Die Pueblo-Kulturen. Werner-Wolf Turski
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Die Belege zeigen auch, dass die Heil-Menschen der Mogollon psychoaktive Pflanzen benutzten, um Trancezustände herbeizuführen, bei denen sie in der Lage waren, leichter mit der Geisterwelt in Kontakt zu treten. Es wurden zum Beispiel Verstecke/Horte mit den Samen der sakralen Datura-Pflanze gefunden, die starke Halluzinationen hervorruft (und potentiell tödlich sein kann). Auch die pilzförmigen Skulpturen auf dem Paho-Oberteil deuten auf die Verwendung von psychoaktiven Pilzen hin, die aus dem Süden erworben worden sein könnten. Auch sakrale Wanderungen zu den Florida Mountains im südwestlichen New Mexico könnten durchgeführt worden sein, um dort den für psychoaktive Wirkungen bekannten Peyote-Kaktus einzusammeln. Erforscher von Mogollon-Standorten fanden Keramik und Steinpfeifen mit Resten von Tabak, einem Narkotikum, das beim speziellen Verbrennen Rauchwolken hervorbringt, die man u.a. möglicherweise magisch mit Regenwolken verband. Inwieweit Heil-Menschen mit den KünstlerInnen, die geometrische und figürliche Darstellungen auf Felswänden und auf Gefäßen malten, identisch waren, muss mangels konkreter Kenntnisse eine offene Frage bleiben. Auch die lokal und zeitlich sicher unterschiedlich ausgeprägte spirituelle Rolle von Papageienvögeln in dem Mythen und bei den Zeremonien der Mogollon im Casas Grandes und im Mimbres Gebiet ist hervorzuheben.
2.2. Die Kultur der Mogollon Mimbres
Der Name „Mimbres“ wird archäologisch-kulturhistorisch als Bezeichnung für den geographischen Ort des so genannten, maximal ca. 100 km langen Flusses verwendet, wird für die zwischen 750 und 1300 u. Z. im Bereich und der weiteren Umgebung dieses Flussgebietes lebenden Menschen als ein Zweig der Mogollon-Kultur und ebenfalls für die von diesen Menschen speziell im Zeitraum von 1000 bis 1150 u.Z. produzierten charakteristischen Tonwaren im sog. Black-on-White Stil genutzt. Die historischen Überschneidungen führen zu Bezeichnungen sowohl nach der spanischen als auch nach der amerikanischen Sprache wie zum Beispiel „Rio Mimbres“/„Mimbres River“ oder die „Mimbres“/„Mimbreños“.
2.2.1. Das Verbreitungsgebiet
Die Mimbres-Menschen, grundsätzlich ein Zweig der Mogollon-Kultur, lebten von etwa 200 bis 1130/50 u.Z. relativ isoliert im südwestlichen New Mexico und östlichen Arizona und erreichten ihren kulturellen Höhepunkt um 1050 u.Z. im Flusstal des Mimbres River im südwestlichen New Mexico (ca. 32 km östlich von Silver City). Das ist topographisch ein Becken- und Gebirgsland (Basin and Range), aber ein höher gelegenes Trockengebiet als das von den Hohokam bewohnte. Während der Zeit von 200 bis 1000 u.Z. (Frühe und Späte Grubenhaus-Periode) entsprach die Mimbres Kultur im Wesentlichen dem Standardbild der Mogollon-Kultur. Erst ab 1000 u.Z. herum wichen sie merklich vom allgemeinen Mogollon-„Standard“ ab und erlangten ihre spezielle Mimbres-Ausprägung. Diese Abweichung dokumentiert sich speziell in der Gestaltung der an den Totenkult gebundenen Keramik und der u.a. damit verbundenen Spiritualität der Mimbres. Für die Zeit bis ca. 1000 u.Z. gelten im Wesentlichen die Aussagen im Abschnitt „Die Mogollon-Kultur“ und werden deshalb bei der Entwicklungsdarstellung der Mimbres-Kultur nur kurz wiederholt.
Der Rio Mimbres, auf spanisch "Fluss der Weiden" im südlichen New Mexico ist ein gewöhnlicher Fluss in der Chihuahua-Wüste, der durch den Winterschnee hoch in den Bergen und die Niederschläge der Sommergewitter sowie deren Abfluss in die offene Wüste entstanden ist. Wie die meisten Flüsse der Chihuahua-Wüste verschwindet auch der Rio Mimbres, nachdem er die Berge verlassen hat. Sein im Allgemeinen seichter Flusslauf versickert einfach im Wüstenboden und hinterlässt über viele Kilometer nur sein leeres Flussbett in der Landschaft, das sich wie ein Geisterfluss dahinwindet.
Die Täler und Niederungen dieses Gebietes sind durch temporäre Wasserläufe charakterisiert, in denen nach der Schneeschmelze und nach heftigen Niederschlägen wie den Sommergewittern über einen kürzeren oder längeren Zeitraum Wasser steht oder auch fließt, bevor die Versickerung und Verdunstung den Wasserstand wieder verschwinden lässt. Auf jeden Fall sind die angegebenen Flussläufe wenigstens temporär vegetative und faunistische Gunsträume und günstige Wanderrouten mit eventuell mittels Grabung erreichbarem Grundwasser.
2.2.2. Die Formierung der Mogollon Mimbres-Kultur - 2.2.2.1. Die Chronologie
Die Chronologie der Mimbres-Besiedlung im südwestlichen New Mexico kann durch vier Perioden, die sowohl auf der Architektur als auch auf den Tonwarenstilen basieren, beschrieben werden. Dies sind die Frühe Grubenhaus Periode, die Späte Grubenhaus Periode, die Klassische Mimbres Periode und die Postklassische Mimbres Periode.
Die Frühe Grubenhaus Periode datiert von 200 bis 550 u. Z. In dieser Mimbres Periode bestanden die Siedlungen aus Grubenhaus-Niederlassungen auf hohen isolierten Hügeln. Während des 3. und 4. Jahrhunderts u.Z. formierten sich Grubenhausansammlungen zu ganzjährigen Siedlungen. Ihre Bewohner betrieben Jagd- und Sammelwirtschaft verbundenen mit einem Gartenbodenbau mit Mais und Squash. Sie lebten in runden, halbunterirdischen Grubenhäusern. Ihre Tonwaren bestanden aus glatten/einfachen braunen Gefäßen, die die Form von Flaschenkürbissen hatten.
Die Späte Grubenhaus Periode dauerte von 550 bis 1000 u.Z. Während dieser Zeit zog die Bevölkerung auf die untere Terrasse des Mimbres River hinab. Sie lebten in halbunterirdischen Grubenhäusern und bauten in ihren Dörfern große Kivas. Diese Periode ist in drei Phasen eingeteilt:
Die Georgetown Phase datiert von 550 bis 650 u.Z. und ist gekennzeichnet von runden und D-förmigen Grubenhäusern und durch die San Francisco Red-ware Töpferei.
Die San Francisco Phase datiert von 650 bis 750 u.Z. und ging schrittweise zum rechteckigen Grubenhaus mit gerundeten Ecken und zur die Mogollon Red-on-brown Töpferei über.
Die Three Circle Phase datiert von 750 bis 1000 u.Z. und ist von rechteckigen und quadratischen Grubenhäusern und mehreren Tonwarentypen charakterisiert, die die Three Circle Red-on-white, die Boldface Black-on-white (Stil I und II), die neck-banded (am Hals mit Bandverzierungen) und neck-corrugated (am Hals gewellte) Töpfe umfassen.
Die Klassische Mimbres Periode datiert von 1000 bis 1130/50 u.Z. Über den Grubenhäusern der Späten Grubenhaus Periode wurden Mauerwerkpueblos erbaut. Diese Pueblos bestanden aus Wohnräumen, Vorratsräumen und Gemeinde-/Zeremonial-Räumen. Es gab einen Populationszuwachs, der zum ausgedehnteren Bewässerungsbodenbau und zu einer intensiveren und extensiveren Ausbeutung/Ausnutzung der Umwelt führte. Die Tonwaren dieser Periode waren der Black-on-white Stil III und der Polychrome Stil III.
Die Postklassische Mimbres Periode datiert von 1130/50 bis 1450 u.Z. und ist in zwei Phasen eingeteilt.
Die Black Mountain Phase datiert von 1140 bis 1300 u.Z. Während dieser Phase wanderte die Bevölkerung in Richtung Süden ab. Sie bauten in dieser Zeit keine Zeremonialbauten (Kivas) mehr und die Tonwaren waren entweder eine wenig auffällige lokale Produktion oder eine „importierte“ bemalte nicht-lokale Form.
Die Cliff Phase datiert von 1300 bis 1450 u.Z. und ist von Adobebauten und Plain-ware (glatten Töpfen), textured surface