Das Ende der Weltmafia. Rolf Nagel

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Das Ende der Weltmafia - Rolf Nagel

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einige Wochen später würde er verstehen können, dass Don Rosso wahre Worte zu ihm gesprochen hatte. Gleichgültig, wer gegen den Kodex der Vertraulichkeit verstieß, unabhängig davon, warum der Verrat geschah und welches Gewicht er hatte, er war immer das Todesurteil für den Verräter, das kurzfristig vollstreckt wurde.

      Direkt hinter dem Sessel von Don Rosso hing eine gewaltige Weltkarte. Diese war vollgepackt mit Nädelchen, die unterschiedliche farbige Köpfe trugen. Dabei lagen die Schwerpunkte in Europa und den USA. Der Chef sah Karls verwirrten Blick auf die Weltkarte und verriet ihm, dass die Nadeln einen Teil der Unternehmensbeteiligungen der Familie symbolisierten und die Schwerpunkte farblich markierten.

      Karl vernahm Don Rossos gewaltige Stimme. „Also kann ich mir absolut und unumstößlich dein Leben lang versichert sein, dass du, gleich was in deinem Leben in Zukunft passiert, stets loyal zur Familie stehst und niemals etwas weitergibst?“ Wieder schaute Don Rosso Karl sehr ernst und fragend an.

      „Ich danke dir, mein lieber Schwiegervater; und sichere dir meine absolute Vertraulichkeit für alle Zeiten zu.“

      Karl wusste, dass er mit diesem Satz genau die Worte fand, die Don Rosso von ihm hören wollte.

      Karl ist Fassungslos über das Vermögen

      „Nun gut, dann bist du hiermit in unsere Familie aufgenommen und das wird bis zu deinem Lebensende so bleiben. Es ist auch Tradition, dass du mir bei Familienversammlungen mit einem Handkuss die Ehre erweist. Ich weiß, dies ist eigentlich eine veraltete Form, aber in Sizilien haben wir eben noch eine gepflegte Kultur. Also muss ich dich darin auch verpflichten, wie alle Anderen.“ Er fuhr fort: „Ja, genau, mein lieber Karl du schaust auf die Weltkarte, das sind unsere Unternehmensbeteiligungen, die du zukünftig zum Wohle unserer Familie kontrollieren und verwalten sollst. Das Ganze muss komplett aufgearbeitet und neu strukturiert werden. Alles ist so in Jahrzehnten erfolgreich gewachsen, aber...“, Don Rosso räusperte sich: „Aus Altersgründen bin ich langsam etwas überfordert. Du musst diese Rolle übernehmen und alles für unsere Familien sichern.“

      In Karls Kopf schossen die Gedanken wild durcheinander. Was für ein gewaltiges Vermögen musste dahinterstehen. Ein unglaubliches Vermögen! Nur die feinsten Firmennamen der Welt standen auf den Fähnchen, die mit den farbigen Nadeln aufgepickt waren. Er hatte zwar schon an eine gewaltige Finanzkraft der Familie geglaubt, aber das war ein wahrhaft unvorstellbares Kapital. Unglaublich, dass dies der Öffentlichkeit weitgehendst verborgen werden konnte.

      Mit seiner kernigen Stimme erläutert Don Rosso weiter: „Wir wollen keine unnötige Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit auf uns ziehen. Viele Vermögensverwalter sind für uns tätig, alles ist untereinander so verschachtelt, das selbst die Verwalter und Notare uns nicht alle als Eigentümer kennen. Das soll auch in Zukunft so bleiben. Es ist also so, dass du etwas im Verborgenen operieren musst. Daher auch die Vertraulichkeit und der abhörsichere Raum, den außer dir und mir, nur ganz wenige betreten dürfen. Deine zukünftige Ehefrau wird diesen Raum niemals zu Gesicht bekommen.“

      Nun verstand Karl die ganze Aktion. Ihm war auch klar, dass es für Don Rosso ein leichtes gewesen war, ihn vom Vorstand seiner Bank beurlauben zu lassen. Auch die Zusicherung des Schweigens und der abhörsichere Raum ergaben nun einen Sinn. Karl ging ein Licht auf und er hatte verstanden. Ein wenig schwindlig war ihm schon zu Mute, denn diese gewaltige Größe des Familienimperiums hatte er nicht erwartet.

      Don Rosso fuhr fort: „Mit diesen Unternehmensbeteiligungen könnten wir Politik betreiben. Ja, wir könnten gesamte Staaten bezwingen. Wir könnten ganze Länder mit Embargos und Liefersperren belegen und damit die dortige Politik entscheidend beeinflussen. Es wird deine Aufgabe sein, das Netzwerk neu auszurichten und unsere Verwalter zu überwachen. Kannst du dir das Vorstellen, Karl? Traust du dir das zu?“

      Karl antwortete: „Ich denke ja, aber das kommt jetzt alles so schnell, dass ich um eine kurze Pause bitten möchte, damit ich mir die Angelegenheit in ihrer Größe noch einmal durch den Kopf gehen lassen kann. Nur, um ganz sicher zu sein. Lass uns etwas durch den Park spazieren und dabei etwas Entspannung finden.“

      Karl wusste, dass er die Anspannung von Don Rosso verlängerte und ihn damit ein wenig folterte. Dennoch brauchte er jetzt einfach einige Minuten, um seinen hämmernden Kopf zu beruhigen und sich zu sammeln. Nachdenklich schlenderten sie so durch den Park, als plötzlich der Butler auf Don Rosso zugelaufen kam. Er flüsterte ihm etwas ins Ohr, was Don Rosso wohl gerade nicht gelegen kam.

      „Karl, ich muss unser Gespräch kurz unterbrechen. Wichtige Geschäfte, du verstehst. Ich bin in einer Stunde zurück. Den Wagen, schnell!“

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