Von Bagdad nach Stambul - 400 Seiten. Karl May
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Nun erklärte ich dem Bebbeh in ruhigem Tone:
"Gut, wir werden reiten; vorher aber muß ich dir eins erst sagen:
Glaube nicht, daß wir um Frieden gebeten haben, weil wir uns
vor euch fürchten! Wir lieben nur deshalb den Frieden, weil wir
nicht das Blut von Menschen vergießen wollen. Du hast es
anders gewollt; so siehe nun, was die Folgen sind!"
"Ihr? Euch nicht fürchten?" höhnte er. "Hast du nicht hier dich vor
"Ihr? Euch nicht fürchten?" höhnte er. "Hast du nicht hier dich vor
uns in den Staub gesetzt und um Barmherzigkeit gebeten, Giaur?"
"Sage dieses Wort nicht noch einmal, Bebbeh, sonst kommt es
über dich wie der Blitz über den Baum! Ich wollte den Frieden
haben, um euretwillen, und ich will euch beweisen, daß wir euch
verachten. Wir wollen nicht einen Vorsprung von euch geschenkt
haben, sondern der Kampf mag sofort beginnen. Kommt heran!"
"So sei es!" rief er und griff nach seinem Dolch. In demselben
Augenblick aber schoß mein Pferd mit einem langen Satze an
dem seinigen vorüber; ich ergriff ihn beim Arm und riß ihn vom
Pferde. Vier Schüsse krachten - noch zwei, und als ich den
Rappen rasch wandte, sah ich die Pferde der Bebbeh sich mit
ihren Reitern am Boden wälzen.
"Fort! Schnell!"
Wir jagten vorwärts. Ich riß den Bebbeh zu mir empor und gab
ihm einige saftige Ohrfeigen mit den Worten: "Das ist für den
»Giaur«!" Dann ließ ich ihn fallen. Er kam hart neben den Hufen
des Pferdes, doch ohne von ihnen verletzt zu werden, zur Erde
nieder. Das alles war so schnell geschehen, daß erst jetzt die
Bebbeh unter einem lauten Wutgeheul ihre Pferde in Bewegung
setzten.
"Habe ich recht oder unrecht gehandelt?" fragte ich die
Haddedihn während des Reitens.
"Emir," antwortete Mohammed Emin, "du hast recht gehandelt;
der Mann hat nicht nur dich, sondern auch uns beleidigt. Er darf
kein Krieger mehr sein, denn er ist von einem Christen in das
Gesicht geschlagen worden. Das ist schlimmer als der Tod und
wird fürchterlich gerächt. Hüte dich, jemals in die Hände der
Bebbeh zu fallen; du müßtest unter entsetzlichen Martern
sterben!"
In zehn Minuten hatten die Bebbeh wieder zwei Abteilungen
gebildet; nur war die vordere jetzt weniger zahlreich, da fünf ihrer
Pferde erschossen waren. Ich wartete noch eine Weile, bis der
Abstand zwischen ihnen sich noch mehr vergrößert hatte, und
gebot dann Halt. Die sechs vordersten Reiter hätten uns den
ganzen Tag nicht aus den Augen verloren, denn ihre Pferde
waren ausgezeichnet. Darum mußten wir diese Tiere erschießen.
Dies erklärte ich den Haddedihn, stieg vom Pferde und ergriff die
Büchse.
"Schießen?" fragte Lindsay, der diese Anstalt beobachtete.
"Ja. Die Pferde weg."
"Yes! Interessant! Viel Geld wert!"
Ich bat noch, nicht eher loszudrücken, als bis jeder sicher sei,
nicht den Mann, sondern das Pferd zu treffen.
Die Verfolger kamen herbeigesaust und befanden sich bereits in
Die Verfolger kamen herbeigesaust und befanden sich bereits in
Schußweite, als sie unsere Absicht zu ahnen begannen. Anstatt
zerstreut abzuschwenken, hielten sie an.
"Fire!" kommandierte Master Lindsay.
Obgleich die Araber das englische Wort nicht verstanden,
wußten sie doch, was es zu bedeuten habe. Wir drückten ab, ich
und Lindsay noch einmal, und bemerkten sofort, daß kein
Fehlschuß gefallen war: - die sechs Pferde bildeten mit ihren
Reitern auf dem Boden einen Knäuel, dessen Entwirrung
abzuwarten, es uns leider an der nötigen Zeit gebrach.
Nun stiegen wir wieder zu Pferde. Bald blieben die Verfolger
weit zurück, und nach einer Weile befanden wir uns allein auf der
Ebene.
Diese erreichte jedoch sehr bald ihr Ende. Es erhoben sich
Berge vor uns, und auch von den Seiten traten Höhen zu uns
heran. Wir hielten unwillkürlich die Pferde an, ohne uns irgend
ein Zeichen dazu gegeben zu haben.
"Wohin?" fragte Mohammed.
"Hm!" brummte ich.
Ich war noch nie im Leben so unsicher über die einzuhaltende
Richtung gewesen, wie jetzt.
"Ueberlege, Emir!" sagte Amad. "Wir haben jetzt Zeit. Unsere
Pferde mögen sich verschnaufen."
"Ebenso leicht könnte ich sagen, ihr sollt überlegen," antwortete
ich. "Ich weiß nicht genau, in welcher Gegend wir uns befinden,
aber ich denke, daß im Süden von uns Nweizgieh, Merwa,
Beytosch und Deira liegen. Diese Richtung würde uns nach
Sulimania bringen - -"
"Dahin gehen wir nicht!" unterbrach mich Mohammed Emin.
"So haben wir uns für den Paß zu entschließen,