für ein Brautpaar eingetragen habe.« Sie schlug sich die Hand vor den Mund. »Oh Gott, ich muss alle Termine absagen. Das habe ich total vergessen.«

      »Könnte es einen Grund geben, warum Mrs Harrington ihn vielleicht gelöscht hat?«, hakte Durie nach.

      Kopfschütteln. »Das hat sie nie getan. Außer wenn ein Termin abgesagt wurde. Schließlich ist der Terminkalender auch ein Nachweis ihrer Arbeit. Manchmal hat sie nicht nach dem Wert des Endprodukts abgerechnet, sondern nach Stundenhonorar für die tatsächlich geleistete Arbeit. Sie hat ihn am Jahresende immer ausgedruckt und in den Ordner mit den Jahresabschlüssen geheftet.«

      »Wann haben

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