Tod und Schatten. Ole R. Börgdahl

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Tod und Schatten - Ole R. Börgdahl Marek-Quint-Trilogie

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dieses Ereignis später nicht mehr erinnern können.«

      »Wo Sie gerade beim Thema sind, wann kann ich mit Frau Witte sprechen?«

      »Oh, das kann ich jetzt noch nicht prognostizieren«, sagte Dr. Mewes abwehrend.

      »Morgen?«

      »Ich würde sagen, dass morgen eindeutig noch zu früh ist. Sie müssen der Patientin mindestens vierundzwanzig Stunden geben.«

      »Also am Montag?«

      »Das müssen Sie am Montag mit dem behandelnden Arzt besprechen«, schlug Dr. Mewes vor.

      »Dann sind Sie nicht der behandelnde Arzt?«, fragte Marek.

      »Ich bin hier vor allem in der Ambulanz tätig. Die Stationsärzte übernehmen in der Regel die Patienten, sobald wir die Erstversorgung abgeschlossen haben.«

      »Welche Station?«

      »Das habe ich Ihnen aufgeschrieben.« Dr. Mewes reichte Marek einen Zettel. »Sie können dort am Montag bestimmt mehr über Frau Wittes Zustand erfahren.«

      »Jetzt kann ich nicht mehr auf die Station?«, fragte Marek. »Wo sind die beiden Beamten, die Frau Witte hierher begleitet haben?«

      Dr. Mewes zuckte mit den Schultern. »Das weiß ich leider nicht.«

      »Wo ist das?« Marek hatte sich bereits erhoben und deutete auf den Zettel, den er noch in der Hand hielt.

      Dr. Mewes hatte sich ebenfalls erhoben. Er nickte in Richtung Zimmertür. »Wenn Sie hier heraus sind, gehen sie links den Flur entlang, nehmen den Fahrstuhl in den zweiten Stock und dort wieder links. Sie müssen sich auf der Station bei der Nachtschwester melden.«

      *

      Marek bedankte sich, verließ das Behandlungszimmer und folgte der Wegbeschreibung. Er fand ohne Probleme zur Station, wollte gerade in das Schwesternzimmer gehen, als er die beiden Polizisten hinten im Gang vor einem der Krankenzimmer sitzen sah. Er nickte der Nachtschwester zu, hielt ihr seinen Polizeiausweis durch die große Scheibe des Schwesternzimmers kurz hin und ging direkt zu den Kollegen. Sie erhoben sich gleich. Marek gab ihnen die Hand.

      »Ist sie da drin?«, fragte er und holte sein Notizbuch hervor. Er notierte sich neben der Stationsnummer auch die Zimmernummer.

      Einer der Beamten schaute daraufhin ebenfalls zur Tür des Krankenzimmers. »Da ist sie rein und nicht mehr raus«, bestätigte er und grinste.

      »Ausgezeichnet.« Marek deutete auf die Tür. »Kann man da mal reinschauen?«

      Der Polizist zuckte mit den Schultern. Marek ging zur Tür, blickte noch einmal zum Schwesternzimmer, doch dort war niemand zu sehen. Dann drückte er vorsichtig die Tür auf und sah ins Dunkel des Zimmers. Er konnte das Bett schemenhaft erkennen und dass jemand darin lag. Es roch nach Desinfektionsmitteln. Er verharrte einige Sekunden, dann schloss er die Tür des Krankenzimmers wieder.

      Er wandte sich an die beiden Polizisten. »Scheint alles in Ordnung zu sein. Wie lange habt ihr noch Dienst?«

      »Eigentlich bis sechs Uhr früh, aber wir haben das mit dem Revier schon geklärt. Wir werden um vier abgelöst, dann kommen schon die Kollegen der Frühschicht und dann so weiter.«

      »Danke. Welches Revier seid Ihr?«

      »Wir kommen aus der Villa, Polizeiwache Abschnitt 42, in der Hauptstraße.«

      »Sagt mir was«, antwortete Marek lächelnd. Dann biss er sich auf die Unterlippe. »Wisst Ihr auch, wo der Leichentransport hingegangen ist?«

      Diesmal sprach der andere der beiden Polizisten. »Der Tote wurde doch auch hierhergebracht«, erklärte er. »Also nicht direkt hierher, sondern ins Institut für Rechtsmedizin. Das ist gleich nebenan. Ich glaube es gibt im ersten Stock sogar einen direkten Durchgang in die Rechtsmedizin.«

      *

      Auf der Tafel neben der verschlossenen Glastür stand: Haus N, Institut für Rechtsmedizin, Abteilung Forensische Pathologie - Bitte benutzen Sie den Eingang Birkenstraße 62. Marek zögerte. Er konnte hinten im Gang Licht brennen sehen und darum drückte er den Klingelknopf und wartete. Nach zwei Minuten drückte er die Klingel erneut. Auf dem Gang hinter der Glastür tat sich nichts, niemand reagierte. Es gab auch keine Gegensprechanlage, über die er sich bemerkbar machen konnte. Da das Klingeln offenbar nichts bewirkte, klopfte er gegen die Glastür. Zunächst etwas verhalten und dann so kräftig, dass ihm die Fingerknöchel wehtaten. Bitte benutzen Sie den Eingang Birkenstraße 62, las er noch einmal den Hinweis auf der Tafel. Dann zuckte er zusammen.

      »Hey!«, ertönte es.

      Marek drehte sich um. Ein Mann in Uniform näherte sich von hinten.

      »Was wollen Sie denn da, warum klingeln Sie Sturm, wissen Sie wie spät es ist?« Der Uniformierte ließ kurz seine Taschenlampe aufblitzen und blieb dann vor Marek stehen.

      »Ich bin vom LKA.« Marek hielt dem Mann seinen Ausweis vors Gesicht. »Ich muss in die Gerichtsmedizin. Arbeitet denn da keiner mehr, da brennt doch Licht.« Er zeigte in den Gang hinter der Glastür.

      Der uniformierte Wachmann nickte. »Ach so, Polizei. Da hätten Sie sich eigentlich unten bei uns anmelden müssen.«

      »Sorry, das wusste ich nicht. Mein Name ist Kriminalkommissar Marek Quint. Es geht um ein ...«

      »Ich weiß schon. Die Frau Doktor Sander ist heute Abend noch mal reingekommen, mit einem Neuzugang.«

      »Mit einem Neuzugang?«

      »Ach sie wissen schon«, sagte der Uniformierte. »Die Frau Doktor kam gleich nach dem Leichenwagen.«

      »Ach, jetzt verstehe ich. Genau deswegen bin ich hier. Dann ist Dr. Sander noch bei der Arbeit.«

      »Ich denke schon.«

      Der Wachmann zückte eine Magnetkarte und zog sie durch das Lesegerät. An der Glastür summte es. Marek drückte die Tür auf.

      »Soll ich Sie hinbringen?«, fragte der Wachmann.

      Marek schüttelte den Kopf. »Ich folge einfach dem Licht.«

      »Aber erschrecken Sie mir die Frau Doktor nicht«, sagte der Wachmann.

      Er tippte sich zum Abschied an die Schläfe, drehte sich um und ging über den Flur davon. Marek betrat das Institut für Rechtsmedizin durch den nicht offiziellen Eingang. Der lange Gang, den er von der Tür aus gesehen hatte, endete in einem Treppenhaus. Dort brannte das Licht über zwei Etagen bis hinunter in den Keller. Er stieg hinab. Zwischen dem Erdgeschoss und dem Keller tauchte er in einen schweren Geruch ein. Es hatte etwas von Desinfektionsmitteln, aber es war noch etwas Anderes, etwas, das er nicht identifizieren konnte. Er konnte nicht einmal sagen, ob es unangenehm war, oder doch, nein, es war unangenehm. Unten im Keller des Instituts für Rechtsmedizin lagen die Kühlräume und gleich nebenan wurden die Obduktionen durchgeführt. Ein weiterer Gang, der bis zu den Wänden hoch gefliest war. Marek ging an den chromglänzenden Metalltüren vorbei, die sich links und rechts entlang des Ganges aneinanderreihten. In einige der Metalltüren waren runde Scheiben eingelassen. Dahinter war es schwarz, mit einer Ausnahme.

      Er

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