Insel des Todes. Anton Schaller

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Insel des Todes - Anton Schaller

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      Dort drüben zwischen den Felsblöcken war ein Mann! Er stand beinahe aufrecht, wurde nur von der leichten Strömung sanft hin- und her bewegt. An seinen Beinen waren schwere Eisenplatten befestigt, sodass der Körper nicht an die Oberfläche treiben konnte.

      Mark blickte in das wächserne Gesicht des Toten. Die Augen standen weit offen. Der Leib war aufgedunsen, die Kleidung zerfetzt.

      Der Junge musste sich abwenden. Sein Magen rebellierte.

      Dazu kam noch die Atemnot. Wild hämmerte sein Herz gegen die Rippen. Der Drang nach frischem Sauerstoff war übermächtig. Leichte Schleier begannen bereits vor seinen Augen zu tanzen. Die Schläfenadern pochten. Höchste Zeit zum Auftauchen!

      Mit kräftigen Flossenschlägen machte sich der Junge auf den Rückweg. Den Kopf weit in den Nacken zurückgelegt, die Arme eng an den Körper gepresst ...

      Die Sonnenstrahlen drangen wie silberne Lanzen in die Tiefe herab. Der dunkle Bootsrumpf wirkte von unten direkt unheimlich. Mark stieg immer höher und tauchte dann endlich auf. Keuchend schnappte er nach Luft, strich sich die Haare aus dem Gesicht und blickte sich um. Und da durchschnitt auch schon Tom die Wasseroberfläche.

      So schnell sie konnten, schwammen die beiden Jungen zu ihrem Boot.

      ***

      ”Ihr wisst ja gar nicht, was ihr mit eurem scheußlichen Fund angerichtet habt!”, polterte Ramiro, der schwergewichtige Dorfpolizist, und stieß schnaubend den Zigarrenrauch aus seinem Mund. ”Nichts als Scherereien habe ich nun am Hals! So was hat es hier bei uns noch nie gegeben!”

      ”Also hätten wir Sie besser gar nicht verständigen sollen?”, fragte Mark enttäuscht, der zusammen mit seinem Freund im altersschwachen Bootsschuppen saß und das Verhör über sich ergehen ließ.

      ”Ach was!” Ramiro machte eine wegwerfende Handbewegung. ”So habe ich das nicht gemeint ...” Und wiederum nahm der breitschultrige, muskulöse Beamte einen tiefen Zug aus seiner stinkenden Zigarre. Die goldenen Knöpfe seiner Fantasieuniform glitzerten im Licht der Sonne. ”Ich meine ja bloß, dass es hier auf dieser Insel bis jetzt noch nie eine Gewalttat gegeben hat. Und jetzt auf einmal ein Mord.” Ramiro deutete auf die Straße hinaus, wo zwei seiner Beamten gerade dabei waren, die Leiche in einen Kastenwagen zu verfrachten. ”Der Mann wurde erschossen - und ich tappe völlig im Dunkeln!”

      ”Aber Sie kennen doch seinen Namen!”, erinnerte Tom und schob seine bunte Schildkappe aus der Stirn. Die beiden Freunde hatten noch immer ihre Badehosen an, da es erbärmlich heiß war.

      ”Schon! Nur was soll ich bloß mit ihm anfangen? Simon Winslow ist mir völlig unbekannt. Ein Privatdetektiv aus San Francisco. Was hatte der hier auf dieser Insel bloß zu suchen?”

      ”Vielleicht war er einem Verbrechen auf der Spur?”

      Ramiro lachte lauthals. ”Auf meiner Insel gibt es keine Verbrechen ...”

      ”Anscheinend doch”, grinste Tom. Schließlich ist der Mann ja keines natürlichen Todes gestorben ...”

      ”Ha, ha, ha, du Spaßvogel! Sag mir lieber, was ihr zwei Großstadt-Kücken eigentlich bei uns verloren habt?”

      ”Wir - wir machen hier Ferien!”

      ”So ganz allein?”, fragte der große Polizist misstrauisch und spannte seine Muskeln, dass sein Hemd in allen Nähten knackte.

      ”Natürlich nicht”, gab Mark zur Antwort. ”Meine Tante hat uns eingeladen ...”

      ”Wie heißt denn deine Tante?”, fuhr Ramiro schnell dazwischen und zückte seinen alten, zerfledderten Notizblock.

      ”Margaret Milford”, gab Mark bereitwillig Auskunft, und Ramiro notierte die Adresse.

      ”Dann seht zu, dass ihr jetzt nach Hause kommt. Meine Befragung ist für heute zu Ende. Wenn ich noch irgendetwas wissen will, weiß ich ja, wohin ich mich wenden muss.”

      Und mit einer gönnerhaften Handbewegung entließ der wuchtige Polizist die beiden Freunde.

      Mark und Tom verließen das Bootshaus und schlenderten über den knarrenden Bohlenweg. Und hier stolperten sie beinahe über Bud Morgan, dem der Bootsverleih gehörte. Der Mann saß am Rande des Steges und ließ seine Füße ins Wasser baumeln. Bekleidet war er mit einem grell gestreiften Hemd und einer groß karierten kurzen Hose, die so eng war, dass sie seinen dicken Bauch kaum bändigen konnte. Bud Morgan hielt eine Angel in der Hand und blickte mit verklärtem Lächeln auf die glitzernden Wellen, die ans Ufer spülten.

      ”Ich habe heute kein Glück”, beklagte sich der dicke Mann mit dem roten Mondgesicht. ”Die verdammten Biester wollen und wollen einfach nicht anbeißen ...”

      ”Was haben Sie denn für einen Köder an der Angel?”, fragte Tom und trat interessiert näher.

      ”Köder - ?”, dehnte der Dicke mit schiefem Lächeln. ”So etwas brauch' ich doch nicht! Ich fange meine Fische immer mit Laserstrahlen ...”

      Mark und Tom blickten sich an. Und sie fanden bestätigt, was sich die Leute im Dorf erzählten. Bud Morgan galt als verrückt. Ein seltsamer Kauz, der nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte.

      ”Mit Laser! Ja, das ist gut!”, ging Mark auf das Spiel ein und wollte nun genau wissen, wie sich der Dicke die Sache vorstellte.

      ”Ganz einfach”, erklärte Bud Morgan und zog die Angel aus dem Wasser. ”Dieses Kästchen hier vorne dran ist meine Laserkanone. Die hab' ich selbst gebaut. Darauf bin ich mächtig stolz ...”

      Die beiden Jungen grinsten.

      ”Und wie funktioniert denn dieses Wunderding?”, wollte Tom unbedingt wissen, und der Dicke beeilte sich voller Eifer, den beiden Freunden sein Patent zu erklären. ”Also, seht mal her, Jungs! Die Sache ist an sich ganz einfach. Man muss nur darauf kommen. Aber wenn man so ein Köpfchen hat wie ich, ist das überhaupt kein Problem. Eines Nachts fiel mir ein, wie man diese Kanone konstruieren muss ...”

      Bud Morgan redete und redete. Mark und Tom verstanden kein Wort, unterbrachen den eigentümlichen Kauz aber aus Höflichkeit nicht.

      Als Bud Morgan mit seinen Ausführungen zu Ende war, warf er die Angelrute mit Schwung zurück ins Wasser und brummte: ”Hoffen wir, dass die Fische nun endlich herbei schwimmen. Normalerweise fange ich jeden Tag mindestens fünfzig Stück davon ...”

      Mark und Tom lachten, wünschten dem Dicken noch viel Erfolg und marschierten dann zu ihren Fahrrädern, die sie im Schutz einiger Palmen abgestellt hatten.

      Die Jungen verstauten ihre Taucherausrüstung in den Satteltaschen und schwangen sich auf ihre Drahtesel. Kräftig traten sie in die Pedale und machten sich auf den Heimweg ...

      Es dauerte nicht lange, da näherte sich ihnen von hinten ein klappriger, alter Lieferwagen. Mark blickte sich kurz um. Dicke Rauchwolken quollen aus dem Auspuff. Der linke Kotflügel schepperte. Langsam kam das Gefährt näher.

      Mark konnte nicht sagen warum, aber auf einmal beschlich ihn ein unbestimmtes Angstgefühl. Die Straße war wenig befahren. Der Lieferwagen kam direkt aufreizend langsam näher. Es sah fast so aus, als würde er sich vorsichtig heranpirschen. Dann setzte er

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