Maria-Magdalena. Gerd Bock

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Maria-Magdalena - Gerd Bock

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der Menschheit erfolgreich, auch ohne die Hilfe des berüchtigten Morbus von Dr. Alois.

      Es steckt auch ein gerüttelt Maß Autobiographie in meinem Buch. Man kann sich nicht alles ausdenken, man wirkt ja sonst so unseriös.

      Im Juli 2013 … Ihr Gerd Bock

      2. Maria-Magdalena

      Die Warteschlange zum Counter bei der DB, jetzt wieder Schalter, nach der Sprachreform von Bahnchef Grube, rückte langsam vorwärts.

      Vor mir eine junge Frau, vielleicht 30, oder ein paar Jahre mehr. Im engen Kostüm, keine Pumps, Schuhe mit halbhohen Absatz. Also seriös, verheiratet, möglicherweise aus bürgerlichen Verhältnissen und im Job bei einer Bank, oder Uni, oder Chefsekretärin, oder so ähnlich.

      Sie rutschte über irgend etwas, kippte nach hinten ab, oder es war ihr schwindelig geworden. Nein, nicht bei so einer jungen Frau. Das Haar übrigens lang und braun. Es flog mir ins Gesicht, duftete gut.

      Ich hielt sie um den Bauch fest, sie flog nicht, aber ihr rechter Fuß stand so komisch. Hinterher sah ich, sie war auf einem Spuckfladen ausgerutscht – Bahnhofshalle! Ich dachte nichts und sagte nichts.

      Sie kam nur schwer auf beide Füße. Der rechte schmerzte offenbar sehr. Ich ließ sie los. Sie wollte einen Schritt in der Schlange nach vorn gehen, denn die war gerückt. Aber schon hatte sie wieder meinen rechten Unterarm im Griff – es geht nicht.

      Links stand eine Bank in der Halle, dorthin. Den Schuh ließ sie liegen, ich nahm ihn mit zur Bank. Blaß und weit aufgerissene Augen, sie waren braun. Sie ließ meinen Arm nicht los. Schmerzen – ja.

      Ich kniete mich vor sie hin. Den Fuß bitte mal hoch. Gar nicht so einfach im engen Kostüm. Rock hoch und Beine übereinander, hörte ich mich sagen. Sie tat es widerspruchslos.

      Der Knöchel war schon ganz schön dick, bald würde er blau werden. An Laufen nicht zu denken. Nach Hause, nein, da ist niemand. Wieso, haben Sie keinen Mann zu Hause? Ja, doch schon, aber im Moment habe ich nur Sie.

      Ich dachte so bei mir … Du meinst, jetzt habe ich nur Dich … und plötzlich sagte ich das auch so zu ihr.

      Ja, Dich. Mit schmerzverzerrtem Gesicht. Zum Arzt? Ja. Gut, mein Oggi steht auf dem Parkplatz vorm Bahnhof.

      Der Versuch, selbst zu laufen, ging voll in die Hosen. Ich faßte sie, als sie stand, rechts um die Hüften, den linken Arm unter die Kniekehlen – los ging’s. Das Bündel an den OCTAVIA gelehnt, Türe auf, rein, mit Schrei und Entschuldigung.

      Nach 2 h beim Arzt mit dickem Elastikverband wieder zum Auto. Heim zu Dir - nein. Warum nicht - ist zu weit. Also zu mir. Ja, aber? Kein Problem, sage ich. Ich hab’ das alles durch.

      Hatte ich doch neulich im Mai erst, meine Exfrau und unseren gemeinsamen Sohn zu meinem und meiner Frau Geburtstag eingeladen. Meine große Tochter und meine liebe Schwiegertochter haben sich darüber ein wenig aufgeregt. Meine Frau auch. War mir egal.

      Die Ex und ich sind seit 50 Jahren geschieden und haben keine Probleme mehr miteinander, auch keinen Sex.

      Sie saß im Auto neben mir wie ein Häufchen Unglück. Halt mal an, wenn es geht, ja. Ich dachte, sie hat wohl tolle Schmerzen. Sie sagte aber, warum tust Du das alles für mich. Du kennst mich doch überhaupt nicht. Ich kann doch auch ein Luder sein oder eine Nutte und HIV- positiv.

      Bist Du nicht und ich tue doch nur für Dich, was jeder andere auch tun würde. Du hast einen Job an der TU, sagte ich unvermittelt. Stimmt, sagte sie und bin promoviert.

      Sie sah mich an, es hätte einen Stein erweichen können. Aber nicht glücklich?

      Doch schon, nur mit einem Kind will es nicht klappen. Und ich möchte doch so gerne eins.

      Ich dachte so bei mir mit Friedrich von Schiller: … der Frau kann geholfen werden!

      Aber das wäre wohl nicht fair, in dieser Situation.

      Ich dachte auch an den hübschen Witz von der jungen Frau mit tollen Zahnschmerzen und dem Spruch des Zahnarztes … das müssen Sie schon selbst entscheiden, da muß ich nämlich den Stuhl umstellen.

      Na gut. Plötzlich lehnte ihr Kopf an meiner Schulter, wir standen, und sie heulte Rotz und grüne Pflaumen (mecklenburgisch-vorpommerscher Spruch meiner Frau).

      Wie das alles weitergehen soll, war mir im Moment verdammt unklar. Ein hübsches junges Weib, das Herz auf den Lippen, Tränen, ein schmerzender Knöchel, nicht laufen können, getragen werden müssen, ein Kerl und ein Auto und warmes Wetter. Was Besseres ist kaum denkbar. Jetzt hatte ich den Schwarzen Peter. Nein, eigentlich nicht. Mit 76 hast du keine Chance mehr.

      Wollte ich da raus – eigentlich nicht. Nur jetzt keine Gedanken machen, oder Ressentiments haben, nein, nein und nochmals nein. Verfluchter Wunsch!

      Also flugs nach Hause in unser Häuschen und auf die Couch mit der promovierten Lady. Meine Frau würde wohl mitspielen, es war ja doch ein Notfall, aber irgendwann würden schon Fragen kommen.

      Kann mich, abgesehen vom Geburtstagsknatsch wegen meiner Ex, noch gut an die Geschichte mit der „Gräfin“ aus Böhmen erinnern, exakt an Frau Merinna Coraldi de Larric, so ums Jahr 1999 herum und an den Anruf deren adliger Tochter bei uns zuhause, da war die Gräfin schon ein paar Jahre tot, sie rauchte ja jahrzehntelang täglich ca. 40 Zigaretten. Kein schöner Suizid. Wir haben sie, die Gräfin, im Oktober 2000 mal in ihrem Schloßhotel im Böhmischen Mittelgebirge zwischen Aussig und Leitmeritz besucht, sind aber vorzeitig wieder abgehauen, obwohl wir das Hochzeitszimmer hatten. Sie war halt doch zu direkt in ihrer Art!

      Von der Couch bei uns zu Hause hat sie, sie heißt übrigens Maria, genauer Maria-Magdalena und nach dem Neuen Testament Maria von Magdala (nicht das bei Jena, nein, das Magdala am See Genezareth in Galiläa), ihren Mann angerufen. Der kam nach ein paar Stunden, ganz freundlicher Kerl. Was machst Du nur für Sachen, Maria. Zu mir, vielen Dank auch für Ihren Einsatz.

      Verdammt, dachte ich, der Kerl taugt ja was. Na, eben Pech gehabt.

      3. Besuch in Schiebock

      3 Wochen später ruft sie an: Ich lade Dich und Deine Frau mal zum Essen ein, wir wohnen in der Lausitz. Der Fuß ist wieder heil.

      Meine Gute hatte wohl keinen rechten Hunger aufs Essen und so fuhr ich allein.

      Benannt hatte Marie einen hübschen Gasthof „Erbgericht“ in der Nähe von „Schiebock“. Jeder weiß, wo und was das ist, das Tor zur Lausitz. In der Lausitz heißen 11 von 10 Kneipen Erbgericht. Gemeint ist natürlich das Amtsgebäude des Dorfrichters früherer Zeiten, dessen Funktion erblich war.

      Sah ich doch neulich im TV eine Sendung über Karl Stülpner, den Robin Hood des Erzgebirges, da war viel von der lieblichen Tochter des Dorfrichters, der Geliebten Karls die Rede. Ein hochgelehrter Professor, kein Sachse, sprach über die Armut der Erzgebirgler im 18. und 19. Jahrhundert, stimmt ja auch, und über die Frondienste, die die leibeigenen Bauern früher verrichten mußten.

      Der Mann weiß offenbar bis heute nicht, daß es im Wettinischen Sachsen nie, zu keiner Zeit, Leibeigene gegeben hat und ist trotzdem Professor geworden. Unwissenheit ist keine Schande,

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