Tabu Liebe in Gefahr. Ute Dombrowski

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Tabu Liebe in Gefahr - Ute Dombrowski Tabu

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Berlin, wo ihm seine Firma einen neuen Ausbildungsplatz vermittelt hatte. Der Abstand half ihm, wieder auf die Beine zu kommen.

      Katja war allein zurückgeblieben und beschäftigte sich rund um die Uhr mit dem WARUM. Sie konnte nicht verstehen, warum ausgerechnet sie so viel Leid erleben musste und als sie sich einredete, dass das die Strafe für die vielen falschen Entscheidungen war, fasste Bea sie an den Schultern und schüttelte sie.

      „Du bist nicht schuld! Es war ein tragisches Unglück. Katja, bitte lass dich nicht verrückt machen und versuche wieder zu leben.“

      „Wie soll das denn gehen? Ich bin Lehrerin und muss jeden Tag Kinder sehen, glückliche, lebendige Kinder. Jannis darf niemals glücklich sein, er wird nie zur Schule gehen! Und nur, weil ich krank war. Das ist alles so unfair!“

      Katja weinte nun wieder jeden Tag, sie wunderte sich manchmal, wie viele Tränen in einem Menschen waren. Bea tröstete sie, so gut sie konnte. Aber sie konnte nichts dagegen tun, dass Katja sich allein und schuldig fühlte. Sie waren noch einige Male bei Peter Freitag, dem Psychologen aus dem Krankenhaus, gewesen und der hatte Katja geraten, wieder arbeiten zu gehen. Sie sollte Strategien entwickeln, um die positiven Erinnerungen in den Vordergrund zu rücken.

      Die Liebe zu ihrem Beruf trieb sie dann tatsächlich in die Schule zurück, wo sie von den Kollegen warmherzig empfangen wurde. Niemand fragte, keinem musste sie etwas erklären und so ging sie wieder an die Arbeit. Wenn sie die Schüler über ihre Hefte gebeugt sitzen sah, ging ihr Blick über ihre Köpfe hinweg und sie konnte nur daran denken, dass Jannis niemals mit anderen Kindern lernen durfte. Sie musste sich oft zusammenreißen, um nicht aus dem Klassenzimmer zu rennen.

      Heute war Samstag und sie war wie so oft seit vier Uhr wach. Wie jede Nacht hatte sie sich herumgewälzt und irgendwann die Augen geöffnet, um in die Dunkelheit zu starren. Es war eine Dunkelheit, die auch in ihrem Herzen Einzug gehalten hatte. Manchmal stellte sie sich vor, es wäre alles nur ein böser Traum gewesen, aber wenn sie zur Besinnung kam, war Jannis immer noch tot und Nick nicht mehr bei ihr.

      „Soll das ewig so weitergehen?“, flüsterte sie in die Stille.

      Mit einem Ruck setzte sie sich auf.

      „Nein! Ich muss etwas tun.“

      Sie schaltete das Licht ein, schwang entschlossen die Beine aus dem Bett und schlüpfte in ihre Sachen, die sie sich am Abend bereitgelegt hatte. Arbeiten, Essen und Schlafen hatten in der letzten Zeit ihr Leben bestimmt und nun begann sie den immer wiederkehrenden Ablauf zu durchbrechen. Sie fuhr zum Bäcker, holte sich frische Brötchen und eine Zeitung, deckte liebevoll den Tisch, kochte sich ein Ei und genoss den Morgen, der freundlichen Sonnenschein brachte. Sie saß in der Küche am Tisch, einen Fuß auf dem Stuhl, trank einen Schluck Kaffee und rief Bea an.

      „Ja?“, meldete diese sich gähnend.

      „Habe ich dich geweckt? Das tut mir leid. Bea, ich muss wieder aus meinem Loch herauskommen, sonst gehe ich kaputt. Denkst du, das ist richtig?“

      „Aber ja!“, rief Bea erfreut und war nun wach.

      „Ich will ein bisschen durch den Wald laufen, kommst du mit?“

      Bea versprach, in einer halben Stunde bei Katja zu sein. Sie war froh, dass ihre Freundin anscheinend den Weg aus dem Kummer gefunden hatte. Katja war aufgestanden, hatte alles abgeräumt, abgewaschen und kramte nun im Wohnzimmerschrank, bis sie einen Bilderrahmen wie eine Trophäe in die Luft hielt. Sie eilte ins Schlafzimmer, entnahm der Erinnerungskiste in ihrem Nachtschrank das kleine Ultraschallbild von Jannis und rahmte es vorsichtig ein. Danach stellte sie es auf das Fensterbrett und strich zärtlich mit dem Finger darüber. Ein winziges Lächeln suchte und fand seinen Weg aus Katjas Traurigkeit.

      „Du bist immer bei mir, mein kleiner Engel. Hier kannst du alles sehen und wenn ich abends im Bett liege, erzähle ich dir, was ich erlebt habe.“

      Im Wald an der Seite ihrer Freundin ließ sie sich den Kopf vom scharfen Ostwind freipusten. Ja, dachte sie, ich werde wieder leben. Bea hatte nach ihrer Hand gegriffen und genickt.

      *

      Ab und zu trafen sich Katja und Bea zum Kaffee oder liefen durch die Stadt. In der Schule hatte sich alles eingespielt und sie hatte wieder Spaß am Unterrichten. Es war, als hätten auch die Schüler aufgeatmet, dass ihre Frau Sommerschein zur liebgewonnenen Leichtigkeit zurückgefunden hatte.

      Zu Ostern war Katja bei ihrer Kollegin Lena eingeladen, aber sie fürchtete sich ehrlich vor diesem Nachmittag. Lena hatte zwei kleine Kinder: Nadja, drei Jahre, und Manuel, der schon acht war. Als Katja den Zeigefinger auf den Klingelknopf legte, dachte sie einen Augenblick daran, heimlich zu verschwinden. Aber dann wurde die Tür aufgerissen und Manuel stand vor ihr. Der kleine blonde Junge ließ sie einfach stehen.

      „Mama, da ist so eine Frau!“

      Lena kam lachend zur Tür und ließ Katja eintreten. Ihre ganze Familie war da und Katja befürchtete neugierige Blicke und Fragen. Das Gegenteil war der Fall. Die Menschen waren freundlich, keiner fragte und niemand erwartete, dass Katja etwas erzählte. Die Offenheit war ehrlich und so fühlte sie sich sofort gut und heimisch. Manuel hatte sie nur kurz angeschaut, aber die kleine Nadja kroch direkt auf ihren Schoß.

      „Warum hast du kein Kind mitgebracht?“, fragte sie und Katja musste schlucken.

      Sie hielt sich tapfer und antwortete: „Ich habe keine Kinder, aber wenn ich mal welche habe, dann bringe ich sie mit, versprochen.“

      Nadja sah sie streng an, dann kicherte sie.

      „Dann kriege mal ein paar Mädchen. Mit Jungs spielen ist doof.“

      Manuel hatte aufgehört, den Kuchen auf seinem Teller zu zerhacken und schnipste einen Krümel herüber. Lena schimpfte, aber alle lachten.

      „Mädchen sind viel doofer.“

      Er streckte seiner Schwester die Zunge raus und hieb nun wieder auf den Kuchen ein, der im Eiltempo in seinem Mund verschwand. Katja fühlte sich plötzlich sehr wohl.

      In dem Moment wusste sie, dass es wieder bergauf ging. Sie dachte: Man kann tatsächlich seinen Schmerz überwinden und aus allem Leid wird Erinnerung. Der Tod eines geliebten Menschen hat nicht die Macht, alles zu zerstören. Das Leben ging tatsächlich weiter. Vor kurzem wollte sie noch sehr gern jedem ins Gesicht schlagen, der mit diesem Satz daherkam. Sie drückte Nadja fest an sich und kicherte mit ihr.

      Lena lächelte und nickte ihr aufmunternd zu. Katja dankte ihr leise für die Einladung. Nach den Osterferien verging die Zeit, die ihr bis dahin als eine unendlich langsame Schnecke vorgekommen war, wie im Fluge und schon waren Sommerferien, sechs Wochen, die sie nach langer Zeit alleine verbringen würde. Aber Katja wollte kein Trübsal blasen und schmiedete Pläne.

      Sie nahm sich vor, mehr Sport zu machen, sich um den Garten zu kümmern und einige Tage mit Städtereisen zu verbringen. Zu Bea wollte sie nicht, denn Nick verbrachte seinen Urlaub bei ihr. Er kam mit einem „netten Mädchen“, wie Bea am Telefon berichtet hatte.

      „Das ist sehr gut“, sagte Katja, „so findet er zurück ins Leben und kommt auf andere Gedanken.“

      Sie war ehrlich froh und auch erleichtert. Ein bisschen regte sich manchmal das schlechte Gewissen in ihr, dass sie wieder Spaß am Leben hatte. Morgens im Bett beschloss sie ganz spontan, an die Ostsee

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