Verschiedene Texte. Martin Luther

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Verschiedene Texte - Martin Luther

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entdeckt hat und das Böse, das verborgen lag, vertraulich offenbart worden ist, empfangen wir aus dem Mund unseres Bruders das Wort des Trostes als von Gott gesprochen. Wenn wir es im Glauben annehmen, gibt es uns Frieden in der Barmherzigkeit Gottes, der durch den Bruder mit uns redet. Das allein verwerfe ich, daß solche Beichte der Tyrannei und der Geldschinderei der Päpste unterworfen ist. Denn sie behalten sich (d. h. ihrer Absolution) selbst geheime Sünden vor und gebieten, sie nur den von ihnen namhaft gemachten Beichtvätern zu beichten. Damit beunruhigen sie die Gewissen der Menschen und spielen sich allein als Bischöfe auf; die wahren Pflichten der Bischöfe aber (predigen und die Armen versorgen) werden von ihnen verachtet. Ja, diese ruchlosen Tyrannen behalten sich vor allem das (an Sünden) vor, was weniger wichtig ist, als da sind die lächerlichen und erdichteten Stücke in der Bulla In coena Domini; das Entscheidende jedoch überlassen sie weithin den einfachen Priestern. Ja, damit ihre schändliche Ruchlosigkeit desto offenbarer werde, behalten sie (ihrer Lossprechung) das, was gegen die Ehre Gottes, gegen den Glauben und die ersten Gebote verstößt, nicht vor. Sondern sie lehren und loben auch dergleichen wie jenes Herumgerenne der Wallfahrten, die falsche Heiligenverehrung, die erlogenen Heiligenlegenden, mancherlei Vertrauen auf Werke und äußerliche Zeremonien wie deren Übung, durch welche alle der Glaube an Gott ausgetilgt und Abgötterei begünstigt wird. Es ist am Tage, daß wir heute keine anderen Bischöfe haben als solche, wie sie einst Jerobeam zu Dan und Berseba eingesetzt hat (1. Kön. 12, 26 ff.): Diener der goldenen Kälber, die das Gesetz Gottes, den Glauben, und was zum Weiden der Schafe Christi gehört, nicht kennen, sondern dem Volk allein ihre Erfindungen mit Schrecken und Gewalt einprägen.

      Obwohl ich rate, die Vergewaltigung durch die vorbehaltenen Dinge zu dulden – wie auch Christus gebietet, alle Tyrannei zu leiden, und uns lehrt, diesen Geldschindern gehorsam zu sein – leugne ich dennoch, daß sie ein Recht auf ihren Vorbehalt haben und glaube auch nicht, daß sie das auch nur mit einem Buchstaben beweisen können. Ich kann aber das Gegenteil beweisen. Erstens: Wenn Christus Matth. 18, 15 ff. von öffentlichen Sünden sagt, daß wir die Seele unseres Bruders gewonnen hatten, wenn er zur Verantwortung gezogen auf uns hört, und er sei der Kirche nur dann zu überantworten, wenn er nicht (auf uns) hören will – wenn also die Sünde so zwischen Brüdern aus dem Wege geräumt werden kann, wieviel mehr wird das dann auf verborgene Sünden zutreffen, daß sie aus dem Wege geräumt werden, wenn ein Bruder dem andern willig seine Sünde bekennt, so daß es nicht nötig ist, sie der Kirche, d. h. dem Prälaten oder Priester (wie sie in ihrer Auslegung schwätzen) bekanntzumachen? Für diese Auffassung haben wir auch eine andere Beweisstelle aus Christi Mund, wenn der Matth. 18, 18 sagt: ›Was ihr auf Erden binden werdet, soll auch im Himmel gebunden sein, und was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel los sein.‹ Denn das ist allen und jedem einzelnen Christenmenschen gesagt. Hier sagt er wiederum auch im selben Sinne (Matth. 18, 19): ›Weiter sage ich euch: Wenn zwei unter euch eins werden auf Erden, worum sie bitten wollen, das soll ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel.‹ Denn wenn ein Bruder dem anderen seine verborgenen Sünden eröffnet und um Gnade bittet, so wird er wahrlich mit seinem Bruder auf Erden eins in der Wahrheit, die Christus ist. Das hier Gesagte bestätigt Christus ebendort noch deutlicher und sagt (Matth. 18, 20): ›Wahrlich ich sage euch, wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, bin ich mitten unter ihnen.‹

      Dementsprechend zweifle ich nicht, daß der von seinen heimlichen Sünden losgesprochen ist, der diese entweder freiwillig bekennt oder ihretwegen zur Verantwortung gezogen insgeheim vor irgendeinem Bruder um Vergebung bittet und Besserung verspricht. Mögen die Päpste mit ihrer Gewalt dagegen wüten – Christus hat einem jeden Gläubigen offenbar die Macht zu absolvieren gegeben.

      Wie unwürdig sie die Lehre von der Genugtuung behandelt haben, davon habe ich beim Ablaßhandel gesprochen, und wie sehr sie sie mißbraucht haben, die Christen an Leib und Seele zu verderben. Zuerst haben sie so von ihr gelehrt, daß sich die Menge nie einen Begriff von der wahren Genugtuung hat machen können, die eine Erneuerung des Lebens ist. Dann dringen sie so darauf und machen sie so unentbehrlich, daß sie dem Glauben an Christus keinen Raum lassen und die Gewissen der Menschen derartig mit Zweifeln martern, daß der eine nach Rom läuft, der andere hierher, der andere dorthin, jener in eine Kartause, dieser an einen anderen Ort, einer geißelt sich mit Ruten, ein anderer quält seinen Leib mit Fasten und Wachen, in einstimmiger Unsinnigkeit aber sagen sie alle (Luk. 17, 21): ›Siehe, da ist Christus, hier ist Christus‹ und meinen, daß das Reich Gottes, welches in uns ist, durch Beobachtung äußerer Dinge kommen werde. O Rom, was für Ungeheuerlichkeiten verdanken wir dir und deinen mörderischen Gesetzen und Gebräuchen, mit denen du die ganze Welt dermaßen verderbt hast, daß sie meinen, für ihre Sünden Gott mit Werken genugtun zu können, dem allein durch den Glauben eines zerknirschten Herzens Genugtuung geschieht. Diesen Glauben bringst du mit diesem Tumult nicht allein in Vergessenheit, sondern du unterdrückst ihn auch, bloß damit dein unersättlicher Blutsauger solche habe, zu denen er sagen kann: ›Bring her, bring her‹ und mit Sünden schachern kann.

      Etliche von diesen sind so weit gegangen, sich besondere Kunstkniffe auszudenken, um die Menschen in Verzweiflung zu stürzen: sie haben nämlich aufgebracht, daß ein Beichtender all die Sünden von neuem beichten müsse, für welche er die auferlegte Genugtuung unterlassen hätte. Aber was dürfen die sich nicht herausnehmen, die dazu geboren sind, alles zehnmal in Gefangenschaft zu bringen? Ferner, wieviele sind – so frage ich – wohl der Meinung, im Stand der Seligkeit zu sein und für ihre Sünden genugzutun, wenn sie die Gebetlein, die ihnen der Priester auferlegt hat, wortgetreu daherplappern, auch wenn sie inzwischen nicht darauf sinnen, ihr Leben zu bessern? Denn sie glauben, ihr Leben sei durch einen Augenblick der Reue und Beichte verwandelt, nur allein das bliebe noch, für die vergangenen Sünden genugzutun. Wie sollen sie es aber besser verstehen, wenn sie nicht anders unterrichtet werden? Hier wird überhaupt nicht der Tötung des Fleisches gedacht, hier gilt gar nicht das Beispiel Christi, der die Ehebrecherin absolviert und zu ihr sagt (Joh. 8, 11): ›Gehe hin und sündige hinfort nicht mehr‹, und ihr damit das Kreuz auferlegt, das Fleisch zu töten. Einen wesentlichen Anlaß für diese verkehrte Auffassung hat gegeben, daß wir die Sünder absolviert haben, ehe die Genugtuung erfüllt ist. Dadurch kommt es, daß sie mehr um die Erfüllung der Genugtuung, die andauert, bemüht sind als um die Reue, die schon während der Beichte vergeht, wie sie meinen. Dabei sollte doch die Absolution – wie in der alten Kirche – erst folgen, wenn die Genugtuung geleistet ist. Dann könnte es geschehen, daß sie nachher, wenn das Werk aufhört, im Glauben und in der Erneuerung des Lebens mehr gefestigt sind. Aber damit genug der Wiederholung; darüber habe ich in den Schriften vom Ablaß ausführlicher gesprochen. Es sei jetzt auch gänzlich von diesen drei Sakramenten genug, von denen in so vielen und schädlichen Büchern, in dogmatischen wie in juristischen, gelehrt und (gleichzeitig) nicht gelehrt wird. Auch muß ich noch versuchen, etwas über die übrigen Sakramente zu schreiben, damit ich sie nicht ohne Grund zu verwerfen scheine.

      Von der Firmung

      Es ist verwunderlich, was ihnen in den Sinn gekommen ist, daß sie aus der Auflegung der Hände das Sakrament der Firmung gemacht haben. Von der lesen wir, daß (mit ihr) Christus die kleinen Kinder angerührt (Mark. 9, 36; 10, 16), die Apostel den heiligen Geist gegeben (Apg. 8, 17; 19, 6), Priester eingesetzt (Apg. 6, 6) und Kranke gesund gemacht haben (Mark. 16, 18), wie Paulus an Timotheus schreibt (1. Tim. 5, 22): ›Die Hände lege niemand zu bald auf.‹ Warum haben sie nicht aus dem Sakrament des Brotes auch eine Firmung gemacht, wenn geschrieben steht, Apg. 9 (V. 19): ›und als er Speise zu sich genommen hatte, wurde er gestärkt‹, und Psalm 104, 15: ›und das Brot des Menschen Herz stärke‹, so daß die Firmung also drei Sakramente in sich vereinigte: das Brot, die Einsetzung (der Priester) und die Firmung selbst? Ist das aber ein Sakrament, was immer die Apostel getan haben, warum haben sie dann nicht vielmehr die Predigt zu einem Sakrament gemacht?

      Das sage ich nicht, weil ich die sieben Sakramente verdammte, sondern weil ich bestreite, daß sie aus der Schrift bewiesen werden können. Ja, wenn es nur in der Kirche eine solche Auflegung der Hände wie zu der Apostel Zeiten gäbe! Dann würden wir sie (gern) Firmung oder Heilung nennen. Es ist aber jetzt nichts davon übrig geblieben, außer was wir selbst erfunden

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