Fälschung. Ole R. Börgdahl
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Fälschung - Ole R. Börgdahl страница 7
Eine Viertelstunde später wurde der Besucher in Simons Büro geführt. Frau Hoischen schloss sofort wieder die Tür hinter sich. Edmund Linz war groß und schlank. Simon schätzte ihn auf Anfang bis Mitte fünfzig. Er hatte schwarzes Haar, das aber schon stark ergraut war. Er trug einen braunen Holzkoffer in der linken Hand. Simon erhob sich und ging um seinen Schreibtisch herum. Edmund Linz kam ihm einige Schritte entgegen. Sie gaben sich die Hand und sahen sich dabei in die Augen.
»Danke, dass Sie so schnell für mich Zeit gefunden haben.«
»Für uns ist das natürlich selbstverständlich, wir sind schließlich immer interessiert, zu hören, was man uns anbieten möchte. Bitte, nehmen Sie doch Platz.«
Simon deutete auf den Besprechungstisch, sie setzten sich. Dann klopfte es noch einmal an der Tür und Frau Hoischen betrat den Raum. Sie brachte Geschirr und eine Kanne Kaffee.
»Sie trinken doch Kaffee?«, fragte Simon.
»Sehr gerne, sehr aufmerksam von Ihnen.«
Edmund Linz lächelte Frau Hoischen an, die die Tassen und Untertassen auf die Plätze am Tisch verteilte und noch den Kaffee einschenkte, bevor sie das Büro wieder verließ. Simon wartete, bis sein Gast den ersten Schluck genommen hatte.
»Es geht also um ein Kunstobjekt und Sie wünschen eine Beratung, wenn ich richtig verstanden habe?«
Edmund Linz nickte.
»Bevor wir darüber reden, interessiert es mich natürlich, wie Sie auf unser Haus gekommen sind?«
Simon begann seine Kundengespräche fast immer mit dieser Frage, um erst einmal eine vertraute Atmosphäre zu schaffen, wie er meinte. Eigentlich interessierte ihn die Antwort nur am Rande. Irgendwie war dieser Edmund Linz auf Blammer gekommen, entweder über Freunde oder Bekannte oder ganz banal über das Branchenverzeichnis.
»Oh!«, Edmund Linz überlegte. »Das weiß ich gar nicht so genau. Ich kannte Ihre Firma, das heißt, ich bin an dem Gelände schon öfter vorbeigekommen und Ihr Firmenschild sagt ja deutlich, was hier in diesen Gebäuden vor sich geht. Und jetzt wo ich voraussichtlich die Dienste eines Auktionshauses benötige, bin ich eben auf Sie gekommen. Es war also Zufall, reicht Ihnen die Begründung?«
»Kein Problem«, antwortete Simon. »Dann können wir ja gleich zur Sache kommen. Sie benötigen also die Dienste eines Auktionshauses. Geht es um ein Objekt, das Sie unter Umständen veräußern wollen?«
Edmund Linz griff schweigend zum Boden. Den Holzkoffer hatte er neben seinem Stuhl abgestellt. Er holte ihn jetzt hervor und legte ihn auf den Besprechungstisch. Passend zu dem braunen Holz besaß der Koffer Messingbeschläge, die sich an den Ecken und den Seiten befanden. Simon sah gespannt zu, wie Edmund Linz die Schnappverschlüsse des Holzkoffers öffnete und den Deckel hochklappte und ihn auf der Tischplatte ablegte. Der Inhalt des Koffers war von einem Samttuch abgedeckt. Edmund Linz sah Simon an.
»Ich möchte ein Ölgemälde verkaufen«, sagte er nach kurzem Schweigen. »Ich möchte es von Ihnen versteigern lassen. Es ist mir wichtig, den höchstmöglichen Preis zu erzielen, darum bin ich zu Ihnen gekommen.«
Simon nickte. Er sah auf den Koffer, der zwar größer war als ein normaler Aktenkoffer, aber immer noch so klein, dass das Bild darin nicht sehr groß sein konnte. Es kam selten vor, dass dem Hause Blammer ein einzelnes Bild angeboten wurde.
»Es geht aber nur um ein Objekt, um das, was Sie hier mitgebracht haben?«, fragte Simon dann auch.
»Ja!«, Edmund Linz zögerte. »Ist das ein Problem?«
»Im Prinzip nicht. Wenn wir es versteigern, werden wir natürlich noch andere Objekte in die Auktion nehmen müssen, die zu Ihrem Bild passen, es sei denn, Sie haben hier einen Rembrandt oder Picasso. Mit so einem Bild machen wir natürlich eine One-Man-Show, quasi eine Ein-Bild-Show, Sie verstehen?« Simon lachte über seine eigene Bemerkung.
»Ich verstehe«, sagte Edmund Linz emotionslos.
Er zog das Tuch fort, das auf dem Bild im Koffer lag und zeigte mit dem Finger in die untere rechte Ecke. Simons Lippen zuckten kurz. Er hatte eigentlich einen Spaß machen wollen. Er schaute gebannt auf die Signatur, ohne sich überhaupt das Motiv des Gemäldes genauer anzusehen. Dann schüttelte er wortlos mit dem Kopf. Beide Männer schwiegen noch einige Sekunden.
»Sie wollen nicht sagen, dass das Bild hier echt ist?«, fragte Simon mit fester Stimme.
»Doch, das will ich«, antwortete Edmund Linz selbstsicher. »Hier, bedienen Sie sich, sehen Sie es sich bitte in Ruhe an.«
Edmund Linz schob den Koffer über den Tisch. Es gab ein Geräusch von den Messingbeschlägen, die über die Tischplatte kratzten. Simon beugte sich kurz über den Koffer, dann hielt er in seiner Bewegung inne, stand plötzlich auf und ging zum Fenster, um die Jalousie herunterzulassen. Bevor er sich wieder setzte, schaltete er noch eine Batterie von Strahlern ein, die in die Decke über dem Besprechungstisch eingelassen waren. Er zog den Holzkoffer noch dichter vor seine Brust. Seine Augen wanderten über das Bild und versuchten alle wesentlichen Merkmale zu erfassen. Er sagte fast zwei Minuten lang gar nichts, er schaute einfach nur. Er fixierte schließlich noch einmal die Signatur des Gemäldes.
»Darf ich es herausnehmen?«, fragte er und unterbrach damit das Schweigen.
»Ja, bitte.« Edmund Linz zögerte. Er sah Simon wieder direkt in die Augen. »Es ist wunderbar, nicht wahr?«
Simon zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Ihre Frage amüsiert mich«, sagte er mit ruhiger, aber weiterhin fester Stimme. »Haben Sie irgendwelche Unterlagen zu dem Bild, woher haben Sie es, gibt es irgendwelche Belege, Zertifikate, Untersuchungsberichte, gibt es irgendetwas, das beweist, ob das, was ich hier vor mir habe echt ist?«
»Ich habe das Gemälde vor sieben oder acht Jahren erworben«, antwortet Edmund Linz selbstbewusst. »Ich habe es privat gekauft. Ich habe nicht gefragt, warum es zu haben ist und wem es gehört hat. Natürlich musste ich auch prüfen, ob es echt ist. Ich habe die gleichen Fragen gestellt, wie Sie jetzt auch. Ich habe mich aber nicht um irgendwelche fremden Unterlagen gekümmert. Ich habe selbst eine Materialanalyse vorgenommen, mit den damals gängigen Untersuchungen, Authentizität der Farben und der Leinwand, Sie verstehen. Ich habe die Analysen in meinem eigenen Labor durchführen lassen, ich habe sie sogar zum Teil selbst durchgeführt. Ich habe meine Ergebnisse aber natürlich nicht beglaubigen lassen, ich bin ja kein unabhängiger Sachverständiger.«
»Sie haben die Analysen selbst durchgeführt?« Simon sah ihn zweifelnd an.
»Wenn man es kann«, antwortete Edmund Linz. »Ich bin Chemiker. Solche Analysen gehörten zwar nicht zu meinem täglichen Geschäft, aber so kompliziert ist das alles nicht, wenn man sich auskennt. Ich habe vor allem die Pigmente identifiziert, die in den Farben verwendet wurden und natürlich das Bindemittel. Ich habe meine Ergebnisse mit den Analysen verglichen, die von Ölgemälden gemacht wurden, die als echt anerkannt sind. Ich habe an meinem Bild nichts Unstimmiges gefunden. Die Chemie betrügt nicht.«
»Gut, und was haben Sie noch oder war das alles?« Simon sah ihn kritisch an, als wenn er das Gespräch eigentlich gleich beenden wollte.
»Nicht, dass Sie jetzt überrascht sind, aber ich besitze die Expertise eines Kunsthistorikers.«
»Aber