Insel des Todes. Anton Schaller
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Eine Taschenlampe flammte auf. Ihr Licht geisterte durch die Dunkelheit. ”Die könnt ihr nehmen!”, sagte die alte Dame, während sie für sich eine zweite Lampe hervorholte. ”So, damit sitzen wir wenigstens nicht in absoluter Finsternis!” Mark hielt die Lampe fest an ihrem metallenen Bügel und erkundigte sich: ”Wo sind denn hier die Sicherungen?”
Tante Margaret trippelte voran. Im Vorraum wies sie mit dem Lichtstrahl auf ein kleines Kästchen, das in der Ecke angebracht war.
Mark schaute hinein und stieß schnaubend die Luft aus. ”Sieht nicht gut aus. Da hat der Blitz ganze Arbeit geleistet. Die Leitungen sind alle verschmort. Heute lässt sich da nichts mehr machen.”
Die alte Dame seufzte: ”Ausgerechnet jetzt muss das passieren, wo ihr bei mir auf Besuch seid. Es ist zum Verrücktwerden!”
”Beruhige dich doch, Tante Margaret!”, seufzte Mark und legte seine rechte Hand auf die Schulter der alten Dame. ”Das macht uns beiden doch nicht das Geringste aus. Im Gegenteil! So ist alles viel romantischer ...”
”Und gefährlicher!”, ergänzte die alte Dame mit zittriger Stimme, während ein neuerlicher Donnerschlag das Haus erbeben ließ. ”Ich werde sehen, ob ich Ramiro erreichen kann.”
”Nicht nötig! Den brauchen wir nicht!”, wehrte Mark ab, doch Margaret Milford war schon ins Wohnzimmer geeilt und hob den Telefonhörer von der Gabel. Das Gesicht der alten Dame zerfiel. Angst leuchtete aus ihren großen Augen. Kein Laut drang aus der Muschel. Die Leitung war tot.
Und wiederum flammte ein feuriger Blitz übers Firmament und schlug weit draußen ins brodelnde Meer.
Verzweifelt ließ die alte Dame den Hörer sinken.
In diesem Moment klirrte eine Scheibe ...
Mark und Tom zuckten zusammen. Tante Margaret schrie auf.
”Wird der Wind gewesen sein!”, stieß der junge Schwarze zwischen den zusammengepressten Zähnen hervor.
”Oder die Mörder!”, hauchte die alte Dame und schwenkte die Taschenlampe ganz aufgeregt hin und her.
”Komm. Lass uns nachsehen!”, zeigte sich Mark mutig und schritt voran. Tom folgte ihm dichtauf. Margaret Milford zögerte. Dann rief die alte Dame den beiden Freunden nach: ”Wartet! Ich hole mir ein Messer aus der Küche ... Für alle Fälle!”
Wenig später tauchte Margaret Milford wieder auf. Im Lichtkegel der Taschenlampe funkelte die Schneide eines langen Fleischermessers. Die alte Dame machte nun einen gefassten Eindruck. Die Waffe in ihrer Hand vermittelte ihr das Gefühl von Sicherheit.
Gemeinsam pirschten die drei nun durch das Haus, leuchteten mit den Lampen in jede Ecke und blieben dann vor der Tür zur Vorratskammer stehen. Irgendetwas rumpelte im Inneren. Glasscheiben knirschten. Ein loser Laden wurde durch den Sturm bewegt und schlug monoton auf Holz.
Plötzlich war die Gefahr da!
Mark spürte, wie sich seine Nackenhaare sträubten. Obwohl er nicht hinter die Tür sehen konnte, wusste er mit untrüglicher Sicherheit, dass sie nicht mehr allein im Haus waren.
Die Hand mit der Taschenlampe begann leicht zu zittern. Der Junge schluckte. Wieder knirschten Glasscherben!
Mark warf einen Blick zurück. Sein Freund hielt sich dicht hinter ihm. Die Augen des Jungen waren starr auf die Türe gerichtet. Tante Margaret hielt ihr Messer so fest umkrampft, dass die Knöchel ihrer Finger weiß hervortraten.
Wieder wurde das ganze Haus von einem Donnerschlag erschüttert. Der Sturm orgelte und brauste.
Langsam streckte Mark die linke Hand aus, umfasste ganz vorsichtig den Türknauf und begann nun, ihn wie im Zeitlupentempo nach links zu drehen.
Der Junge hielt die Luft an. Schweißtropfen kullerten über seine Stirn. Das Schloss schnappte zurück. Mark versetzte der Tür einen heftigen Fußtritt, dass diese krachend nach innen schwang.
Die rechte Hand mit der Taschenlampe stieß vor. Der Lichtkegel erfasste in Bruchteilen von Sekunden den bärtigen, finster aussehenden Mann, der erschrocken zusammengefahren war.
Mark stand wie gelähmt. Tante Margaret schrie auf.
Der Bärtige reagierte als Erster. Mit einem zornigen Knurren stürzte er sich auf den Jungen und schlug ihm die Taschenlampe aus der Hand. Der Schmerz zuckte Mark durch den ganzen Arm. Die Lampe polterte zu Boden, kreiselte auf der Stelle und fegte mit ihrem Lichtkegel durch die Dunkelheit.
Der Fremde setzte nach, schlug brutal zu.
Mark stolperte nach hinten, kam ins Straucheln und riss Tom mit sich zu Boden.
Tante Margaret reagierte nun blitzschnell. Die Hand mit dem Messer sauste herab. Der Eindringling schrie auf, presste seine rechte Hand auf die schmerzende Wunde am linken Oberarm, aus der das Blut herunter rann.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht kam der Mann wieder in die Höhe, wollte sich auf die alte Dame stürzen, doch da waren Mark und Tom schon zur Stelle.
Gemeinsam stürzten sie sich auf den Bärtigen und brachten ihn zu Fall. Schwer schlug sein Körper am Boden auf. Mark drehte ihm den Arm auf den Rücken, sodass der Mann vor Schmerzen aufheulte.
Tante Margaret stand wie ein Racheengel mit erhobener Hand über dem ungebetenen Besucher, und das Messer in ihrer Hand funkelte gefährlich ...
”Ich - ich gebe auf!”, quetschte der Eindringling mühsam hervor und wandte seinen Kopf ein Stück nach hinten. ”Lass meinen Arm los!”, bat er Mark, der das Handgelenk des Mannes fest umklammert hielt.
Zögernd lockerte der Jungen den harten Griff. Der Bärtige kam mit einigen unbeholfenen Bewegungen auf die Beine und blickte auf die heftig pulsierende Armwunde, aus der das Blut in regelmäßigen Abständen herausquoll.
”Was wollten Sie von uns?”, fragte Tante Margaret und richtete den Strahl ihrer Taschenlampe direkt ins verzerrte Gesicht des nächtlichen Besuchers. ”Los, heraus mit der Sprache!”
”Ich - ich sage kein einziges Wort!”, gab der Mann barsch zur Antwort und setzte sich taumelnd in Bewegung. ”Ich brauche einen Arzt, sonst verblute ich ...”
”Zuerst beantworten Sie meine Frage!“, beharrte die alte Dame auf ihrer Forderung und folgte jedem Schritt des Einbrechers. Mark und Tom gingen hinter ihm, bereit, jeden Augenblick zu reagieren, falls der Mann doch noch auf dumme Gedanken kommen sollte.
Doch der Bärtige sah nun nicht mehr so aus, als würde er es auf eine neuerliche Auseinandersetzung ankommen lassen wollen. Sein Arm schmerzte sicher höllisch, und der stete Blutverlust zehrte sicher an seinen Kräften.
”Ich will nur raus hier!”, zischte der Mann. ”Geh mir aus dem Weg!” Er stieß mit seiner gesunden rechten Hand Margaret Milford ein Stück zur Seite. Die alte Dame stolperte ein Stück nach hinten, und diesen Augenblick nützte der Bärtige, nahm all seine Kräfte zusammen und begann zu laufen, durchquerte das Wohnzimmer, stieß die Tür mit dem Insektengitter auf und stürzte ins Freie.
Mark und Tom folgten