Der Killer kam aus Santa Fu. Didier Desmerveilles

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Der Killer kam aus Santa Fu - Didier Desmerveilles

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I love your way, everyday ...« Er bog von der Kieler Straße in die Wolffstraße ein und von der wieder rechts in den Fasanenweg, der seinem Namen alle Ehre machte. Die Gegend erinnerte mehr an einen Park mit Verweilpavillons als an ein Wohnviertel. Fasane, wenn sie sich denn noch hierher verirrten, hätten keinen Grund zur Klage. Man durfte hier eigentlich auch nur dreißig fahren. Fredo war das zu lahm. »Luisa, Luisa, Luisa!« Der schmale Weg führte auf einen von Linden beschatteten Platz, in dessen Mitte sich eine imposante, dreihundert Jahre alte Kirche mit ihrem schlanken Turm divenhaft in den blauen Himmel emporstreckte. »Uuuuh Luisa, I love your way, everyday!« Eine Treppe führte an Rasenflächen und einem Denkmal für die Gefallenen der Weltkriege vorbei zum Portal, das sich soeben, es war elf Uhr dreißig am Sonntagmorgen, öffnete. Im selben Moment tauchte ein kräftiges Glockengeläut den Platz in ein frappierendes Innuendo und erstickte den ausklingenden Peter Frampton. Während Fredo auf dem Parkplatz vor dem Kirchengebäude in seinem Ferrari ausharrte und sich nervös noch einmal im Innenspiegel das glatte, schwarze Haar mit den dunkelroten Strähnchen zurechtstrich, strömten die ersten Kirchgänger aus dem Gottesdienst. Und – sie hatte versprochen, sich zu beeilen – da war auch schon sie: die Engelsgleiche, gehüllt in ein luftiges blau-weißes Sommerkleid, das braune Haar züchtig zu einem Zopf geflochten, der ihr einen halben Meter lang über den Rücken hing. Ihr Antlitz: strahlend. Sie sah ihn, löste sich von einem älteren Herrn, der beim Herausgehen ein Gespräch mit ihr begonnen hatte, lächelte, da sie seinen Wagen erblickt hatte, ihm entgegen. Er stieg aus, öffnete ihr die Beifahrertür, als sie noch zehn Meter entfernt auf den Treppenstufen war, und konnte sein klopfendes Herz nicht zur Ruhe bringen. »Du solltest lieber selbst mal in einen Gottesdienst kommen anstatt mir hinterher aufzulauern«, lachte sie. »Würde dir gut tun.«

      »Goldstück«, sagte er und ließ seine weißen Zähne blitzen, »du weißt doch, ich bin Moslem. Moslems gehören in Moschee, nicht in eure heiligen Kirchen.« Sie stand vor ihm, er nahm sie in den Arm. Seinem Kuss auf die Wange wich sie aus.

      »Aber in die Moschee gehst du ja auch nicht«, erwiderte sie, während sie auf dem Beifahrersitz Platz nahm und er die Tür zuwarf.

      »Ich und Gott, das ist besondere Beziehung. Hier!« Er klopfte sich auf die Brust. »Gott ist tief hier drin. Und du bist gleich nebenan, ungefähr« – er tastete sich mit den Fingern auf seiner Brust nach links – »hier!«

      »Trotzdem – was der Herr Pfarrer heute gepredigt hat, geht alle an. Das wäre für dich auch interessant gewesen. Es ging darum, dass es im Leben jedes Menschen Dämonen gibt, die ihn jagen. In der Bibel gibt es eine Geschichte, wo ein Mann von ganz vielen Dämonen, einer Legion von Dämonen, besessen ist und Jesus treibt sie aus und sie fahren in eine Herde von Säuen.«

      »Das ist ganz einfach zu verstehen, Goldstück«, sagte Fredo und fuhr so rasant an, dass ein paar Steine von dem sandigen Parkplatz von seinen Hinterreifen gegen die Mauer flogen, die den Rasen des Kirchgrundstücks einfasste. »Jesus wollte zeigen: Der Typ da, das war’ne ganz arme Sau war das!«

      »Wow, unser Laientheologe hat gesprochen! Aber irgendwo ist jeder Mensch eine arme Sau. Weil sein Dämon ihn drangsaliert und ohne dass er sich dagegen wehren kann, stürzt er ihn am Ende ins Unglück. Für die einen ist es, dass sie zu geldgierig sind ...«

      »Mein Vater...«

      »... ein anderer ist ständig hinter Frauen her und kann nie treu sein...«

      »Kenn’ ich! Das Problem hatte ich früher auch mal, aber seit ich dich kenne, Goldstück, ist Dämon verschwunden, spurlos!«

      »Oder jemand leidet an Depressionen, weil er mit irgendwas nicht fertig wird. Und das wird ihm am Ende zum Verhängnis und vielleicht nicht nur ihm ... Wusstest du, Fredo, dass der Teufel eigentlich ein Engel ist?«

      »Was? Teufel, der Sauhund will ein Engel sein?«

      »Der Teufel ist ein gefallener Engel.«

      »Wie das?«

      »Als er mit Gott konkurrieren wollte, hat Gott ihn fallen lassen.«

      »Du meinst, der Scheitan hat da oben bei Gott Scheiß gebaut und dann hat der ihn rausgeschmissen?

      »So ungefähr.«

      »Wow. Mit Gott ist nicht gut Kirschen essen.«

      »Und jetzt ist er ein böser Engel und geht hier auf Erden umher wie ein brüllender Löwe auf der Suche nach Leuten, die er verschlingen kann. Das heißt, er benutzt seine Macht und seine Dämonen-Legionen, um Menschen dazu zu bringen, dass sie werden wie er. In einer Zigeunerlegende sind es sogar zwölf Teufel, die aus dem Himmel auf die Erde geschleudert wurden, weil sie es gewagt hatten, Gott herauszufordern. Aber auf dem Weg zur Erde sind sie in den dürren Zweigen von Bäumen hängen geblieben und aus eigener Kraft können sie sich nicht mehr befreien. Sie müssen deshalb warten, bis eine Menschenseele vorbeikommt, die auf dem Weg zum Himmel ist. Und die müssen sie dann überreden, dass sie sie mit nach oben nimmt. Aber nachdem die Menschenseele ihnen geholfen und sie aus dem Baum befreit hat, hält der Teufel sie weiter fest und lässt sie nie wieder los. Er kann dann mit ihr machen, was er will. Und die Seele muss dem Teufel dienen bis in alle Ewigkeit.«

      »Harte Nummer.«

      »Ich glaube aber, das sind in Wahrheit keine Teufel, das sind Dämonen. In der Bibel ist jedenfalls nur von einem Teufel die Rede.«

      »Klar, das andere sind die Djinns. Aus der Wüste.«

      »Was ich eigentlich versuche zu sagen, Fredo, ist ... Manchmal kommst du mir auch so vor wie ...«

      »Wie ein Engel? Oder wie eine arme Seele? Bin ich, Goldstück, bin ich. Bin ganz arm dran, wenn du ein Mal nicht ...«

      »Wie ein Engel, der mit seinem Dämon kämpft«, würgte sie ihn ab. »Du kannst ein Engel sein, Fredo, das weiß ich. Aber ich glaube, es gibt da auch einen Dämon. Und ich weiß nicht, ob du ihn kennst. Aber wenn man ihn nicht kennt, ist das gefährlich, weil man ihn dann nicht besiegen kann.«

      »Das wird mir jetzt alles zu ernst hier.«

      »Ja, typisch! Bloß nicht über was Ernstes reden.«

      »Weißt du was, Goldstück?«, begann Fredo nach minutenlangem Schweigen neu. »Ich kenn' mein' Dämon. Das ist ganz klar, Baby: Du bist mein Dämon! Mein großes Problem ist, dass ich viel zu verliebt in dich bin und kaum noch einen Schritt ohne dich machen kann. Und wenn ich dich drei Stunden nicht gesehen habe, dann habe ich sie auch, diese... diese Depressionen, klar! Aber dann ist da noch anderer Dämon in mir, der knurrt immer – unheimlich manchmal, sag ich dir. Da! Hast du gehört?« Fredo wies mit der freien Hand dezent auf seinen Magen.

      »Ach, du nimmst mich nicht ernst, Fredo. Immer musst du alles ins Lächerliche ziehen.«

      »Nee, ganz im Ernst, Goldstück, da drin ist Dämon, der knurrt wie verrückt. Aber Fredo weiß, wie man mit solchen Biestern fertig wird. Dem werd’ ich’s zeigen! Einverstanden?«

      »Womit?«

      »Knurrenden Dämon austreiben. In der Pizzeria del Angelo. Müssen wir nicht mal bezahlen. Mein Alter liebt die Pizzas dort, deswegen hat er den Laden gekauft.«

      »Aber ich habe meinen Eltern versprochen, dass ich heute Mittag bei ihnen esse. Seit ich bei ihnen ausgezogen bin, sehen wir uns nur noch einmal die Woche.«

      »Luisa, du bist gute Christin, ja?«

      »Hm.« Luisa zog die Lippen

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