Verschiedene Texte. Martin Luther

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Verschiedene Texte - Martin Luther

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bereitet, zusammen mit der Verkündigung des Wortes als etwas Unwesentliches dem unteren Klerus überlassen haben (denn alles, was die göttliche Majestät gestiftet hat, muß verachtet sein), da war es recht und billig, daß wir etwas weniger Mühevolles erfanden, das so verwöhnten und großen Herren nicht beschwerlich wäre und das wir (doch) keineswegs als etwas Unwesentliches dem unteren Klerus anvertrauten. Denn was menschliche Weisheit ordnet, soll billig bei den Menschen in Ehren gehalten werden. So wie jemand Priester ist, einen solchen Dienst und ein solches Amt hat er. Denn ein Bischof, der nicht predigt und keine Seelsorge treibt, was ist er anders als ein Abgott in der Welt, der allein den Namen und die äußere Gestalt eines Bischofs hat? Wir aber begehren statt dessen die von Gott eingesetzten Sakramente; daß wir aber die Firmung zu ihnen hinzurechnen sollen, dazu haben wir keine Veranlassung. Denn zur Einsetzung eines Sakramentes gehört vor allen Dingen das Wort der göttlichen Verheißung, durch das der Glaube geübt werden soll. Aber nirgendwo lesen wir, daß Christus irgend etwas von der Firmung verheißen habe, obwohl er vielen die Hände aufgelegt hat und Markus das im letzten Kapitel (16, 18) unter die Zeichen setzt: ›Auf Kranke werden sie die Hände legen,, so wirds besser mit ihnen werden.‹ Aber niemand hat das auf einen Sakramentscharakter (der Firmung) bezogen, was auch nicht gut möglich ist. Darum ist es genug, die Firmung für einen Brauch der Kirche oder für eine sakramentale Zeremonie zu halten, ähnlich den anderen Zeremonien: der Wasserweihe und anderen Dingen. Denn wenn jede andere Kreatur durch Wort und Gebet geheiligt wird, warum sollte dann nicht viel mehr der Mensch durch sie geheiligt werden? Dennoch können diese Dinge, weil sie nicht Gottes Verheißung haben, nicht Sakrament des Glaubens genannt werden. Sie wirken auch nicht das Heil, die Sakramente aber retten diejenigen, die der Verheißung Gottes glauben.

      Von der Ehe

      Die Ehe wird nicht allein ohne jeden Schriftbeweis für ein Sakrament gehalten, sondern sie ist auch durch die gleichen Überlieferungen, nach denen sie als ein Sakrament gerühmt wird, zum reinen Spott geworden. Das wollen wir einmal betrachten. Wir haben gesagt, daß in jedem Sakrament das Wort der göttlichen Verheißung enthalten ist, das derjenige glauben muß, der das Zeichen empfängt, und daß das Zeichen allein kein Sakrament sein könne. Nun liest man aber nirgends, daß der irgendwelche Gnade bei Gott erlange, der eine Ehefrau nimmt. Ja, es ist von Gott der Ehe nicht einmal ein Zeichen gegeben. Denn nirgends liest man, daß die Ehe von Gott gestiftet sei, damit sie etwas versinnbildliche, obwohl alles, was sichtbar geschieht, als Abbild und Allegorie der unsichtbaren Dinge verstanden werden kann. Aber dennoch sind die Abbilder und Allegorien nicht Sakramente (in dem Sinne), wie wir von den Sakramenten reden.

      Weiter: weil die Ehe von Anfang der Welt bestanden hat und (selbst) bei den Ungläubigen noch bis zum Augenblick besteht, so gibt es keinen Grund dafür, daß die Ehe ein Sakrament des neuen Gesetzes und der Kirche allein genannt werden kann. Denn die Ehen der Väter waren nicht weniger heilig als unsere, und die Ehen der Ungläubigen sind nicht weniger echte Ehen als die der Gläubigen – und doch halten sie es bei denen (den Ungläubigen) nicht für ein Sakrament. Außerdem sind bei den Gläubigen auch gottlose Eheleute, die viel gottloser sind als die Heiden selbst. Warum soll denn hier die Ehe ein Sakrament genannt werden, aber nicht bei den Heiden? Oder wollen wir von der Taufe und der Kirche so närrisch reden, wie es manche halten, nämlich: das zeitliche Regiment ist nirgends anders als in der Kirche, ebenso sei die Ehe nur im Räume der Kirche ein Sakrament? Das sind kindische und lächerliche Redereien, durch die wir uns dem Spott der Ungläubigen über unsere Unwissenheit und Unbedachtsamkeit aussetzen.

      Von der (Priester)Weihe

      Dieses Sakrament kennt die Kirche Christi nicht, es ist eine Erfindung der Kirche des Papstes. Denn es hat nicht nur an keiner Stelle eine Verheißung der Gnade, sondern das ganze Neue Testament erwähnt es auch mit keinem einzigen Wort. Lächerlich ist es aber, etwas zu einem Sakrament Gottes zu erklären, das nirgends als von Gott gestiftet bewiesen werden kann. Nicht, daß ich solchen Brauch für verdammlich erkläre, der so viele Jahrhunderte hindurch geübt worden ist, aber ich will nicht, daß man in göttlichen Dingen etwas Menschliches hinzudichtet. Es gebührt sich auch nicht, etwas als von Gott verordnet hinzustellen, was nicht von Gott verordnet ist, damit wir uns nicht vor dem Widersacher lächerlich machen. Vielmehr sollen wir uns bemühen, daß uns all das gewiß, rein und durch klare Stellen aus der Schrift gesichert ist, was wir als Artikel unseres Glaubens rühmen. Das können wir aber bei diesem Sakrament ganz und gar nicht.

      Die Kirche hat auch keine Gewalt, neue göttliche Gnadenverheißungen aufzurichten, wie nämlich manche schwatzen; es habe nicht mindere Vollmacht, was von der Kirche, als was von Gott gestiftet ist, weil sie durch den heiligen Geist regiert wird. Denn die Kirche entsteht aus dem Wort der Verheißung durch den Glauben und wird eben mit demselben Wort gespeist und erhalten, d. h. sie wird durch die Verheißungen Gottes errichtet und nicht die Verheißung Gottes durch sie. Denn das Wort Gottes steht unvergleichlich viel höher als die Kirche. Über dieses Wort Gottes hat die Kirche (als seine Schöpfung) nichts anzuordnen , zu entscheiden oder festzustellen, sondern sie soll angeordnet, entschieden und festgestellt werden.

      Wenn sie gezwungen wären zuzugestehen, daß wir alle, soweit wir getauft sind, auf gleiche Weise Priester sind – wie wirs auch in Wahrheit sind – und ihnen allein das geistliche Amt – jedoch mit unserer Bewilligung – aufgetragen wäre, dann wüßten sie auch zugleich, daß sie kein Herrschaftsrecht über uns besäßen, außer soweit wir es ihnen freiwillig zugestünden. Denn so sagt 1. Petr. 2, 9: ›Ihr seid das auserwählte Geschlecht, das königliche Priestertum und priesterliche Reich.‹ Darum sind wir alle Priester, soviele wir Christen sind. Die wir aber Priester nennen, sind aus uns erwählte Diener, die alles in unserem Namen tun sollen. Das Priestertum ist nichts anderes als ein Dienst. So 1. Kor. 4, 1: ›Dafür halte uns jedermann: für Christi Diener und Haushalter über Gottes Geheimnisse.‹

      Daraus folgt, daß der, der das Wort nicht predigt, wozu er doch von der Kirche berufen ist, überhaupt kein Priester ist. Und das ›Sakrament‹ der (Priester-)Weihe kann nichts anderes sein als ein bestimmter Brauch, einen Prediger in der Kirche zu erwählen.

      Des Priesters Amt ist es zu predigen. Wenn er das nicht tut, dann ist er so ein Priester, wie ein gemalter Mensch ein Mensch ist. Ob das einen Bischof ausmacht, solch unnützen Schwätzer zum Priester zu weihen, Kirchen und Glocken zu weihen, Kinder zu firmen? Nein, das kann jeder beliebige Diakon oder Laie auch tun. Der Dienst am Wort Gottes macht einen Priester und Bischof.

      Darum rate ich, fliehet, alle die ihr sicher leben wollt, fliehet, ihr jungen Männer und laßt euch diese Weihen nicht übertragen, ihr wollt denn entweder predigen oder ihr seid imstande zu glauben, daß ihr durch solches Sakrament der Priesterweihe nicht besser geworden seid als die Laien, Denn die Stundengebete lesen ist nichts. Weiter: Messe lesen heißt das Sakrament empfangen. Was bleibt dann also an euch, was nicht auch an jedem Laien bliebe? Die Tonsur und das (Priester-)Gewand? Elender Priester, den erst seine Tonsur und Gewand (zum Priester) macht! Oder macht euch das Öl zu Priestern, das auf eure Finger gegossen wird? Nein, jeder Christ ist mit dem Öl des heiligen Geistes an Leib und Seele gesalbt und geheiligt. Einst faßte der einzelne Christ das Sakrament nicht weniger mit seinen Händen an, als das jetzt die Priester tun. Freilich stürzt unser Aberglaube jetzt die Laien in große Sünde, wenn sie einen bloßen Kelch oder das Abendmahlstuch anrühren. Nicht einmal eine Nonne, eine heilige Jungfrau, darf die Altar- oder andere heilige Tücher waschen. Siehe bei Gott, wie die hochheilige Heiligkeit dieses (Priester-)Standes zugenommen hat. Ich fürchte, daß es in Zukunft den Laien auch nicht mehr erlaubt sein wird, den Altar anzurühren, ehe sie nicht zuvor Geld geopfert haben. Ich zerspringe fast, wenn ich an diese gottlose Tyrannei jener üblen Frevler denke, die mit solch dummen Geschwätz und kindischen Possen die Freiheit und Herrlichkeit des christlichen Glaubens verspotten und zugrunde richten.

      Darum soll jeder, der ein Christ sein will, gewiß sein und sich darauf besinnen, daß wir alle auf gleiche Weise Priester sind, d. h. daß wir die gleiche Gewalt am Wort Gottes und an jedem

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