Raban und Röiven Die Figur der Hekate. Norbert Wibben

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Raban und Röiven Die Figur der Hekate - Norbert Wibben Raban und Röiven

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Führer, Gavin! Mit dir an der Spitze werden wir unsere Gegner besiegen und endlich die rechtmäßigen Herrscher sein.«

      Kalte, dunkle Augen richten sich auf den Sprecher der schmeichlerischen Worte. Sie fixieren dessen Blick. Der Angesprochene spricht langsam, aber mit scharfem Unterton:

      »Wenn du, Dustin, einen Vorschlag machen willst, wie wir das erreichen werden, höre ich mir diesen gerne an!«

      Sich an die Versammlung wendend, fordert er diese auf: »Alle, die nicht gewählt worden sind, bitte ich nun, ihre Zimmer aufzusuchen. Bis vor kurzem war Munegard noch ein Hotel. Ich habe die Zimmer unverändert gelassen, also könnt ihr sie auch nutzen. Ihr solltet euch nur einigen, wer von euch die Versorgung übernimmt. Personal habe ich keines hier. Aber die Vorratskammern sind noch gefüllt, die ich euch auf unserem Rundgang ja gezeigt habe.

      Wir werden jetzt zu viert die nächsten Schritte beraten und festlegen. Morgen früh kommen wir hier erneut zusammen und werden sie euch mitteilen. Bitte schließt die Tür hinter euch.«

      Die drei Männer und die Frau warten, bis sie allein sind.

      »Ich werde euch jetzt einen kleinen Vorgeschmack auf die Möglichkeiten des Zauberns geben. Wir wechseln an einen anderen Ort. Berührt meine Arme, dann werden wir mittels magischem Sprung nach Mynyddcaer wechseln. Morgana wird sich vermutlich dort aufhalten. Mit ihr zusammen werden wir unser Vorgehen abstimmen.«

      Oskar, der schon Erfahrung mit dieser Art zu reisen hat, steht sofort neben ihm. Seine linke Hand ruht bereits auf Gavins rechtem Arm, als die anderen beiden noch etwas zögern.

      »Keine Angst«, fordert er sie auf, »es passiert euch nichts. Ihr werdet vielmehr überrascht sein, wie einfach das geht.«

      Ungeduldig fügt Gavin hinzu: »Na, wird’s bald? Wer Großes erreichen will, darf nicht zögerlich vorgehen!« Er lächelt in sich hinein, als Dustin und Ylva tief Luft holen und den Atem anhalten, während sie seiner Aufforderung folgen.

      Der Zauberer spricht: »Portaro!«

      Der Raum ist verlassen. Die Kerzen brennen herunter und auch die Fackeln erlöschen nach und nach.

      Raban hilft seinem Großvater beim Einkaufen, was in dem Supermarkt nicht lange Zeit in Anspruch nimmt. Neugierig wird nach dem »jungen Mann« gefragt, der den älteren Mann heute begleitet. So drückt sich die Frau an der Kasse aus, während sie erwartungsvoll den Jungen anschaut. Auf derartige Fragen reagiert Raban einerseits hilflos, weil er nicht weiß, wie jemand so unverhohlen neugierig sein kann und ob er sich genervt einfach nach draußen verdrücken soll. Andererseits ist es ihm peinlich, als »Mann« bezeichnet zu werden, auch wenn das durch das Wort »jung« abgeschwächt wird. Kann er guten Gewissens beleidigt verschwinden, oder soll er sich geschmeichelt fühlen? Die Frau blickt ihn immer noch erwartungsvoll lächelnd an. Finnegan rettet ihn aus der Zwickmühle.

      »Das ist mein Enkel, der auf einen kurzen Besuch vorbeigekommen ist«, antwortet er ebenfalls lächelnd, mit einem kurzen Blick zu Raban. Ob er dessen Zwiespalt erkennt, zeigt er nicht. Er reicht der Frau das geforderte Geld. Raban nimmt die gekauften Nahrungsmittel und verstaut sie in seinem Rucksack, den er einseitig auf die Schulter nimmt.

      Als die Kassiererin das Wechselgeld zurückgibt und das bemerkt, stößt sie einen gespielten Überraschungsruf aus:

      »Das es so was heute noch gibt. Ihr Enkel ist aber gut erzogen und so hilfsbereit! Sie müssen ja nichts selber tragen.«

      Raban bemerkt, wie ihm die Röte ins Gesicht schießt. Die Frau war so laut, dass sie überall im Geschäft zu hören gewesen sein musste. Er nickt kurz und stürmt aus dem Geschäft. Finnegan grüßt zum Abschied und folgt ihm. Schnell hat er seinen Enkel eingeholt, der mit dunkler Miene auf ihn wartet. Dann lacht der ältere Mann prustend los.

      »Bist du auf der Flucht? Die Frau wollte doch nur nett sein. Obwohl sie eine Klatschbase ist und auf diese Art den Leuten Neuigkeiten aus der Nase zieht, die dann an andere weitergegeben werden, ist sie herzensgut. Wirklich.«

      »Ich kann das nicht leiden. Dieses gekünstelte Getue und dann spricht sie noch in einer Lautstärke, dass alle etwas davon mitbekommen.« Die dunklen Wolken bleiben aber nicht mehr lange in seinem Gesicht. Er stimmt schon bald in das ansteckende Lachen seines Opas ein.

      Auf dem Weg nach Hause, der im wärmenden Sonnenschein mit Bedacht langsam zurückgelegt wird, fragt Raban: »Opa, du kennst dich doch gut in der griechischen Mythologie aus, nicht wahr? Jedenfalls kanntest du das Haupt der Medusa und auch Perseus.«

      »Ja, das stimmt. Ob ich mich deshalb aber gut auskenne, weiß ich nicht. Was möchtest du denn wissen?« Gespannt dreht sich Finnegan zu seinem Enkel und bleibt stehen.

      »Wer oder was ist Hekate?«, platzt es aus Raban heraus.

      Der Großvater wartet, ob der Junge noch eine Erläuterung folgen lässt. Als das nicht so ist, antwortet er:

      »Das ist aber eine sehr allgemeine Frage. Grob gesagt ist Hekate in der griechischen Mythologie die Göttin der Magie, aber nicht nur das. Erzähle mir doch, warum du das wissen möchtest.«

      Raban holt kurz Luft.

      »Vielleicht ist dir gestern der Vogelkäfig aufgefallen, den ich bei mir habe?«

      »Das ist er. Ich wunderte mich, ob der für deinen Rabenfreund, also für Röiven sein soll, als ich die Figur darin bemerkte. Wir haben aber gestern beim Erzählen darüber kein Wort verloren, auch nicht über die beiden alten Bücher, die du ebenfalls mitbrachtest. Also, was ist damit?«

      Jetzt erläutert der Junge was er geträumt hat.

      »Meine bisherigen Erkenntnisse sind lediglich, dass die Figur Hekate darstellt. Das erklärt aber nicht, warum Morgana so triumphierend aussah, als sowohl die Flüssigkeit, als auch die Beschwörung eine Reaktion hervorgerufen haben.«

      »Dass Hekate die Göttin der Magie ist, bietet keinen Hinweis, warum eine dunkle Zauberin sich so freuen sollte. Es erklärt auch nicht, weshalb sie in einem grünen Licht verschwunden ist. Hm. Wir müssen wohl etwas tiefer graben. Ich habe ein recht gutes Buch über die griechische Mythologie, vielleicht finden wir darin einen Hinweis.«

      »Das ist gut«, stimmt ihm Raban begeistert zu. »Außerdem sollten wir in den beiden alten Büchern, die ich von Morganas Tisch mitgebracht habe, suchen. Da sie darin gelesen hat, sollte dort ein Hinweis zu finden sein. Falls wir aber danach immer noch keine Erklärung haben, reise ich in die Hauptstadt. Dort versuche ich, im Museum das Rätsel zu lösen.«

      »Hey, ich habe eine Idee. Ich möchte auch gerne wissen, was dahintersteckt. Nimmst du mich dann zum Museum mit?« Die Augen des alten Mannes leuchten, so sehr freut er sich auf den magischen Sprung.

      »Natürlich nehme ich dich mit. Ich weiß doch, dass du gerne auf magische Weise reist.« Der Junge grinst seinen Großvater an, der zurücklächelt. Mittlerweile haben sie das Haus wieder erreicht und verstauen ihre Einkäufe.

      Danach stürmt Finnegan in sein Wohnzimmer, um das Buch über die griechische Mythologie zu suchen. Raban bereitet noch schnell für jeden eine Tasse heiße Schokolade mit Zimt zu und folgt ihm. Sein Opa

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