Die Pueblo-Kulturen. Werner-Wolf Turski
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Bei all dem ist zu beachten, dass diese Kulturzone, dessen südlicher Teil in älteren Ausarbeitungen oft als Grand Chichimeca bezeichnet wurde, die Quelle und das Durchzugsgebiet für, von den Mesoamerikanern oft als Chichimeken bezeichnet, meist uto-aztekische Einwanderer in das mesoamerikanische Gebiet darstellte. Diese Bevölkerungsbewegung/Völkerwanderung entspringt im Wesentlichen der ökologischen und kulturellen Substanz der Menschen, die im Weiteren als Träger der Mogollon-Kultur, als Mogollon, bezeichnet werden, auch wenn nicht unbedingt alle zur uto-aztekischen Sprachgruppe zu zählen sind.
2.1.2. Das ökologische Umfeld der Mogollon-Kultur
Das ökologische Umfeld der Mogollon-Kultur
(Basin and Range Area/Becken- und Gebirgsketten-Region)
Die Gebirgsketten, deren Spitzen sich fast 4.000 m hoch erheben, verlaufen größtenteils annähernd parallel in Nord-Süd-Richtung. Sie umfassen aber auch Trockenlandbecken mit Flusstälern mit einer Höhe von nur 300 m NN. Das Land reflektiert die geologisch neuen Faltungen der Kontinentalbewegung, des strukturellen Zerbrechens, des Vulkanismus, der Erosion und der Sedimentbildung. Viel von dem Schutt und dem Boden, der die Becken füllt, wusch der Regen in den viel feuchteren Zeiten der letzten Eiszeiten von den Bergen.
Auf den höheren Gipfeln - Erhebungen von ca. 3.135 bis zu 3.795 m NN - der windigsten, feuchtesten und kältesten Umwelt in der Mogollon Region, dominieren Fichten und Tannen. Sie reichten bis zur Baumgrenze und wuchsen auch dicht entlang der Flussufer an den Rändern der alpinen Wiesen. Mehrere Dutzend andere Pflanzen, einschließlich Bäumen aus der Koniferenfamilie und Büsche mit essbaren Früchten, waren auch in dieser Zone. Der jährliche Niederschlag lag zwischen 810 bis 2430 mm mit Winterschneestürmen, die oft bis in das Frühjahr oder sogar den frühen Sommer reichten.
Bei 2.640 bis 3.135 m Höhe nahm die Vegetation zu. Die dichten dunkelgrünen Douglas-Tannen-Bestände waren mit der weißen Zitter-Espe, die die dominierende Stellung einnimmt, gemischt. Pflanzen aus höheren und niedrigeren Zonen erstreckten manchmal Wachstumsarme in dieses Band. Weiden säumten die Flüsse und Kiefernarten leisteten Pionierarbeit auf den vom Feuer freigebrannten Bereichen. Mehrere schattenfreundliche Büsche mit essbaren Früchten wuchsen innerhalb dieser Waldbestände. Der jährliche Niederschlag lag bei 675 bis 990 mm.
Zwischen 2.145 und 2.640 m NN - dem niedrigsten echten Wald in dieser Region - bestimmten die Ponderosa Kiefer und die Gambel-Eiche den Charakter der Pflanzengemeinschaft. Pflanzen aus dieser Gemeinschaft befinden sich natürlich auch vereinzelt in den höheren und niedrigeren Regionen dieses Bereiches. Etwa vier Dutzend Pflanzen, mehrere mit essbaren Früchten, wachsen nur in dieser Region. Der jährliche Niederschlag sinkt auf 540 bis 675 mm ab.
Zwischen 1.485 und 2.145 m NN - eine normalerweise trockene und felsige Zone, die die Bergwälder von den Wüstenbecken trennt - gedeihen dürrebeständige und langsam wachsende Pinyon-Kiefern und sowie einsamiger und Alligatorenwacholder und bilden niedrigwüchsige Wälder. Kakteen, Yuccas, Apachepflaumen, Saltbush, Greasewood und zahlreiche andere Pflanzen von der Wüste reichen bis in diese Zone hinauf. In guten Jahren bringen die Pinyon-Kiefernzapfen eine Fülle von nahrhaften Samen/Nüssen - eine wesentliche Nahrungsquelle in prähistorischen Zeiten. Die Niederschläge in diesem semiariden Bereich erreichen 270 bis 540 mm/a.
Die wüstenhaften Trockenbecken, zerschnitten von Bergbachauswaschungen und Stromrinnen der sehr wenigen Flüsse, liegen zwischen 330 und 1.485 m NN. Sie umfassen eine Mischung von Wüstengrasländern, verschiedenen Buschländern, Mesquite-Dünenlandschaften, Sanddünenfeldern, Lavaflüssen (Malpais), Playas (seichte Seebetten) und Flussbecken. Blach Gramma, Kreosotbusch, Tarbusch, Honig-Mesquite, Seifenbaum und Dattel-Yucca, Lechuguilla, Ocotillo, gemeine Cholla, Sotol, verschiedene Stachelbirnenkakteen, Igelkakteen und zahlreiche andere Arten - viele von ihnen nützlich als Nahrungsquelle für die Mogollon - bildeten eine verwirrende und vielfältige Pflanzendecke über dem Wüstensand. Pyramidenpappeln und Weiden formten dichte Waldbiotope oder "bosques" entlang den Flussufern und einiger Abflüsse. Der durchschnittliche Niederschlag lag hier zwischen <220 bis 325 mm/a, wovon das meiste im Juli, August und September fällt. Die maximalen Sommertemperaturen liegen bei 38°C und die Wintertemperaturen fallen bis unter den Gefrierpunkt.
Zusätzlich zu den wilden essbaren und utilitaristisch nutzbaren Pflanzen bargen die Bergflanken und Wüstenbecken eine prächtig gedeihende Gemeinschaft von jagdbarem Wild einschließlich Bighorn-Schafe, Hirsche, Maultierrotwild, Weißschwanzrotwild, Antilopen, Biber, Dachs, Schwarzschwanzkaninchen, Wüstenkaninchen, Truthühner und verschiedene andere Arten. Steinblößen dienten als Steinbrüche/-sammelstellen für die Rohstoffe zur Anfertigung von Projektilspitzen und Werkzeugen. Lehmlager lieferten den Rohstoff für die Herstellung von keramischen Gefäßen und Figurinen.
2.1.3. Die Chronologie der Mogollon-Kultur
Die zeitliche Entstehung/Veränderung/Anpassung der Mogollon-Kultur wird in verschiedene Phasen unterteilt. Die fließende Natur der Mogollon-Kulturveränderung und ihre räumliche Gliederung machen es schwierig, die Phasen mit exakten Stichdaten zu belegen, aber es gibt spürbare Unterschiede zwischen den Phasen, die sich speziell in der Topfgestaltung und -malerei, aber auch in der Architektur und anderen Merkmalen widerspiegeln. Es gibt also zeitliche Kulturunterteilungen nach keramischen, architektonischen und auch anderen kulturellen Grundlagen.
In dieser Darstellung wird die folgende Periodisierung der Mogollon-Kultur nach dem Maßstab Behausung und Dorfform bevorzugt, da sie am besten für eine großräumige Betrachtung geeignet ist.
Early Pit House Period / Frühe Grubenhaus-Periode (200 bis 550/600/750 u.Z.)
Late Pit House Period / Späte Grubenhaus-Periode (550/600 bis 1000/1150 u.Z.)
Mogollon Pueblo Period / Mogollon Pueblo-Periode (1000/1150 bis 1400/1440 u.Z.)
Oft wird nur die Zeit, in der diese Menschen in Grubenhäusern (engl.: pithouses) wohnten (Early Pit House Period und Late Pit House Period, bis ca. 1000 u.Z.) und die Mogollon-Kultur regional nur relativ geringe Differenzen aufwies, als Mogollon-Kultur bezeichnet und die aus dieser Tradition entspringenden und Pueblo-Bauten errichtenden Menschen nur den hervorgehobenen Mogollon-Zweigkulturen zugeschrieben. Die Kontinuität der Anpassung ist aber, trotz großer räumlicher und zeitlicher Differenziertheit nach 1000 u.Z., stets hervorzuheben. Trotzdem werden aus informellen Gründen die noch wenig differenzierte Mogollon-Kultur bis ca. 1000 u.Z. als ein Gesamtblock und deren Pueblos bauende Zweigkulturen in entsprechenden Einzelblöcken die Mogollonkultur beschrieben. Bis zum Beginn des Pueblobaus war die Mogollonkultur, deren Menschen für ihre Subsistenz die ökologische Vielfalt zwischen den ausgedehnten, bergigen Waldgebieten und den Talwiesen nutzten, noch stark auf ihre Jagd- und Sammelaktivitäten orientiert, zumal nicht jedes gute Jagd- und Sammelrevier gleichzeitig auch ein gutes Gebiet für den Bodenbau darstellte. Die breit verteilte, dünne Besiedlung konzentrierte sich erst mit dem Pueblobau in den vergleichsweise wenigen, für den Bodenbau gut geeigneten Gebieten. Die gesellschaftliche Struktur war egalitär und sippengebunden.
In der Mogollon Pueblo Period nach 1000 u.Z. wurden die Wohn- und Vorratsstätten auf dem Boden errichtet, sie waren meist einetagig und waren apartmentartige Strukturen von bis zu 150 Räumen, die aus Flusssteinen und/oder luftgetrocknetem Adobe/Caliche bestanden. Diese Pueblos wuchsen schrittweise in Raumblockgruppen