Eisblaue Sehnsucht. Ute Dombrowski

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Eisblaue Sehnsucht - Ute Dombrowski

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schwöre, dass es so war.“

      „Du hast dir wohl echt den Kopf angestoßen und dir das eingebildet.“

      Kira seufzte. Hätte sie doch niemals davon angefangen! Jetzt, wo sie es gehört hatte, kam es ihr auch so unwahrscheinlich vor, dass sie Verständnis für Ma­riellas Zweifel hatte. Vielleicht war es wirklich nur ein Traum gewesen?

      Sie musste so enttäuscht geschaut haben, denn plötzlich nahm Mariella ihre Hand.

      „Ach du, es tut mir leid. Das waren sicher ein paar Schauspielstudenten, die eine Szene geprobt haben.“

      „Das kann sein, entschuldige, ich wollte dich nicht damit belästigen.“

      Kira winkte ab und hörte dann dem Geschnatter ihrer Freundin zu, die von einem neuen Gast in der Tierarztpraxis, in der sie arbeitete, genervt war. Der junge Mann kam jeden Tag und ihr Chef hatte schon gegrinst, weil dem Hund eigentlich gar nichts fehlte.

      Darum hatte er heute gesagt: „Wenn Sie meine nette Sprechstundenhilfe treffen wollen, können Sie sie gern zum Kaffee einladen. Auf Dauer wird das billiger.“

      Der junge Mann war bis in die Haarspitzen errötet und hatte sich mit hängenden Schultern aus der Praxis geschlichen.

      „Und bist du ihm nachgegangen?“, fragte Kira.

      „Nein! Was denkst du denn? Ich will im Moment niemanden kennenlernen. Außerdem ist er nicht mein Typ. Sein Hund ist süß, aber er nicht.“

      „Schade … Ich würde mich gerne mal wieder verlieben!“

      In dem Moment machte Kiras Herz einen merkwürdigen Sprung, den sie nicht einordnen konnte. Sofort tauchten die eisblauen Augen vor ihr auf und sie musste sich mit aller Macht von ihren Erinnerungen losreißen. Mariella hatte nichts bemerkt, sie lachte plötzlich laut.

      „Ich wüsste, in wen du dich verlieben könntest!“

      Kira sah sie verständnislos an.

      „Denk nach! Du hast mir schon mal von ihm erzählt.“

      „Ach, du meinst Tom. Nein, lass mal, wir studieren zusammen und er ist nett, aber er ist so still und in sich gekehrt. Nein, ich denke, er weiß nicht mal, dass es mich gibt, jedenfalls nicht als Frau.“

      Sie wusste genau, dass Tom oft ihre Nähe suchte, doch das hatte sie meistens auf der beruflichen Ebene eingeordnet. Sie versuchte, sich eine Beziehung mit ihm vorzustellen, aber augenblicklich tauchten die eisblauen Augen vor ihr auf. Sanfte Lippen formten das Wort „Kira“ und sie schüttelte sich, um wieder in die Realität zu gelangen.

      „Denkst du gerade an Tom? Du wirkst abwesend. Nun sag nicht, dass dir nicht auch schon der Gedanke gekommen ist, ihn zu küssen.“

      Ja, Tom sah gut aus und war immer sehr freundlich zu ihr, aber küssen? Nein, daran hatte sie noch nie gedacht. Heute hatte er sie für ihr Bild gelobt, aber das tat er auch oft bei den anderen.

      „Nein, Tom ist zwar nett und hübsch, als guten Freund kann ich ihn mir vorstellen, jedoch fehlt ihm das gewisse Etwas für eine Beziehung.“

      „Vielleicht sind deine Ansprüche auch zu hoch.“

      Jetzt lachte Kira laut.

      „Das sagt die Richtige!“

      Mariella stimmte ein und es wurde noch ein gemütlicher Abend. Die Freundin hatte ihr verziehen, dass sie sie versetzt hatte. Jetzt fiel Mariellas Blick wieder auf die Staffelei. Kira stand auf und drehte sie langsam um. Sie war überrascht, denn Mariella riss die Augen auf und hielt die Luft an.

      „Oh mein Gott!“, rief die Freundin und kam näher.

      Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken, als sie in die eisblauen Augen schaute.

      „Junge, Junge, Kira! Du wirst mal eine richtig große Künstlerin. Wer ist das? Studiert er mit dir?“

      „Nein, das ist der Typ von heute Nacht.“

      „Oha, so einen würde ich mir auch gern mal träumen. Heiß und eiskalt zugleich. Was ist das für eine Augenfarbe? Vielleicht sollte ich mal mitkommen in den Park, wenn du da solche Männer triffst.“

      Mariella zwinkerte.

      Da fiel Kira wieder ein, was sie heute Nacht tun wollte.

      3

      Es war elf Uhr, als sich Mariella verabschiedete. Kira war ungeduldig hin und her gerutscht, nachdem sie sich zurück auf die Couch gesetzt hatten. Als Mariella aus der Tür raus war, trat Kira vor die Staffelei. Ihr Herz schlug schnell, ein leichter Schwindel brachte sie ins Wanken und sie musste sich festhalten, um nicht umzufallen.

      „Was hast du mit mir gemacht? Wer bist du?“

      Sie hatte es laut gesagt und war vor ihrer eigenen Stimme erschrocken. Ihr Herz sagte ihr, dass sie ihn suchen musste. Heute Nacht noch wollte sie in den Park gehen, um ihn wiederzusehen. Sie würde erst Ruhe finden, wenn sie wusste, wer er war und was passiert war.

      Eilig zog sie sich die dicke Jacke an, legte den Schal um ihren Hals und setzte sich die Mütze auf den Kopf. Im Spiegel sah sie aus wie ein Bär, der durch den Wald streunte. Sie steckte den Schlüssel ein und verließ das Haus. Am Tor zum Park zögerte sie.

      „Verdammt, warum habe ich keine Taschenlampe mitgenommen?“

      Sie zitterte trotz der warmen Jacke, doch es war nicht die Dezemberkälte, die sie erschaudern ließ, sondern eine Mischung aus Angst und Aufregung. Was, wenn er plötzlich vor ihr stehen würde? Oder wenn der Angreifer wiederkommen würde? Aber noch mehr hatte sie die Sehnsucht mit ganzer Macht gepackt und trieb sie voran.

      Es war stockdunkel. Kira wusste, dass noch vor Mitternacht die Beleuchtung ausgeschaltet wurde, aber auch wenn die Lampen eingeschaltet waren, gaben sie nur ein diffuses Licht ab, das nicht über einen kleinen Kreis um die Lichtquelle hinauskam. In warmen Sommernächten war das unwichtig, aber jetzt im Dezember, wo die Kälte an den Beinen hochkroch und Nebelfetzen über die Wege waberten, erschien alles düster und gefährlich. Die alten Bäume sahen wie Riesen aus, die auf der Lauer lagen, dumpfe Nachtgeräusche klangen unheimlich. Sie wusste, dass niemand freiwillig um Mitternacht in den Park ging, also hoffte sie, dass sie auch niemanden treffen würde, außer vielleicht die Gestalt, nach der sie sich so sehnte, dass ihr die Gefahren gleichgültig waren.

      Inzwischen hatten sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt und sie lief den Weg in Richtung Uni, den sie im Schlaf gehen konnte. Sie war froh gewesen, als sie die Wohnung gekauft hatte, denn in der Nähe der Uni war so etwas eine Rarität, und dieser Park gehörte seitdem zu ihrem Leben dazu. Darum hielt sich ihre Angst wohl auch in Grenzen. Sie kam an eine Weggabelung. Links ging es zum Weiher, dessen dunkles Wasser die Fantasie in Gang setzte. In ihren Träumen sah Kira dort Nixen unter der glasklaren Oberfläche. Nur bei Sturm kräuselte sich das Wasser deutlicher, denn die dichten Hecken, die den Weiher umgaben, schirmten ihn gegen Wind und Wetter ab. Zurzeit waren die Äste kahl und reckten sich wie spitze Hexenfinger in den Himmel. Stellenweise gab es schmale Uferbereiche, an denen man bis ans Wasser herangehen konnte und im Sommer saßen dort oft Pärchen, die sich küssten.

      Kira

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