Fälschung. Ole R. Börgdahl

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Fälschung - Ole R. Börgdahl

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schüttelte den Kopf. »Wenn Sie mit uns zusammenarbeiten, wird es aber auch irgendwann einmal bekannt, wer ein solches Bild anbietet, vorausgesetzt, es ist wirklich echt. Wir können Sie nicht vor Ihren Gläubigern schützen, das ist nicht unsere Aufgabe.«

      Edmund Linz starrte ihn an. »Aber unser Gespräch hier wird doch von Ihnen, wie soll ich sagen, diskret behandelt?«

      »Ich weiß nichts von Ihren Problemen und auch Ihre Gläubiger sind mir soweit egal«, erklärte Simon. »Solange Sie nicht von der Polizei gesucht werden, sind Sie ein ganz normaler Kunde und es ist selbstverständlich, dass unsere Unterhaltung hier in diesen vier Wänden bleibt, das versichere ich Ihnen.«

      »Es ist auch alles nicht so, wie es sich anhört«, sagte Edmund Linz beschwichtigend. »Ich habe einen großen Teil meiner Schulden ja auch schon bezahlt und die restlichen Forderungen sind gestundet. Ich muss jetzt nur die Möglichkeit haben, einen vernünftigen Preis zu erzielen, dann bin ich sogar wieder im Plus, ich hoffe sogar deutlich im Plus und kann einen Neuanfang machen. Sie sehen, es hängt eine Menge für mich davon ab, darum ist es mir auch wichtig, festzustellen, ob ich hier bei Ihnen richtig bin.«

      »Was erwarten Sie jetzt von uns?«, fragte Simon.

      »Nehmen Sie das Bild und verkaufen Sie es für mich, bestmöglich. Mir ist dabei nur eines wichtig, dass mein Name vorerst nicht ins Spiel kommt, und zwar solange, bis keine Instanz mehr zugreifen und sich in unser Geschäft einmischen kann. Ich gehe davon aus, dass Sie Ihre Provisionen bei solchen Geschäften haben. Ich biete Ihnen für Ihre Dienste und natürlich auch für Ihre Diskretion mehr als die üblichen Prozente.«

      Simon lächelte. »Um Ihren Namen brauchen Sie sich zunächst keine Gedanken zu machen. Ein Vertrag mit uns bedeutet, dass Sie auf der ganzen Linie von uns vertreten werden. Ihr Name wird auch vorerst nirgends auftauchen. Das Haus Blammer steht sozusagen vor Ihnen und schützt Ihre Interessen.« Er machte eine kurze Pause. »Ich habe allerdings ein anderes Problem. Gewinne und Provisionen sind nicht alles, wofür unsere Geschäftsprinzipien stehen. Wir sind ein seriöses Haus. Unsere Kunden, die in den von uns veranstalteten Auktionen Objekte ersteigern, gehen davon aus, dass alles korrekt ist. Wenn wir einen Caspar David Friedrich anbieten, dann ist es auch garantiert ein echter Friedrich. Genauso muss das mit Ihrem Gemälde laufen. Wenn wir uns nicht sicher sind, lassen wir die Finger von dem Geschäft, egal wie hoch unsere Provisionen sein werden.« Wieder machte Simon eine kurze Pause. »Und dann muss Ihnen doch auch klar sein«, sagte er ernst, »dass wir Ihr Bild nicht einfach so anbieten können. Die Fehlenden, oder sagen wir, die unvollständigen Dokumente sind wirklich ein Problem, vorerst zumindest.«

      »Das verstehe ich nicht, Sie reden von Dokumenten. Ich dachte es würde Ihnen lediglich ein Herkunftsnachweis für das Bild fehlen?«, fragte Edmund Linz.

      »Zunächst einmal müssen wir die Laboranalyse wiederholen, aber diesmal mit einem beeideten Untersuchungsbericht, mit Stempel und so. Als Zweites muss das Gemälde einem noch lebenden Kunsthistoriker vorgelegt werden, am besten einem Fachmann zum Thema Expressionismus oder für das neunzehnte Jahrhundert. Und dann kommt noch der schwierigste Teil, wir brauchen einen Herkunftsnachweis, am besten von einer Galerie oder aus einer Ausstellung. Schön wäre es, wenn wir einen Katalog fänden, in dem unser Gemälde abgebildet ist.«

      »Und wenn es keine Ausstellung gab?«, fragte Edmund Linz mit leicht provozierender Stimme. »Die erneuten Laboruntersuchungen und das Gutachten sehe ich ja ein und akzeptiere ich auch, aber wenn es nun wirklich keine Ausstellung gegeben hat, wenn das Bild also seit seiner Entstehung nur im privaten Umfeld aufbewahrt wurde, wie die letzten acht Jahre in meiner Villa, was ist dann? Ich habe das Bild zwar Freunden gezeigt, aber keiner hat Fotos für einen Katalog gemacht oder gar einen Artikel darüber geschrieben, was für eine tolle Kunstsammlung ich habe. Was ist, wenn das gleiche für alle Vorbesitzer des Gemäldes gilt, wenn auch sie ihren Schatz für sich behalten und versteckt haben?«

      Edmund Linz redete sich beinahe in Rage. Nachdem er geendet hatte, schwiegen die beiden Männer und sahen sich nur über den Besprechungstisch hinweg an. Simon räusperte sich schließlich. Er legte die Hände auf die Tischplatte und beugte sich nach vorne, in Richtung seines Gastes.

      »Ich bin mir sicher«, sagte er beschwichtigend. »Ich bin mir wirklich sicher, dass es irgendein anderes Dokument gibt, aus dem hervorgeht, dass dieses Bild echt ist. Soweit ich es beurteilen kann, sieht das hier nicht wie eine Fälschung aus.«

      Edmund Linz zögerte kurz. »Gut, ich verstehe, Sie brauchen eben noch diesen Herkunftsnachweis, bevor Sie das Bild einer Auktion zuführen, aber was schlagen Sie vor, wie soll ich an so etwas herankommen?«

      »Ich sage ja nicht, dass Sie es sein müssen, der einen Herkunftsnachweis besorgt. Wir sind ein Kunst- und Auktionshaus und haben unsere Methoden und Quellen.«

      Er stand vom Besprechungstisch auf und ging zu seinem Schreibtisch. »Sie haben nichts dagegen, wenn ich einen meiner Mitarbeiter dazuhole?«

      Edmund Linz schüttelte den Kopf. Simon drückte auf eine Taste seines Telefons und nahm den Hörer ab.

      »Frau Hoischen, suchen Sie Herrn Kühler und fragen Sie ihn, ob er kurz zu mir ins Büro kommen kann.« Er legte den Hörer wieder auf. »Herr Kühler ist mein Stellvertreter.«

      Edmund Linz nickte, schien aber schon in Gedanken zu sein. Simon sah ihn noch kurz an, ging dann aber zum Fenster und zog erneut die Jalousie herunter. Er schaltete auch die Deckenstrahler wieder ein und setzte sich schließlich an den Besprechungstisch zurück. Der Holzkoffer lag direkt vor ihm. Er hob das Bild heraus, um es flach auf die Tischplatte zu legen. Er sah sich das Gemälde noch einmal genau an. Dann klopfte es auch schon an der Tür und Heinz Kühler betrat den Raum.

      »Das ging aber schnell«, sagte Simon. »Waren Sie doch in Ihrem Büro, dann hätte ich Sie ja direkt anrufen können, auch egal, kommen Sie bitte.«

      Heinz Kühler trat an den Besprechungstisch, woraufhin sich Edmund Linz erhob.

      »Darf ich Ihnen Herrn Heinz Kühler vorstellen«, sagte Simon zu Edmund Linz gewandt.

      Die beiden Männer gaben sich die Hand.

      »Herr Linz hat uns ein Kunstobjekt mitgebracht«, fuhr Simon fort. »Sehen Sie es sich bitte an und achten Sie besonders auf die Signatur, aber einen Moment noch bitte.«

      Simon ging zu einem der Einbauschränke und holte eine Staffelei heraus. Er baute sie neben dem Besprechungstisch auf, sodass die Deckenstrahler noch darauf fielen. Dann nahm er das Ölgemälde von der Tischplatte und stellte es in die Staffelei. Heinz Kühler trat sofort dicht an das Bild heran. Simon ließ ihm einige Sekunden.

      »Da staunen Sie, mein lieber Kühler.«

      Es klang fast schon verächtlich. Heinz Kühler fixierte immer noch das Bild fixierend. Er äußerte sich nicht, sondern ließ seinen Chef weitersprechen.

      »Es kommt nicht häufig vor, dass uns ein solcher Meister angeboten wird. Ich glaube sogar, dass es das erste Mal ist, zumindest in meiner Amtszeit. Herr Linz hat nur ein Problem. Er hat keine aktuellen Nachweise, dass das Bild echt ist. Ein Herkunftsnachweis fehlt sogar ganz. Ich habe Sie gerufen, weil ich mich mit Ihnen beraten möchte, wie wir hier vorgehen.«

      Heinz Kühler richtete sich wieder auf und sah erst Edmund Linz und dann seinen Chef an. »Was fehlt denn alles?«, fragte er nach einigen Sekunden.

      »Eine Materialanalyse wurde gemacht, aber wir müssen sie wiederholen, es fehlt die Beglaubigung. Dann gibt es noch eine Expertise von Lehner. Sie kennen doch noch Professor Lehner.«

      Heinz

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