Die Pueblo-Kulturen. Werner-Wolf Turski

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Die Pueblo-Kulturen - Werner-Wolf Turski

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      Im Gegensatz zu den von den Archäologen als „Basketmaker“/Korbmacher bezeichneten frühen Kulturstufen der Anasazi sind die Hinweise auf die Nutzung von Körben bei den Mogollon äußerst spärlich, was fast den Eindruck erweckt, dass für die Mogollon die Korbherstellung und -nutzung nur marginal gewesen sei. Das ist aber nicht anzunehmen, denn die Körbe waren auf Grund ihrer Größe, Stabilität und relativen Leichtigkeit weiterhin für Transport und auch die Vorratshaltung von pflanzlichen Nahrungsstoffen dominierend, auch wenn in dem archäologischen Fundmaterial aus erhaltungstechnischen Gründen keramische Produkte stets stärker im Blickfeld stehen.

      Inmitten ihrer oft aus 15 bis 20 Grubenhäusern bestehenden späteren Weiler errichteten die Mogollon größere semisubterrane (bis zu 75% ihrer Höhe eingetiefte) Bauten, die wahrscheinlich als Gemeinschafts(zeremonial)bauten oder Kivas für religiöse und/oder kommunale Zwecke dienten. Die Kivas mit den grob kreisförmigen oder D-förmigen Grundrissen hatten gerampte oder gestufte - meist nach Osten ausgerichtete - Eingänge. Der bauliche Bezug zu den normalen Grubenhäusern ist noch sehr offensichtlich. Eventuell wurden dort auch Gemeinschaftsritualgegenstände wie Tonfiguren von Mensch und Tier, Zauberstöcke/Gebetsstöcke/Pahos der Heil-Personen, die Klauen von spirituell machtvollen Tieren, Steinpfeifen für den wilden Tabak, Farbmineralingredienzien für die Körperbemalung, Quarzkristalle und Steine mit exotischen Formen abgelegt, soweit sie nicht der direkten persönlichen Nutzung dienten. Die meisten dieser Gemeinschaftshäuser hatten eine zentrale Feuerstelle. Einige hatten auch innere (Lager)-Gruben und manchmal parallel in den Boden gegrabene Furchen, die als Abdrücke von Fußtrommeln interpretiert wurden. Diese Gemeinde(zeremonial)räume wiesen zu dieser Zeit noch nicht das für eine Kiva von den Archäologen festgelegte Kriterium „Sipapu“ auf. Die Sipapu erschien erst zwischen 900 und 1000 u.Z. bei den zentralen Mogollon, den Mimbres. Allerdings wird für die Zeremonialräume der Mogollon die zentrale Feuerstelle/Feueraltar(?) oft mit der Sipapu gleichgesetzt - eine durchaus plausible, aber nicht beweisbare Hypothese.

      Bei den Süd-Mogollon waren die frühen Grubenhäuser noch sehr flach eingetiefte „Häuser in der Grube“ mit durchschnittlich ca. 10 m² Nutzfläche, aus denen Niederlassungen von bis zu 10 Grubenhäusern um eine „Plaza“ von ca. 40 m Durchmesser gebaut wurden. Auch in diesen Grubenhäusern wurden Vorratsgruben, einfache, eingetiefte und nicht ausgekleidete Feuerstellen und Bestattungen gefunden. Die runden Gemeinschaftshäuser hatten Grundflächen bis zu 45 m² (Durchmesser ~ 7,5 m), zwei niedrige Wandreihen als Stützfundamente für die Hauspfosten sowie sechs zentrale Stützpfosten und auf dem Boden eine adobeverkleidete Feuerstelle. Das Gemeinschaftshaus der Süd-Mogollon entwickelte sich in den folgenden Jahrhunderten weiter, wurde aber nicht mehr zu einer von den Archäologen anerkannten Kiva mit Sipapu. Die Kiva-Entwicklung der Nord-Mogollon unterlag sicher einem stärker werdenden Einfluss der nördlich von ihnen agierenden Anasazi.

      Der Haushaltsbesitz einer typischen Familie umfasste einfache braune oder rötliche keramische Schüsseln, Töpfe und andere Gefäße; Körbe und Wiegen aus geflochtenen Yucca- oder Sotol-Fasern; Mahl- und Schlagsteine; Feuerbohrer, Holzzangen, Grasbetten, Schilf- oder Strohmatten sowie Feder- oder Kaninchenfelldecken. Aus lokalen Lehmlagerstätten gewannen die Frauen ihren roten, stark eisenhaltigen (maßgebend für die Braunfärbung der Keramik) Lehm für die Topfherstellung – die erste im südwestlichen Kulturbereich. Sie formten durch das An- oder Übereinanderwickeln von Lehm-"Würsten" (sog. Spiralwulsttechnik) verschiedene Gefäßformen und glätteten die feuchte Oberfläche mit Holzstücken und glatten Steinen. So entstanden die einfachen, einfarbigen Töpfe (sog. plain ware). Später brachten sie einige wenige eingedrückte Dekorationen auf der braunen oder rötlichen Oberfläche auf (sog. corrugated ware) und brannten das Gefäß im Holzfeuer. Anfangs waren die Gefäße noch grob mit einer relativ rohen Oberfläche, später bekamen sie einen aus einer Tonsuspension hergestellten farbgebenden Überzug, einen sogenannten Slip, auf dem in der Folgezeit (ab 650 u.Z.) anstelle eingedrückter Dekore rote aufgemalte Muster (sog. red sliped decorated ware) traten. Diese erste bemalte Keramik - die Mogollon Red-on-brown ware - stand unter einem starken Einfluss aus dem Hohokam-Gebiet.

      Der persönliche Besitz umfasste die Kleidung, die aus Tierfellen und/oder Pflanzenfasern hergestellt wurde; Sandalen und Gürtel, die aus verwebten Yuccafasern gefertigt wurden und auch Schmuck in Form von Anhängern, Halsketten, Ringen und Armreifen, die aus Muscheln, Knochen oder Halbedelsteinen gefertigt worden waren, sowie Ahlen, Nadeln, Kratzwerkzeuge, Stempel und andere Werkzeuge aus Knochen; Projektilspitzen, Bohrer, Messer, Schläger, Grabhacken, Äxte und Schaber aus abgesplitterten Steinen und aus Flusskieseln gefertigte Atlatl-Gewichte, Bälle/Kugeln, Scheiben und Pfeifen. An einigen Orten wurden Wiegenbretter zur Erlangung einer vertikalen Schädeldeformation gefunden.

      Im Gang der Jahreszeiten wurden von den Mogollon entlang der Flussbänke, in Auswaschungsrinnen und in Bluffs anfangs nur Mais und Squash, später auch Bohnen und Baumwolle und eventuell andere Feldpflanzen (Tabak?) angebaut. Die Vielzahl und die unterschiedliche Lage der bebauten Flächen sollten mögliche Ernteausfallrisiken durch Ausgleich minimieren. Sie sammelten ihr Erntegut vermutlich in Körbe und trugen es für die Verarbeitung und Speicherung zu ihrer Niederlassung. Vereinzelt wurden auch kleinere Bewässerungsgräben für eine wachstumsfördernde/-sichernde Wasserzuführung zu den Feldern nachgewiesen.

      Jagdgruppen, in den frühesten Jahrhunderten bewaffnet mit dem traditionellen Speer und dem Atlatl (Speerschleuder) und in den späteren (ab 400 u. Z.) mit Bogen und Pfeil, erbeuteten Maultierhirsche an den Berghängen und sogar Büffel in der nördlichen Chihuahua-Wüste. Diese später typische Plainsfauna war zu dieser Zeit weit nach Süden verbreitet. Die Mogollon-Jäger fingen auch wilde Truthühner in den Bergen, die Bisamratte und den Biber entlang der Ströme und Jackkaninchen in den Wüstenbecken. Über Hundehaltung ist bei den Nord-Mogollon nichts Nennenswertes zu berichten, bei den Süd-Mogollon sind Hunde stärker vertreten und wurden sogar zu Ernährungszwecken geschlachtet.

      Sammlergruppen, ausgerüstet mit geflochtenen Körben, stiegen in die Berge hinauf, um wilde Früchte und Samen zu ernten. Sie sammelten Johannisbeeren und andere Beeren von den Bergwiesen; wilde Himbeeren und Holunderbeeren in den Douglas-Tannen- und Espenwäldern; Eicheln, Wacholderbeeren, Manzanita-"Äpfel" und Kirschfrüchte in der Zone der Ponderosa-Kiefern und Gambel-Eichen; Pinyon-Nüsse, Eicheln, Weinbeeren, Maulbeeren und viele andere Früchte in den Zwergwäldern. In den Wüstenbecken ernteten sie Früchte und Wurzeln der Yuccas, Pflanzenteile der Agave, Früchte und Sprossen der Stachelbirnenkakteen, die Samenkapseln der Teufelsklaue, die Bohnen der Honig-Mesquite und die Eicheln der Shinnery-Eiche. Sowohl in den Bergen als auch in den Wüstenbecken sammelten sie Pflanzenfasern und Rinden, um sie bei der Korbflechterei und der Herstellung von Sandalen, Kleidung und Wiegen zu nutzen. Für Heil- und Zeremonialzwecke sammelten kundige Personen in den Bergen und Wüsten Pflanzen, die sie für die Herstellung von Medizinen nutzten, wie zum Beispiel Ephedra, Manzanita, Berberitze und Ceanothus oder Visionen herbeiführende Rauschgifte, zum Beispiel Mescal und den Stechapfel. Die gesammelten oder geernteten Samen wurden mittels Mörsern und Stößeln sowie auch mit Metaten (Reibschale) und Manos (Reibsteine) für die weitere Nahrungsstoffzubereitung zerkleinert.

      Materialien, die für die Werkzeug- und die Schmuckherstellung erforderlich waren, wurden durch die weiter umherschweifenden Jäger und Sammler gefunden und eingesammelt oder von anderen Nomadengruppen, die bei ihren Zügen auf solche Ressourcen gestoßen waren und dort solche Materialien auf- und eingesammelt hatten, eingetauscht.

      Der Übergang von der Frühen zur Späten Grubenhaus-Periode (Late Pit House Period von 550/600/750 bis 1000/1150 u.Z.) wird lokal unterschiedlich zwischen 550 und 750 u.Z. angegeben. Zu Beginn der Späten Grubenhaus-Periode zwischen 500 und 600 u.Z. begannen die Mogollon-Gruppen, ihre Dörfer in leicht zugänglichen Bereichen bei ihren meist auf dem Flussschwemmland in den Tälern angelegten Feldern zu errichten. Dabei wird die Hausgröße im Vergleich zur Zeit davor auf den Erhebungen etwas kleiner. Wahrscheinlich reflektiert dies einen Wechsel in

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