Insel des Todes. Anton Schaller
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Plötzlich war der Mann verschwunden - aufgesogen vom brüllenden, tobenden Unwetter, in dessen Regenschleiern sich jede Spur verlor ...
Enttäuscht brachen die beiden Freunde die Verfolgung ab und kehrten ins Haus zurück. Tante Margaret war gerade dabei, sich ein Glas Likör einzuschenken. ”Auf diesen Schrecken hinauf vertrag' ich einen ordentlichen Schluck ...”
Mark und Tom grinsten.
”Dem haben wir es aber gehörig gegeben!”, freute sich der Afroamerikaner und rieb die Hände gegeneinander. ”Der kommt so schnell nicht wieder.”
”Ganz bestimmt nicht!”, pflichtete Mark ihm bei, und Tante Margaret nickte auch bestätigend: ”Der Kerl braucht fürs Erste einen Arzt, der ihn ordentlich versorgt. Sonst kommt er noch in große Schwierigkeiten ...”
”Was ist denn das?”, fragte Tom plötzlich und deutete auf eine bestimmte Stelle am Boden. Etwas glitzerte und funkelte.
Mark kniete sich nieder und streckte die Hand aus.
”Das muss der Einbrecher verloren haben!”, sagte der Junge und präsentierte Tante Margaret und seinem Freund einen siebeneckigen Stern aus Silber, in dessen Mitte sich ein verziertes Doppelkreuz befand.
”Wahrscheinlich hing das Ding an einem Kettchen!”, vermutete Tom, ”und durch die Balgerei am Boden riss es ab.”
”Aber was soll das bedeuten?”
”Keine Ahnung!” Tante Margaret zuckte mit den Schultern. ”Ich habe dieses Zeichen noch nie gesehen.”
Und wiederum flammte ein Blitz auf und tauchte das Wohnzimmer sekundenlang in stechendes Licht. Dicht darauf folgte der krachende Donnerschlag.
”Die Sache ist mir unheimlich. Ich werde die ganz Nacht nicht schlafen können!”
”Keine Sorge, Tante Margaret!”, tröstete Mark die alte Dame. ”Schließlich sind wir beide ja bei dir und werden mächtig auf dich aufpassen!”
Kapitel 4
Am nächsten Morgen stand die Sonne wieder strahlend am azurblauen Himmel. Keine einzige Wolke war zu sehen. Das Meer war ruhig und friedlich. Eine leichte Brise wehte und brachte den Geruch von Salz und Tang auf die Insel.
Margaret Milford saß zusammen mit Mark und Tom im etwas schäbig wirkenden Büro des Dorfpolizisten. Der Verputz rieselte von den Wänden, die Fensterscheiben waren schon fast blind, und der altersschwache Ventilator drehte unter gleichmäßigem Kreischen seine Runden.
Ramiro thronte wie ein König hinter seinem wurmstichigen Schreibtisch und paffte an seiner unvermeidlichen Zigarre. Mit seinen buschigen Augenbrauen zwinkerte er nervös, als die alte Dame von den aufregenden Erlebnissen der letzten Nacht berichtete. Das braun gebrannte, faltige Gesicht des Polizisten blieb unbewegt, bis Margaret Milford zu Ende gesprochen hatte.
”Das ist ja allerhand!”, stieß der muskulöse Beamte dann schnaubend hervor und drückte die Zigarre im Aschenbecher aus, dass die Funken nur so flogen. ”Was zum Teufel ist denn plötzlich auf dieser Insel los? Jeden Tag passiert ein neues Verbrechen! Gestern war der Mord an diesem Privatdetektiv, in der Nacht dann der Einbruch bei Ihnen ...”
”Dabei hätten Sie gute Chancen, diesen Mann zu erwischen!”, meinte Margaret Milford, und Ramiro hob fragend seine buschigen Augenbrauen.
”Sie brauchen nur bei sämtlichen Ärzten nachzufragen, ob sie heute Nacht einen Verletzten zu versorgen hatten. Denn unser ungebetener Besucher hat ziemlich stark geblutet.”
”Ich werde der Sache natürlich nachgehen!”, brummte Ramiro und wischte sich den Schweiß aus der Stirn. ”Nur kann ich nicht alles gleichzeitig machen. Momentan weiß ich überhaupt nicht mehr, wo mir der Kopf steht.”
”Nun, so schlimm wird die Sache wohl nicht sein”, spottete Mark, „oder haben Sie schon irgendwelche konkrete Spuren?”
”Werd' nur nicht frech, mein Junge!”, polterte Ramiro, und seine Augen glitzerten zornig. ”Ich bestimme hier auf dieser Insel, was geschieht, und nicht du! Ist das klar? Die Schwierigkeiten haben durch euch ja erst angefangen. Bis ihr hier aufgetaucht seid, war diese Insel das reinste Paradies.”
”Dann sehen Sie zu, dass diese Insel möglichst schnell wieder ein Paradies wird!“, meinte die alte Dame mit leisem Lächeln. ”Doch dazu wird es notwendig sein, dass Sie möglichst rasch allen nur erkennbaren Spuren nachgehen. Und die Spur des Einbrechers ist noch heiß, sehr heiß sogar.”
Ramiro knurrte und schlug auf den Schreibtisch, wo es sich gerade ein grünlich schillernder Käfer bequem gemacht hatte. Das Insekt zerplatzte mit leisem Knacken, und der Beamte wischte die schmutzige Hand an seinem schweißdurchtränkten Hemd ab. ”Wissen Sie, Mrs. Milford, was ich auf den Tod nicht ausstehen kann? Wenn Leute, die von Polizeiarbeit keine Ahnung haben, mir plötzlich Vorschriften machen wollen. Dann reagiere ich verdammt sauer. Merken Sie sich das! Ich tue genau das, was ich für meine Pflicht halte. Und ich verbitte mir jegliche Einmischung in meine Untersuchungsmethoden! Habe ich mich klar genug ausgedrückt?”
”Völlig klar!”, seufzte die alte Dame, die einsah, dass man mit Ramiro nicht vernünftig reden konnte. Der Mann war so sehr von sich eingenommen, dass er logischen Argumenten gegenüber unzugänglich war. ”Dann bedanke ich mich für Ihre großzügige Unterstützung!”, sagte Margaret Milford mit unüberhörbarem Spott in der Stimme. ”Sie waren uns wirklich eine große Hilfe!”
Die alte Dame stand auf. ”Kommt, Jungs, hier drinnen vertrödeln wir bloß unsere Zeit!”
In diesem Moment klingelte das Telefon.
Ramiro hob ab, und dann fuhr der Mann wie von einem Stromstoß getroffen in die Höhe. Sein Gesicht nahm einen sehr gespannten Ausdruck an. Seine Augen funkelten, und die buschigen Brauen begannen leicht zu zittern. ”Das ist ja wirklich interessant!”, murmelte Ramiro in den Hörer und blickte Margaret Milford mit einem unheilvollen Grinsen an. ”Wartet draußen auf mich! Ich komme gleich!”
Und mit voller Wucht knallte Ramiro den Hörer zurück auf die Gabel. Dann stemmte der schwere Mann seine Fäuste in die Hüften und blickte von oben herab auf die alte Dame, die keine Ahnung hatte, welche Information der Polizist soeben bekommen hatte. Doch Ramiro ließ die Anwesenden nicht länger im Ungewissen.
”Sie haben sich da ja eine schöne Geschichte zurechtgelegt!”, fauchte er dann mit erhobener Stimme, ”und haben dazu noch geglaubt, ich bin so dumm und schlucke alles, was Sie mir erzählen? Aber Sie haben wohl nicht damit gerechnet, dass der Wind die Leiche wieder an Land treiben würde ...”
”Welche Leiche?”, fragte Mark, der sich plötzlich denkbar unwohl in seiner Haut zu fühlen begann.
”Welche Leiche!” höhnte Ramiro, und seine Stimme wurde noch lauter. ”Frag' nicht so dumm, mein Junge, wo du doch ganz genau weißt, wovon ich rede...”
”Wirklich, ich habe keine Ahnung ...”
”Ich auch nicht!” Die alte Dame blickte verständnislos auf den tobenden Beamten, der unruhig hinter seinem Schreibtisch auf und ab ging.
”Man