Maria-Magdalena. Gerd Bock

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Maria-Magdalena - Gerd Bock

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Namen Marie nicht akzeptieren. Ich heiße Maria, Maria–Magdalena. Ich ergänzte: Maria von Magdala – nein, nicht von Magdala. Gut.

      Wo ist Dein lieber Mann? Leider keine Zeit. Was jobbt er eigentlich? Er ist Arzt, Hausarztpraxis, das heißt, er hat selten oder nie Zeit. Auch keine Zeit zum Kindermachen? Sei nicht so frech.

      Als nächstes war zu klären, wo ich heute Abend mein müdes Haupt zur Ruhe betten kann, oder ich darf wegen der Rückfahrt keinen Schluck Bier trinken, oder nur einen ganz kleinen.

      Sie sagte leichthin, wir werden eine Lösung finden.

      Was für eine Lösung meinte sie? Welche Art Doktorin bist Du eigentlich? Technische, biologische, mathematische oder was für eine Doctora. Ah, die weibliche Form von Doctor. Hast Du Ahnung von Latein?

      Ja, sagte ich, und nein dachte ich. Es war vor 60 Jahren auf der OLO in Saalfeld, habe fast alles vergessen. Wer übt schon sein Leben lang Latein.

      Habe als junger Kerl auch über 11 Jahre Russisch „gelernt“, aber halt ohne innere Bereitschaft. Hätte mir vielleicht doch bei meinen dienstlichen Jobs im Ausland weitergeholfen, könnte mich heute noch in den Hintern beißen.

      Sie: Das wäre Dir weder früher noch heute gelungen. Stimmt sogar. Das Frauen doch immer Recht behalten müssen, ich.

      Sie: Ja, Frauen sehen eben alles um sich herum ziemlich realistisch.

      Ich wollte noch fragen – im Gegensatz zu Männern, etwa. Habe es aber in eine andere Frage umgeleitet: Warum fährst Du mit der Bahn nach Schiebock, mit dem Auto geht’s doch viel bequemer. Ja schon, wenn die Waldschlößchenbrücke mal fertig sein wird und ich und viele andere nicht einen Kilometer zum Parkplatz laufen müßten, dann ja. Und das geht nun schon einige Jahre so. Alles wegen der Spitzmaulnashörner – will sagen der Hufeisennasenfledermäuse. Die Brücke hatte schon vor 3 Jahren fertig sein können. Stimmt natürlich.

      Wie schön wird das Elbtal doch sein, mit dieser wunderbaren Brücke, diesem eleganten technischen Wunderwerk, auch und gerade ohne Weltkulturerbetitel. Ein doofes Wort, übrigens.

      Gegen das Blaue Wunder hat bisher, d. h. seit fast 120 Jahren auch noch keine UNESCO Einspruch eingelegt. Irgendwelche „Körnerfresser“ hatte wohl Wut auf die Waldschlößchenbrücke. Manche haben sich in einer alten Rotbuche oben am Waldschlößchen angekettet. Andere haben eimerweise Kies in die Getriebekästen von Baggern geschüttet – alles Hirnrißlinge, die man 3 Jahre in die Braunkohle schicken sollte, damit sie zu denken beginnen.

      Früher war der Slogan im Schwange:

      Hier macht jeder was er will und keiner was er soll und alle machen mit!

      Heutzutage ist dieser Spruch potenziert zu Gange. Das reimt sich sogar.

      Sie saß mir gegenüber in der Kneipe, das Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden, eigentlich unmodern, umwerfend hübsch anzusehen. Hab’ wahrscheinlich die Augen verdreht, vor Wonne. Ist was, ist Dir übel?

      Völlige Fehleinschätzung – ich möchte Dich küssen, so wohl ist mir. Sie, abwarten und Tee trinken.

      Unser ehemaliger Fuhrparkleiter, Erich Mühlberg war sein Name, sagte immer in kniffligen Situationen: Weiterfahren und beobachten. Friede seiner Asche.

      Wir fahren weiter und werden nicht nur beobachten, nein, auch im rechten Moment zufassen – hoffentlich. Dazu gehören immer Zwei.

      Ich wußte noch nicht, welche Art Doktorin sie ist. Glatt das Thema verfehlt. Abgelenkt durch ihre Schönheit und ihr Geschick, das Gespräch in die ihr genehmen Bahnen zu lenken.

      So fragte ich denn mit Elsa von Brabants Worten aus Lohengrin: … wess’ Art und Stamm bist du?

      Im Wagnerjahr ist es schon erlaubt, solche Fragen zu stellen.

      Es kam prompt mit Lohengrin zurück: … Nie sollst du mich befragen, noch Wissens Sorge tragen, wess’ Art und Stamm ich bin …

      Eigentlich wolltest Du doch wissen, was ich doktoriere, ja, ich bin Laborchemikerin in der Uniklinik – na prima, sagte ich.

      Dann sprach sie über ihre Arbeit, sprich ihren Job: Sehr interessant, manchmal auch traurig, wenn Analysen doch sicher auf Krebs deuten, prima Kollegen und -Innen. Kein Mobbing, keinen Knatsch, nur manchmal. Nun wußte ich alles.

      Was Art und Stamm anbelangten, sagte sie mir erst viel später.

      Es gab noch so viel zu erzählen. Erzählen zählt bei mir altem Kerl zu den sehr wichtigen Praktiken des Kontaktmachens, auch Kommunikation genannt, was eigentlich korrekt übersetzt ´sich vergemeinsamen´ heißt.

      Ja, Datensammlung nach Art des Hauses NSA in Gottes eigenem Land. Nur 18 Geheimdienste haben die dort. Vielleicht für jede Geheimniskategorie einen. Erich Mielke hätte von denen viel lernen können, sehr schade, nun ist alles zu spät. Ich weiche ab – wie so oft.

      Alter Kerl, das ist das Stichwort. Ich bin nur knappe 40 Jahre älter als diese junge Frau. Könnte gut meine Enkeltochter sein. Eine von denen wird im November 33. Fast bedeutungslos, möchte man meinen. Im Gegenteil, kreuzgefährliche Situation, wenn man bedenkt, was alles nicht mehr, oder nicht mehr so richtig, oder überhaupt nicht mehr geht. Ich muß mich davor hüten, mich durch unbedachten Quatsch lächerlich zu machen, das heißt mit anderen Worten, ihre Jugend und diesen Altersunterschied immer und über alle meine Träume und Wünsche hinweg respektieren. Auch wenn’s schwerfällt.

      Bock, reiß’ dich am Riemen! Soll heißen, alter Bock.

      Mir fiel eben wieder das noch ungelöste Problem ein, Bier - wo den Kopf hinlegen - oder nach Hause fahren. Es wird eine Lösung gefunden werden müssen, oder auch nicht. Das alles klingt sehr sophistisch, ja spitzfindig.

      Wir hatten einen hübschen Kneipennachmittag mit freundlichen Gesprächen, gutem Essen, sie Kalbsbraten mit böhmischen Knödeln und Bier, ich Roulade mit Rotkraut … und Bier.

      Später fuhr ich doch mit dem Auto nach Hause – besser so. Aber das Essen hat geschmeckt. Bestes Zeichen dafür, Essen ist doch die Sexualität des Alters – makabre Erkenntnis, aber so wahr, wie nur irgend etwas wahr sein kann. Gutes Essen hatte und hat für mich schon immer einen hohen Stellenwert, seit ich Magazinverwalter für Verpflegung bei der NVA war und das ist schon sehr, sehr lange her.

      4. Dienst … für Deutschland

      Hatten damals, 1956, die Regierungs-Fliegerstaffel ins Regiment bekommen. Das war nicht weit von Berlin-Schönefeld gelegen in einem ehemaligen, früher wie heute stark getarnten Raketentreibstoffwerk für die V1 und die V2 des Barons Wernher von Braun aus dem Warthegau, also in der Nähe von Posen. Hohe Kiefern wuchsen auf den meterdicken Betonflachdächern der Gebäude.

      Der damals jüngste Professor des Deutschen Reichs ist ja nun seit 1977 auch in höheren Gefilden zu Hause, hat aber zu Lebzeiten doch die gesamte US- Raumfahrt auf Vordermann gebracht und nicht nur die dickste Saturn 5 für die Mondlandung entwickelt, nein auch den Abstand zur UdSSR-Raumfahrt nach Möglichkeit verkleinert. Hat irgendwann auch mal seine Cousine geheiratet und mit ihr hübsche blonde Kinder gemacht.

      Die Fliegerstaffel hatte einen eigenen Koch und einen viel höheren Verpflegungssatz und ich mußte (gern) für diesen Koch mit einkaufen. Zygiel

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