Eisblaue Sehnsucht. Ute Dombrowski

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Eisblaue Sehnsucht - Ute Dombrowski страница 6

Автор:
Серия:
Издательство:
Eisblaue Sehnsucht - Ute Dombrowski

Скачать книгу

Morgen, Kira, ich wollte mich nur davon überzeugen, dass es dir gut geht.“

      Er legte einen Arm um ihre Schultern, als sie an ihm vorbei ins Atelier gehen wollte.

      „Guten Morgen, ja, es geht mir gut. Woher weißt du, dass ich hier bin?“

      Es war ihr unangenehm, dass er so tat, als würden sie sich ewig kennen.

      „Kira, es ist nicht richtig, nachts in den Park zu gehen, ich möchte dir das nur nochmal sagen: Es gibt viele Gefahren und die Geschichte des Parks trägt nicht dazu bei, ihn sicherer zu machen.“

      Damit nickte er, ließ sie los und verschwand zwischen den Studenten im Flur.

      Welche Geschichte? Sie kannte keine, die von diesem Park handelte. Kira zuckte mit den Schultern und betrat das Atelier. Nachdenklich ging sie an die Staffelei und begann mit der Arbeit. Eine Stunde später waren alle da: Tom, Camilla, Rudolf und Jenny. Es herrschte eine angenehme Stille, nur ab und zu hörte man jemanden mit den Farbtuben hantieren. Sie sprachen nicht, sondern tauchten ab in ihre eigenen Welten.

      Gegen Mittag kam Professor Bimberger und ließ sie am Tisch zusammenkommen.

      „Ich sehe, Sie sind fleißig. In vier Wochen möchte ich eine kleine Ausstellung im Foyer aufbauen. Ein großer Galerist hat sein Kommen angekündigt und vielleicht kann ich das eine oder andere Bild in sein Blickfeld rücken. Kira, was ist mit dir? Ist das Porträt dann soweit?“

      Kira nickte. Sie reckte sich, denn sie war stolz auf das, was sie tat. Sollte der Galerist sie entdecken, könnte sie vielleicht einige Bilder verkaufen. Dabei hatte ihre Mutter immer von „brotloser Kunst“ gesprochen. Sie konnte und wollte sich nicht vorstellen, dass Künstlerin ein angesehener Beruf sein könnte. Das hatte Kira unendlich traurig gemacht. Die Mutter war Hebamme und das war für sie ein ehrbarer Beruf. Kiras Vater aber sah das Leuchten in den Augen seiner Tochter, wenn sie übers Malen sprach. Er ahnte schon immer, dass sie mal eine erfolgreiche Künstlerin werden konnte, aber er traute sich nicht, sich gegen seine Frau aufzulehnen. Darum steckte er Kira heimlich Geld zu, damit sie Farben, Leinwände und anderes Zubehör kaufen konnte.

      Ihr Vater hatte sie in den Arm genommen, als sie ihm vom Verkauf der ersten Bilder erzählt hatte, die ihr die kleine Wohnung finanzierten. Die Summe, die noch gefehlt hatte, hatte er ihr heimlich gegeben. Die Mutter hatte nur die Augenbrauen hochgezogen, als sie ihr vom Kauf berichtet hatte.

      „Kind, du könntest mehr haben als diese kleine Wohnung in der Stadt: ein Haus mit Garten, einen Mann, Kinder, einen richtigen Beruf. Warum kommst du nicht zurück und machst das, wozu du bestimmt bist?“

      Kira hatte hilfesuchend zu ihrem Vater geschaut, aber der war mit einer Zigarette nach draußen geflüchtet. Traurig hatte sie den Kopf geschüttelt und war in ihr Zimmer gegangen. Dass ihr Vater an sie glaubte, wusste sie, aber dass er nicht dazu stehen wollte, tat ihr weh. Andererseits fiel es ihr so leichter, sich ein neues Leben in der Stadt aufzubauen, denn sie selbst glaubte auch an sich und sie hatte genügend Selbstbewusstsein, um ihren eigenen Weg zu gehen. Manch andere hätte aufgegeben und sich nicht getraut, einfach wegzugehen, aber Kira wusste, was sie wollte: malen und mit ihren Bildern Menschen berühren. Sie wusste auch, dass irgendwo ein Platz für sie vorgesehen war, und dieser Platz war nicht in dem winzigen Dorf.

      Und so war sie Professor Bimberger begegnet, der sofort ihr Talent entdeckt hatte. Er stand stets hinter dem, was sie tat. Ihn musste sie nicht überzeugen, er ließ ihr meist freie Hand. So sah Kira in ihm eine Art Vater-Ersatz.

      Als die Besprechung beendet war, sah sich der Professor noch alle Werke an, an denen die Studenten arbeiteten, gab Tipps, beantwortete Fragen und wollte schon wieder gehen, als Kira ihn nochmal rief.

      „Darf ich Sie noch etwas fragen?“

      „Natürlich, Kira, Sie dürfen mich alles fragen.“

      „Jemand hat zu mir gesagt, dass der Park dort draußen eine Geschichte habe. Kennen Sie die?“

      Professor Bimberger runzelte die Stirn und sah plötzlich sorgenvoll aus.

      „Das stimmt, aber die Geschichte ist sehr traurig.“

      Er kratze sich am Kinn, schob die Brille auf die Nasenspitze und sah sie nachdenklich an.

      „Ich würde sie Ihnen gern erzählen, aber nicht zwischen Tür und Angel. Wenn Sie möchten, trinken wir später einen Kaffee in meinem Büro. Um drei? Ich werde Ihnen alles sagen, was ich weiß, denn es könnte eine Inspiration für einen kleinen Job sein. Ich habe da so eine Idee.“

      Mit einem Lächeln verschwand er und Kira blieb neugierig zurück. Am Nachmittag lief Kira zu Professor Bimbergers Büro. Die Tür stand offen und er hob den Kopf, als er in ihre Richtung blickte.

      „Ah, Kira! Kommen Sie rein, der Kaffee ist schon fertig, nehmen Sie sich bitte noch eine Tasse vom Regal dort.“

      Kira tat es und setzte sich auf den Stuhl vor dem überquellenden Schreibtisch. Der Professor nahm die Thermoskanne von einem Stapel Bücher und goss ein.

      „Milch? Zucker?“

      Kira nickte. Der Professor zog eine Schublade rechts unten auf und tat so, als würde er die Milch und den Zucker hervorzaubern.

      „Entschuldigen Sie die Unordnung, aber es hat alles ein System. Wir wollten ja auch kein Vorstellungsgespräch über einen Aushilfsjob als Putzfrau führen, sondern eines über den Park. Wussten Sie, dass er Drei-Eichen-Park heißt?“

      Kira hatte am Kaffee genippt und sah jetzt auf.

      „Nein, das wusste ich nicht. Warum gibt es kein Schild?“

      „Es gab mal eines, aber die Menschen hassten es und die damit verbundenen Erinnerungen so sehr, dass sie es immer wieder abrissen oder zerstörten. Da hat die Stadt irgendwann kapituliert, denn es ständig zu ersetzen, ging mächtig ins Geld.“

      „Drei-Eichen-Park … kommt der Name von einer bestimmten Baumgruppe?“

      Sie erinnerte sich nicht, jemals drei Eichen wahrgenommen zu haben, die einen besonderen Platz oder ein besonderes Aussehen hatten. Es gab viele alte Laubbäume, auch Eichen, die wuchsen ebenfalls auf dem Gelände der Universität oder an der kleinen Sackgasse.

      „Nein … ja, aber die drei Eichen gibt es nicht mehr. Dieses Grundstück war nicht immer ein öffentlicher Park. Nach dem Krieg war es ein Privatgrundstück. Dort wohnte ein Professor, der in der Psychologie auf dem Gebiet der Persönlichkeitsstörungen forschte. Er lebte dort allein, war also sehr einsam, und niemand durfte in dieses Haus … Er war der grausamste Mörder, den unsere Stadt je beherbergt hat.“

      Der Professor hatte mit einem Lächeln geredet, aber der letzte Satz verfehlte seine Wirkung nicht.

      „Was?“, rief Kira und riss die Augen auf. „Er war ein Mörder? Wen hat er ermordet? Seine Frau und Kinder?“

      „Nicht SEINE Kinder, sondern junge Erwachsene hat er getötet. Er hat sie in sein Haus gelockt, dort in den Keller gesperrt und an ihnen herumexperimentiert. Er hat sich Jungen und Mädchen von siebzehn bis zwanzig Jahren zugewendet und wollte aus guten Menschen böse machen. Ein makabres Experiment, denn es hat nicht funktioniert. Also hat er sie getötet, als er merkte, dass er scheiterte. So sind über dreißig junge Leute erst verschwunden und dann ermordet worden.“

      „Gibt

Скачать книгу