Einführung in die systemische Sandspieltherapie. Wiltrud Brächter

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Einführung in die systemische Sandspieltherapie - Wiltrud Brächter Carl-Auer Compact

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des Sandspiels und Entwicklung von Sandbildgeschichten

       Einstimmung auf das Sandspiel

       Begleitung des Bauens

      Um Tranceprozessen beim Gestalten im Sand Raum zu geben, begleite ich das Entstehen der Sandbilder in der Regel schweigend an der Seite des Sandkastens. Können Kinder Stille schlecht aushalten und sprechen selbst unentwegt, spiegele ich den Gestaltungsprozess und erzeuge eine Art Klangteppich, der ihnen Sicherheit gibt (»Dort ist ein Haus, da fließt ein Fluss …«). Beginnen sie zu spielen, erinnere ich an das Foto und frage, ob sie schon fertig sind. Dies verhilft auch sehr flüchtigen Kindern oft zu einem vertieften Bauen. Findet ein Kind bei der Gestaltung kein Ende, orientiere ich es von der Fülle des Materials im Sandspielregal zurück auf sein Sandbild und frage, welche zwei oder drei Dinge noch fehlen, damit das Bild vollständig ist. Ausnahmen mache ich, wenn es für ein Kind nach früher erlebter Vernachlässigung wichtig ist, die eigenen Figuren umfassend zu versorgen.

       Betrachtung und Reflexion des Sandbilds

      Ist das Sandbild fertiggestellt, wird es auf einem Foto festgehalten. Ich setzte mich neben das Kind und schlage vor, das Gebaute erst einmal gemeinsam anzuschauen. Dabei achte ich auf nonverbale Reaktionen des Kindes und auch auf Impulse, die bei mir durch das Sandbild entstehen. Anschließend lasse ich mir beschreiben, was im Sand geschieht. Während das Kind erzählt, versuche ich, mich im Sandbild zu orientieren und einen möglichen Bezug zu seiner Lebenssituation zu erfassen. Aus konstruktivistischer Perspektive deute ich die verwendeten Symbole nicht; im Gespräch interessiert mich ihre subjektive Bedeutung für das Kind.

      In meine Hypothesenbildung beziehe ich auch die räumliche Gestaltung des Sandbilds ein. Dabei orientiere ich mich an raumsymbolischen Deutungsmustern aus der Sandspieltheorie, die unter anderem von einer Entwicklungsrichtung aus der Vergangenheit (links) in die Zukunft (rechts) ausgehen. Diese Zukunftsrichtung kann im Sandbild blockiert sein, etwa durch Mauern oder ein Gebirge. Figuren können auch im Spannungsfeld von Polen stehen, die in entgegengesetzten Ecken des Sandbilds angeordnet sind. Für die Weiterarbeit mit dem Sandbild stellt sich dann oft die Frage, wie die Hindernisse überwunden werden können und welcher Weg aus dem Konfliktfeld hinausführt (Brächter 2010, S. 57 ff.).

      Im Anhang findet sich eine Übersicht zur Orientierung in Sandbildern. Ich empfehle, sie heranzuziehen und Sandbilder im Anschluss an Therapiestunden entsprechend auszuwerten, um mit der Zeit einen schnelleren Zugang zu ihnen gewinnen zu können.

      Zeigt sich im Sandbild eine Problemsituation, versuche ich die vom Kind gewünschte Lösungsrichtung zu erfassen und Suchprozesse anzuregen. Außer für die Handlungsebene interessiere ich mich dabei für Gefühle und Bedürfnisse der Figuren: »Was würdest du den Figuren wünschen? Wer könnte zur Hilfe kommen?«

      Hypnotherapeutisch betrachtet, versetzt das intensive Eintauchen ins Sandspiel Kinder in einen Trancezustand, in dem sie für hypothetische, zukunftsorientierte Fragen besonders offen sind.

      Statt selbst Lösungswege vorzugeben, mache ich auf Ressourcen im Sandbild aufmerksam, die das Kind vielleicht noch nicht bemerkt hat. Perspektiven lassen sich erweitern, indem (Rand-)Figuren aus dem Sandbild einbezogen und nach ihren Ideen befragt werden. Hierbei hole ich gerne Vorschläge der Kinder ein: »Was, glaubst du, könnte der Fuchs denken, der vom Wald aus zuschaut?« Hypnotherapeutisch orientierte Umformulierungen (»noch nicht« statt »nie«, Prior 2009) tragen dazu bei, starre Wahrnehmungsmuster aufzulösen und eine Suche nach »Öffnungen« in der Problemsicht vorzubereiten.

       Vom Bild in eine Geschichte finden

      Für Lowenfeld liegt eine »außerordentliche Kraft« der Sandspieltherapie darin, dass man nach dem Bau eines Sandbilds noch stark mit der gerade geschaffenen Szene verbunden ist, die man gleichzeitig von außen betrachten kann. Diesen besonderen Moment nutze ich zur Anregung einer Sandbildgeschichte: »Wenn das ein Moment aus einer Geschichte wäre, wie würde sie weitergehen?«

      In den meisten Fällen greifen Kinder die Idee gerne auf, ihr Sandbild in Bewegung zu versetzen. Verstehen sie es als veränderbar, löst sich oft augenblicklich die Problemtrance auf, mit der zuvor auf das Bild geblickt wurde; es entstehen neue Ideen und Handlungsimpulse. Anschließend wird die Geschichte vom Kind selbsttätig weitergespielt und wirkungsvoll geankert. Durch Kommentare zum Spielgeschehen kann die Inszenierung noch verdichtet werden; selbstwertstärkende Botschaften können an Figuren gerichtet werden, mit denen sich das Kind identifiziert.

      Bei der Begleitung der Sandbildgeschichten beziehe ich mich auf narrative Konzepte: Narrative Therapie versucht, Problemerzählungen zu dekonstruieren, die Menschen über sich erzählen (White 2010; White u. Epston 1993). Reframings führen neue Perspektiven ein, generalisierende Problemzuschreibungen werden durch eine Re-Kontextualisierung aufgelöst. Alternative Erfahrungen und Momente, die in den bisher dominierenden Erzählungen ausgeblendet wurden, werden hervorgehoben und erhalten besondere Aufmerksamkeit.

      Im Sandspiel bauen Kinder ihre »Problemerzählungen« in den Sand. Werden Sandbilder in Bewegung gebracht, öffnen sich ihre Geschichten. Bei der Umsetzung von Lösungsideen entstehen Erfahrungen von Erstmaligkeit, »unique events«, die oft in eindrucksvollen Szenen haften bleiben. Parallel zum Probehandeln im Sand gelingt es vielen Kindern, Blockaden aufzulösen und in ihrer Entwicklung wieder voranzukommen.

       Abschluss und Veröffentlichung der Sandbilder

      Ist im Sand ein gutes Ende entstanden, bietet es sich an, in die Szene hineinzusprechen und das Geschehen für das Kind noch einmal zusammenzufassen. In einer kleinen Trance kann bekräftigt werden, wie gut die Geschichte ausgegangen ist. Dies kann aus der Sicht einer beteiligten Figur geschehen oder auch aus der Außenperspektive eines Vogels, der vielleicht von einem Baum aus zuschaut.

      »… und das kleine Einhorn im Sand schaut zu dem Schwan

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