Das Ende der Weltmafia. Rolf Nagel
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Nachdem er sich ein wenig gesammelt hatte, stellte sich bei ihm große Freude ein und er lachte. Jetzt blieb nur noch die Frage, ob er Karl auch geschickt in seine Organisation einbinden konnte. Dies wollte er so schnell wie möglich klären. Es war ihm klar, dass er behutsam und sehr geschickt an die Sache herangehen musste. Wie würde sein neu erworbener Schwiegersohn reagieren? Von Karls Reaktion hing sehr viel ab.
Zwei Tage später holte Marian ihren Vater vom Flughafen ab. Bewusst war sie ohne ihren zukünftigen Ehemann gefahren, damit sie ein vertrauliches Gespräch mit ihrem Vater führen konnte.
„Papa, ich bin so glücklich, unbeschreiblich glücklich. Karl und ich wollen schon sehr bald heiraten. Vielleicht gibt es auch schon im nächsten Jahr ein Enkelkind für dich. Oh, Papa, alles ist so wunderbar.“ Marian strahlte über das ganze Gesicht und ihr Vater freute sich über das Glück seiner Tochter.
„Immer langsam, nicht so schnell. Wir sind doch nicht beim Formel-1-Rennen, ihr habt doch noch Zeit. Deine liebe Mutter und ich haben auch nicht sofort geheiratet. Ein bisschen müsst ihr noch warten. Du kennst die Regeln der Familie! Karl muss offiziell bei mir um deine Hand anhalten. Dies ist Tradition und die wollen wir nicht brechen.“
Nun ging es Don Rosso doch etwas zu schnell und solange er noch keine Klarheit hatte, ob Karl in der Organisation mitarbeitet würde, wollte er seine Einwilligung noch etwas herauszögern. Das wollte er natürlich seiner glücklichen Tochter nicht verraten. Die Zeit drängte jetzt für Don Rosso, aber einen Schnellschuss konnte und wollte er sich nicht leisten. „Marian, ich möchte die Hochzeit dann, wenn dein Liebster zustimmt, mir bei meinen Geschäften behilflich zu sein. Immerhin gehört er bald zu unserer Familie. Ich denke er kann unsere Firmenbeteiligungen betreuen. Was meinst du?“ Marian fand diese Idee gut.
„Aber bitte, ich möchte das in einem Vieraugengespräch mit deinem Zukünftigen besprechen, also halte Stillschweigen darüber.“ Don Rosso schaute ein wenig streng zu seiner Tochter und gab unmissverständlich zu erstehen, dass er seine Aussage ernst meinte.
Vater, Tochter und Karl saßen am nächsten Tag im Park und führten unverfängliche Gespräche. Der zukünftige Schwiegersohn hatte sich schnell die Freundschaft Don Rossos erworben und so redeten sie schon wie alte Bekannte miteinander. Sie gingen sehr vertrauensvoll miteinander um, sodass sich Don Rosso bestärkt sah, sein Vorhaben kurzfristig zu erledigen.
„Karl, ich möchte mich gerne einmal alleine mit dir unterhalten. Wäre es dir morgen recht? Marian kann dann in der Stadt ein wenig einkaufen. Ich denke bis zum Abend wird das Gespräch von Mann zu Mann, andauern.“ Don Rosso sah Karl freundlich und fragend an. „Natürlich, gerne, für mich ist das kein Problem. Was meinst du, Marian?“ Dies war nur eine formale Frage an sie und mit Nicken stimmte sie zu. Lieber wäre sie mit Karl zusammen einkaufen gefahren, aber sie wusste, dass sie in Sachen Geschäfte, wie schon ihre Mutter, über kein wirkliches Mitspracherecht verfügte.
Am nächsten Tag war Don Rosso schon sehr früh auf den Beinen und rannte im Park aufgeregt hin und her. Er überlegte sich, wie er das Gespräch mit Karl beginnen könnte. Zuerst wollte er ihn nur als Controller in die legalen Unternehmensbeteiligungen einbinden. Fraglich war, ob er bei dieser Arbeit nicht automatisch Einblick in das Netzwerk der Mafiaorganisation bekommen würde. Sollte er also jetzt bereits Karl vollständig über seine wahre Identität informieren oder sollte er dies noch zurückstellen? Er malte sich Für und Wider gedanklich aus und spielte alle möglichen Reaktionen in seinem Kopf durch. Sich zu outen, ohne, dass er die Rückmeldung von Karl kannte, das konnte schnell daneben gehen.
Endlich kamen die Verlobten fröhlich auf die Terrasse. Sie nahmen gemeinsam das Frühstück ein und anschließend verabschiedete sich Karl noch von seiner Marian mit einem innigen Kuss. „Also bis später, meine Liebe, und lass den Sizilianern noch etwas übrig in den Geschäften“, sagte er mit einem verschmitzten Lächeln.
„Ja, dann alles Gute Papa, alles Gute Karl, ich bin am Abend wieder zurück.“ Marian verschwand zum Parkplatz.
„Wir verfügen über einen Besprechungsraum, komm lass uns aufbrechen, wir haben viel zu bereden.“ Don Rosso stand auf und ging bedächtig ins Haus. Hinter einer Tür im Wohnzimmer öffnete er eine Panzertür, die nur mit einer Zugangsberechtigung zu öffnen war. Dahinter eröffnete sich Karl ein Arbeitsbereich mit Büros und Konferenzräumen, die mit allem Komfort ausgestattet waren.
„Den Arbeitsbereich haben bereits unsere Ahnen angelegt und Ihre Besprechungen hier abgehalten. Du weißt, nichts ist schlimmer, als ausspioniert zu werden. Das ist ja heute schon an der Tagesordnung.“ So belehrte Don Rosso seinen zukünftigen Schwiegersohn und ging voraus durch mehrere Räume, bis er in einen etwas kühler wirkenden Raum gelangte. Der Raum hatte seltsame Eigenschaften und wirkte bedrückend, eher wie eine große Gefängniszelle.
„Sehr bedrückend“, sprach Karl und sah etwas beunruhigt aus. „Dieser Raum ist wie ein Faraday’scher Käfig, mit Metallfolie ummantelt und vollkommen abhörsicher. Nichts, aber auch gar nichts kann in diesen Raum hinein- oder herausdringen. Nur mit einer speziellen Zugangsberechtigung und einem Kennwort kann man in den Arbeitsbereich gelangen.“ Don Rosso bedeutete ihm, sich zu setzen.
„Mein lieber Karl, ich bin mir nicht sicher, ob Marian dich bereits über unsere Traditionen informiert hat. Es ist zwar nur eine Formalität, aber die müssen wir noch vollziehen. Bei uns ist üblich, dass ein angehender Schwiegersohn beim Vater um die Hand seiner Tochter anhält. Dass du dies heute noch nachholst, setze ich voraus. Als zukünftiger Ehegatte meiner einzigen Tochter wirst du eine wichtige Rolle einnehmen. Ich würde mich sehr freuen, wenn du diese ebenso ernsthaft und aufrichtig ausfüllst, wie meine Vorfahren und ich es getan haben.“ Don Rosso schaute Karl genau an und saugte förmlich jede seiner Regungen in sich auf. Die Anspannung war beiden Männern in die Gesichter geschrieben.
Dann lächelte Karl ihm zu und die sichtliche Anspannung ließ ein wenig nach. Don Rosso machte es sich etwas bequemer in seinem breiten Ledersessel. Unzweifelhaft war er der Chef, so wie er es sein ganzes Leben gewohnt war. Allein sein selbstverständliches Verhalten vermittelte dies jedem Anderen automatisch.
Karl hatte seine Beine übereinandergelegt und schaukelte mit einem Bein nervös hin und her. Immer noch war er in höchster Anspannung und wartete darauf, was ihm Don Rosso noch erzählen wollte.
„Mein lieber Karl! Wie dir ja schon bekannt ist, sind wir eine nicht unvermögende Familie. Wir verfügen über eine Vielzahl von Beteiligungen an namhaften Unternehmen auf der ganzen Welt. Bisher habe ich das alles mit einigen wenigen Vertrauten verwaltet.“ Hier machte Don Rosso wieder eine kurze Pause, um die Reaktionen von Karl noch einmal genau zu überprüfen.
Dann führte er weiter aus: „Allmählich komme ich jedoch in die Jahre, wo mir dies alles ein wenig über den Kopf wächst.
Also brauche ich eine sehr vertrauenswürdige Person, die mir bei meinen Aufgaben behilflich ist. Ich muss mich allerdings, gleich wie du deine persönliche Entscheidung triffst, deiner absoluten Verschwiegenheit versichern. Niemals darfst du auch nur ein Sterbenswörtchen einem Anderen mitteilen, auch nicht deiner Ehefrau. Karl das ist absolut wichtig! Es ist überlebenswichtig! Kann ich mich darauf