Verstrickung des Herzens. Heather Graham

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Verstrickung des Herzens - Heather Graham MacKenzies Saga

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wollten die Seminolen veranlassen, nach Westen zu gehen und sich ihren entfernten Verwandten anzuschließen, den Creek. Aber im Kampf gegen die Seminolen setzten sie Creek-Soldaten ein. Eine bittere Ironie ...

      An jenem Tag hatte James auf seiten der Seminolen gekämpft, um die Unschuldigen hinter der Front zu schützen. Verzweifelt feuerte er sein Gewehr ab, von der ständigen Angst gequält, er könnte einem weißen Soldaten begegnen, den er kannte, mit dem er Wihskey oder Wein getrunken, diskutiert oder gepokert hatte.

      Zwischen zwei Welten gefangen, gehorchte er seinen eigenen moralischen Gesetzen. Wenn die Weißen angriffen, würde er die Seminolen verteidigen. Er hatte keine Wahl. Aber er würde sich niemals an Plünderungen beteiligen, niemals einen Krieg gegen Frauen und Kinder führen. So wie er dachten zahlreiche Indianer, auch Osceola, obwohl er als Kriegerhäuptling oft genug wegschaute, wenn seine Leute unschuldige Menschen niedermetzelten.

      James wußte, daß es unter den Weißen ebenso viele anständige Männer gab, die Frauen und Kinder schonten – trotz zahlloser Greueltaten, von Kommandanten wie Michael Warren begangen.

      Allein schon der Gedanke an diesen Namen beschleunigte James’ Herzschläge immer wieder – auch an diesem Abend, an dem er auf dem Geländer der Veranda von Cimarron saß. Und wie so oft dankte er dem Schicksal, weil Naomi und seine kleine Tochter Sara nicht durch die Hände weißer Soldaten, sondern am Fieber gestorben waren. Nicht durch die Hände eines brutalen Schurken wie Warren ermordet ...

      Plötzlich öffnete er die Augen. Im Haus erklang das Gelächter einer Frau. Sie war hier, die Tochter dieses Mannes.

      Als sie in die Halle herangekommen war, hatte er den Atem angehalten. Welch eine Schönheit – ein elfenbeinweißes, ebenmäßiges Gesicht, Haare wie tanzende dunkle Flammen und Augen, die ihn an einen schattigen Wald im Regen erinnerten ... Sie stand am Fuß der Treppe, groß und schlank. Provozierend wölbte sich der Busenansatz im Dekolleté des grünen Samtkleids. Ich begehre sie, war James’ erster Gedanke. Er wollte ihr Haar berühren und sehen, ob er sich verbrennen würde, die Alabasterwange streicheln und herausfinden, ob sie sich wie Seide anfühlte. Am liebsten hätte er sie vom Treppenpfosten weggezerrt, um ihr Samt und Satin und Spitzen vom Leib zu reißen. War die Leidenschaft echt, die in ihr zu brennen schien? Würde sie seinen Schmerz und den Zorn und den Haß verdrängen können, das ganze Chaos, in das sich seine Welt verwandelt hatte?

      Augenblicke des Wahnsinns, des Hungers ...

      Doch dann kehrte sein Verstand zurück. Neugierig musterte sie ihn. Nur ein weiteres hübsches Mädchen, das von seiner exotischen äußeren Erscheinung fasziniert war. Und doch – sie unterschied sich von den anderen. Sie kokettierte nicht, wirkte aufrichtig, klug und mutig. Während er mit ihr tanzte, kehrte die anfängliche Faszination zurück.

      Dann hatte er ihren Namen gehört ... Seine Hände bebten, wilder Zorn trübte seinen Blick. Hinter ihrer Schönheit glaubte er zertrümmerte Kinderköpfe zu sehen, erstochene Frauen, verstümmelte alte Männer. Er wollte sie packen und schütteln und ihr ins Gesicht schreien, sie sei das Kind eines Monstrums. Nein, nicht im Haus seines Bruders ... Und so war er in die Nacht hinausgeflohen, zum Flüstern des Windes, zu den zirpenden Grillen.

      »James!«

      Aus seinen Gedanken gerissen, wandte er sich zu einem schlanken, blonden Mann mit bernsteinfarbenen Augen, der eine Uniform trug.

      Hatte Tara nicht versprochen, auf dieser Party würde kein Militär erscheinen? Aber James ärgerte sich nicht. Er war schon lange mit Lieutenant John Harrington befreundet, der manchmal als Verbindungsoffizier fungierte, so wie er selbst.

      »Guten Abend, John. Heute abend hatte ich dich nicht zu sehen erwartet.« James stand auf und reichte ihm die Hand.

      »Für mich war’s auch eine Überraschung. Ich muß einen Auftrag erledigen. Reine Routine.« Grinsend schlug Harrington auf die Schulter seines Freundes. »Freut mich, dich hier zu treffen – und nicht an der Front.«

      »Solche Begegnungen fürchte ich genauso wie du.«

      »Jarrett hat mir erzählt, ein Teil deines Clans würde nach Westen ziehen.«

      »Was davon noch übrig ist. Vier Frauen, drei alte Männer und zehn Kinder. Alle anderen sind tot, und die Überlebenden können vor lauter Schwäche nicht mehr davonlaufen. Wenn sie hierbleiben, würden sie verhungern.«

      »Und deshalb verlassen sie den Sumpf. Ein tapferer Entschluß, nachdem euer grandioser Osceola einen seiner eigenen Männer ermorden ließ, der nach Westen gehen wollte ... Womöglich wird dein Clan zwischen die Fronten geraten, James. Du kannst von Glück reden, daß Osceola dir noch keine Kugeln in deine Brust gejagt hat. Immerhin machst du keinen Hehl aus deinen freundschaftlichen Gefühlen für gewisse weiße Leute.«

      »Du kennst Osceola, und du weißt, daß er kein tobsüchtiger Wilder ist. Außerdem fließt auch in seinen Adern das Blut weißer Vorfahren. Und er haßt nicht alles, was weiß ist.«

      »Oft genug hat er seine Feinde gnadenlos getötet.«

      »Um sein Volk und dessen Lebensart zu retten.«

      »Hoffentlich weiß er zu schätzen, daß er einen so eifrigen Führer in dir gefunden hat, und wird sich niemals gegen dich wenden – so wie gegen Charlie Emathla.«

      »Das brauchst du nicht zu befürchten. Er versteht meine Situation, respektiert Jarrett und bewundert Tara. Glücklicherweise beurteilt er jeden Menschen individuell, ob rot oder weiß. Und er ist stets zu Verhandlungen bereit. Daß er hin und wieder zur Grausamkeit neigt, ist verständlich, nachdem die U.S.-Regierung einen Vertrag nach dem anderen bricht.«

      Seufzend lehnte sich John an die Balustrade. »Ja, das weiß ich. Aber mit seinem Verhalten erreicht Osceola nur, daß immer mehr Soldaten in dieses Land kommen. Und es bestärkt die Regierung in ihrem Entschluß, den Krieg zu gewinnen.«

      Auch die Army ist kriegsmüde. Viele Männer, die sich für einen kurzen Kriegsdienst verpflichtet haben, würden lieber heute als morgen nach Hause laufen. Ein paar Kommandanten haben sogar schon Selbstmord begangen.«

      »Ich habe Angst um uns alle«, gestand John. »Wohin wird dieses Grauen führen? Weißt du noch, wie’s begonnen hat? Mit dem Massaker an Major Dade und seinen Leuten. Und wo war der grandiose Kriegerhäuptling Osceola an jenem Tag? Er brachte den Indianeragenten Wiley Thompson um.«

      »Auch Weiße waren der Meinung, Thompson habe den Tod verdient.«

      »Darauf kommt es nicht an, mein Freund. Osceola hätte Dade gemeinsam mit seinen Kriegern angreifen und dieses gräßliche Gemetzel verhindern müssen. Aber seine persönliche Rache war ihm wichtiger.«

      »Vergiß nicht – Thompson hatte ihn in Ketten gelegt. Für einen Indianer eine unerträgliche Demütigung ...«

      »Und Osceola überfiel Plantagen – Männer, Frauen und Kinder. Red dir bloß nicht ein, er sei ein guter, anständiger Mensch!«

      »Sind wir nicht alle gut und böse? Je nachdem, wie man’s betrachtet?«

      »Das bestreite ich nicht.« Traurig schüttelte John den Kopf. »Wie du weißt, habe ich viele Freunde unter den Indianern. Und ich fürchte den Tag, an dem ich einem an der Front gegenüberstehen werde – an dem wir einander die Hälse aufschlitzen müssen ... Großer Gott, James, ich wünschte, du würdest dich immer so kleiden wie heute abend und im Haus deines Bruders wohnen ...«

      »...

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