Das Collier der Lady Ira. Mara Laue
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Das konnte Glen nachvollziehen. Wenn einem der Zufall einen Gegenstand mit so hohem Wert bescherte, dann wollte man höchstmögliche Sicherheit.
»Ich werde dafür sorgen, dass das noch heute über die Bühne geht«, versprach er. »Wenn Sie den ersten Beitrag sofort begleichen, ist das Collier mit Wirkung zum ersten April versichert.«
Ian Craig holte ein Scheckbuch aus einer Schublade. »Der erste Jahresbeitrag beträgt dreitausend Pfund?«, vergewisserte er sich.
Glen nickte. Craig schrieb den Scheck aus und reichte ihm den. Glen steckte ihn zusammen mit dem Vertrag und dem Gutachten in seine Aktentasche.
»Vielen Dank, Sir. Sie erhalten den Versicherungsschein heute noch. Wenn Sie erlauben, möchte ich mir Ihren Safe noch etwas genauer ansehen. Nicht den Inhalt, aber die Konstruktion.«
»Gern.« Craig stand auf, nahm die Schatulle und ging voran. »Ich habe eine zusätzliche Sicherung nachrüsten lassen. Wenn es jemandem gelingen sollte, den Safe gewaltsam aufzubrechen, wird bei der Sicherheitsfirma, die für die Grundstückssicherung zuständig ist, Alarm ausgelöst. Falls dort nicht schon vorher die Sirenen schrillen, weil die potenziellen Diebe erst mal ins Haus einbrechen müssen, bevor sie den Safe knacken können.«
Sie hatten die Bibliothek erreicht. Craig forderte Glen erneut auf, sich umzudrehen, bevor er den Code eintippte, legte die Schatulle in den Safe, verschloss ihn und lud Glen mit einer Handbewegung ein, ihn näher zu inspizieren. Glen setzte wieder seine Brille auf und besah sich die Konstruktion. Der Safe war nicht nur passgenau in die Mauernische eingelassen und die rückwärtige Wand vermutlich mit dem Mauerwerk verdübelt. Zusätzlich waren die äußeren Mauersteine an allen Frontseiten so weit nach vorne, nach unten und oben gezogen worden, dass sie den Rahmen verdeckten und nur die Tür freiließen. Das machte es unmöglich, den Safe aus der Mauer zu reißen, ohne vorher das halbe Mauerwerk abzutragen, weil kein Greifwerkzeug einen Ansatzpunkt fand. Glen vermutete, dass gerade die äußeren Steine innen miteinander und mit dem umgebenden Mauerwerk durch Bewehrungsstahl verbunden waren. Das Ding hätte man allenfalls aus der Wand bomben können, wodurch aber der Inhalt ebenfalls zerstört worden wäre.
Glen schob die Standuhr wieder an ihren Platz, und nahezu nichts deutete mehr darauf hin, dass sich in diesem Raum ein Safe befand. Er wandte sich Craig zu. »Ich würde mal sagen: Ihr Safeinhalt ist sicher, solange Sie niemandem die Kombination für das Schloss verraten.«
Craig hob abwehrend die Hände. »Ich werde mich hüten!«
»Aber Ihnen ist klar, dass gewiefte Diebe mit elektronischen Codeknackern arbeiten, die in wenigen Minuten alle Kombinationsmöglichkeiten ausprobiert haben und die richtige finden.«
Craig lächelte. »Bei normalen Schlössern, ja. Aber Ihnen ist sicherlich aufgefallen, dass die Tastatur nicht nur Ziffern, sondern auch Buchstaben und Sonderzeichen enthält. Darauf habe ich damals bestanden und mich im Vorfeld erkundigt, wie ich ein Passwort generieren muss, bestehend aus Ziffern, Sonderzeichen und Buchstaben. Mein Code ist elfstellig. Den knackt auch ein elektronischer Dietrich nicht so schnell.« Er winkte ab. »Und etwaige Diebe müssen das Ding erst mal finden. Wie Sie selbst sagten, ist der auch für die Profis gut genug versteckt. Also, haben Sie vielen Dank für Ihre Bemühungen. Ich werde Ihre Versicherung gerne weiterempfehlen. Und wenn ich das mit der Touristenattraktion realisiere, komme ich wieder auf Sie zu wegen einer Haftpflicht- und Unfallversicherung für die Touristen.«
»Jederzeit gerne, Sir. Auf Wiedersehen.«
Craig begleitete ihn hinaus. Als er die Tür hinter ihm schloss, hatte Glen das Gefühl, dass der Mann sehr erleichtert war, ihn los zu sein. Aber vielleicht bildete er sich das auch nur ein. Seit er die Narben im Gesicht trug, war er in manchen Dingen ein bisschen empfindlich. Er ließ Shade sich noch einmal erleichtern und fuhr ins Büro.
3.
Detective Inspector Morven Boyd hätte an einen verfrühten makabren Aprilscherz geglaubt, wäre die Leiche im Laden von Harrington’s Fine Jewellery nicht echt gewesen. Gwyn Harrington, die Inhaberin, lag erdrosselt in ihrem Büro. Der Ehemann, der sie gestern Abend gefunden hatte, hockte weinend auf einem Stuhl und hatte die behandschuhten Hände vors Gesicht geschlagen. Seit Morven und ihr Team eingetroffen waren, weinte er fast ununterbrochen, weshalb sie darauf verzichtet hatte, ihn zu befragen. Kaum hatte er sich mal für fünf Minuten beruhigt, ging das Schluchzen wieder los. Sie konnte ihn aber auch nicht nach Hause schicken, obwohl nicht nur ihr sein Jammern mittlerweile gewaltig auf die Nerven ging. Solange nicht feststand, ob er etwas mit dem Mord an seiner Frau zu tun hatte, hätte er zu Hause Beweise beseitigen können. Da er aber offensichtlich entschlossen war, noch endlos weiterzuheulen, und ein Beruhigungsmittel des Notarztes abgelehnt hatte, reichte es ihr.
Sie trat zu ihm. »Sir, mein aufrichtiges Beileid zu Ihrem Verlust«, versicherte sie erneut. »Ich weiß, wie schlimm die Situation für Sie sein muss. Aber fühlen Sie sich trotzdem in der Lage, mir ein paar Fragen zu beantworten?«
Er nickte und nahm die Hände vom Gesicht. »Fragen Sie«, schluchzte er und wischte sich die Tränen mit dem Ärmel seiner Jacke aus dem Gesicht. Seine Augen waren mittlerweile blutunterlaufen und geschwollen.
Morven zückte ihren Notizblock und einen Stift. »Wann genau haben Sie Ihre Frau gefunden?«
Er schüttelte den Kopf. »Weiß nicht. Muss so um halb zehn gewesen sein. Gwyn schließt den Laden immer um acht. Dann ist sie ungefähr um halb neun zu Hause. Heute – eh, gestern – hat sie gesagt, dass es später werden könnte, weil ein Kunde kurz vor Schluss noch was abholen wollte. Aber Abholen dauert doch nicht so lange.«
Täuschte Morven sich oder hörte sie tatsächlich Eifersucht in Ken Harringtons Stimme? »Kam das öfter vor?«, wollte sie wissen.
»Nein. Darum war ich ja so – beunruhigt, als sie auf meine Anrufe nicht geantwortet hat.«
Diesmal war die Eifersucht klar herauszuhören. Und die kurze Pause vor »beunruhigt« – bestimmt hatte er ein anderes Wort gebrauchen wollen, das seinen wahren Gefühlen näherkam: misstrauisch.
»Und dann?«, hakte Morven nach.
»Als sie um neun noch nicht da war, bin ich hergefahren. Im Verkaufsraum war alles dunkel, aber an der Vordertür war das Gitter nicht runtergelassen.« Er machte eine fahrige Geste zur Tür hin. »Als ich die Klinke runterdrückte, war die Tür nicht abgeschlossen. Ich bin rein, habe nach Gwyn gerufen, aber sie antwortete nicht. Ich bin hier ins Büro, habe das Licht eingeschaltet – und da lag sie! Tot!« Er deutete auf den Paravent des Tatortteams, hinter dem die Leiche lag, und fing wieder an zu weinen. »Ich habe noch ihren Puls gefühlt, aber sie war tot!«, heulte er.
Morven blickte sich um. Sie konnte keine Kampfspuren erkennen mit Ausnahme von Abriebspuren auf dem Fußboden, wo Gwyn Harrington vermutlich mit den Füßen gestrampelt hatte in dem Versuch, die Schlinge um ihren Hals zu lockern. Falls dabei etwas umgefallen war, hatte der Täter es wieder an seinen Platz gestellt. Aber würde eine Juwelierin, die Schmuck im Wert von zig Tausenden Pfund im Geschäft hatte, sich relativ spät am Abend allein mit einem Kunden treffen? Die mangelnden Kampfspuren deuteten darauf hin, dass sie ihren Mörder gekannt und ihm genug vertraut hatte, um ihm den Rücken zuzudrehen, denn sie war von hinten erdrosselt worden. Vermutlich mit einem Strick, aber der fehlte.
Etwas anderes fehlte auch: Einbruchspuren. Und wie es aussah, war auch nichts gestohlen worden. Sowohl der Tresor als auch der