Heilung - Plädoyer für eine integrative Medizin. Peter Maier
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Diese Nacht können wir vergessen. Über eine Stunde lang arbeiten wir mit einem kleinen Staubsauger, sowie mit Lappen und Wischtüchern, um all die kleinen Tiere zuerst von meinem Körper, dann von meinem Bett, meiner Matratze und von einigen weiteren Stellen im Camper zu beseitigen. Dabei hatten wir doch am Nachmittag zuvor die Warnung ernst genommen, dass wir uns in einer „Zone mit vermehrten Ameisen“ befinden würden. Auch entsprechende Schilder waren aufgestellt. Deshalb hatten wir um alle Reifen sorgfältig weißes Ameisen-Abwehrpulver gestreut, um die Tierchen von einem „Camper-Besuch“ abzuhalten. Dies hatte im Jahr zuvor bereits super funktioniert. Diesmal ohne Erfolg. Warum aber hatten die Ameisen nur mich, nicht jedoch meine Frau direkt neben mir befallen? Ich musste die kleinen Tiere förmlich angezogen haben…
Am nächsten Morgen können wir die Ameisenstraße entdecken. Sie führt durch eine Stelle mit weniger Ameisenpulver zu einem der Reifen. Durch eine winzige Ritze in der Hintertüre waren die Ameisen dann offensichtlich ins Innere des Wagens gelangt. Daher streuen wir nun nochmals kräftig und sehr sorgfältig Pulver um alle Reifen. Eine zweite solche Nacht möchte ich nicht riskieren. Ich fühle mich geschwächt – durch einen bakteriellen, mit Fieber verbundenen Infekt und durch die „Ameisen-Umstände“ in der Nacht. Erklären kann ich mir beides nicht. In der folgenden Nacht kann ich ohne Probleme schlafen und ich fange an, mich wieder etwas zu entspannen, soweit dies eben mit dem Infekt möglich ist. Kopfweh und Fieber gehen aber nicht weg.
2.00 Uhr in der übernächsten Nacht. Wieder werde ich wach, weil es an mir krabbelt, piekst und zwickt. Und wieder bin ich mit Ameisen übersät – noch mehr als in der vorletzten Nacht. Diese neue Misere schockt mich und es ist ekelhaft, all die Ameisen im Schrittbereich, in den Ohren und in den Nasenlöchern zerquetschen zu müssen, um sie wieder loszuwerden. Jetzt bin ich völlig fertig. Es geht mir ans Gemüt. So habe ich mir unseren Urlaub nicht vorgestellt. Auch in dieser Nacht ist an Schlaf nicht mehr zu denken. Mehr als eine Stunde brauchen wir, um die kleinen Tiere zu beseitigen. Auch diesmal haben sie wiederum nur mich „besucht“, nicht aber meine Frau unmittelbar neben mir. Kopfweh und Fieber haben zugenommen, ich fühle mich geschwächt und emotional aufgewühlt. Was hat das alles zu bedeuten? Es kann doch alles kein Zufall mehr sein…
Schamanische Sicht auf das Problem
Am nächsten Morgen untersuchen wir wieder den Camper. Endlich finden wir die neue Ameisenstraße. Es ist kaum zu glauben. Diesmal haben die kleinen Tiere ihren Weg auf eine nebenstehende Pinie gewählt, die in vier Metern Höhe einen langen Ast bis über unser Camperdach hat. Ein kleiner Zeig dieses Astes berührt mit wenigen Nadeln das Dach und das genügte den Ameisen, um ihren Weg zum Camper, durch eine winzige Ritze in der Hintertüre und dann schließlich zu mir zu finden.
Beim Frühstück lasse ich das ganze Geschehen auf mich wirken und plötzlich fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Wo sieht man denn sonst normalerweise eine große Ansammlung von Ameisen? Wo und bei welcher Gelegenheit treten sie im Alltag auf? Wenn im Freien Essensreste auf den Boden fallen und dort liegen bleiben, kann man tatsächlich am nächsten Morgen Ameisen daran sehen. Sie gelten als die Gesundheitspolizei im Mikrobereich. Sie sind in der Regel bei „Abfall“ zu finden, wenn etwas – beispielsweise Essensreste – hinunter „gefallen“ sind und zu verwesen beginnen. Ameisen sind somit „Verweser“, „Müllmänner der Natur“, auch um Seuchen oder Krankheiten zu verhindern, die durch das bereits gärende Material entstehen können. Solchen Abfall „befallen“ sie, um ihn zu zersetzen.
Von meiner schamanischen Arbeit mit den Naturritualen „WalkAway“, „Medizinwanderung“ und „Jugend-Visionssuche“4 weiß ich, dass alle Tier- und Pflanzenbegegnungen während solcher rituellen Auszeiten in der Natur ein Spiegel für seelische Zustände oder gerade ablaufende psychische Prozesse sein können. Offensichtlich hat sich auch die gegenwärtige Camperreise zu einem derartigen, wenn auch ungeplanten und bisher nicht bewussten WalkAway oder sogar zu einer Visionssuche entwickelt, bei der mir Tiere eine Botschaft zu aktuellen Seelenprozessen übermitteln wollen. Wenn dem so ist, dann muss ich mich ja sogar noch bei den Ameisen bedanken.
Viele von ihnen haben es zudem mit ihrem Leben bezahlt, um mir eine Botschaft zu überbringen. Denn meine Frau und ich waren wütend über diese ungebetenen Gäste bei Nacht und haben beim Wegsaugen und Zerquetschen der kleinen Tiere nicht viel Federlesens gemacht. Und beim zweiten „Besuch“ mussten die Ameisen ja auch noch einen weiten, viel aufwendigeren Weg über Baum, Ast, Zweig und Autodach nehmen, um überhaupt durch eine giftfreie Zone zu mir gelangen zu können. Für mich ist das kein „Zufall“ mehr...
Das alles macht mich sehr nachdenklich und ich fange an, die beiden spektakulären und dadurch sehr eindringlichen „Ameisen-Überfälle“ ernst zu nehmen. Was könnte die Botschaft der Ameisen für mich konkret bedeuten? Was wollen sie mir denn „sagen“? Gibt es denn etwas, das von mir abfallen soll? Gibt es seelische Themen oder sogar Seelenmüll, was noch an mir hängt, jetzt aber reif geworden ist, bald von mir abzufallen? Was also könnte der Ameisenbefall bedeuten? Diese Überlegungen lassen mich nicht mehr los.
Und noch ein Gedanke schießt mir durch den Kopf: Der Ameisenüberfall fand ja zeitgleich mit dem Befall der Bakterien statt, die dann Kopfweh und eine Fieberreaktion in mir ausgelöst haben, Fieber von immerhin 38,5 Grad. Nun kann ich auch den Befall dieser unsichtbaren Tierchen namens „Bakterien“ als Ausdruck von Seelenprozessen deuten: dafür, dass etwas abfallen soll, was auf meiner Seele liegt und das reif geworden ist, wegzugehen und zu verschwinden. Aber um welche Prozesse geht es denn in mir? Ich werde aufmerksam beobachten, welche inneren Botschaften ich in nächster Zeit bekommen werde. Die Urlaubsstimmung ist mir jedoch vergangen. Ich bin krank und geschwächt und zudem seelisch durch den „Ameisen-Bakterien-Prozess“ ziemlich mitgenommen. Daher treten meine Frau und ich schweren Herzens unsere Heimreise an – zwei Tage eher als geplant...
Die Ameisen-Vision wird Realität
Ein neues Schuljahr beginnt. Ich brauche all meine Energie, um Disziplin-mäßig mit den neuen „Pubertäts-Klassen“ und als Klassenlehrer mit dem schulischen Bürokratismus fertig zu werden. Ich bin so konzentriert in meinem Beruf, dass ich den Urlaub, die fiebrige Erkrankung und vor allem das Ameisen-Erlebnis schnell vergesse. Dann ramme ich mir Mitte Oktober bei der Gartenarbeit versehentlich einen Dorn unter die Hornhaut meines linken Zeigefingers. Der Finger entzündet sich und los geht's…
Mein Hausarzt kann den Dorn mit der Pinzette nur teilweise entfernen. Ich brauche einen ambulanten Chirurgen. Dieser verpasst mir Ende Oktober nach einer lokalen Betäubung einen kleinen Schnitt auf der Innenseite knapp unter der Beuge meines Zeigefingers, um mir dann nach kurzer Zeit nicht ohne Stolz den Rest des Dorns zu zeigen. Zwei Wochen lang laufe ich mit einem großen Fingerverband herum. Als ich diesen dann wieder entferne, erschrecke ich. Denn an der Operationsstelle hat sich nicht etwa eine Narbe gebildet, sondern ein Granulom, ein etwa zwei Zentimeter breites schwarz-rotes Wucherfleisch. Alle Versuche, dieses seltsame Gebilde mit Salben und Hausmitteln zu behandeln, schlagen fehl. Es wird immer größer und spannt die Haut des Fingers zunehmend an.
Ich frage mich, was dieses Granulom bedeuten könnte. Schwarzes Wucherfleisch? Es fühlt sich an, als ob sich eine „schwarze“, negative Emotion im Finger materialisiert hätte; so, als ob sich in diesem Fremdkörper „Granulom“ etwas aus der Seelenebene niederschlagen und sichtbar werden möchte. Nun erinnere ich mich wieder an die schwarzen Ameisen, die mich zwei Monate zuvor ebenfalls wie ein kollektiver „Fremdkörper“ überfallen hatten. Haben sie damit denn nicht schon den Fremdkörper „schwarzes Finger-Granulom“ angekündigt? Eine Geisteilerin, mit der ich regelmäßig zusammenarbeite, gibt mir den Hinweis, dass sich in meinem Finger gerade die „schwarzen“ Emotionen „Verfluchungen“ und „Verwünschungen“ durch eine Person aus einer früheren