Mann meiner Träume. Nicole Knoblauch

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Mann meiner Träume - Nicole Knoblauch

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ließ. „Kommst du?“

      „Ja, ich will!“, murmelte ich leise vor mich hin.

      Seine Augen leuchteten und seine Lippen öffneten sich leicht.

      „Ja, ich will!“

      Sein Lächeln wurde breiter. „Dann sage ich es gleich meiner Mutter. Wir müssen Vorbereitungen treffen und ...“

      „Nein!“, hielt ich ihn zurück. „Keine Vorbereitungen. Nur du und ich. Jetzt.“

      Er hob die Brauen. „Jetzt? Ohne Vorbereitungen? Aber meine Familie!“

      „Nein! Keine Familie. Du und ich. Und niemand erfährt etwas. Ich darf dir nicht im Weg sein.“

      Er kam zu mir herüber und nahm meine Hände in seine. „Du wirst mir nie im Weg sein. Wir werden heiraten und eine Familie gründen und ...“

      „Nein! Ich habe dir gesagt, dass das nicht geht. Ich werde wieder gehen, und du wirst andere Frauen treffen und heiraten.“ Mir schwirrte der Kopf. Sollten diese Dinge in einem Traum nicht egal sein? Warum waren sie mir so wichtig?

      Sein Daumen fuhr liebevoll meine Handfläche entlang. „Du willst gehen?“

      „Ich will nicht, ich muss. Und ich bitte dich, mir keine Fragen zu stellen.“

      „Du verlangst viel.“

      „Das sind meine Bedingungen. Verschwiegenheit und Vertrauen.“

      Er nickte bedächtig. „Gut. Aber ich habe auch eine Bedingung: Du hast etwas von einer Desirée erzählt, mit der ich mich verloben werde. Wann soll das sein?“

      „Im Sommer '93.“

      „Gut. Wir werden hier in aller Stille heiraten. Und wenn ich bis zum Jahreswechsel '93/'94 diese Frau nicht getroffen habe, werden wir eine große Hochzeit haben. Nach meinen Vorstellungen.“

      Das war fair. Bis dahin würde er längst mir ihr verlobt sein. „Einverstanden.“

      Er hauchte einen Kuss auf meine Lippen und flüsterte: „Bleib, wo du bist! Ich bin gleich zurück!“

      Völlig verwirrt von seinem sanften Kuss, sah ich ihn das Zimmer verlassen und wenige Sekunden später wieder betreten.

      Wie lange war er weg gewesen? Was hatte er gemacht? Ein Blick aus dem Fenster zeigte mir, dass nicht viel Zeit vergangen sein konnte. Er strahlte auf jeden Fall bis über beide Ohren.

      „Ich habe alles geregelt. Mein Onkel wird uns trauen.“

      „Der Erzdiakon?“ Damit hatte ich nicht gerechnet. Erzdiakon klang so offiziell.

      „Nein, mein anderer Onkel. Du erinnerst dich? Der Bruder meiner Mutter: Fesch. Er ist Priester. Er wird gleich herkommen und uns eine Besichtigung der Kathedrale anbieten. Dort kann er uns in aller Stille trauen.“

      „In einer echten Kirche?“ Daran hatte ich nicht gedacht.

      „Wo denn sonst?“

      Ja, wo denn sonst? Wir hatten immer noch 1790. Und nur, weil es in Paris die Zivilehe gab, hieß das nicht, dass man das in Korsika auch so handhabte.

      „Du bist doch katholisch, oder?“

      „Ja.“ Galt die katholische Taufe noch, wenn man aus der Kirche ausgetreten war? Mir schwirrte der Kopf. Ich würde in einer Kathedrale heiraten. Kathedrale? In Ajaccio?

      „Ihr habt eine Kathedrale in Ajaccio?“ Ich erinnerte mich an keine.

      „Natürlich. Dort bin ich getauft worden: Notre-Dame-de-la-Misericorde.“

      Ach, diese Kirche! Kathedrale würde ich die nicht nennen. Aber das war nur meine Meinung.

      „Wir sind gestern daran vorbeigekommen.“

      In diesem Moment betrat Joséph Fesch den Raum. Über ihn wusste ich nicht viel: Sechs Jahre älter als Napoleone würde er später auf dessen Betreiben hin Kardinal werden.

      Das passte zu diesem leicht rundlichen Mann mit den gütigen Augen und den dunklen Locken. Noch war er jung. In ein paar Jahren könnte er dem Bild eines ehrwürdigen Kardinals nahe kommen.

      Er räusperte sich verlegen: „Ah, Napoleone! Ich wollte Fragen, ob du und die“, er machte eine fast nicht wahrnehmbare Pause, „Signorita, gerne Notre-Dame-de-la-Misericorde besuchen möchtet? Ich habe für den Erzdiakon einige Vorbereitungen zu treffen und könnte sie euch zeigen.“

      „Das würde uns gefallen“, antwortete Napoleone und bot mir seinen Arm. „Nicht wahr, Marie?“

      „Sehr gerne.“ Ich hatte Mühe, mir das Lachen zu verkneifen. Die ganze Situation war absurd: Ich stand im Begriff, einen der berühmtesten Männer der Geschichte zu heiraten. Heimlich zu heiraten. In seinem Geburtsort, getraut von einem späteren Kardinal.

      Ich blickte mich um und stellte fest, dass ich den Weg zur Kirche verpasst hatte. Als ich wieder aus meiner Gedankenwelt zurückkam, stand ich vor dem Altar und Napoleone hielt mir ein zusammengefaltetes Stück Stoff entgegen.

      „Was ist das?“

      „Der Brautschleier meiner Mutter.“ Er schüttelte den Stoff aus und ein wunderschön bestickter Schleier breitete sich vor mir aus. Vorsichtig nahm Napoleone das Tuch, das mein Haar bedeckte ab. Ohne Halt floss es über meine Schultern. Ein Lächeln erhellte Napoleones Gesicht und er ließ den bestickten Tüll über mich gleiten. Der Stoff hüllte mich vollständig ein.

      „Diese Schleier sind auf Korsika Tradition. Jetzt siehst du wie eine echte Braut aus.“ Er nahm meine Hand und gab seinem Onkel ein Zeichen. Der trug inzwischen einen Talar und stand vor dem weißen Marmoraltar. Zwei Kerzenleuchter verbreiteten im Altarraum ein warmes Licht und ließen das Gemälde der Muttergottes am Hochaltar leuchten.

      Unserem Wunsch entsprechend stellte Fesch keine Fragen und hielt die Trauungszeremonie kurz und schlicht. Er sagte ein paar Worte über die Ehe, wie wichtig Vertrauen und Liebe seien und sprach den berühmten Satz: „Willst du ...?“

      Meine Stimme zitterte, als ich mein „Ja!“, hauchte. Napoleones Worte kamen klar und fest.

      Er hob den Schleier von meinem Gesicht und als er mich küsste, seine Frau küsste, schmolz ich dahin.

      Nach einer Ewigkeit – oder wenigen Augenblicken - hob Napoleone mich hoch, wirbelte im Kreis und lachte befreit auf. Er nahm den Schleier ab und reichte mir das Kopftuch. Mit sicheren Griffen band ich es wieder um (Woher wusste ich das? Ich hatte nie in meinem Leben ein Kopftuch gebunden oder getragen).

      „Komm!“ Napoleone streckte mir die Hand entgegen und ohne seinem Onkel einen Blick zuzuwerfen, führte er mich aus der Kirche. Die Sonne stand hoch am Himmel. Ich warf einen Blick auf die Kathedrale zurück, deren orangefarbener Anstrich im Mittagslicht leuchtete. Die weißen Randsteine hoben sich deutlich gegen den blauen Himmel ab. Der Anblick hatte etwas Magisches. Nie wieder würde ich sie als einfache Kirche sehen.

      Diesmal herrschte die Betriebsamkeit eines Arbeitstages auf den Straßen. Napoleone führte mich durch mehrere schmale Gassen. Er hatte recht gehabt.

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