Das Collier der Lady Ira. Mara Laue

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Das Collier der Lady Ira - Mara Laue Ein Edinburgh-Krimi mit Glen Kincaide

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      »Wie war das an ihrem Todestag? Sie haben vor Ort gesagt, Ihre Frau habe schon im Vorfeld ein verspätetes Heimkommen angekündigt wegen eines Kunden, der zu Ladenschluss oder vielleicht noch später etwas abholen wollte.«

      »Ja.«

      »Kam das öfter vor?«

      Harrington schüttelte den Kopf. »Nein. Darum dachte ich ja …« Er warf Durie einen kurzen Blick zu. »Darum habe ich mir Sorgen gemacht, als sie eine halbe Stunde nach der üblichen Zeit noch nicht wieder zu Hause war.«

      Nicht nur für Morven war offensichtlich, dass Harringtons »Sorgen« die pure Eifersucht gewesen war. Wieder einmal fand sie bestätigt, dass Eifersucht das logische Denken aushebelte. Kein Mensch, der den Partner oder die Partnerin betrog, würde das zu einem Zeitpunkt tun, der Misstrauen erregte wie ein vorgeschützter später Kundenbesuch, sondern den Betrug durchführen, wenn keine Gefahr bestand, erwischt oder im Vorfeld überhaupt verdächtigt zu werden: in der Mittagspause, bei einem angeblichen Meeting während der normalen Arbeitszeit …

      »Mr Harrington, wissen Sie, wer Zugang zum Laden Ihrer Frau hat? Schlüssel, Passwörter für die Buchhaltung und so weiter.«

      Harrington nickte. »Ihre Assistentin, Fiona Gall. Sie arbeitet im Verkauf, während Gwyn in der Goldschmiede …« Wieder flossen Tränen. »Sie hat so wundervolle Sachen hergestellt!« Wieder legte er den Kopf auf die Arme und heulte.

      Morven sah keinen Sinn in der Fortsetzung der Vernehmung, die sowieso nichts brachte, weil Harrington zu wenig wusste. Mit etwas Glück konnte Fiona Gall ihnen mehr helfen. »Ende der Vernehmung: zehn Uhr fünfzehn«, sprach Morven ins Mikrofon und schaltete das Aufnahmegerät aus. Sie gab Constable Morris, der stumm in der Ecke neben der Tür stand, einen Wink, Harrington in die Zelle zurückzubringen. Seufzend lehnte sie sich zurück und schüttelte den Kopf, kaum dass Harrington draußen war.

      »Sie glauben ihm seine Unschuldsbeteuerung?«, vergewisserte sich Durie.

      »Sie nicht?«

      Durie wiegte den Kopf. »Ich schließe nicht aus, dass er unschuldig sein könnte. Aber meine Vorgesetzte sagt immer, dass wir nur den beweisbaren Tatsachen glauben sollten.« Er zwinkerte ihr zu.

      Morven grinste flüchtig. »Womit sie Recht hat«, stimmte sie ihm zu. Sie sah auf ihre Armbanduhr. »Wir können ihn noch bis Montag ohne Haftbefehl festhalten. Wenn wir bis dahin keine stichhaltigen Beweise oder zumindest Indizien für seine Schuld gefunden haben, müssen wir ihn gehen lassen.«

      Durie wiegte den Kopf. »Der Knackpunkt ist das Seil. Wenn wir das finden, müssten sich daran außer DNA vom Opfer auch Faserspuren von Harringtons Handschuhen befinden. Vorausgesetzt, er ist der Täter. Und vorausgesetzt, er hat es nicht irgendwo entsorgt, wo alle Spuren zerstört oder kontaminiert wurden. Zum Beispiel in einem Gully.«

      Morven schnitt eine Grimasse. »Dann würden wir es sowieso nicht finden, denn wir können nicht jeden Gully entlang der Straße, in der das Geschäft liegt, nach dem Seil absuchen. Ganz abgesehen davon, dass die Kanalisation es längst sonst wohin gespült hat, falls der Täter es tatsächlich in einen Gully geworfen hat.« Sie stand auf. »Wir befragen die Assistentin. Sicherlich kann sie uns mehr sagen.«

      »Wenn sie nicht nur Mrs Harringtons Assistentin, sondern vielleicht auch ihre Freundin war, ganz bestimmt«, stimmte Durie ihr zu.

      Sie verließen den Verhörraum. Vor der Tür kam ihnen Detective Sergeant Molly MacKay entgegen, einen Folder in der Hand, mit dem sie den beiden zuwinkte.

      »Die Berichte über die Durchsuchung von Harringtons Haus und Auto und die Untersuchung seiner Kleidung, die er am Tatort getragen hat. Ich fasse kurz zusammen. Weder im Haus noch im Auto noch anderswo auf dem Grundstück wurde ein Seil gefunden oder ein Rest davon, das zu den Fasern an der Leiche passt. An seiner Kleidung befinden sich keine Spuren der Kleidung, die seine Frau am Todestag getragen hat. Die Handschuhe weisen ebenfalls keine signifikanten Spuren auf. Nur ein paar wenige Hautzellen seiner Frau, die aber zum Beispiel bei einem Handschütteln zum Abschied übertragen worden sein können oder dass sie die Dinger beiseite geräumt hat, als sie ihr im Weg lagen. Hätte er seine Frau erdrosselt, müsste erheblich mehr DNA vorhanden sein – und auch an anderen Stellen der Handschuhe, beispielsweise auf den Fingerrücken.«

      Und Harrington hatte keine Zeit gehabt, die Kleidung zu wechseln, um unkontaminierte anzuziehen, bevor er die Polizei rief.

      »Außerdem haben zwei Nachbarn unabhängig voneinander ausgesagt, dass Harrington am Tatabend um ungefähr neun Uhr weggefahren ist«, ergänzte Mac­Kay. »Man weiß das deshalb so genau, weil er, ich zitiere: ›mal wieder die Garagentür geknallt hat, dass die Wände wackelten‹. Offenbar hat er noch ein mechanisch schließendes Tor.« Sie reichte Morven die Akte. »Wie es aussieht, ist Mr Harrington nicht der Täter.«

      »Scheiße«, murmelte Durie und schüttelte den Kopf. »Er hätte trotzdem verdient, im Gefängnis zu schmoren.«

      Morven lächelte traurig. »Leider ist Eifersucht – krankhaft oder nicht – nicht strafbar.«

      »Leider!«, stimmte er ihr nachdrücklich zu.

      Sie schüttelte den Kopf. »Okay, Harrington ist höchstwahrscheinlich nicht der Täter. Hoffen wir, dass die Assistentin mehr weiß.«

      ***

      Fiona Gall, eine Mittdreißigerin mit blauen Augen und einer flammenroten Lockenpracht, die an das Mädchen aus dem Film »Merida« erinnerte, war sichtlich mitgenommen vom Tod ihrer Chefin. Das Gesicht blass, der Ausdruck tieftraurig, die Bewegungen fahrig, und ihre Hand zitterte, als sie sich Tee einschenkte, den sie auch Morven und Durie anbot, die aber beide dankend ablehnten.

      »Wer tut denn so was?«, fragte sie und trank einen Schluck Tee, an dem sie sich den Mund verbrannte, die Tasse klirrend auf die Untertasse setzte und auf den Tisch zurückstellte. »Wie kann ich helfen?«

      »Mrs Harrington hat am Abend ihres Todes angeblich einen Kunden erwartet, der noch spät etwas abholen wollte«, antwortete Morven. »Zumindest hat sie das gegenüber ihrem Mann behauptet. Wissen Sie etwas darüber?«

      Fiona Gall nickte. »John MacDonald. Er hatte bei ihr ein Schmuckstück bestellt, das er seiner Frau zum Geburtstag schenken wollte.«

      Morven und Durie sahen einander an. Also hatte es den späten Kunden wohl tatsächlich gegeben.

      »Aber in dem computergeführten Terminkalender war dieser Termin nicht eingetragen«, teilte Durie ihr mit.

      »Was?« Fiona Gall schüttelte den Kopf. »Das kann nicht sein. Ich habe ihn selbst eingetragen, nachdem Mr MacDonald ihn am Tag zuvor telefonisch mit Mrs Harrington vereinbart hatte. Ich habe ihn noch extra rot markiert, weil er so spät war und Mrs Harrington immer sehr pünktlich Feierabend machte. Sie musste – wollte immer sehr pünktlich zu Hause sein.«

      »Wollte sie das oder musste sie, weil sonst ihr Mann einen Eifersuchtsanfall bekommen hätte?«, hakte Durie nach.

      Fiona Gall errötete leicht. »Das wissen Sie also schon.« Sie seufzte. »Sie musste. Mr Harrington hat einmal einen Riesenaufstand gemacht. Wir – also, Mrs Harrington und ich – saßen gemeinsam über dem Jahresabschluss. Irgendwas stimmte nicht, und wir haben verzweifelt den Fehler gesucht, der sich einfach nicht finden lassen wollte. Wir waren so vertieft darin, dass wir nicht auf die Zeit geachtet haben und Mrs Harrington deshalb vergessen hat, ihren Mann anzurufen und ihm Bescheid

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