Lust Verlust. Max Nang
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Das Buch schreibe ich in der „du“ Form, damit es viel persönlicher ist.
Der Sex und die Lust auf den Partner sterben nicht aus Zufall so schnell in unseren Beziehungen.
Wir sind zwar im 21.Jahrhundert, bezeichnen uns als die modernsten Menschen, die die Welt je gehabt hat, aber die Sexualität und die Beziehungsformen folgen allem Anschein nach dieser Entwicklung nicht. Unbewusst halten wir an einer überholten, traditionellen und tief kirchlich geprägten Art der Sexualität, der Liebe und der Partnerschaft fest. Wir verteidigen somit die Theorien der Kirchen, aber kritisieren ständig die Kirche aufgrund ihrer Einstellung zur Sexualität. In meinem ersten Buch „Schwarz auf Weiß: Sextipps eines Afrikaners“ habe ich den Zusammenhang zwischen der Art unserer Beziehungen und der biblischen Lehre und Gesetzen ausführlich erklärt.
Ich wollte damit die Verbindung zeigen, von der das sexuelle Leben von Menschen, besonders in den westlichen Ländern, beeinflusst wurde und wird und dass dieses Verhalten bei der Lustlosigkeit eine große Rolle spielt. Heute ist es noch immer für viele Menschen schlimmer, über Sex zu reden, als über einen Mord, ein Verbrechen usw.
Trotz zahlreicher Indizien, dass unsere jetzige Beziehungsform die Probleme der Menschen in Partnerschaften nicht lösen kann und angepasst werden müssten, verharren wir dennoch in ihr. Weiterentwicklungen in diesem Sektor gibt es nicht.
Wir beharren auf einem System, das seine Grenzen gezeigt hat. Singles werden immer mehr, Scheidungen erreichen ein bedenkliches Niveau, in Beziehungen ist der Sex nach einigen Jahren, manchmal gar Monaten, schon lahmgelegt. Manche Partner leben nebeneinander, wie Geschwister. Männer kriegen immer schwerer einen hoch, halten kaum noch die Potenz und kommen immer früher. Frauen spüren immer weniger Lust, kennen ihren Körper immer weniger, usw.
Die Frage, die man sich stellt, ist selbstverständlich, ob es noch zeitgemäß ist, den Sex mit der Liebe gleichzustellen? Ist der Begriff Liebe, wie man ihn uns gelehrt hat – diese Anziehungskraft zwischen Mann und Frau – nicht zu sehr überromantisiert, eingeschränkt und überbewertet?
Viele Ratgeber greifen diese Fragen nur oberflächlich auf.
Viele Bücher über Sexualität scheinen mir immer sehr idealistisch zu sein, weit entfernt von der Realität und dem, was die Menschen wirklich machen. Sie beschreiben das Problem nicht so, wie die Menschen es erleben, sondern wie einige Psychologen, Therapeuten, Denker, die Medien, die Wirtschaft und die Medizin es haben wollen.
Ich habe manchmal den Eindruck, dass wir uns nicht trauen, die Wahrheiten zu sehen und die Sache auf den Punkt zu bringen.
Diese große Selbstlüge wird aber von der Realität weggespült. Die weite Verbreitung von Prostitution, Liebeshäusern, Singletreffs, Swinger- und Sexclubs, die Häufung von Seitensprungagenturen, Sexanzeigen, Pornokonsum und Sexdownloads im Internet beweisen, dass sich die Gesellschaft selbst etwas vormacht. Der Mensch kommt innerlich in eine Konfrontation zwischen der idealen Welt und den eigenen (Trieb-) Bedürfnissen und der Unterdrückung dieses Triebs. Die Folge ist der Verlust der Lust auf den Partner.
Die nicht ausgelebten sexuellen Fantasien und eine unbefriedigte Sexualität sind immer noch große Verursacher von Krankheiten (Depressionen, Frustrationen, Migräne, u.v.m.), von allgemeinem Unwohlsein und bei manchen Menschen sogar ein Motivationsschub für verbrecherische Taten.
Du wirst in diesem Buch von vielen wahren Geschichten, auch aus Afrika, von vielen Thesen lesen, die dir vielleicht neu sind, die aber sehr hilfreich sein werden.
Für das bessere Verständnis schreibe ich ausschließlich in der männlichen Form, diese schließt selbstverständlich die weibliche Form ein: Partner bedeutet dementsprechend auch Partnerin. Stellen, die ausdrücklich von einem Geschlecht sprechen, werden als solche kenntlich gemacht.
Ich wünsche dir eine gute Lektüre und hoffe auf eine lebendige Diskussion und auf viele Kommentare auf www.indayi.de.
Teil A Warum stirbt die Lust?
Ist Sex der Liebe gleichzustellen? Ist der Begriff Liebe, wie man ihn uns gelehrt hat – diese Anziehungskraft zwischen zwei Menschen – nicht zu sehr überromantisiert, eingeschränkt und überbewertet? Viele Bücher greifen diese Fragen nur oberflächlich auf.
Viele Ratgeber zum Thema Sexualität scheinen mir immer sehr idealistisch zu sein, weit von der Realität und Praxis entfernt. Sie beschreiben das Problem nicht so wie die Menschen es erleben, sondern wie einige Psychologen, Therapeuten, Denker, die Medien, die Wirtschaft und die Medizin es haben wollen. Ich habe manchmal den Eindruck, dass wir uns nicht trauen, die Wahrheiten zu sehen.
Man kann viel einfacher über Vergewaltigung, über die schlimmsten Verbrechen, über Kriege, Tote usw. reden als über Sex. Das Wort Sex ist wie eine Bombe in den Ohren der meisten Menschen. Die Menschen des 21. Jahrhunderts wirken auf einmal 3 Buchstaben gegenüber gelähmt. Was die Sklaverei, die Atombombe und der Holocaust nicht geschafft haben, schafft der Sex: nämlich, uns zu beschämen.
Als ich mich entschied, dieses Buch zu schreiben, sagte eine mir sehr nahestehende Frau: „Warum willst du bloß über den Sex schreiben?! Das ist doch so peinlich!“
Man fragt sich dann: Warum haben die westlichen Menschen, diese „modernsten“ Menschen der Welt, die die Erfindung der Emanzipation, der Demokratie, der Menschenrechte und der Freiheit für sich reklamieren, Angst vor dem Wort SEX? Warum ist es hier peinlich, privat über Sex zu reden, aber nicht über Vergewaltigung und Kindesmissbrauch?
Sex ist doch eigentlich das Natürlichste, was der Mensch hat. Kann man sich so vor Sex hüten und fürchten und ihn trotzdem ungeniert genießen? Warum sind Europäer Sex gegenüber verklemmter und gehemmter als die Afrikaner zum Beispiel? Diese Fragen beschäftigen mich, seitdem ich nach Deutschland gekommen bin.
In Afrika habe ich durch die Medien und durch Sexfilme gelernt, was die westliche Sexualität ist bzw. sein sollte - das dachte ich zumindest. Frauen und Männer, die wissen, was sie wollen, sexuelle Freiheit, Offenheit, Lockerheit, viele Techniken, Genuss pur. In Deutschland veränderte sich meine Vorstellung von der Sexualität der Menschen in den westlichen Ländern aber radikal.
Es fing damit an, wie man Frauen kennenlernt; in Kamerun funktioniert das viel direkter und oft ohne Umwege. Man geht direkt zu der Frau und fängt an sie mit Poesie und Komplimenten zu verwöhnen und sagt ihr, was man will. Meine erste Erfahrung mit einer deutschen Frau war, wie man sich sicher vorstellen kann, sehr amüsant. Sie war Krankenschwester. Es war im April 1989. Ich war zum Studieren nach Deutschland gekommen. Ich war nicht mal zwei Wochen da, als ich wegen der Ernährung Magen-Darm-Probleme bekam und zum Arzt musste. Die Frau, die mich in Empfang nahm, begeisterte mich sofort. Und typisch kamerunisch fing ich an, bevor ich die Praxis wieder verließ, sie direkt anzubaggern. Ich wurde zu einem Poeten. Auf Englisch und Französisch rezitierte ich das Lied der Liebe. Zuerst war sie entsetzt, aber meine Hartnäckigkeit, mein Mut, die Macht der schönen Worte und das Preisen ihrer Schönheit drehte ihre Haltung in zufriedene Überraschung. Sie hörte dann weiter zu und sie und ihre Kollegin lachten sich kaputt. Später erzählte sie mir, warum es lustig gewesen war: Mit 25 hatte sie so etwas noch nie gesagt bekommen! In Deutschland, sagte sie, geht es subtiler vonstatten: Durch Flirt, Augenkontakt, Lächeln und so. Zwei Tage später wurde sie meine erste weiße Freundin. Sie verließ ihren Freund für mich.
Richtig überraschend und erstaunlich für mich war dann der Sex selbst. Ich fragte mich, ob mich die Medien, die Zeitungen, die Filme so getäuscht haben konnten? Ist denn