Der Killer kam aus Santa Fu. Didier Desmerveilles

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Der Killer kam aus Santa Fu - Didier Desmerveilles

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vor Liebe. Es sind Kräfte am Werk, die uns auseinander bringen wollen!«

      »Uns auseinander bringen«, wiederholte Fredo und machte eine Gesicht, als hätte man ihn gerade des vierfachen Mordes bezichtigt.

      »Ja. Ich komm' mir vor wie auf 'ner Eisscholle, die in der Mitte bricht, und ehe wir es merken, stehen wir auf zwei verschiedenen Inseln aus Eis, die das Meer auseinander treibt. Und warum? Weil du die ganze Zeit nur rufst: ›Kein Problem, Goldstück, sind bloß meine Gedanken, die schmelzen wie Butter in Sahelzone!‹«

      »Goldstück, was sind das für eisige Räsonnements!«, protestierte Fredo.

      »Du bist wie ... wie Scrat«, fuhr Luisa unbeirrt fort, »dieses Rattenhörnchen in Ice Age, das immer nur auf seine Eichel schaut, während die Welt um ihn herum in zwei Teile zerbricht.«

      »Jetzt hör mir mal gut zu, Goldstück: Niemand kann wahre Liebe trennen, o.k.? Kann jemand die Sterne vom Himmelszelt trennen oder Rhythm von Blues, Rock von Roll, Country von Western? Schollen, die das Meer auseinander treibt ... Weißt du, was das ist, Goldstück, weißt du, was das ist?« Sie wusste, dass er die Antwort gleich selbst geben würde, und schwieg. »Kleinmut ist das, Goldstück, Kleingläubigkeit!« Er nahm einen Schluck aus dem Weinglas neben seinem Teller. »Und dass du es nicht vergisst: Ich bin der Sohn von Erol Aksam. Du weißt, was der für einen Ruf hat. Und davon frei machen kann ich mich nur mit dir und deiner Liebe!«

      »Das ist genau der Punkt: Dein Vater macht mir Angst.«

      »Und ich habe nur vor einem Angst: dass du aufhörst mich zu lieben. Hörst du auf mich zu lieben, Goldstück, hörst du auf mich zu lieben?«

      »Fredo, du willst zu viel!«

      »Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Du liebst mich nicht und ich kann mich gleich vor ICE schmeißen. Oder du liebst mich wie ich dich und dann können die uns alle mal. Da kann Mount Everest oder K 9 zwischen uns stehen.«

      »K 2«, verbesserte Luisa mit einem Lächeln.

      »Was?«

      »Der zweithöchste Berg der Welt, falls du den meinst, heißt K 2, nicht K 9. K 9 ist der Schäferhund aus Mein Partner mit der kalten Schnauze

      »Ist mir doch scheißegal, kann K 4, K 27 oder auch K 3789 sein. Wenn meine Luisa mich liebt, ist der für mich nur ein Fußabtreter, den ich mal eben links liegen lasse, während ich unterwegs bin, um meiner Luisa in die Arme zu fliegen.« Er stand jetzt auf seiner Seite des Tisches vor ihr und breitete die Arme aus. Einige Gäste des del Angelo schauten interessiert zu ihnen herüber. Aber Fredo schien das eher noch mehr in Fahrt zu bringen als in irgendeiner Form zu irritieren. Er begab sich zu ihrem Platz, nahm erneut ihre Hand und zog sie von ihrem Stuhl. »Wenn meine Luisa mich liebt, da kann Schicksal mir noch so viele Stürme ins Gesicht blasen, sie werden mich am Ende doch zu dir wehen. Je schwieriger und aussichtsloser die Lage, umso herrlicher wird unsere Liebe sein.« Er nahm ihre andere Hand und legte sie auf seine Schulter, als wollte er sie zu einem Tanz überreden. Im Hintergrund lief Bello e impossibile von Gianna Nannini. »Musst du noch Angst haben vor irgendwelchen nachtaktiven Monstern, wenn ich da bin? Traust du mir nicht zu, dass ich auf dich aufpass'? Da können Drachen aus Jurassic Park ausbrechen, ich mach' die alle kalt. Ich schwör's dir, Goldstück: Die krümmen dir kein Haar! Aber du darfst nicht aufhören mich zu lieben, Baby, denn sonst werde ich kraftlos wie Luftballon, dem man die Luft abgelassen hat.« Langsam war sein Kopf dem ihren immer näher gekommen. Er umfasste mit beiden Armen ihre Taille und hauchte ihr ins Gesicht: »Aber lieben musst du mich, hörst du? Liebst du mich?« Es hatte zunächst so ausgesehen, als würde Luisa in die Zärtlichkeiten einwilligen, obwohl es ihr – Fredo wusste das – nicht behagte, sich in der Öffentlichkeit als weiblicher Teil eines Liebespaares anstarren zu lassen. Doch jetzt plötzlich stieß sie ihn mit einer Entschlossenheit zurück, die Fredo nicht erwartet hatte.

      »Fredo, du ... Fredo, du«, stammelte sie. Er blickte sie verstört an und hatte keine Ahnung, was sie ihm sagen wollte.

      »Was?«, rief er.

      »Du kannst einen zum Wahnsinn treiben! Du hast ja keine Ahnung, was das mit mir macht, wenn du so redest, wie die Welt sich anfängt zu drehen für mich. Aber sind das die guten Geister, Fredo?«

      »Was? Wovon redest du?«

      »Die Geister, die du rufst, sind das die guten Geister? Es ging uns gut, Fredo, wir hatten ein kleines Glück, aber du machst einen wild, du machst, dass ich nicht mehr weiß, wo mir der Kopf steht. Du glaubst, ich bin nicht von der Glut verschlungen wie du, verzehre mich nicht. Dabei bist du selbst der größte Brandstifter auf Gottes Erdboden!« Ihre Stimme stockte, sie blickte sich fahrig nach mehreren Seiten um, blickte in neugierige, auch einige beleidigte Gesichter und verließ fluchtartig, als sei ihr nun erst die peinliche Theatralik des ganzen Auftritts zu Bewusstsein gekommen, das Restaurant.

      »Goldstück?«, rief Fredo ihr nach. Und auch er nahm nun die vielen Blicke wahr, die die Szene verfolgt hatten. »Was glotzt ihr alle so?«, brüllte er. »Ist euch das zu viel Theater, ja? Wollt ihr lieber in Ruhe eure Scheiß-Pizzen essen, ja? Dann will ich euch mal sagen, wem der Scheißladen hier gehört und warum ich hier rumschreien und Szene machen kann, so viel ich will. Meinem Scheiß-Vater gehört nämlich der Scheiß-Laden hier, klar?«

       4

      Luisa hatte den Zug genommen. Sie hatte sich die Tränen aus dem Gesicht gewischt, konnte aber erahnen, dass sie trotzdem immer noch etwas verweint aussah. Ihre Mutter, die die Tür gehört hatte, trat in den Hausflur und umarmte sie. »Hallo, mein Kind! Findest du doch noch zu uns.«

      »Ja, hatte doch gesagt, ich komm' später, Mama.«

      »Wir haben noch Braten im Ofen. Kann ich dir aufwärmen.«

      Luisa schüttelte den Kopf. »Ich hab' doch mit Fredo gegessen, Mama.«

      »Lass dich anschauen, Kind. Hast du geweint? Na, komm erst mal rein in die gute Stube.«

      »Seid ihr bei dem schönen Wetter nicht draußen?«

      »Dem Papa ist's zu warm«, sagte Elisabeth. Sie setzten sich also zum Vater, der im Wohnzimmer vor dem Fernseher saß. Es lief ein Konzert der Berliner Philharmoniker. Berthold wandte sich aber sogleich seiner Tochter zu und sagte: »Ach, das ist schön, dass du noch kommst, mein Kind.«

      »Hallo Papi!«

      »Gab's Ärger? Du siehst ein bisschen so aus, als hättest du geweint. Komm mal her, mein Mädchen, komm zu Papa!« Berthold hatte seinen Arm auf die Sofalehne gelegt und mit der Hand bedeutete er ihr, sich zu ihr zu setzen. Luisa fühlte sich in der Gegenwart ihres dominanten Vaters auch heute noch wie zehn. Sie setzte sich, ließ ihren Kopf an seinen Oberarm sinken. Seine Hand sank zu den schmalen Trägern des Sommerkleides auf ihre rechte Schulter. Elisabeth nahm auf dem Sessel gegenüber Platz.

      »Ach, Papa. Ich finde keine Ruhe mehr«, seufzte Luisa. »Ich dachte immer, sich zu verlieben ist etwas Leichtes und Heiteres. War es ja auch. Aber jetzt ist Fredo ...«

      »Ich hatte ja eigentlich gehofft, diesen Namen hier im Hause gar nicht mehr zu hören«, fiel der Vater ihr streng ins Wort.

      »Ist Liebe immer so? So fordernd, so verschlingend, so maßlos? Ich würde ja auch gern mal wieder an was anderes denken, mich auf die letzte Abi-Prüfung vorbereiten. Aber jetzt bin ich gerade mal eine Stunde von ihm getrennt und ich möchte am liebsten schon wieder bei ihm sein.«

      »Ich

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