Mann meiner Träume. Nicole Knoblauch

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Mann meiner Träume - Nicole Knoblauch

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schüttelte er den Kopf. „Ein Soldat sollte nicht so leben! Weibergeschichten, zechen und spielen, mehr haben die nicht im Kopf.“ Er blickte mich mit angeekeltem Gesicht an. „Sie verkörpern Frankreich - und jetzt soll ich Franzose sein?“ Er schüttelte energisch den Kopf. „Departement, ha! Deshalb brauchen wir Paoli. Er kann die Menschen aus den Bergregionen mobilisieren. Ihn kennen sie, auf ihn hören sie. Von seiner Rückkehr hängt alles ab.“

      Was sollte ich darauf erwidern? Seine Träume würde Paoli in wenigen Monaten selbst zerstören.

      „Übrigens hasse ich nicht alle Franzosen!“ Das schien ihm wichtig zu sein. „Tristan Berière ist mein Freund!“

      Tristan Berière. Ich sollte mich wirklich mal darum kümmern, wer dieser Mann war.

      „Du erinnerst dich an Berière?“

      „Der Mann, der mich in Auxonne zu dir gebracht hat?“

      „Ja. Er ist anders. Er ist eher wie ich und hat nichts übrig für den Lebensstil der anderen Offiziere. Und das, obwohl ihn ständig eine Horde schöner Frauen umgibt. Überall, wo er auftaucht, sammeln sie sich um ihn.“

      „Er mag keine Frauen?“, fragte ich unüberlegt.

      „Doch!“, wehrte Napoleone empört ab. „Er hält sich nur meistens von ihnen fern, da er weiß, wie sie sind.“

      „Wie sind Frauen denn?“

      „Nicht Frauen. Nur die, die sich ihm an den Hals werfen.“ Seine Hand schnellte vor und ergriff kurz die meine. „Ich weiß, dass du nicht so bist. Du lässt dich nicht von seinem Äußeren blenden.“ Er zog die Hand zurück. Ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn er sie dort gelassen hätte.

      „Wobei er gar nicht blendet. Er ist ein sehr interessanter Mensch.“ Mit einem schiefen Lächeln griff er nach den Oliven. „Ich wollte nicht mit dir über Berière reden.“ Sein Blick schweifte über den Platz und hielt bei einem weinenden Jungen inne. Sobald der Napoleones Aufmerksamkeit bemerkte, kam er auf ihn zugerannt. Napoleone stand auf, kniete sich hin und nahm den Jungen in den Arm. Wieder verstand ich nicht, was gesagt wurde. Einmal loderte Napoleones Blick kurz zornerfüllt zu einer Gruppe Kinder auf der anderen Seite des Platzes. Der Junge in seinen Armen hatte sich beruhigt und ich sah, dass seine Lippe anschwoll. Er hatte sich offensichtlich geprügelt. Auch Paoletta war inzwischen zu uns herangetreten und stand mit hinter dem Rücken verschränkten Armen neben ihrem Bruder.

      Napoleone erhob sich, klopfte den Staub von den Hosen und streifte dem Jungen durchs Haar. Der zog geräuschvoll die Nase hoch und rannte ins Haus.

      „Was ist passiert?“

      Napoleone setzte sich wieder. „Ein Streit unter Kindern.“ Sein Blick huschte zu der Gruppe auf der anderen Seite.

      „Das war nicht einfach ein Streit!“, ließ sich Paoletta vernehmen. „Giralomo hat Eure Ehre verteidigt, Madame!“

      Überrascht blickte ich zu Napolone. Der seufzte und verdrehte die Augen. „Paoletta“, setzte er an, doch sie unterbrach ihn.

      „Die haben gesagt, dass Ihr eine ... ein gefallenes Mädchen seid! Weil Ihr heute Morgen mit Napoleone am Strand wart und er nur Hemd und Hose trug. Nicht einmal Schuhe hatte er an!“

      „Paoletta!“ Napoleone sagte etwas in seiner Muttersprache. Es klang nicht sehr freundlich. Seine Schwester ließ sich nicht beirren.

      „Du hast gesagt, ich soll vor ihr Französisch reden. Und du sagst immer, dass man nicht lügen darf! Ich sage nur die Wahrheit!“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und rannte ebenfalls ins Haus.

      Napoleone begrub sein Gesicht in den Händen und murmelte: „Ich wollte nicht, dass du das erfährst.“

      Er hob den Kopf und seine Augen funkelten dunkel. „Mama hatte erwähnt, dass man uns gesehen hat. Deshalb war sie so aufgebracht. Ich habe versucht, sie zu beruhigen, aber es scheint schlimmer zu sein, als ich annahm. Ich dachte, wenn wir hier in der Öffentlichkeit sitzen, verschwinden diese Gerüchte.“

      Ich stöhnte innerlich. Natürlich, wie hatte ich das vergessen können? Wir waren 1790 auf Korsika. Nicht unbedingt der Ort und die Zeit, in der man öffentlich seine Gefühle zeigte.

      „Es tut mir leid Napoleone, ich wollte nicht ...“

      „Du musst dich für gar nichts entschuldigen! Hätte ich nicht in diesen unmöglichen Aufzug die Kirche geschwänzt oder würden die Leute ihre Nasen nicht in Angelegenheiten stecken, die sie nichts angehen, wäre alles in Ordnung!“ Er rieb sich die Augen und lächelte mich kopfschüttelnd an. „Ich wollte es anders machen.“ Er stand auf, kniete sich vor mir in den Staub und ergriff meine Hand.

      Mein Herz drohte aus meiner Brust zu springen. Sollte er ...?

      „Marie! Würdest du mir die Ehre erweisen, dein Leben mit mir zu teilen, und meine Frau werden?“

      Unwillkürlich fuhr meine freie Hand zum Hals und ich schluckte. Napoléon Bonaparte machte mir einen Heiratsantrag! Wie reagierte man auf so etwas? Was sollte ich sagen? Unter halb geschlossenen Lidern sah ich ihn an. Er kniete nach wie vor, sein Gesicht wie gemeißelt und angespannt, sein Blick voller Hoffnung.

      Marie, du solltest jetzt irgendetwas Intelligentes sagen!, fuhr es mir durch den Kopf. Stattdessen krächzte ich: „Was?“

      „Nicht ganz die Antwort, die ich erwartet habe.“ Er lächelte gequält. „Ich habe dich gefragt, ob du bereit bist, meine Frau zu werden.“

      Ja, natürlich, genau.

      „Ich ... Ja!“ Oh Gott, Marie! „Ich meine ... Nein, ich kann nicht. Du ... Das ist nicht mein Leben. Du musst eine andere heiraten, andere Frauen lieben - oder auch nicht. Ich ... ich kann dich nicht heiraten.“

      Abweisend zog er seine Hand zurück und stand auf. „Vergiss doch einfach mal alles, was du zu wissen glaubst! Würdest du mich heiraten, wenn du keine Ahnung von meiner Zukunft hättest?“

      Würde ich? Zu meiner Überraschung kam eine Antwort über meine Lippen: „Jederzeit!“ Ich hatte nicht einen Moment gezögert. Ich wollte tatsächlich Napoléon heiraten! Naja, nicht unbedingt Napoléon. Ich wollte Napoleone heiraten, den Mann, den ich die letzten Tage kennengelernt hatte. Er hatte nicht viel gemein mit dem rücksichtslosen, kriegstreiberischen Kaiser der Franzosen. Er war einfühlsam, rücksichtsvoll, ein liebender Bruder und ihm schien viel an mir zu liegen. Und mir an ihm.

      „Dann handle danach, verdammt!“ Seine rechte Faust schlug in die linke Hand. „Jeder ist für sein Leben verantwortlich. Ich glaube nicht daran, dass die Zukunft unveränderlich ist. Du und ich - wir können uns unsere eigene Zukunft schaffen.“ Seine Finger schlossen sich wieder um meine und er hauchte einen Kuss auf die Innenseite meines Handgelenkes. Kleine Schauer jagten durch meinen Körper.

      „Das geht nicht!“ Musste er mich quälen? „Du kennst mich kaum. Ich könnte nicht öfter als bisher kommen. Oder gar nicht mehr, oder ...“ Ich verstummte, da ein Blick in seine Augen mein Herz überlaufen ließ.

      Lächelnd strich er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und legte einen Finger auf meine Lippen. „Psst, Marie. Ich brauch dich nicht näher zu kennen, um zu wissen, dass du die Richtige bist. Das weiß ich seit Jahren. Es macht nichts, wenn ich dich nicht immer bei mir haben kann. Deine Abwesenheit hat mich nur sicherer werden lassen. Wer weiß,

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