Fälschung. Ole R. Börgdahl

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Fälschung - Ole R. Börgdahl страница 6

Автор:
Серия:
Издательство:
Fälschung - Ole R. Börgdahl

Скачать книгу

aus Tahiti gekommen.«

      »Wie weit ist es von Tahiti zu euch auf die Marquesas? Ich weiß nur noch, dass wir damals endlos lange über das offene Meer geflogen sind, in dieser komischen kleinen Propellermaschine.«

      Florence lachte. »Nach Tahiti sind es schon gut tausendfünfhundert Kilometer und dazwischen ist wirklich nicht viel. Bei uns ist das Meer eben überall und das Land nirgends.«

      Colette überlegte. »Das sind schon ganz schöne Strecken, tausendfünfhundert Kilometer von hier in Richtung Norden und du bist irgendwo in Schweden oder Norwegen und in der anderen Richtung landest du vielleicht schon in Afrika.«

      »Wenn mein Bruder seinen Plan wirklich in die Tat umsetzt und mit seiner Familie nach Tahiti zieht, dann wird es für meine Eltern nicht leicht, ihre Enkel regelmäßig zu sehen«, sagte Florence nachdenklich.

      »Du hattest davon geschrieben«, sagte Colette. »Ich erinnere mich. Er wollte eine Apotheke in Papeete übernehmen.«

      Florence nickte. »Ja, und auf dem Geburtstag hat sich dieses Thema noch ein bisschen mehr verdichtet. Er hat mit einem Freund meines Vaters gesprochen, der diese Apotheke besitzt und der sich gerne zur Ruhe setzen möchte. Es wird wohl Ende des Jahres über die Bühne gehen, so wie es aussieht.«

      »Seit wann lebt ihr eigentlich auf den Marquesas?«, fragte Colette. Ich kann mich irgendwie daran erinnern, dass du einmal erzählt hast, dein Vater stamme aus Brest.«

      »Oh, da liegst du falsch, das war nicht mein Vater, sondern mein Urgroßvater«, erklärte Florence. »Das Ganze ist schon Geschichte, tiefste Familiengeschichte. Meine Eltern und alle meine Großeltern sind auf Tahiti geboren. Mein Urgroßvater war der Einwanderer aus Brest. Meine Urgroßmutter stammte aus Straßburg, sie haben sich auf Tahiti kennengelernt. Meine Urgroßeltern müssen so um die Jahrhundertwende in die Südsee gekommen sein. Mein Urgroßvater hat auch die Apothekertradition der Familie Uzar begründet. Er war schon ausgebildeter Apotheker, als er sich in Papeete niederließ. Er hatte aber erst eine Art Kolonialwarengeschäft, das wohl sehr gut lief. Er hat in seiner Anfangszeit sogar auf den Marquesas gehandelt. Dann hat er sich an seine beruflichen Wurzeln erinnert und eine der ersten Apotheken auf Tahiti eröffnet, zunächst noch in den Räumen seines Kolonialwarengeschäfts. Später hatte er zeitweise sogar drei Geschäfte auf Tahiti besessen. Er hatte nur einen Sohn, dafür aber drei Töchter. Mein Großvater hat dann eine der Apotheken weitergeführt, zusammen mit seinen beiden Söhnen. Mein Onkel ist zunächst auf Tahiti geblieben. Er ist dann aber nach Kalifornien ausgewandert, als mein Großvater gestorben ist. Mein Vater hatte sich damals schon auf den Marquesas umgesehen und als das Krankenhaus ausgebaut wurde, hat er dort seine eigene Apotheke eröffnet. Du weißt ja, ich bin auf den Marquesas geboren.«

      »Dann steckt also eine Menge Tradition in eurer Familie, Giftmischertradition«, spaßte Colette. »Was wird denn nun daraus, wenn dein Bruder fortgeht?

      »Die Apotheke werde ich dann wohl alleine weiterführen müssen. Ich bin schließlich auch Pharmazeutin. Verkaufen kommt nicht infrage, von irgendetwas muss ich ja schließlich auch leben. Vielleicht suche ich mir noch jemanden, der mich vertritt und ein wenig die Arbeit meines Bruders übernimmt. Vielleicht schaffe ich es aber doch ganz allein, wir haben ja schließlich auch ein paar Angestellte.«

      »Dann bist du also bald nur noch mit deinen Eltern auf Nuku Hiva? Oder hat sich in deinem Liebesleben endlich etwas getan?« Colette lachte.

      »Nein hat es nicht«, sagte Florence genervt.

      Sie wusste schon, was jetzt wieder kommen würde. Sie hatte diese Gespräche schon öfter mit Colette geführt. Es war sicherlich lieb gemeint.

      »Und wenn du dir hier einen netten Apotheker anlachst«, begann Colette auch schon. »Einer, der mit auf die Marquesas kommt, dann hast du doch zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.«

      »Ich liebe deine konstruktiven Vorschläge«, lachte Florence. »Hör bitte auf!«

      »Nein tue ich nicht. Irgendjemand muss dich doch beraten, wo du da in der tiefsten Südsee alleine herumhängst. Was ist denn mit diesen vielen Ärzten in eurem Krankenhaus? Ist da denn niemand für dich dabei?«

      »Ich denke diese Geschichte habe ich hinter mir«, sagte Florence vorwurfsvoll.

      Colette fiel es sofort wieder ein. Eigentlich hatte sie dieses Thema gar nicht ansprechen wollen. Es war ihr im Eifer einfach nur so herausgerutscht.

      »Entschuldige«, sagte sie leise. »Ich habe nicht nachgedacht, aber wo wir schon dabei sind, hast du von Philipp mal wieder etwas gehört?«

      »Ja, er arbeitet jetzt sogar in Paris, aber ich habe ihn in den vergangenen zwei Wochen nicht getroffen und auch nicht mit ihm telefoniert. Wir haben unseren Kontakt auf das Schreiben von E-Mails reduziert und das auch nur alle paar Monate.«

      Colette wollte das Thema wechseln, aber nicht so richtig. Sie wollte nur nicht mehr an Philipp erinnern.

      »Aber ich finde du brauchst doch einen Mann, auch wenn es mit dem einen nicht geklappt hat. Zum Glück wart ihr nicht verheiratet und hattet auch keine Kinder. Meine Cousine hat sich letztes Jahr scheiden lassen, das war ein Theater. Aber egal, du musst dich an die Touristen halten, die bei euch vorbeikommen.« Colette lachte über ihre eigene Bemerkung.

      »Weißt du, ich muss gar nichts«, sagte Florence trotzig und lachte ebenfalls. »Ich muss höchstens diesen Kuchen hier essen. Erdbeeren sind doch was Herrliches.«

      »Schade«, seufzte Colette, »im Sommer gibt es hier an jeder Ecke ganz Frische. Diese hier stammen bestimmt aus Spanien oder aus der Dose.«

      Florence hatte jetzt bewusst selbst ein anderes Thema angeschlagen. Colette merkte schließlich, dass sie ihre Freundin zu nerven begann. Sie fand es nur immer wieder schade. Sie selbst war schon seit zehn Jahren mit Simon verheiratet. Ihr Sohn war neun. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Florence nicht auch eine eigene Familie wollte. Noch war es ja nicht zu spät, dachte sie.

      *

      Es ging schon auf den Nachmittag zu. Simon sah sich seinen Terminkalender an. Er wollte wissen, was ihn heute noch erwartete. Normalerweise würde ihn Frau Hoischen gleich daran erinnern, sofern etwas Wichtiges unmittelbar anstünde. Sein elektronischer Kalender kündigte einen Termin für 14:00 Uhr an. Er sah zur Messinguhr auf seinem Schreibtisch, er hatte noch knapp zwanzig Minuten. Den Termin hatte er nicht selbst in den Kalender eingetragen. Die Notiz dazu lautete knapp und kurz: »Herr E. Linz, Angebot Versteigerungsobjekt, Beratung!« Die wenigen Worte sagten alles. Ein Kunde wollte etwas zur Auktion geben und für diesen Kunden war das Haus Blammer bisher nicht tätig gewesen, ansonsten hätte Frau Hoischen eine entsprechende Notiz gemacht. Ein neuer Kunde, nichts Ungewöhnliches. Der Mann wollte ein Kunstobjekt vorstellen und sich zunächst einmal beraten lassen. Simon überlegte. Er griff zum Telefon und drückte die Taste für sein Vorzimmer. Frau Hoischen nahm nicht ab, sondern kam nach wenigen Augenblicken zur Tür hinein, was sie häufiger tat, wenn ihr Chef allein im Büro war. Sie hasste es, mit ihm zu telefonieren, wenn er nur wenige Meter von ihr entfernt in einem anderen Raum saß.

      Simon sah zu ihr auf und tippte mit dem Finger auf den Bildschirm seines Computers. »Der Termin mit diesem Herrn Linz?«, fragte er. »Um was für eine Art Objekt geht es da, hat er etwas dazu gesagt?«

      Frau Hoischen überlegte. »Nein, ich erinnere mich nicht, dass Herr Linz gesagt hätte, worum es ging. Ich habe natürlich auch nicht gefragt. Ich habe den Termin aber auch nicht gleich bestätigt, wenn Sie sich erinnern. Ich habe Sie vorgestern noch gefragt, ob es in Ordnung geht, weil Sie ja sonst nur

Скачать книгу