Die Pueblo-Kulturen. Werner-Wolf Turski

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Pueblo-Kulturen - Werner-Wolf Turski страница 12

Die Pueblo-Kulturen - Werner-Wolf Turski

Скачать книгу

Auch die Entwicklung der Klassischen Black-on-White-Begräbniskeramik widerspiegelt spirituell und auch in der praktischen Ausführung die Stärke und die Fähigkeit der Weiblichkeit bei den Mimbres, wobei aber bestimmte eindeutig männliche Darstellungsthemen durchaus auch von Männern gemalt worden sein können. Als die in der Töpferkunst demonstrierte weiblich geprägte Spiritualität den verschärften Ressourcen-Stress nicht mehr austarieren konnte, war die klassische Periode und auch die sie kennzeichnende künstlerisch hochentwickelte Keramik am Ende. Die für uns heute sichtbare weibliche Spiritualität war in diesem Stress nicht mehr (allein?) tragfähig. Spekulativ(!) kann man Hinweise auf katchina-ähnliche Darstellungen als Ausdruck des Versuches der männlichen Spiritualität sehen, die Stress-Situation von ihrer Seite mit auszuregulieren. Ein Gegeneinander von männlicher und weiblicher Spiritualität ist in dieser egalitären Gesellschaft nicht zu erwarten. Beide dienten dem gleichen Ziel: Überleben! Die allmähliche Stärkung einer möglichen „Katchina“-Spiritualität wäre aber noch eine Möglichkeit, den Übergang von der weiblich-dunklen Kiva zu licht- und sonnenbezogenen Plaza-Aktivitäten zu begründen – aber auch das ist nur eine Hypothese. Es könnte auf der Plaza auch nächtliche mondbezogene und von den Weibern getragene Zeremonien gegebenen haben. Noch eine Hypothese!

      Die Mimbres-Gesellschaft wird im Allgemeinen als egalitär bezeichnet. Einige Wissenschaftler meinen aber, dass das Leben in den klassischen großen Dörfer von einer „ziemlich strengen“ Form „sozialer Kontrolle“ charakterisiert wurde (Nahrungsmittel- und Brennstoffrationierung?; Vorgaben zur Wasserverteilung und zum Bau der Bewässerungskanäle?). Ich sehe darin keinen Widerspruch zur o.g. egalitären Gesellschaft, denn wenn ein eingespieltes Sozialsystem einen spürbaren Ressourcenstress verkraften will, dann muss es zur Bewältigung einer solchen Situation schon straffe/strenge Regulierungsmechanismen entwickeln und durchsetzen – oder untergehen oder fortziehen. Aber dazu braucht man keinen machtvollen männlichen Oberpriester an der Spitze einer Hierarchie, dazu reicht auch eine konsequent handelnde Clanmutter.

      2.2.3. Die Mimbres-Migration

      Diese Veränderungen führten im Zeitraum 1130/50 zum Ende der Klassischen Mimbres-Kultur, die sich durch Abwanderungen aus dem Kerngebiet um den Mimbres River, weiteren Migrationen in den und im Umkreis des Kerngebietes und in kulturellen Veränderungen manifestierte. Es gibt keine archäologischen Beweise für spürbare gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen den Mimbres in dieser Phase. Über die Gründe des Endes der klassischen Mimbres-Epoche wird von Seiten der Wissenschaftler jedoch noch viel diskutiert. Auf jeden Fall konnte die vor Ort befindliche Bevölkerung (Konzentration in den wenigen vielräumigen Pueblos) trotz aller physischen und spirituellen Anstrengungen sich nicht mehr ausreichend aus ihrem ökologischen Umfeld ernähren. Sie verließ die großen Pueblos und wanderte deshalb aus dem Mimbres-Tal und seiner Umgebung ab.

      Hier ist anzumerken, dass auch die frühe Kernkultur der nördlich der Mogollon lebenden Anasazi - die Chaco Canyon Kultur - annähernd zur gleichen Zeit aus offensichtlich ökologischen Gründen (Dürre) kollabierte und zumindest das Gebiet des Chaco Canyon und seine Umgebung fast vollständig von den Anasazi verlassen wurde. Ein wesentlicher Teil von ihnen wanderte u.a. wahrscheinlich nach Süden in den „nördlichen Gürtel“ der nördlichen Mogollon ab und traf dort auf die durch den Mimbres-Kollaps sich neu in dieser Landschaft ausbreitenden und neue Niederlassungen bauenden Mogollon.

      Die Abwanderung aus dem Mimbres-Gebiet war aber kein völliger Abzug so wie um 1300 u.Z. der Anasazi-Auszug aus dem nördlichen San Juan-/Mesa Verde-Gebiet, sondern mehr eine räumlich-wirtschaftliche Aufteilung und Dezentralisation der Bevölkerung. Die Bevölkerungskonzentration in großen Dörfern (mit den jetzt nicht mehr ausreichend ergiebigen großen Bodenbauflächen) wurde aufgegeben. Die Mimbres ließen sich jetzt in kleinen Weilern an vielen Stellen mit kleinen nutzbaren Bodenbauflächen an Fluss- und Bachläufen mit einem für ihre kleine Gruppe ausreichendem Wasserpotenzial nieder. Ihre Bodenbautradition verlief auch an den neuen Standorten weitgehend kontinuierlich weiter, die Bewässerungsaktivitäten waren aber, soweit sie aus Ertragsgründen noch praktiziert werden mussten, entsprechend geringer – und damit auch schlechter für Archäologen nachweisbar. Die Bauten wurden weiter im Pueblo-Stil errichtet, sogar die früher nach „Jacal“-Methoden errichteten Feldhäuser entstanden jetzt im Pueblo-Mauerwerksbaustil.

      Die einzelnen Gebiete der Mimbres-Region wurden durch Bevölkerungsbewegungen unterschiedlich betroffen – kleinere Dörfer blieben unbeeinflusst erhalten, neue Siedlungsstandorte entstanden, langjährige große Siedlungen wurden verlassen. Der westliche Mimbres-Bereich war bereits ziemlich früh, wahrscheinlich schon vor 1100 u.Z., verlassen worden und verblieb bis ca. 1250/1300 u.Z. ohne permanente Besiedlung. Im nördlichen Mimbres-Tal wurden zwischen 1130 und 1150 u.Z. viele große Dörfer verlassen und im weiteren Umkreis, speziell im östlichen Bereich, im Zuflussgebiet des Rio Grande, neue Weiler gegründet wie die Ladder Ranch und auch die A-Spear Ranch am Osthang der Black Range. Die zwischen 1100 und 1150 u.Z. erfolgte Einwanderung von Mogollon in das Tonto Becken und der allmähliche kulturelle Rückzug der Hohokam aus diesem Raum ist wahrscheinlich auch den Wanderungen im Zusammenhang mit dem Kollaps der Klassischen Mimbres Kultur geschuldet. Jedoch sahen die zentralen und die südlichen Teile des Mimbres-Tales auch sehr späte Übergangsentwicklungen, die auch als Postklassik oder Terminal Classic (1130 bis 1200 u.Z.) bezeichnet wurden. Es kamen aber auch noch vor 1200 u.Z. andere Menschen in das Mimbres-Tal, aber ihre Keramik hatte keinen Mimbres Stil mehr und unterschied sich nicht von der, die sonst noch im Südwesten gefunden wurde. Die Träger der 1150 u.Z. erloschenen klassischen Mimbres-Kultur gingen auf bzw. verschmolzen in den kleineren Mogollon-Zweigkulturen von Foresdale, San Simon, Cibola und Black River.

      Ab 1250/1300 u.Z. wurde aber der Bereich der Arizona Mountains, der Südhang der Mogollon Rim mit seinen nördlichen Zuflüssen zum Salt River wieder verstärkt besiedelt. Dort entstanden große Mogollon-Pueblos, in denen, keramisch nachweisbar, auch Anasazi-Gruppen lebten, die wahrscheinlich, initiiert durch die Auflassung der Anasazi Niederlassungen im Northern San Juan Gebiet, nach Süden gezogen und in den Mogollon-Niederlassungen verblieben waren. Teilweise sind Mogollon auch nach Norden in den südlichsten Bereich des Anasazi-Gebietes gewandert. Trotz der ökologisch-wirtschaftlichen Erfahrungen im Mimbres-Tal gab es auch in der Zeit nach 1150 u.Z. (Postklassik) große Pueblo-Siedlungen, wie die zeitlich nachfolgenden Stätten aus den Arizona Mountains belegen.

      Einige große Mogollon Pueblos westlich des Mimbres Kerngebietes aus der Zeit zwischen 1250/1275 und 1400 u.Z. mit Anasazi-„Einmischung“ sind das Q-Ranch Pueblo (200 Räume), das Grasshopper Pueblo (500 Räume), das Tundastusa Pueblo (450 Räume), das Kinishba Pueblo (500 Räume), das Turkey Creek Pueblo (335 Räume), das Canyon Creek Pueblo (120 Räume) und das größte Mogollon Pueblo, das Point of Pines Pueblo mit 800 Räumen. Die nach Norden gewanderten oder sich im Norden bewegenden Mimbres erbauten u.a. am Oberlauf/Quellgebiet des Gila River in geeigneten Höhlen Kliffwohnstätten wie das Gila Cliff dwelling (ca. 40 Räume einschließlich Kiva in fünf nebeneinander liegenden Höhlen in der Zeit von 1280 bis 1300 u.Z. von Mimbres aus dem Tularosa Creek Gebiet) und auch die Main Group Site (mehrere Kliffwohnstätten aus der Zeit von 1250 bis 1300 u.Z. von Mogollon aus dem Cibola-Gebiet). Im Quellbereich des Gila River bestand auch die heutige TJ Ruin (200 Räume in fünf Raumblöcken, Niederlassungsbeginn bereits seit der Frühen Grubenhaus Periode ab 500 u.Z. und Aufgabe um 1400 u.Z.). Seine Endphase wies starke Einflüsse durch die Zuni und Keres (Acoma-Bewohner) auf. Der Aufgabe des nördlichen Mogollon-Gebietes führte die Mogollon-Mimbres und ihre Nachfolger zumindest teilweise in die ethnischen Gruppen der heutigen Hopi, Zuni und eventuell auch Keres.

      Während der späten 1200er Jahre u.Z. wird der Veränderungs- und Anpassungsprozess im Südteil der Mimbres-Region durch die Ausstrahlung des wirtschaftlich und spirituell erstarkenden mogollon-chichimekischen Standortes Paquime/Casas Grandes (Staat Chihuahua/ Mexiko) beeinflusst, der 160 km südlich des Mimbres-Tales liegt, und zu dessen Erstarkung nach Meinung einiger Wissenschaftler auch die Zuwanderung von Menschen aus der Mimbres-Region

Скачать книгу